Interview mit Canterras Frontfrau Korinna König zum Albumrelease von Heartmachine

Die sympathische Leipzigerin im lockeren Gespräch

Artist: Canterra

Herkunft: Leipzig, Deutschland

Genre: Symphonic Metal, Gothic Metal

Label: Kick The Flame

Links: www.canterra.de/
https://www.facebook.com/canterrametal/
https://www.kicktheflame.de

Bandmitglieder:

Gesang – Korinna König
Gitarre – Hendrik Zantop
Gitarre – Hannes Otto
Bass – Tom Steudel
Schlagzeug – Mark Cross (Gast)

Canterras Frontfrau Korinna König

Nach dem CD-Review zum neuen Album Heartmachine (hier) von Canterra aus Leipzig, habe ich die Chance genutzt und Korinna König, der Frontfrau, einige Fragen gestellt. Leider ging das ja aus den bekannten Gründen nicht persönlich vor Ort oder im Rahmen eines Konzertes und so haben wir uns per Messenger ausgetauscht. Das Ergebnis lest ihr hier.

Time For Metal / Norbert:
Hallo Korinna. Erst mal vielen Dank, dass ich euch ein paar Fragen stellen darf. Aufgrund der Pandemie ja leider nur als Mailer, was die Sache auch nicht einfacher macht. Bei euch alles gesund geblieben?

Canterra / Korinna:
Ja, wir sind Gott sei Dank alle gesund und munter.

Time For Metal/ Norbert:
Ihr habt Veränderungen in der Besetzung. Möchtest du die Band einmal in kurz vorstellen?

Canterra / Korinna:
Wir sind fünf Canterras. Unser Lead Gitarrist Harry und ich sind die Gründer und auch Urgesteine der Band. Hannes, unser zweiter Gitarrist, und Tom sind etwas später dazugestoßen und haben so richtig viel Wind und Action in die Band gebracht und uns damals erst gefühlt komplett gemacht. Am Schlagzeug hatten wir leider immer wieder wechselnde Besetzungen, haben mit Max an den Drums in den letzten Jahren aber eine ganz tolle langjährige Macht am Schlagzeug gehabt. Max musste aus beruflichen Gründen leider zurücktreten, sodass wir an den Drums jetzt Lars an Bord haben.

Time For Metal / Norbert:
Die CD Heartmachine habt ihr selbst produziert. Das macht den Vertrieb und das Marketing ja nicht einfacher. Habt ihr noch kein Label und Vertriebspartner gefunden oder möchtet ihr lieber unabhängig bleiben? Ein großes Label wäre für euer neues Album wünschenswert gewesen, um den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Canterra / Korinna:
Das stimmt so nicht ganz. Aber dafür gibt es ja Interviews.

Wir haben die Songs selber geschrieben und vor-produziert. Die finale Produktion jedoch haben wir in die meisterlichen Hände von JP Genkel gegeben. Wir haben JP 2016 auf der Tour mit Lacrimosa kennengelernt, die Chemie stimmte einfach, sodass dies letztendlich auch in einer musikalischen Zusammenarbeit resultiert hat.

Wir sind bei einem Leipziger Indie Label namens Kick The Flame und der Vertrieb läuft dann über professionelle Partner. Die Promo-Arbeit, das Merch und vor allem das Booking machen wir neben der musikalischen Arbeit jedoch komplett selber. Wir suchen jedoch dringend einen guten Booking Partner, der nach Corona Heartmachine mit uns auf die Bühnen bringt. Es ist einfach verdammt schwer, sich auf die Musik zu konzentrieren, wenn du alles andere auch noch machst. Da ist nicht viel mit Freizeit und Urlaub.

Time For Metal / Norbert:
Mit gerade acht Titeln und nur 31 Minuten ist es nicht allzu lang. Dabei habt ihr so tolle Songs. Warum so knapp?

Canterra / Korinna:
Danke! Und vielleicht ist es ja genau das? Auf Heartmachine sind nämlich NUR tolle Songs drauf! Ich kann mir bei jedem davon vorstellen, dass er live unglaublich rockt und durch die Decke gehen könnte. Es ist uns enorm wichtig, gute Songs zu veröffentlichen.

