Knockdown Festival 2019 am 15.12.2019 in der Schwarzwaldhalle, Karlsruhe

Advent, Advent, ein Moshpit brennt...

Eventname: Knockdown Festival 2019

Bands: Eskimo Callboy, Nasty, Stray From The Path, Adept, The Devil Wears Prada, To The Rats And Wolves, Imminence, Gideon, Loathe Mental Cruelty, Never Back Down

Ort: Schwarzwaldhalle, Karlsruhe

Datum: 15.12.2019

Genre: Metalcore, Hardcore, Metal

Veranstalter: Bottom Row, Caldera Promotions

Link: https://www.2019.knockdown-festival.de/

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – und die Schwarzwaldhalle auch! Am Wochenende des 14. sowie 15. Dezember ist es nämlich wieder soweit: Die Festivals Knock Out sowie Knockdown läuteten wieder für alle Metal(core) Fans die Weihnachtszeit ein. Das Knockdown, welches am 15. Dezember stattfindet, widmet sich dabei jedes Jahr allen Bands im Core-Bereich. Dieses Jahr warteten Eskimo Callboy, Nasty, Stray From The Path, Adept, The Devil Wears Prada, To The Rats And Wolves, Imminence, Gideon, Loathe Mental Cruelty sowie Never Back Down auf die Zuschauer – ein Line-Up, das sich sehen lassen kann. Das Festival, welches seit 2015 fast jährlich stattfindet, gehört für viele Fans des Genres in der Gegend zum Jahresabschluss dazu, wie die Feiertage selbst.

Die Band Never Back Down eröffnet den Tag in der Schwarzwaldhalle, und auch, wenn es mit 12:30 Uhr vielleicht doch etwas früh ist, so scheint es nie zu früh für ein Konzert zu sein, denn durchaus viele Besucher haben sich bereits in der Halle eingefunden. Die aus Heinsberg stammende Band präsentiert eine Mischung aus Metalcore, Hardcore sowie Beatdown und zeigt damit eine ganz interessante Mischung. Vom Sound findet man sich ein wenig an Stick To Your Guns erinnert und Fans dieser Band dürften zumindest auch das Programm dieser ‚Newcomer‘ Band sehr positiv bewerten. Die Band scheint sich jedenfalls zu freuen, das Knockdown eröffnen zu dürfen, und genießt die ersten Minuten des Festivals in vollen Zügen.

Danach geht es auch schon weiter mit Mental Cruelty, die mit Karlsruhe als Heimat gleich hier ein nettes Heimspiel erleben dürfen. Die Band überzeugt vor allem mit ihren Vocals sowie den mehr als heftigen Breakdowns, welche die Band mehr als gut charakterisieren. Auch die Zuschauer scheinen durchaus positiv überrascht und lassen sich sehr schnell von der Energie auf der Bühne mitreißen. Auf jeden Fall ein gelungener Auftritt, da Mental Cruelty auch nicht zögern, den Kontakt zum Publikum zu suchen und quasi, wortwörtlich, die Lyrics direkt ins Gesicht zu singen (oder zu schreien). Nach der Darbietung ist dann auch wohl der letzte Gast wach.

Die nächste Band könnte durchaus als aufstrebender Geheimtipp bezeichnet werden – oder ist sie längst nicht mehr so geheim? Auf jeden Fall haben sich Loathe durchaus stark mit dem letzten Album platziert. Hier hat bisher leider immer die Gelegenheit eines Liveauftrittes gefehlt – umso schöner, dass sie hier nun beim Knockdown dabei sind. Und auch wenn Loathe durchaus auch auf der Bühne wissen ihre Ausstrahlung sowie Musik für sich zu nutzen, so kann der Sound eventuell den einen oder anderen Zuschauer nicht ganz zufriedenstellen. Die Vocals kommen leider nicht wirklich stark zur Geltung und so ist man etwas hin- und hergerissen, wie man denn nun den Auftritt einordnen soll. Es bleibt wohl einfach abzuwarten, wie der nächste Auftritt ausfallen wird.

Das Zepter wird übergeben an die Gruppe Gideon, welche die Bühne nach nur kurzer Pause in Beschlag nimmt. Hier treffen Hardcore, Punk sowie Metalcore zusammen und auch Gideon können wohl als aufsteigende Band in der Szene beschrieben werden. Insgesamt kann sich das Festival Line-Up vor allem durch viele starke, aber noch nicht ‚große‘ Bands sehen lassen und zeichnet sich dadurch vielleicht auch dieses Jahr besonders. Gideon bringen jedenfalls wieder neue Energie in den Raum und schon bald scheint es wieder kein Halten mehr für so manche Zuschauer zu geben.

Von Hardcore zu Klassik – zumindest ein bisschen. Imminence betreten als nächster Act die Bühne und untermalen ihren Metalcore mit Geigenmusik – eine unglaubliche Kombination, die live noch tausendmal stärker zur Geltung kommt und hier für so einige Gänsehautmomente sorgt. Auch sonst zeigt die Band aus Schweden sich von ganz unterschiedlichen Seiten – mal mit viel Geschrei und dafür im nächsten Moment wieder mit zarter Stimme. Eine Abwechslung, die wohl auch beim Publikum anzukommen scheint, denn die Unterstützung im Raum zeichnet sich groß. Imminence zeigen, was sie zu bieten haben – und machen natürlich auch noch einmal aufmerksam auf ihre Headliner Tour nächstes Jahr.

