Crossroad with signal of problem and solution way

James LaBrie – Beautiful Shade Of Grey

Ruhige Gewässer des Dream Theater-Sängers

Artist: James LaBrie

Herkunft: Kanada, International

Album: Beautiful Shade Of Grey

Spiellänge: 48:16 Minuten

Genre: Acoustic Rock

Release: 20.05.2022

Label: InsideOut Music

Link: Facebook

Bandmitglieder:

Gesang – James LaBrie
Akustik- und Bassgitarre – Paul Logue
Gitarre – Marco Sfogli
Keyboard – Christian “Chrism” Pulkkinen
Schlagzeug – Chance LaBrie

Tracklist:

  1. Devil In Drag
  2. SuperNova Girl
  3. Give And Take
  4. Sunset Ruin
  5. Hit Me Like A Brick
  6. Wildflower
  7. Conscience Calling
  8. What I Missed
  9. Am I Right
  10. Ramble On (Led Zeppelin Cover)
  11. Devil In Drag (Electric Version)

Obwohl das letzte Soloalbum von Dream Theater-Sänger James LaBrie bereits aus dem Jahr 2013 datiert, entstand die Idee zum aktuellen Output schon im Jahr 2011. Damals lieh er seine Stimme für den Eden’s Curse-Song No Holy Man. Musiker verlieren sich nicht so schnell aus den Augen und so liefen sich LaBrie und Eden’s Curse-Basser Paul Logue kurz vor dem großen C wieder über den Weg. Der Weg für das sechste Studioalbum Beautiful Shade Of Grey wurde geebnet und im Lockdown in die Tat umgesetzt. Unterstützt werden die beiden „Partner in crime“ dabei von LaBries Sohnemann Chance an den Drums, Eden’s Curse-Keyboarder “Chrism” Pulkkinen und dem schon seit dem dritten Album bekannten italienischen Gitarristen Marco Sfogli (PFM).

Auf den ersten beiden Solopfaden des häufig zu Unrecht kritisierten Frontmanns der Prog-Ikonen ging es noch sehr, nun ja, proggig zu. Zu hören waren auf den unter dem Namen Mullmuzzler erschienenen Werken u. a. James‘ heutiger Bandkollege Mike Mangini. Genauso wie auf der ersten Platte Elements Of Persuasion (2005) mit dem langjährigen Songwriting-Partner Matt Guillory. Funfact: Element Of Persuasion wurde damals absichtlich als neues Dream Theater-Album geleakt und als das im selben Jahr erschienene DT-Werk Octavarium „verkauft“. Auf den folgenden Releases Static Impulse (2010) und dem bereits erwähnten Impermanent Resonance (2013) saß dann ein gewisser Peter Wildoer hinter der Schießbude. Der Darkane-Schlagzeuger sorgte mit seinen Einflüssen für eine knüppelharte Kurskorrektur und lieferte in diesem Zusammenspiel aus meiner Sicht die besten LaBrie-Alben bis heute. So oder so, rudert der „Pirat“, wie er von seinen Bandkollegen beim Traumtheater genannt wird, auf Beautiful Shade Of Grey wieder zurück und präsentiert von Akustikgitarren dominiertes Material im Stil der späten Sechziger. Auf ins Abenteuer!

Das einleitende Devil In Drag untermauert die eher gemäßigte Auslegung des ersten Soloalbums seit neun Jahren sogleich. Ein cooler Groove der akustisch gezupften Saiten dominiert das Geschehen und wird von Keyboards untermalt. James‘ Stimme, vor allem im Refrain, macht einen ganz entspannten Eindruck, was man von seinem Hauptarbeitgeber eher selten behaupten kann. Wer Dream Theater-Balladen mag, wird sich gleich heimisch fühlen. „You’re all alone and on your own“, haucht er unnachahmlich ins Mikro. Zeitweise erklingen die Gitarren im Flamenco-Stil, was eine schöne laue Sommernachtstimmung garantiert. Vorweggenommen: Zum Abschluss des Albums gibt es Devil In Drag noch mal als elektrische Version, die fast noch besser rüberkommt.

v.l.n.r. Paul Logue, James Labrie, Chance LaBrie. Foto: Thomas Ewerhard

Das SuperNova Girl bahnt sich seinen Weg, kann aber nicht ganz oben mitspielen. Etwas zu cheesy für meinen Geschmack. Es wird etwas vertrackter im Rhythmus und die geheimnisvolle Atmosphäre von Give And Take versetzt mich in selige Zeiten von Awake zurück, ohne diese abzukupfern. LaBrie macht es auf jedem seiner Outputs richtig und distanziert sich weit genug von seiner Hauptband. Melancholisch, mit einigen Streichern angereichert, darf Sunset Ruin zu Recht den Tod von James‘ Bruder betrauern, der vor sechs Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb. Obwohl ich ein Verfechter der Stimme LaBries in allen Tonlagen, ob aggressiv, hoch oder eben tieftraurig bin, kann er hier seine Stärken voll ausspielen.

Hit Me Like A Brick kommt im Text, die abgesehen von Wildflower aus der Feder des Namensgebers stammen, etwas selbstironisch rüber. Laut seiner Aussage zieht sich der rote Faden durch und handelt die menschliche Schönheit mit all ihren Facetten bzw. Grautönen ab. Das Gegensätzliche wird auch vom tollen Artwork eingefangen. Oh, Ego, wie menschlich du doch bist. Richtig euphorisch wird es in besagtem Wildflower und ich sehe mich mit einem Cocktail in der Hand über eine Blumenwiese tanzen. Nichts für Trve Metalheads. Conscience Calling folgt als kurzes, mehrstimmig intoniertes Intermezzo und leitet für bedrückende Pianoklänge in What I Missed ein. Ungeachtet des tollen Einstiegs mag das Stück auch nach zahlreichen Durchläufen nicht zünden.

Das Finale verheißt wieder mehr Spannung. Am I Right reiht sich am ehesten in die Tradition der DT-Balladen der Mangini-Ära wie Beneath The Surface ein. Gänsehaut und Entspannung zugleich. Anschließend wagt sich der Meister gleich an einen der größten Titel der Rockgeschichte heran. Led Zeppelins Ramble On (zur Zeitreise) steht auf dem Plan. Bereits 1995 gab es eine Huldigung in Form eines Live-Medleys, bestehend aus The Rover, Achilles Last Stand und The Song Remains The Same. Damals erschienen auf Dream Theaters-Meilenstein A Change Of Seasons. Was soll ich sagen? Grandiose Umsetzung des Klassikers. Im Refrain dreht James richtig auf – großartig.

Beautiful Shade Of Grey wäre ein guter Partner auf der nächsten sommerabendlichen Grillparty mit Freunden und kann sich mit D’Virgilio, Morse & Jennings Werk Troika zusammentun. Einfach Musik für eine gute Zeit.

James LaBrie – Beautiful Shade Of Grey
Fazit
James LaBrie steht auch Solo mit seinem Namen für Qualität. Beautiful Shade Of Grey reiht sich nahtlos in die bisherigen Werke ein und schlägt trotzdem seinen eigenen Weg ein. Songwriting-Sidekick Paul Logue kitzelt eine tolle Gesangsperformance aus dem Dream Theater-Frontmann heraus. Musik für einen entspannten Sommerabend.

Anspieltipps: Give And Take, Am I Right und Devil In Drag (Electric Version)
Florian W.
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