FISH in der Hamburger Fabrik am 11.10.2018

“Hamburg feiert FISH!”

Eventname: Weltschmerz/Clutching At Straws, 2018 Tour

Headliner: FISH

Vorband: Doris Brendel And Band

Ort: Fabrik, Hamburg

Datum: 11.10.2018

Kosten: 42 € AK, 38,50 € VVK

Genre: Prog Rock, Singer/Songwriter, Alternative/Indie, Rock

Besucher: 350

Veranstalter: Kultur- und Kommunikationszentrum Fabrik

Links: https://fishmusic.scot/
http://www.dorisbrendel.com/
http://www.fabrik.de

Setlist:

  1. Slàinte Mhath*
  2. Man With A Stick
  3. Hotel Hobbies*
  4. Warm Wet Circles*
  5. That Time Of The Night*
  6. Little Man What Now
  7. Torch Song*
  8. White Russian*
  9. Just For A Record*
  10. C Song
  11. Going Under*
  12. Sugar Mice*
  13. Waverly Steps
  14. The Lat Straw/Happy Ending*

Encore:

  1. Tux On*
  2. Incommunicado*

* Marillion Song

Heute zieht es uns zu FISH in die Hamburger Fabrik. Das als Kultur- und Kommunikationszentrum genutzte alte Gebäude bietet einen schönen Rahmen für das erste Deutschlandkonzert dieser Tour. Um 19:00 Uhr ist Einlass und nach einer erfolgreichen Parkplatzsuche kommen wir ca. 20 nach sieben in die Halle. Hier ist es zunächst nur mäßig voll und so schauen wir uns in Ruhe um. Die Location bietet einige erhöhte und bereits belegte Sitzplätze an. Im ersten Stock gibt es eine Galerie, die bereits belegt ist. Die Bühne selbst ist etwa kniehoch, je nach Länge des Betrachters, und davor tummeln sich bereits diverse Menschen, die natürlich einen direkten Blick auf die Künstler haben wollen. Einen Fotograben gibt es nicht, und so bleibt nur die zweite Reihe, von der aus Bilder geschossen werden dürfen. Wie immer nur drei Songs lang, was aber scheinbar nur bei wenigen Fotografen ernst genommen wird. Aber da es keine Kontrolle gibt, schert das fast keinen. Nach dem Zuführen eines Grundnahrungsmittels, beginnt, obwohl nicht angekündigt, die Vorband Doris Brendel. Benannt nach der Frontfrau wird hier eine Mischung aus Alternative Musik mit rockigen Elementen angeboten. Für mich ist es Prog, wenn auch nicht so ganz rockig. Die vier männlichen Mitmusiker und Doris sind in Fantasy/Piraten/Steam-Punk Look gekleidet und scheinbar alle verbindet eine endzeitmäßige runde Mad Max Style Sonnenbrille. Pünktlich um 20:00 Uhr beginnen Doris und ihre Band mit Losing It. Auffällig ist die sehr starke Gitarre, die allerdings bei diesem Stück eher nervig eingesetzt wird. Das Spiel ist nicht flüssig, aber das scheint bei diesem Track so gewollt zu sein. Allerdings kann er auch anders, wie ein Solo beweist. Die rothaarige Frontfrau singt sich durch ihren Song, kann aber im ersten Moment noch nicht überzeugen.

Beim zweiten Stück wird es harmonischer. Doris Brendel greift auch schon mal zur Tin Whistle, einer Blechflöte, die hauptsächlich in der irischen Folkmusik zum Einsatz kommt. So steuert sie über dieses Instrument die folkloristischen Akzente. Latest Fantasy und Slap Me And You folgen. Bei Letzterem zieht sich Doris Handschuhe an und in deren Handinnenflächen sind grün leuchtende Strahler, die je nach Bewegung über die Wände tanzen. Zwischenzeitlich lässt Lee Dunham an der Gitarre die Sau raus und man bekommt das Gefühl, er würde gern mehr liefern, ist aber durch die Songs gebremst. So leichte Rockerattituden sind da. Keyboarder Pete Davies und Tim Desmond an den Drums ergänzen die Band. Bassist Lincoln Spalding als Youngster wird auch schon mal auf die Schippe genommen, als Doris dem Publikum auf Deutsch sagt, wenn er das nächste Lied ankündigt, sollen alle laut gegenan gehen. Da er nichts versteht, war er doch sehr erstaunt. Nach einer halben Stunde wird die Band vorgestellt und die letzten beiden Songs angesagt. Trotz ihrer beeindruckenden Vorgeschichte, unter andrem hat sie mit Alvin Lee, Gary Moore, Sam Brown und Marillion zusammengearbeitet, kann der vorletzte Song eine gewisse Langeweile nicht verhindern. Erst der letzte Track sorgt nochmals für Stimmung, als die beiden Gitarrenträger auf zwei Stand Tom Toms trommeln. Nach einer Dreiviertelstunde ist dann endgültig Schluss.

Der Umbau geht rasch vonstatten und um 21:20 Uhr betritt die Begleitband von FISH die Bühne. Der Platz davor ist dicht gefüllt und nicht wenige versuchen sich noch nach vorn zu drängeln. Dass es dabei unweigerlich zu Stress kommt, ist vorprogrammiert. Dabei ist das Publikum im Schnitt schon weit über 40 und man sollte meinen, da werden sie ruhiger. Mitnichten. Dann doch lieber ein Metal Konzert, da sind sie friedlicher….