Der nächste Act hat wohl eine sehr bedeutsame Verbindung mit dem Knockdown: Bereits 2015, damals noch bei der ersten Ausgabe des Festivals, standen To The Rats And Wolves auf der Bühne. Nun, vier Jahre später, sind sie erneut Teil des Line-Ups, haben dabei jedoch bereits das Ende der Band verkündet und sehen entsprechend den letzten Shows entgegen. Die Stimmung scheint gut, durchaus emotional seitens der Band, an der einen oder anderen Stelle. Und doch – die Musik der deutschen Gruppe war schon immer auf Party sowie gute Laune ausgelegt und genauso kann man wohl am ehesten die Stimmung beschreiben. Ein paar letzte Shows wird die Band noch spielen – und wer weiß, was die Zukunft bringt.

The Devil Wears Prada scheinen fast schon zu selten hier in Deutschland vorbeizuschauen. Umso schöner, sie nun innerhalb des Festivals mal wieder genießen zu dürfen. Die christliche Metalcore Band ist kein Act der großen Worte – so zumindest außerhalb der Setlist. Wenig Ankündigungen oder sonstige Unterbrechungen gibt es, dafür wirkt das Set in sich noch geschlossener, als es eventuell sonst der Fall wäre. Und es passt auch zur Band selbst – eine Gruppe, die die Worte der Songs sprechen lässt. Diese zeigen sich als intensiv und mit Texten, die, ob nun christlich oder nicht, zum Nachdenken anregen.

Adept scheinen schon fast zu den Klassikern der Szene zu gehören, ohne wirklich als Solche angesehen zu sein – immerhin sind sie schon seit 2004 unterwegs und auch das letzte Album Sleepless zeigt sich mit einer Veröffentlichung im Jahre 2016 schon etwas länger her. Die Zuschauer scheint dies nicht wirklich zu stören, so freut man sich sofort über die vorhandene Textsicherheit und die Vertrautheit der einen oder anderen Songs. Auch der Mix, den Adept bieten, aus Metalcore sowie Post-Hardcore, bringt etwas neuen Wind in das Knockdown, wobei die bereits vorherrschende Emotionalität hier noch einmal intensiviert wird.

Von emotionalen Gedanken zu politischen Statements – Letzteres zeichnet wohl am ehesten Stray From The Path aus. Für eine Hardcore Band gehört es aber auch irgendwie dazu, und wohl niemand würde etwas anderes von der Gruppe erwarten. Die Zuschauer zeigen sich in beiderlei Hinsicht 100 % dabei, lassen sich im Mosh Pit aus oder Crowdsurfen über die Menge. Hier haben die Sicherheitsleute auf jeden Fall so einiges zu tun, davon lässt sich aber niemand verunsichern. Musikalisch bieten Stray From The Path eine breite Palette an Songs, die alle irgendwie für sich selbst stehen und dennoch die Band wunderbar charakterisieren. Authentizität sowie Klarheit wird hier auf jeden Fall groß geschrieben.

Mit einem ähnlichen Hardcore und dennoch ganz anders geht es danach weiter, denn Nasty übernehmen das Zepter als vorletzter Act des Tages. Bei diesem Act wird der Breakdown groß geschrieben, bzw. bildet das A und O jedes Songs, womit hier vor allem die bewegungsfreudigen Zuschauer ihre Muskeln so richtig schön strapazieren können. Was Stray From The Path wunderbar gelingt hinsichtlich der Authentizität, mangelt es hier leider doch genau an dieser Stelle. Aber als häufiger Act auf den deutschen Bühnen wird das wohl eher eine subjektive Meinung bezüglich Nasty sein – musikalisch zeigen sie, was sie haben. Und da es den Songs auf jeden Fall nicht an Härte mangelt, so eventuell einfach an Charakter.

Der Headliner des Abends ist gleichzeitig auch ein Act, der wohl umstrittener nicht sein könnte: Eskimo Callboy sind dafür bekannt zu polarisieren und live die Hütte zum Beben zu bringen. Dabei zeigte das neue Album Rehab dann doch so einige Veränderungen – ungewohnt ernst zeigte sich die Platte, hatten Eskimo Callboy sich doch bisher immer quasi selbst auf Schippe genommen. Eine Tatsache, die auch live nicht verloren geht, was spätestens bei Fragen wie „Wer wünschte, er würde uns nicht kennen?“ deutlich wird und von den meisten mit einem Schmunzeln aufgefasst wird.

Und trotz dieser nur halben Ernsthaftigkeit gelingt es der Band, einen interessanten Mix zwischen ihren Party-Klassikern sowie den ‚ernsteren‘ Songs zu liefern, ohne dabei zu sehr in die eine oder andere Richtung abzustreifen. Das Publikum scheint dies geteilt zu sehen, denn die Stimmung zeigt sich etwas durchwachsen für die Band, die sonst jeden zum Mitmachen bewegt. Am Ende muss man wohl auch hier mit Veränderungen rechnen, die die Jahre und auch die wachsende Bekanntheit so mit sich bringen.

Insgesamt zeigt sich das Knockdown Festival 2019 als eine gute Mischung an Metalcore, Hardcore sowie einigen weiteren, interessanten Stil-Mixen. Viele Bands sind vertraut und auch nicht das erste Mal Gast vor Ort, wobei vor allem auch viele kleinere Bands wie Loathe oder auch Gideon die Bühne ordentlich aufräumen und hier wohl einige neue Fans für sich gewinnen können. 2017 musste das Festival ausfallen, so kann man also nur hoffen, dass auch 2020 ein solches Festival genossen werden darf, welches durchaus einen perfekten Jahresabschluss für jeden Metalcore Fan bietet und dabei fast wie ein kleines Szene-Treffen wirkt.