Hätten wir weitere zwei bis drei Songs ausproduziert, dann hätte die Produktion noch mal ein halbes Jahr länger gedauert, oder die Qualität wäre nicht so hoch gewesen, wie sie jetzt ist. Letztendlich kann man sich ja auch mal fragen, woher das Format 12-Track-Album kommt, und ob das aus heutiger Sicht überhaupt noch so sinnvoll ist. Spotify und Co. sowie die sozialen Medien verlangen eigentlich permanente Präsenz, auch was neues Material angeht. Ich halte nicht viel davon, jedes Jahr ein Full Length Album zu veröffentlichen, das dann zwei gute Songs enthält und der Rest ist Füllmaterial.

Wir produzieren übrigens ja auch nicht, weil uns jemand im Nacken sitzt und wir müssen, sondern weil wir es wollen, also machen wir es auch so, wie wir es für richtig halten.

Time For Metal / Norbert:
Die meisten, die dieses Interview lesen, werden euch nicht kennen. Welche Kernaussagen wollt ihr mit euren Texten treffen? Wollt ihr eine Botschaft senden oder verfolgt ihr ein Konzept?

Canterra / Korinna:
Wir verfolgen kein Konzept. Jedoch ergibt sich in Songwriting-Phasen eigentlich immer wieder ein roter Faden, den ich vorher nicht gesehen habe. Da ich die Lyrics schreibe, spiegeln die Aussagen und Botschaften zum Großteil meine Gedanken und die Dinge, die mich in dieser Zeit am meisten beschäftigen. Dadurch ist Songwriting für mich auch immer ein bisschen Selbstreflexion.

Die Message in den Songs auf der Heartmachine ist jedoch viel stärker und eindeutiger als bisher. Wir sprechen über Themen wie den menschenverursachten Klimawandel und das Gefühl, kein Teil der Ursache für einen Weltuntergang sein zu wollen. Gleichzeitig wollen wir dazu aufrufen, sein Leben aktiv zu gestalten und die Dinge zu verfolgen, für die man brennt. Es passiert nix, wenn man nix selber dazu beiträgt. Was mich zum Beispiel immer wahnsinnig ärgert, ist, wenn gejammert wird, dass irgendwas Mist ist oder alles so schlecht ist und wenn man dann fragt, was man denn anders machen könnte, kommen keine Ideen, kein „ich fang an und helfe dabei“. Eine Heartmachine ist das Leben pur. Die pulsiert und will die Dinge erleben und erreichen, von denen sie träumt.

Time For Metal / Norbert:
Female Front End ist momentan angesagt. Wie laufen die Bestellungen der CD? Das Release hattet ihr ja vom April auf den August verschoben…

Canterra / Korinna:
Viele unserer Fans haben die Platte in unserem Band-Webshop https://canterra.de/shop vorbestellt. Das hat uns wahnsinnig gefreut. Nach dem Release war die Platte nach kurzer Zeit bei Amazon sogar kurzzeitig ausverkauft. Das ist total schön und gibt uns viel Kraft!

Time For Metal / Norbert:
Für eine kleine Band habt ihr auf eurem Album ein unwahrscheinlich aufwendiges und künstlerisch hochwertiges Cover. Wer ist der Künstler und wie kam es dazu?

Canterra / Korinna:
Das Artwork ist uns schon immer sehr wichtig gewesen. Auch auf dem Vorgängeralbum First Escape haben wir sehr viel Mühe in das Artwork und auch das Booklet gesteckt. Dieses Mal hat es uns selber total umgehauen, denn wir hatten zwei optische Konzepte, die Holger Much sozusagen über Nacht hat Realität werden lassen. Er hat ein wahnsinniges Kunstwerk erschaffen. Wir sind sehr, sehr, sehr stolz, dass ein legendärer Much sich mit unserer Musik sozusagen verheiratet hat und die Ehe hält, es ist wie aus einem Guss. Die Message der Songs spiegelt sich perfekt im Artwork wider. Und dann schreit die Heartmachine mit den ganzen Zahnrädern und Schläuchen ja danach, animiert zu werden, und natürlich muss sie ja auch pulsieren. Und dadurch hat das Artwork auch gleich das Konzept zum Video geliefert.

