Eis – Stillstand und Heimkehr

“Black Metal mit Tiefgang“

Artist: Eis

Herkunft: Deutschland

Album: Stillstand und Heimkehr

Spiellänge: 21:42 Minuten

Genre: Black Metal

Release: 23.02.2018

Label: Prophecy Productions

Link: https://www.facebook.com/eis.official/

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Alboin
Gitarre – Abarus
Gitarre – Dante
Schlagzeug – Torrent

Tracklist:

  1. An den schwarz besandeten Gestaden
  2. Stillstand und Heimkehr

 

So kann es gehen: Am 24.02. war ich privat auf einer Show, bei der hauptsächlich Bands auftraten, die sich den verschiedenen Spielarten des Black Metal widmen. Headliner des Abends waren Eis, von denen ich vorher noch nie auch nur einen Ton gehört hatte. Aber die vier Männer, die da auf der durchgängig in blaues Licht getauchten Bühne ihre Show ablieferten, hatten dann – nach einer zugegebenermaßen etwas längeren Zeit – doch meine volle Aufmerksamkeit. Am 24.02. fand also die Releaseshow in Oberhausen statt, einen Tag vorher wurde das neue Werk Stillstand und Heimkehr über Prophecy Productions veröffentlicht. Mittlerweile habe ich mich auf spotify auch mal durch einige der anderen Alben gehört, und als ich die neue Scheibe dann in unserem Reviewpool fand, habe ich natürlich sofort zugegriffen! 🙂

Jetzt ist es natürlich etwas anderes, eine Band live zu erleben, insbesondere bei Black Metal-Bands macht ja auch das ganze Drumherum auf der Bühne sehr viel aus, oder halt „nur“ zu Hause zu sitzen, die Alben zu hören und versuchen, darüber etwas zu schreiben. Vor allem, wenn man die Band vorher gar nicht kannte, aber weiß, dass sie mit ihren Songs immer eine Botschaft vermitteln wollen und dann ihre Muttersprache aber mal richtig gut beherrschen, können einem da schon mal die Worte ausgehen.

Die Texte habe ich leider nirgends gefunden, und auch nach mehrfachem Hören habe ich noch einige Lücken, aber der Track An den schwarz besandeten Gestaden ist, rein musikalisch betrachtet, schon mal eine wahre Achterbahnfahrt. Zunächst einmal steht der Hörer an einem Strand, lauscht den heranrollenden Wellen und kann sich, von einem Piano begleitet, seinen Gedanken hingeben. Diese werden dann aber nach kurzer Zeit jäh unterbrochen von schwarzmetallischer Raserei und dem Gesang von Alboin, der sein Innerstes nach außen kehrt und sich seine tiefe Traurigkeit und Verzweiflung aus dem Leib schreit. Den ruhigen instrumentalen Zwischenpart könnte man dann als einen der vielen Zusammenbrüche werten, die es in diesen Phasen der Traurigkeit immer wieder gibt, und aus denen man sich dann irgendwie wieder rausziehen muss. So geht es dann auch über in einen stoisch vor sich hin marschierenden Rhythmus, aber das nächste „mit allem und mit sich selbst Hadern“ lässt nicht lange auf sich warten, bevor der Track sehr ruhig nur mit Klavier endet, bahnt sich noch einmal die Raserei ihren Weg.

Auch mit Stillstand und Heimkehr schicken Eis den Hörer, wenn er sich denn drauf einlässt, in ein wahres Gefühlschaos. Das drückt allein der Titel schon aus, denn wenn Stillstand herrscht, kann es keine Heimkehr geben. Dafür muss man sich auf den Weg machen, um den Ort zu finden, den man als sein Heim bezeichnen kann. Aber manchmal möchte man auch genau dort bleiben, oder zumindest eine Zeitlang verweilen, wo man gerade ist. Diese Unentschlossenheit, ob man bleiben oder weitergehen soll, und auch die Ungewissheit, ob man jemals ein Ziel erreicht, ist selten leicht zu ertragen. Und gerade in diesen Phasen können viele dann auch Niemanden um sich herum ertragen, was Alboin in der abschließenden Textzeile „Ich möchte wandern weit über das Nebelmeer, fort von den Menschen, Stillstand und Heimkehr“ nicht besser hätte beschreiben können. Genau, wie der Song textlich auf genau diese Sätze hinausläuft, bahnt sich auch die Musik ihren Weg durch die immer heftiger miteinander ringenden gegensätzlichen Gefühle, die schließlich übermächtig werden und einen still zurücklassen.

Wie schon eingangs geschrieben, habe ich mich auch durch die anderen Werke von Eis gehört. Insbesondere das letzte Album Bannstein, das tatsächlich schon wieder drei Jahre alt ist, hat mich dabei ziemlich schnell so gefesselt, dass ich dann doch die Kopfhörer aufsetzen und den Lautstärkeregler nach oben „korrigieren“ musste. Klang Bannstein streckenweise sehr episch, fast wie Breitwandkino, ist man hier bei der Produktion wieder einen anderen Weg gegangen und nähert sich ein wenig dem Klang des Albums Wetterkreuz aus 2012 an. Aber wie Eis es auch machen, es ist gut.

Hier gibt es die Videos zu beiden Songs:

An den schwarz besandeten Gestaden

Stillstand und Heimkehr

Fazit: Ich habe ja zugegebenermaßen nach der ersten halben Stunde der Show von Eis zu einem Bekannten gesagt, dass das doch arg anstrengend wäre. Aber noch während ich den Saal verließ, wusste ich schon, dass es mich draußen nicht lange halten würde. Und schon während ich am nächsten Tag die Fotos bearbeitete, die ich an dem Abend geschossen hatte, liefen nebenbei die älteren Songs von Eis. Ich verstehe zwar immer noch nicht alles, was Alboin mit seinen Texten sagen will, aber jeder Mensch hat ja so sein ganz persönliches "Nebelmeer". Die treuen Fans sind begeistert, und auch Black Metal-Fans, die Eis noch nicht kennen, dürfen zugreifen.

Anspieltipps: beide Songs 🙂
Heike L.
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