Keimels Metalldetektor Ausgabe Juli 2017

„Möchtest du bitte diese erbärmliche Scheiss-Musik leiser stellen?“ Der O-Ton eines Kumpels, als ich mich kürzlich selbstgeißelnd mühte, einer mir bis dato unbekannten amerikanischen Metalcore-Band zu lauschen. Bei gefühlt mindestens 50% an Bands dieses Genres fände ich die Bezeichnung Metal-Curse ja um einiges treffender. Für irgendein scheinbar unverzeihliches Vergehen hat uns der Metal-Gott mit dieser (für mich) oftmals leider sehr unkreativ, emotional leer und leblos anmutenden „modernen Musikgattung“ nämlich nahezu verflucht. Ich mühe mich auch unaufhörlich damit ab, dieses schreckliche Vergehen ausfindig zu machen, möchte ich den Herren der harten Klänge schließlich doch noch um Vergebung bitten. Darum bitten, dass diese Musikrichtung meine Gehörgänge in Zukunft etwas seltener heimsucht. Einige von Euch werden mir vermutlich zustimmend dankbar dafür sein, einige wahrscheinlich nicht. Aber erstens will ich’s ja gar nicht allen Recht machen und zweitens sollte mir die Metalcore-Fraktion bitte nicht all zu böse sein, bleiben ja gefühlt noch 50% an Bands über, denen ich meistens doch etwas abgewinnen kann. Ich hadere abseits der Musik nicht selten auch sehr mit der visuellen Aufmachung vieler Metalcore-Acts, könnten sie in dieser Hinsicht ja glatt als Blink 182–Klone durchgehen. Da fehlt mir der Bezug zu Metal, zu allem was Metal für mich bedeutet und ausmacht. Visuell als auch inhaltlich! Aber! Geschmäcker sind bekanntlich und zu guter Letzt auch glücklicherweise verschieden. Und ICH, ich bin halt ein Traditionalist. (Bekehrungsversuche in Form von Musikzusendungen werde ich allerdings garantiert nicht ablehnen, ganz im Gegenteil.)

Ein Genre, dem ich generell um einiges mehr abgewinnen kann, nennt sich Power-Metal.

Alben wie Something Wicked This Way Comes von Iced Earth, Imaginations From The Other Side von Blind Guardian oder Nevermore (gesamte Discography) haben mich als Musiker und musikbegeisterten Menschen zweifellos geprägt. Besonders interessant finde ich auch die weiterführende Entwicklung hin zum Symphonic Metal. Also (Power) Metal kombiniert mit Elementen der klassischen Musik. Österreich hat gerade in diesem Genre schon einige großartige Bands hervorgebracht. Und teils sogar besonders erfolgreiche. Edenbridge, Visions Of Atlantis, Dragony, Sirens Cry, Everlasting Dawn oder Illuminata sollten Fans dieses Genres auf alle Fälle ein Begriff sein. Besonders die ersteren drei. Sind sie das nicht, naja Leute, dann habt Ihr in dieser Hinsicht ein wenig Nachholbedarf, würde ich meinen. Die meiner Ansicht nach beste Symphonic-Metal-Band Österreichs habe ich allerdings bewusst in der Aufzählung außen vor gelassen, möchte ich diese für Euch genauer unter die Lupe nehmen. Und eines gleich vorweg: da haben wir es wahrlich mit einem schweren Kaliber zu tun!!!

Serenity. Seit 2004 klettern die Tiroler unermüdlich in Richtung Gipfel. Und zwar auf den Gipfel der Genre-Größen des Symphonic-Metals! Bereits die Demo EP Engraved Within (2004) wurde vom Rock Hard sowie Metal Hammer zum Demo des Monats erkoren, die Band spielte im selbigen Jahr als Support für Ronny James Dio. Zwei Jahre später wurde das erste Album Words Untold & Dreams Unlived über Napalm Records veröffentlicht. Kletterpausen kannte man im Hause Serenity, wie es scheint, von Anfang an nicht. Sind eben echte Tiroler! Nur ein Jahr später, also im Jahre 2007, tourte Serenity durch zehn Länder und teilte die Bühne mit Bands wie Morgana Lefay, Threshold und Kamelot. Meistens ist das genau die Zeitspanne, in denen „gehypte“ Bands wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt werden und langsam von der Bildfläche verschwinden. Hier genau umgekehrt. Die Live-Aktivitäten wurden nochmals hochgeschraubt und mit Fallen Sanctuary ein weiteres Album released. Napalm Records muss von Anfang an an diese Band geglaubt haben. Chapeau gen Eisenerz, würde ich sagen. Nach weiteren vier sehr erfolgreichen Veröffentlichungen, dem mehr als gegönnten Gewinn einer riesigen Fanbase und weiteren Tourneen steht die Band nämlich mittlerweile mit einem Austrian Amadeus Music Award da und ist eine wohlverdiente internationale Top-Adresse ihres Genres. Besonders das aktuelle Album Codex Atlanticus kann ich jedem nur ans Herz legen. Ein großartiges Stück Musik. Etwas irritierend beziehungsweise befremdlich nur für mich, überlässt man die Orchestrierung überwiegend oder gänzlich externen Musikern. Einer Symphonic Metal-Band würde es meiner Ansicht nach schon besser stehen, derart essentielle Parts ihrer Musik selbst zu erledigen. Dennoch gilt zweifellos das Fazit – sehenswert, hörenswert, unterstützenswert, empfehlenswert – ein absolutes MUSS – für jeden der dieser Musikrichtung etwas abgewinnen kann!

Das Interview mit Leadsinger Georg Neuhauser von Serenity wird aus terminlichen / organisatorischen Gründen nachgereicht.

Tja, da hat der Metal-Kellner wieder einiges an Köstlichkeiten serviert. In der Hoffnung dass es geschmeckt hat, rufe ich die Sperrstunde aus und nehme an, dass wir uns im August wieder zu Tische setzen. Am Speiseplan steht rohes Fleisch!  „Zwider-Schaun“ meine Buben und Mädels!

Euer Markus Keimel

Anspieltipps von Serenity:

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