FISH betritt als Letzter die Bühne und wird gleich stürmisch begrüßt. Sein dunkles Hemd mit gräulichen Rosen bedeckt, scheint etwas kurz und so gibt es schon mal einen kleinen Blick auf das Bäuchlein. Ansonsten legt er gleich mit Slàinte Mhath los. Bezeichnend, This Is the Story So Far. Das wird er gedacht haben, als er danach bei Marillion als Frontmann aufhören musste. Der Sound ist gut, und der sechzigjährige charismatische Frontmann zeigt sich zunächst gut bei Stimme, wenn auch nicht mehr so kräftig wie früher. Begleitet wird er von Gitarrist Robin Boult, Bassist Steve Vantsis, Drummer Gavin Griffiths, Keyboarder Tony Turell und im Background steht Doris Brendel am Mikro und auch die Tin Whistle kommt zum Einsatz. Nächster Song ist Man With A Stick, welches auch auf der gerade erschienenen EP A Parley With Angels zu finden ist. Song Numero drei ist dann der zweite Titel von Clutching At Straws, das ja in ganzer Länge gespielte wird. Die Reihenfolge passt nicht ganz, aber alle Songs sind vertreten. Aufgelockert wird die Setlist durch Stücke des im kommenden Jahr erscheinenden neuen Albums Weltschmerz. An dieser Stelle wird auch von ihm und seinen Mitstreitern der Brexit Kurs abgelehnt. Aber es soll nicht politisiert, sondern Musik gemacht werden. Nach dem dritten Song wird erst einmal mit dem Publikum kommuniziert. Das macht er in charmanter Weise und wird auch nicht müde seine deutschen Kenntnisse anzuwenden. Das sorgt an der einen oder anderen Stelle für Heiterkeit.

Auf der Bühne steht ein ebenfalls ein Barhocker, auf dem der Sänger Derek William Dick, Alias FISH, Platz nimmt, um seine müden Knochen zu schonen. Die Knie, die Schulter und was alles so weh tun kann, wird erläutert. Immerhin hatte er erst letztes Jahr eine langwierige Operation, von der er sich aber gut erholt hat. Warm Wet Circles, gesanglich durch das Publikum unterstützt, und That Time Of The Night, mit alten Marillion Bildern auf der großen Leinwand untermalt, setzen das Clutching At Straws Werk fort. Danach ein neuer Titel der Weltschmerz Platte, welches sehr ruhig und dadurch ausgesprochen gut ist. Little ManWhat Now entstand durch die Inspiration des Hans Fallada Buches Kleiner Mann Was Nun. Das weckt Interesse und mit Spannung darf auf die wohl letzte Platte von FISH gewartet werden. Er will sich dann, so die bisherige Planung, nach einer letzten Tour aus dem Business verabschieden.

Die nächsten zwei Songs sind dann wieder von der Straw CD. Dabei hat FISH sein Publikum fest im Griff. Manchmal reicht ein Schnippen und die willige Masse klatscht. Oder kurz die Hände hoch und alle folgen brav. Dieses Spiel setzt sich das gesamte Set durch und alle folgen ihm ohne zu Murren. Die Fabrik ist bis in die letzte Ecke am wippen, schunkeln oder auch mal rhythmisch kopfnickend dabei. Wir verziehen uns aus der zweiten Reihe weiter nach hinten und lassen die Musik wirken. Auf der Bühne passiert ja nicht allzu viel, außer, dass passend zu den Songs die Leinwand wechselt. Ab und an gibt es ein klasse Solo von Robin Boult, der dafür Szenenapplaus einheimst. Mit Bassist Steve Vantsis werden die Arbeiten an der Weltschmerz CD besprochen und die Herausforderungen der Anzahl der Lieder diskutiert. Da es eine Doppel CD wird, ist viel Material zusammengekommen. Gerade bei den neuen Stücken merkt man FISH an, dass er zu seinen neuen Songs steht und er freut sich bereits auf das Release, welches ja nun schon öfters verschoben werden musste.

Daraus sind dann auch noch die beiden Stücke C Song und Waverly Steps. Dazwischen gibt es noch eine Premiere. Down Under wurde zu Marillion Zeiten nie live gespielt. Hier darf es nun nicht fehlen. Und mit Sugar Mice ist dann fast das letzte Stück der Straws Platte abgearbeitet. Mit dem umjubelten The Last Straw verabschiedet sich die Band, um nach kurzer Pause und vielen lauten Zugaberufen zu zwei weiteren Songs zu erscheinen. Da jeder Fan das letzte Marillion Album mit FISH als Sänger kennt, weiß man, dass noch Incommunicado fehlt.  Davor kommt aber noch Tux On, welches ebenfalls als Premiere gilt, denn dieser Track war als B-Seite von Sugar Mice nie im Liverepertoire. Alle Zuschauer singen und klatschen und es wird noch mal ordentlich gefeiert. Nach einer ordentlichen Verabschiedung sind die Musiker verschwunden und um 22:40 Uhr geht das Licht an. Einzig die Vorband ist dann noch am Merch Stand zu finden.

Fazit: Gut aufgelegter FISH, der auf einen hohen Zuspruch aufbauen kann. Textsichere Jünger und viel Nostalgie bieten Platz für eine gelungene Show. Dabei ist ganz klar der Frontmann die hauptsächliche Person, die allein schon durch ihre Bühnenpräsenz stark beeinflusst. Viel altes Material und ein paar Häppchen Neues sorgen für ein gutes Gefühl an diesem Abend.

Für die guten Bilder, bei dem mäßigen Licht, hat mal wieder Norbert C. gesorgt.