Hell Boulevard – Not Sorry

Hell Boulevard muss es nicht leidtun, ihre neue Platte dürfte nicht nur bei der dunklen Fraktion punkten

Artist: Hell Boulevard

Herkunft: Zürich, Schweiz

Album: Not Sorry

Spiellänge: 54:22 Minuten

Genre: Goth‘n‘Roll, Dark Rock, Gothic Rock

Release: 18.09.2020

Label: NoCut Entertainment

Links: https://www.facebook.com/hellboulevard
https://nocut.de/

Bandmitglieder:

Gesang – vDiva (Matteo Fabbiani)
Gitarre – Von Marengo
Bass – Raul Sanchez
Drums – A.Ve (Avanish Moser)

Tracklist:

  1. I Should Be Dead By Now
  2. Not Sorry
  3. Speak Of The Devil
  4. Ropes And Candies
  5. Death To The Future
  6. Where Is Your God Now
  7. You Had Me At Fuck Off
  8. Queen Paranoia
  9. Hate Me
  10. Like Romeo And Juliet
  11. Lilies And Roses
  12. To Hell And Beyond

Auch die Schweizer Band Hell Boulevard hat ein neues Album auf den Markt geschmissen. Mit Not Sorry ist bei NoCut Entertainment das mittlerweile dritte Album der Eidgenossen erschienen und beschert uns 12 Songs. Nach dem viel beachtetem ersten Album Inferno von 2016 (Review hier), standen Touren mit Darkhaus und Unzucht auf dem Plan. Dabei konnten neue Freunde gewonnen werden und auch gemeinsame Projekte mit Lord Of The Lost, Erdling und Eisbrecher verhalfen der Band zu einem immer größeren Bekanntheitsgrad. So war es auch nicht verwunderlich, dass das zweite Album In Black We Trust unter den Argusaugen von Chris „The Lord“ Harms entstand. Was nun das dritte Album zuwege bringt, da versuchen wir Licht ins Dunkle zu bringen.

Bereits der Beginn von I Should Be Dead zeigt die verwischenden Grenzen der Genres. Industrial Sound trifft auf Gothic Sänger, der sich aber durch die elektronischen Klänge behaupten kann. Im Verlaufe des Songs wird es melodischer und dabei entwickelt sich ein eingängiger Opener. Auch der Einsatz eines Pianos in der Mitte lässt den Track dann wieder etwas in die Gothic Gefilde zurückkehren. Schön gemacht. Mit dem Titeltrack Not Sorry geht es weiter. Jetzt kommt die Richtung tanzbarer Gothic Rock mit eingängiger Melodie. Auch hier ist die Nähe zum Industrial Rock nicht zu leugnen. Aber trotzdem ein gefälliger Song, der auch inhaltlich an Thanks For Nothing vom letzten Album anknüpft. Bei Track Nummer drei Speak Of The Devil, werden Klangwände hochgezogen, die sich in einem Film gut machen würden. Der deutliche Einsatz von Synthis (Gared vielleicht?) gibt dem Song einen durch und durch voluminösen Touch. Durch den Gesang und den schnellen Rhythmus wirkt der Track rasant. Danach wird es ruhiger. Eine Ballade unterbricht die bisher zügigen Songs. Ropes And Candles, teilweise im Duett von Matteo und einer weiblichen Stimme gesungen, entpuppt sich nach anfänglichem Achtzigerjahre Pop zu einer waschechten, feuerzeugschwenkbaren schönen Ballade, bei der Matteo zeigt, dass er auch gefühlvolle Nummern kann. Immer wieder frage ich mich, wie sie das live umsetzen. So viel Samples nehmen einer Band die Spontanität und Improvisation auf der Bühne.

In Verlaufe kommen weitere tanzbare Songs, wie die zweite Single Auskopplung Death Of The Future, in Zusammenarbeit mit Faderhead, oder Queen Paranoia zum Zuge. Die wirken einfach und dürften in der Clubszene gut abgehen, wenn es dann wieder eine gibt. Die Machart ist ähnlich wie bei Not Sorry und funktioniert einfach. Das können sie gut. Where Is Your God Now ist eine theatralische Nummer, die sich aus den Lautsprechern wälzt. Mächtiges Glockengeläut und viel Chorus und dazu ein Synthi Teppich, der einen fast erdrückt, sich aber auch irgendwie gut anhört. Zwei weitere Balladen sorgen in der zweiten Hälfte für Entschleunigung, wobei You Had Me The Fuck Off voll in die Dark Rock Schiene passt. Stimmlich werde ich an einigen Stellen an Chris Harms erinnert. Vermutlich hat der auch mal wieder seine Finger im Spiel gehabt. 😉 Die zweite noch ausstehende Ballade Lillies And Roses entpuppt sich als ein leicht schmalzig wirkender Track. Er wird trotzdem vielen gefallen.

Hate Me geht in die Richtung ist ok, und Like Romeo And Juliet trumpft mit einem fast schon leidend wirkendem Matteo auf. Der singt hier voller Schmerz und so dürfte die pianounterstützte Midtempo Gothic Nummer gerade bei den weiblichen Zuhörern für feuchte Augen sorgen. Für depressionsanfällige Zuhörer ist der Song ein Sprachrohr ihrer dumpfen Gefühle. Der letzte Track To Hell And Beyond greift wieder tief in die Gothic Kiste und hinterlässt letztendlich ein gutes Gefühl und das ist wichtig für eine Platte.

Hell Boulevard – Not Sorry
Fazit
Tja, was nehme ich hier mit? Viel Bombast durch den teilweise überfrachtenden Einsatz der Synthi Klänge. Gute Songs mit Hitpotenzial wechseln sich mit Balladen und einigen Midtempo Nummern ab. Manchmal frage ich mich, wo der Gitarrist bleibt, aber der ist durch die ganzen Tasteninstrumente nur schwer ausmachbar. Die schwarz gekleidete Fraktion kommt hier voll auf ihre Kosten und das dürfte auch so gewollt sein. Der ganz große Wurf ist nicht gelungen. In der ersten Hälfte der Platte sind eindeutig die Stärken zu finden, trotzdem fällt auch in der zweiten Hälfte kein Song so richtig ab. An der einen oder anderen Stelle wäre vielleicht etwas weniger elektronischer Einsatz wünschenswert, sodass auch der Rest der Musiker deutlicher hervortreten kann. Alles in allem ist eine Entwicklung erkennbar, die aber noch Luft nach oben bietet.

Anspieltipps: Not Sorry, Where Is Your God Now und To Hell And Beyond
Kay L.
8.7
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