Evergrey – Escape Of The Phoenix

Der Soundtrack im Kampf gegen die Pandemie und gegen den Winterblues

Artist: Evergrey

Herkunft: Göteborg, Schweden

Album: Escape Of The Phoenix

Spiellänge: 58:40 Minuten

Genre: Progressive Metal, Dark Metal

Release: 26.02.2021

Label: AFM Records

Link: https://www.facebook.com/Evergrey

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Tom Englund
Gitarre – Henrik Danhage
Bassgitarre – Johan Niemann
Keyboard – Rikard Zander
Schlagzeug – Jonas Ekdahl

Tracklist:

  1. Forever Outsider
  2. Where August Mourn
  3. Stories
  4. A Dandelion Cipher
  5. The Beholder (feat. James LaBrie)
  6. In The Absence Of Sun
  7. Eternal Nocturnal
  8. Escape Of The Phoenix
  9. You From You
  10. Leaden Saints
  11. Run

Auch wenn es eine gefühlte Ewigkeit her ist, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich Evergrey entdeckt habe. Es war das Jahr 2008 und ich saß, wie jede Woche, vor der Glotze, um mir beim österreichischen Sender gotv die leider Ende 2019 eingestellte Sendung Hardplay zu geben. Die ersten Bands der Sendung liefen irgendwie vorbei, ohne mich so recht begeistern zu können. Aber dann kam das Video zu Broken Wings, und spätestens als der Gesang von Tom einsetzte, saß ich gebannt vor dem Bildschirm und die fünf Männer hatten meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Derer dürfen sie sich nach wie vor sicher sein, und nach den großartigen Alben, die sie seit 1998 schon veröffentlicht haben, habe ich mich natürlich sehr gefreut, als die Ankündigung eines neuen Albums in meinem Newsfeed auftauchte. Es ist das zwölfte in der Diskografie von Evergrey, und in knapp 60 Minuten buhlen elf Songs um die Aufmerksamkeit des Hörers. Am 26.02. soll Escape Of The Phoenix über AFM Records das Licht der Welt erblicken.

Drei Videos wurden bislang zu Escape Of The Phoenix veröffentlicht und zum ersten Song des Albums, Forever Outsider, gab’s auch Video Nummer eins. Und mit was für einem Uptempo-Kracher eröffnen Evergrey dieses Album! Das haben sie in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal gemacht, zum Beispiel auf Recreation Day oder auf Glorious Collision. So zeigen sie also auch auf Escape Of The Phoenix, dass sie es natürlich nicht verlernt haben und ihren Stil zwar immer weiterentwickeln und verfeinern, aber definitiv nicht ändern. Das mögen einige ihnen vorwerfen, ihre Fans und ich danken es ihnen aber.

Egal, ob Uptempo, Ballade oder Midtempo, wie das folgende Where August Mourn, das mich im Pre-Chorus ein wenig an Nothing Is Erased erinnert, jeder Song zeigt eine perfekte Ausgewogenheit der Instrumente. Sei es die so markant klingende Gitarre von Tom, die auf diesem Album auch gern mal tiefer gestimmt sein darf, oder sein kongenialer Partner Henrik, der natürlich auch auf diesem Album wieder mit großartigen Soli glänzen darf. Rikards Keyboard ist niemals zu dick aufgetragen, selbst wenn er, wie in diesem Track, mal eine Bridge für sich allein hat oder in den langsameren Songs – um nicht zu sagen, Balladen – wie Stories oder In The Absence Of Sun den intensiven Gesang von Tom begleitet. Und nicht nur in Songs wie Eternal Nocturnal oder dem Titeltrack dürfen Jonas und Johan beweisen, dass sie mehr sind als die so oft zitierte „Rhythmusfraktion“.

Auf Escape Of The Phoenix haben sich Evergrey auch Verstärkung von außen geholt. Im Downtempo-Song The Beholder, der mit einem tollen Keyboard-Intro aufwartet, singen Tom und James LaBrie im Duett, als ob es noch nie anders gewesen wäre. Einer der vielen Gänsehautmomente, die Evergrey aber in jedem Tempo liefern können. Und tempomäßig waren sie ja schon immer sehr breit aufgestellt. Seien es die Tempowechsel innerhalb der Songs oder die Tempi aller Songs. Da sind zum einen die Headbanger, wie Forever Outsider, A Dandelion Cipher, Eternal Nocturnal oder Leaden Saints. Dazwischen reihen sich die Downtempo-Songs, wie Stories (der längste Song des Albums), The Beholder oder In The Absence Of Sun ein. Letztgenannter ist der zweitlängste des Albums und steigert sich quasi im Minutentakt. Nach dem ruhigen Intro nur mit Klavier und Gesang wartet er sogar mal mit großem Chor auf, bevor die restlichen Instrumente dazustoßen und auf den ersten Höhepunkt zusteuern. Und die Antwort auf die Frage „Sun, where’s the sun?“ hätte ich gern, aber so müssen wir nicht nur durch diese Pandemie, sondern auch durch die dunkle Jahreszeit kommen. Evergrey liefern dazu genau den richtigen Soundtrack.

Evergrey – Escape Of The Phoenix
Fazit
Puh, ein Review für ein Album der eigenen Lieblingsband zu schreiben, ist tatsächlich nicht so einfach, auch wenn Evergrey es mir im Grunde ja wieder leicht machen. Sie liefern nämlich erneut das ab, was ich erhofft und nach den vorab veröffentlichten Videos irgendwie erwartet hatte. Nach wie vor liebe ich insbesondere die schnelleren Tracks, aber auch mit den langsameren Songs können sie mich immer wieder kriegen (siehe auch mein Anspieltipp You From You). Selbst wenn meine Progressive Metal-Playlist mittlerweile irgendwas um die 500 Songs umfasst, einen Song von Evergrey erkenne ich sofort, während ich bei anderen Songs ab und zu doch mal nachschauen muss, wer da gerade spielt. Es mag sicherlich Metalheads geben, die Evergrey die Beibehaltung ihres eigenen Sounds vorwerfen, aber genau dafür liebe ich sie.

Anspieltipps: Forever Outsider, Eternal Nocturnal, You From You und Leaden Saints
Heike L.
9.5
Leser Bewertung7 Bewertungen
9.2
9.5
Punkte