Time For Metal / Norbert:
Die Coronakrise ist ja aktuell das Thema. Natürlich finden auch für euch keine Auftritte mehr statt. Da ihr euer Merch und das Album hauptsächlich auf der Homepage und bei den Gigs verkauft, trifft es euch doppelt. Welche Auswirkungen hat die Krise bei euch? Habt ihr alle noch normale Jobs?

Canterra / Korinna:
Ja, das ist sehr hart. Durch die Absage der Europatour, die ja zeitlich genau auf das Release der Heartmachine abgestimmt war, geht uns der gesamte Promo-Effekt flöten. Das ist furchtbar. Da wir alle normale full-time Jobs haben und uns nur nach der Arbeit um die Musik kümmern können, sind wir aber nicht primär von der Krise der Veranstaltungsbranche betroffen. Ich befürchte jedoch, dass es nach Corona noch schwieriger sein wird, Gigs spielen zu können, da einfach noch viel weniger Power in der Branche ist, als es eh sowieso schon der Fall war. Was können wir im Moment tun? Wir müssen zusammenhalten und uns in der Zwischenzeit anders über Wasser halten. Jedoch finde ich es wiederum auch falsch, Musik zurückzuhalten und mit der Veröffentlichung bis nach der Krise zu warten. Gerade jetzt brauchen wir etwas für die Seele, etwas, was uns aufbaut.

Time For Metal / Norbert:
Was haltet ihr von den derzeitigen Livestreams, die ja in aller Munde sind? Sind solche Geisterkonzerte eine Option für euch, um euren Fans zu zeigen „Ja, es gibt uns noch“ und um Unterstützung zu bitten?

Canterra / Korinna:
Das ist eine sehr gute Frage! Ich finde Livestreams toll, wenn sie richtig gut gemacht sind. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Produktion muss stimmen, sonst kommt kein auch nur annähernd adäquates Gefühl auf. Und so eine richtig gute Produktion ist sehr kostspielig und bedarf langer Vorbereitung. Das ist etwas, das wir im Moment nicht stemmen können. Ich habe schon viele nicht so gute Livestreams gesehen, und ein schlechtes Online-Live-Erlebnis möchte ich auf gar keinen Fall. Ich hoffe, unsere Fans ziehen sich als Ersatz dafür die neue Platte richtig laut rein.

Time For Metal / Norbert:
Digital bekommt man eure Musik auf allen bekannten Kanälen. Bleibt bei den Streamingdiensten wie Amazon Musik oder Spotify überhaupt etwas bei euch hängen, und wie steht ihr zu diesen Diensten?

Canterra / Korinna:
Wir könnten uns alle ein Eis davon kaufen. Also fünf Eis. Wenn’s gut läuft, dann bekommt die Crew auch noch eins. Also ein Eis pro Jahr. Vielleicht auch mit Sauce, aber dann ist gut.
Grundsätzlich finde ich das Format gut, ich nutze Spotify, Deezer und Co. auch selber.

Jedoch stimmt für mich das Verhältnis nicht. Das ist zum einen das Verhältnis von Preis zu Leistung und auf der anderen Seite auch das persönliche Verhältnis zur Geschwindigkeit. Damit meine ich den gezielten Hörgenuss, der durch das Durchskippen verloren geht. Nehmen wir noch wahr oder konsumieren wir nur? Ein weiteres Problem ist die Qualität, wenn übers Handy gehört wird. Das ist oft so gruselig, dass ich es kaum ertragen kann. Wenn man aber tagein, tagaus immer genau diese Qualität hört, wird das normal. Das finde ich unglaublich schade.

Übrigens wird Musik für den Mainstream Bereich heute dadurch auch anders produziert. Wenn der Song da nicht in den ersten zehn Sekunden zu Potte kommt, hat er i.d.R. keine Chance, egal wie gut er ist, denn die Bereitschaft zur Aufmerksamkeit ist durch diese Formate weiter geschrumpft. Ich denke gerade an so schöne opulente Zehnminüter … nix mehr.

Time For Metal / Norbert:
Finanziert ihr mit den Liveauftritten, dem Merch oder jetzt auch der CD nur euer Hobby oder bleibt da schon etwas hängen? Reisen, Equipment, Marketing – das sind ja auch große Kostenfaktoren.

