Engulf – The Dying Planet Weeps

Technisches, brutales und progressives Ein-Mann-Unternehmen

Artist: Engulf

Herkunft: USA

Album: The Dying Planet Weeps

Spiellänge: 36:02 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 12.01.2024

Label: Everlasting Spew Records

Link: https://engulfdm.bandcamp.com/album/subsumed-atrocities

Bandmitglieder:

Gesang und alle Instrumente – Hal Microutsicos

Tracklist:

1. Withered Suns Collapse
2. Bellows From The Aether
3. The Nefarious Hive
4. Ominous Grandeur
5. Lunar Scourge
6. Plagued Oblivion
7. Earthbore
8. The Dying Planet Weeps

Hal Microutsico, Gitarrist von Blasphemous seit 2016, hat nebenbei noch ein Soloprojekt namens Engulf am Laufen. In den Jahren 2017 bis 2019 veröffentlichte er drei EPs. Nun hat er sich ein wenig Zeit gelassen, dafür verzichtete er auf eine weitere EP und haut ein vollständiges Album heraus.

Bei Withered Suns Collapse wiegt man den Zuhörer erst einmal in Sicherheit. Eine Gitarre spielt chillig und langsam vor, ein gewisses atmosphärisches Umfeld wird geschaffen und alles ist easy-peasy, bis man dann nach 70 Sekunden sofort in einen Ballerpart wechselt. Die Growls starten gleichzeitig. Man wechselt in technische Gefilde und groovt ein wenig. Der Gesang wechselt zwischen screamigen Momenten und tiefen Growls hin und her. Technische und progressive Klänge werden verarbeitet und das bringt man absolut auf den Punkt. Gitarrenquietscher und kleine atmosphärische Zwischenspiele dürfen auch nicht fehlen. Das Gute ist, man klingt dabei irgendwie nicht komplett abgedreht oder in einer anderen Welt, sondern nimmt den Metalhead mit auf die Reise. Dieser lange, groovige und sphärische Part, der dann in einen noch langsameren Immolation-Part übergeht, hat absolut etwas für sich. Die Doubelbass arbeitet und arbeitet und erzeugt jede Menge Druck und man wird völlig mitgenommen. Dann ist das Teil nach fast sechs Minuten auch schon zu Ende und man möchte, um alles zu verstehen, erst einmal die Repeattaste drücken, aber dafür hat man natürlich keine Zeit, denn man möchte ja auch den Rest des Universums ergründen.

Die Reise dorthin wird mit dem Song Bellows From The Aether fortgesetzt und gleich zu Beginn verschafft man dem Passagier einen ordentlichen Faustschlag in die Magengrube. Sehr druckvoll und schleppend. Die gute Produktion unterstützt dieses Vorhaben immens. Diese rhythmische Verschleierungstaktik mit vertracktem Gitarrenspiel erinnert schon ein wenig an Morbid Angel. Klingt absolut aggressiv, weil man kleine Geschwindigkeitsattacken mit einbaut. Ansonsten zieht man sich technisch anspruchsvoll vernichtend aus der Affäre, geht irgendwann komplett vom Tempo herunter, baut nach einem Break einen langsamen und abgehackten Part ein und zieht diesen bis zum Ende durch.

Als Fan von eher klaren Strukturen habe ich natürlich mit technischen und progressiven Passagen so meine Probleme, wie z.B. beim Beginn von The Nefarious Hive. Mastermind Hal schafft es jedoch immer wieder, trotz dieser vertrackten Momente klare Strukturen zu definieren und echt geile Parts einzubauen, wie in diesem Falle der geile Midtempo-Groove. Da geht der Kopf rauf und runter und danach folgt eben wieder so ein verspielter Part, der aber Hand und Fuß und einen Nachvollziehbarkeitsfaktor hat. Auch hier klingt er ein wenig nach Morbid Angel.

Der cleane, verträumte und schon fast jazzige Anfang von Ominous Grandeur ist absolut geil und auch diesen Song baut er dann wieder verspielt auf. Hier läuft nicht viel nach Schema F, aber er verliert den Hörer nicht und verrennt sich in irgendwelche wilden Gitarrenexperimente. Trotz der langsamen Grundeinstellung des Songs klingt alles sehr aggressiv, muss ich sagen, und kann mich durchaus begeistern. Zieht einen irgendwie ein wenig runter und man findet das gar nicht mal so schlimm. Einige Blastbeat-Ausbrüche hätte ich mir aber schon gewünscht, aber dieser im Midtempo vorgetragene Doublebass-Part ist wirklich klasse und gesanglich erinnert er ein wenig an Martin van Drunen. Schockt! Dann nimmt er das Tempo wieder ganz heraus, wildert in ganz langsamen Gewässern herum und growlt ordentlich dazu. Hier bleibt irgendwie nichts dem Zufall überlassen.

Ich mag es unheimlich, wenn der Blastbeat auch mitspielen darf. Nur ist natürlich auch langweilig und wen wundert es, dass mir der Song Lunar Scourge da absolut gut gefällt, denn hier hat er meines Erachtens eine geile Mischung aus allem gefunden. Das Riffing ist teilweise sogar melodisch und durch die Tempoveränderungen klingt das Ganze unheimlich böse. Der screamige Gesang dazu und das technische Gitarrenspiel, welches absolut anspruchsvoll, aber nicht übertrieben ist, erledigen dann den Rest. Yeah, feiner Song.

Mit einem reinen Instrumentalstück beendet man dieses Album. Finde ich ein wenig suspekt, aber warum auch nicht?

Gelungenes Album, welches mir an einigen Stellen zu verspielt ist, aber das ist natürlich eine subjektive Ansicht.

Engulf – The Dying Planet Weeps
Fazit
Mastermind Hal macht auf seinem Debütalbum sehr vieles richtig und dürfte Freunden des technischen Death Metals absolut gefallen, auch wenn es hier und da noch so einiges an Baustellen gibt, besonders beim Songwriting, wie ich finde. Das ist aber auch schon -Jammern auf hohem Niveau, denn gerade diese schleppenden Morbid Angel Passagen sind hervorragend und die Tempovariationen sind sehr gelungen. Wer auf technischen, an einigen Stellen progressiven und auch brutalen Death Metal steht, der sollte sich dieses Teil unbedingt reinziehen.

Anspieltipps: Bellows From The Aether und Lunar Scourge
Michael E.
7.5
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