Helstar – Clad In Black

Das war nur der Anfang!

Artist: Helstar

Herkunft: Houston, Texas, Amerika

Album: Clad In Black

Spiellänge: 34:51 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 26.02.2021

Label: Massacre Records

Links: https://www.facebook.com/Helstar.Metal
https://www.instagram.com/helstarofficial

Produktion: Produziert von Larry Barragan in den Hombre Malo Studios, Houston (Texas). Gemischt von Martin „Mattes“ Pfeiffer in den Redhead Studios, Wilhelmshaven (Deutschland). Gemastert von Stefan Kaufmann im ROXX Studio, Solingen (Deutschland). Das Coverartwork stammt von John Fossum

Bandmitglieder:

Gesang – James „Vampiro“ Rivera
Gitarre – Larry Barragan
Gitarre – Andrew Atwood
Bassgitarre – Garrick Smith
Schlagzeug – Michael Lewis

Tracklist:

  1. Dark Incarnation (Mother Of The Night)
  2. Black Wings Of Solitude
  3. Across The Raging Seas
  4. Restless And Wild
  5. After All (The Dead)
  6. Sinner

Die Amerikaner Helstar reihen sich als Institution in die glorreiche Zeit des Heavy Metal zu Beginn der 1980er-Jahre ein. 1983 brachten Helstar ihr erstes Demo heraus und dem folgten bis heute insgesamt zehn Studioalben. Ab 1995 und nach der Veröffentlichung von Multiples Of Black wurden die Aktivitäten jedoch auf ein Minimum reduziert. Erst 2006 und mit der Reunion des Line-Ups von Remants Of War waren Helstar wieder aktiv zurückgekommen. Insofern hatten sich Helstar nie wirklich offiziell getrennt, es war nur etwas leiser um sie geworden.

Mit der vorliegenden Compilation Clad In Black verpacken Helstar auf der CD-Digipak Clad In Black auf CD 1 jeweils sechs neue Tracks und auf CD 2 das komplette 2016 veröffentlichte Studioalbum Vampiro.

Meine Aufmerksamkeit liegt heute auf Clad In Black und den neuen Ergüssen von Helstar. Da es leider nur sechs Songs sind, wird mir hier allerdings die Chance geboten, eine Track by Track Rezension zu schreiben. Aber Obacht, drei der Tracks sind Coverversionen, die für sich gesehen jedoch sehr schön interpretiert sind.

Der Opener Dark Incarnation (Mother Of The Night) quellt regelrecht über vor Pathos, Mystik und Eindringlichkeit. Eher weniger Heavy Metal, mehr Doom. Die schweren und getragenen Riffs, der Doublebass geschwängerte, schleppende Groove und die ergreifende Härte nehmen dich mit in das glanzvolle Songwriting. Das Arrangement ist in der Tat einzigartig. James Rivera kleidet diesen Song vollkommen ansprechend aus. Seine Modulation und breit angelegte Range sind beeindruckend, machen den Song letztlich zu dem, was er ist – ein Knaller!

Bereits im Oktober 2020 veröffentlichten Helstar die Single Black Wings Of Solitude. Das ist ernsthaftes Songwriting. Die augenscheinlich balladeske Stimmung, verschmolzen mit der Botschaft lassen Black Wings Of Solitude zu einem Song werden, der mich in sehr vielen Sequenzen speziell an Rob Halford und demnach an Judas Priest erinnert und vollkommen abholt. An dieser Nummer kommt man schon wegen der Klasse nicht vorbei. Hier zeigt sich von Beginn bis zum Ende die professionelle Herangehensweise an das Songwriting. Die Songstruktur ist logisch und der rote Faden wird mit keiner Sekunde aus der Hand gegeben.

Across The Raging Seas wendet sich deutlich von der Stimmung seiner beiden Vorgänger ab. Verliert hierdurch aber auf keinen Fall an Wirkung. Die Nummer schiebt formidabel und das Tempo ist signifikant angehoben. Die fein vorgetragene Gitarrenarbeit sorgt für positive Anspannung. Die Soli zu Beginn besitzen den Charme von Progressivität. Abermals ist es James Rivera, der mit dem zugigen Groove durch die gegenläufige, verlangsamte Intonierung der Strophen bricht. Das weckt Interesse und macht den Song insgesamt sehr interessant. Across The Raging Seas ist zwar nicht ganz so stark wie die beiden ersten Songs, die Fülle des Arrangements sucht allerdings seinesgleichen.

Das soll es dann mit neuen Songs auch schon gewesen sein. Helstar wagen sich bei den drei kommenden Nummern an Klassiker der Geschichte heran.

Restless And Wild ist der Titeltrack des 1982 veröffentlichten gleichnamigen Albums der deutschen Metallegende Accept. Seinerzeit stand Udo Dirkschneider noch am Mikro. Die Messlatte liegt hiermit in jeder Hinsicht hoch. Worin liegt hier nun der Unterschied zum Original? Zweifelsohne in den Vocals – was zu erwarten war. Aber nicht im negativen Sinne. James Rivera macht sein eigenes Restless And Wild daraus und verleiht dem Klassiker somit seine individuelle Note. Und wenn ich mich nicht täusche, ist die Geschichte instrumentell auch einen Halbton tiefer vorgetragen. Aber auch das, sollte es tatsächlich so sein, schadet dieser Interpretation keineswegs. Die technische Produktion auf dem Niveau der heutigen Zeit trägt indes sehr positiv zum allgemeinen Klang bei. Der Versuch ist aus meiner Sicht somit gut gelungen.

Bei After All (The Dead) legen sich Helstar mit Black Sabbath, den Altmeistern des Doom an. Und nicht nur das, James Rivera, und da bin ich mir im Unwissen beinahe sicher, müsste es beim Singen dieses Klassikers eiskalt über den Rücken gelaufen sein. Denn kein anderer als Ronnie James Dio selbst hatte After All seinerzeit zu einem emotionalen Highlight geführt. After All erschien 1992 auf dem Album Dehumanizer. Aber mal ehrlich, auch wenn ich beim Hören immer wieder Ronnie James Dio und seine ureigene Art der Modulation vermisse, diese Coverversion muss sich vor dem Original keineswegs verstecken. Verdammt gut dargeboten, denn man fühlt mit!

Mit Sinner greifen Helstar eine sehr alte Judas Priest Nummer vom Sin After Sin Album aus dem Jahre 1977 auf. Sin After Sin war das dritte Album der Briten. Auch hier tut die neue Produktionstechnik verlässlich ihren Dienst. Das klingt rund und vollmundig. James‘ Neigung zum Gesang von Rob Halford wird hier nochmals untermauert. In allem steckt unüberhörbar auch Helstar drin, was diesen Klassiker in dieser Aufmachung auf ein neues Level hebt. Klasse!

Vampiro überlasse ich getrost euch, denn auch hiermit hat man seine Freude.

Helstar – Clad In Black
Fazit
Clad In Black mutet nicht mehr und nicht weniger als der Wegbereiter für ein neues Studioalbum an. Die drei neuen Songs lassen aufhorchen und man darf sicher gespannt sein. Mit Blick auf die drei Coverversionen sei gesagt, dass es vor allem Mut und Können braucht, solche Songs zu covern. Respekt! Am Ende ist diese Veröffentlichung ein Appetizer, inkludiert zudem das 2016er Album Vampiro und so dürfte das CD Digipak für den Fan ein Muss sein.

Anspieltipps: Dark Incarnation, Black Wings Of Solitude und Across The Raging Seas
Peter H.
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