Canterra / Korinna:
Wenn wir nicht gerade ein Album produzieren und vermarkten, schaffen wir es mit viel Glück zur schwarzen null. Ein Album inkl. Marketing und Promo ist eine riesen Investition, die wir zwar auch aus der Bandkasse, aber zum Großteil privat stemmen.

Time For Metal / Norbert:
Eure Releasetour musste ja leider wie alles auch abgesagt werden. Stehen schon neue Termine? Wie schaut es mit Touren oder Festivals 2021 auch mal bei uns im Norden aus?

Canterra / Korinna:
Wir haben einen Nachholtermin für unsere Releaseshow in der legendären Moritzbastei in Leipzig für den 27.02.2021. Das ist im Moment unser Ziel. Alles Weitere wird voraussichtlich sehr schwierig. Wir müssen alle weiter ruhig und besonnen bleiben und warten, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickelt.

Wir lieben den Norden und haben schon relativ häufig in der Ecke gespielt und hoffen, das auch weiter so fortsetzen zu können.

Time For Metal / Norbert:
Habt ihr überhaupt noch Hoffnung, dass ihr in diesem Jahr noch einmal auftreten könnt?

Canterra / Korinna:
Ganz klares kurzes: Nein.

Time For Metal / Norbert:
Wen oder welche Band würdet ihr gern mal auf einer längeren Tour supporten?

Canterra / Korinna:
Da ist die Liste sehr lang! Ich würde mich extrem freuen, wenn es mal mit einer Tour mit In Extremo oder Subway To Sally klappen würde. Wir nehmen aber auch gern Nightwish 😉

Time For Metal / Norbert:
Habt ihr vielleicht Fragen, die ihr schon immer mal einem Online-Magazin wie Time For Metal stellen wolltet?

Canterra / Korinna:
Oh jaaaaa. Wie seid ihr so aufgebaut? Betreibt ihr das Magazin nur als Hobby? Was bekommt ihr an Feedback, woher kommen eure Leser und wo muss ich mich bewerben, wenn ich auch Autor sein möchte?

Time For Metal / Norbert:
Wir betreiben das Magazin tatsächlich nur als Hobby. Wir sind allerdings auch ein eingetragener Verein und Time For Metal ist eine eingetragene Marke. Persönlich bekomme ich ein Feedback meist über solche Interviews, bei einem Treffen auf Konzerten oder über die sozialen Medien. Neue Mitglieder und Autoren melden sich bitte bei unserem Vorstand über die Homepage https://steadyhq.com/de/time-for-metal/. Hier bekommt man alle Infos zu Fördermitgliedschaften und Jobs.

Zu guter Letzt natürlich die Frage nach dem, was ich nicht gefragt habe, ihr aber unbedingt unseren Lesern mitteilen möchtet.

Canterra / Korinna:
Leute, passt auf euch auf. Seid sozial im Umgang miteinander, tragt die Maske. Das Wichtigste, das aller-, allerwichtigste ist eure Gesundheit. Alles andere überstehen wir, wenn wir uns gegenseitig helfen. Jeder von uns hat ein anderes Risikoempfinden, darum sollten wir jetzt besonders respektvoll miteinander umgehen. Wir haben in Europa, in Deutschland ein sehr gutes Umfeld, um mit möglichst wenig Schaden durch diese Krise zu kommen. Lasst uns das nicht vergessen, damit wir bald wieder zusammen über die Festivals und durch die Clubs rocken können!

Time For Metal / Norbert:
Nochmals Danke für die Zeit, die du dir genommen hast, um euch in meinen chaotischen Fragen zu präsentieren.

Canterra / Korinna:
Sehr gern! Es war mir ein Fest und chaotisch war hier gar nix! Gern jederzeit wieder. Danke für das Interview!

 

Bleibt abschließend nur noch einmal auf die Links hinzuweisen, unter denen ihr die Band erreicht. Auf der eigenen Webseite www.canterra.de/, auf Facebook https://www.facebook.com/canterrametal/ sowie auf Instagram https://www.instagram.com/canterra_official/ könnt ihr die Band kontakten und erfahrt weitere aktuelle Infos.
Das Album Heartmachine könnt ihr im Webshop https://canterra.de/shop bestellen.
Natürlich ist das Album auch bei Amazon als CD und im Download erhältlich.