Joe Satriani – The Elephants From Mars

Schwergewicht oder leichtfüßig?

Artist: Joe Satriani

Herkunft: New York, Amerika

Album: The Elephants From Mars

Spiellänge: 66:05 Minuten

Genre: Rock

Release: 08.04.2022

Label: earMusic

Link: http://www.satriani.com/

Bandmitglieder:

Gitarre – Joe Satriani
Schlagzeug – Kenny Aronoff
Bass – Brian Beller
Tasteninstrumente – Rai Thistlethwayte

Tracklist:

  1. Sahara
  2. The Elephants Of Mars
  3. Faceless
  4. Blue Foot Groovy
  5. Tension And Release
  6. Sailing The Seas Of Ganymede
  7. Doors Of Perception
  8. E 104th St Nyc 1973
  9. Pumpin‘
  10. Dance Of The Spores
  11. Night Scene
  12. Through A Mother’s Day Darkly
  13. 22 Memory Lane
  14. Desolation

Joe Satriani beschert uns Anfang April des Jahres sein inzwischen 18. Langeisen. Nach dem 2020 erschienenen Shapeshifting nutzte Satriani die Zeit der Pandemie, um mit seiner Liveband ein neues Album zu schreiben, aufzunehmen und es dann im April bei earMusic rauszubringen. So wurde unter der Regie von Eric Cardiuex ein über sechzig minütiges, fast reines Instrumentalalbum aufgenommen, das in vielen Teilen spannend ist und Aufmerksamkeit verdient. Ich tue mich sonst ja mit reinen instrumentalen Alben von Gitarrenvirtuosen schwer, aber hier wurde ich doch an vielen Stellen positiv überrascht. Satriani hatte ich eigentlich nie so auf dem Schirm, außer in der Zeit, als er den plötzlich mitten in der Tournee bei Deep Purple ausgestiegenen Ritchie Blackmore ersetzte. Ein gemeinsames Album gab es zwar nie, aber live hat er zu der Zeit der Band den Arsch gerettet.

Mit Sahara geht es los. Der Track wurde bereits als erste Single und Video veröffentlicht und zeigt den Virtuosen am Werk. Zudem sind auch einige leichte orientalische Einflüsse zu hören. Man fühlt sich irgendwo nach Marokko versetzt. Der Maestro beweist sein filigranes Spiel und neben einigen schönen Riffs kommt auch eine klar gespielte Melodie zum Einsatz, die an eine sternenklare, eiskalte Nacht in der Wüste erinnert. Mit dem Albumtitel gebendem Song geht es weiter. Es ist zunächst kein genauer Unterschied zum Vorgänger feststellbar. Die orientalischen Einflüsse sind weg und dafür kommt es etwas spaciger rüber. Der Einsatz der Keyboards lässt entfernt an Purple mit Jon Lord an der Hammondorgel erinnern. Bei diesem Track kommt dann die Erkenntnis, weshalb ich von solchen Alben eigentlich kein Freund bin. Mir fällt der Unterschied in den einzelnen Songs nicht auf. Es gab zwar immer Ausnahmen, siehe Kalle Wallner, aber das selbstverliebte Gedudel einiger anderer erreicht mich nicht und so würde ich normalerweise jetzt abbrechen oder weiterskippen. Trotzdem mache ich weiter, da es ja eine Rezension eines ganzen Albums sein soll. Und siehe da, es kommen noch Tracks, die mir außerordentlich gut gefallen. Faceless ist so eines, das mir dann ab der ersten Minute gefällt. Getragen mit Piano und abgestimmter Klampfe erreicht der Track mich. Das Spiel von Satriani ist nicht aufdringlich und lädt zum Träumen ein. Da zeigt er, was er kann und warum Kirk Hammet und Steve Vai ihn als Gitarrenlehrer hatten. Die nächsten Songs hingegen erreichen mich nicht wirklich und ich skippe sie auch beim zweiten Durchhören weiter.

Erst mit E 104th St Nyc 1973 wird es wieder interessanter, auch wenn mich der leicht jazzige Einfluss schon irritiert. Aber ohne Zweifel ist Joe Satriani ein brillanter Gitarrenvirtuose, der nicht nur einfach schnelles Gefiedel auf die Platte presst, sondern sich schon Gedanken macht. Das funkymäßige Pumpin‘ lebt durch den pumpenden Bass von Brian Beller, auf dem sich dann die Gitarre von Satriani mal filigran mal mächtig bewegt. Das ist wieder ansprechender, auch wenn der Einsatz von Synthesizern dem Song eine andere Wendung gibt. Mit Dancin Of The Spores kommt einer meiner Favoriten auf der Scheibe. Satriani schafft es, ein gutes Spannungsfeld zu erzeugen und mit diesen spacigen Komponenten hätte jede dem Genre zuzuordnende Band nichts falsch gemacht. Dazu liefert er eine Grundmelodie, die neben den diversen Improvisationen für eine angenehm zu hörende Konstante sorgt. Die Melodie greift er mit einem Solo geschickt auf und so lässt er in den sechs Minuten keine Langeweile aufkommen. Night Scene geht in die gleiche Richtung und gehört sicherlich mit zu den stärkeren Tracks. Dann kommt bei Through A Mother’s Day Darkly eine Überraschung. Gesang würde ich es zwar nicht nennen, aber es sind immerhin gesprochene Passagen dabei, die den Song, der auch in den floydschen Kosmos gepasst hätte, anders sein lässt. Vorletzter Track ist 22Memory Lane, der als Halbballade durchgeht. Wieder leichtes Piano von Rai Thistlethwayte, der Satriani damit so recht in Szene setzt. Mit Desolation endet ein kontroverses Album, das für Joe Satriani Fans bestimmt eine Ohrenweide ist.

Joe Satriani – The Elephants From Mars
Fazit
Ohne Zweifel gehört Joe Satriani zu einem der begnadeten Gitarristen, die es in den Jahren geschafft haben, für andere als Vorbild zu fungieren. Mit seinem 18. Studioalbum setzt er neue kreative Ideen um, die es ohne Pandemie so wohl nicht gegeben hätte und öffnet damit ein neues Kapitel seiner Geschichte. Ich kann nicht alles vorbehaltlos empfehlen, aber ein Ohr zu riskieren schadet nicht. Einige Songs haben mich schon erreicht und machen das Album über weite Strecken hörenswert. Leider sind auch ein paar Songs dabei, die zumindest bei mir nicht punkten.

Anspieltipps: Sahara, Faceless, und Dance Of The Spores
Kay L.
7.3
Leser Bewertung1 Bewertung
8.2
7.3
Punkte