Artist: Lifeless
Herkunft: Trutnov, Tschechien
Album: Anhedonia
Spiellänge: 77:07 Minuten
Genre: Depressive Black Metal
Release: 31.03.2021
Label: Talheim Records Germany
Link: lifelessofficial.bandcamp.com
Bandmitglieder:
Gesang und Klavier – Hypothermia
Gitarre und Backgroundgesang – Kjiel
Schlagzeug, Bass und Gitarre – Nergot
Tracklist:
- Emp-ti-ness
- Ashes Of Hopes And Dreams
- Trapped In The Void
- Giving Up Everything
- Anhedonia
- Half-hearted
- Time To Go Away From You
- Something Inside Me Dies
Als ich mir das Cover ansah, war mir direkt klar, dass das Album Anhedonia von Lifeless voll und ganz zu mir passt. Man sieht eine Rasierklinge und die absolute Traurigkeit einer Person, die in der Dusche sitzt. Das kann nur für ein gutes Album sprechen und so ist es auch. Ich war vollauf begeistert, als ich die ersten Töne gehört habe und am Ende der Platte traurig, dass niemand vorher mir Lifeless gezeigt hat.
Das tschechische Trio überzeugt mit den aus dem Depressive Black Metal Bereich bekannten Elementen und erzeugt gleichzeitig eine Stimmung, die so noch nicht mal in den besten Horrorfilmen widergespiegelt werden kann! Unglaublich träge Songs, die sich wie Kaugummi in die Länge ziehen und vor Verdammnis und Einsamkeit nur so strotzen. Sture und dumpfe, herabziehende Klänge prasseln wie Regen auf einen nieder – lassen einen zu Boden sinken.
Für mich der perfekte Einstieg in so eine Platte! Hoffnungslosigkeit, Hass, wie man ihn an seinen schlechtesten Tagen verspürt, bauen sich in den Liedern immer wieder von Neuem auf und lassen einen nicht in Ruhe. Über die komplette Länge wird man stets angehalten, sein Leben zu überdenken – genau das ist es, was ich an dieser Musik faszinierend finde. Vor allem, wenn Musiker gezielt beabsichtigt haben, diesen einen kleinen Nerv zu treffen, der einen komplett zurückwirft – diesen Nerv treffen Lifeless in jeder Sekunde des 70-minütigen Albums.
Aber nicht nur stimmungsmäßig, sondern auch musikalisch wird hier viel geboten. Die längsten Lieder sind für dieses Genre unglaublich abwechslungsreich und harmonisch – vor allem auch technisch extrem gut aufgebaut. Langeweile durch monotone Motive, die man aus der Stilrichtung leider oft gewohnt ist, kommt hier absolut nicht auf und macht Anhedonia zu einem meiner Lieblingsalben des Genres. Ob ruhige, harmonische Gitarrenklänge oder wildes „Geschrupp“ – beides funktioniert einwandfrei und beißt sich in keiner Weise mit dem Stil der Platte. Selbst in Trapped In The Void überzeugt der ruhige Klavierpart in voller Länge und sorgt für die nötige Abwechslung in dem Lied, welches man sich vorher über zehn Minuten anhören muss – nein, falsch: sollte! Das Schlagzeug ist wie gewohnt brachial – schlägt auf einen ein, bis man weich ist, ohne Rücksicht auf Verluste. Verrissen wird die schon unglaubliche Stimmung von Hypothermias Gesang, der atemberaubend ist. Selten hört man so eine klare, prägnante Stimme, die man auch ohne nachträglich eingefügte Effekte so hätte stehen lassen können.
Für mich ist die Platte ein absoluter Ohrenschmaus und darf in keiner Black Metal Sammlung fehlen, vor allem nicht wegen des abgefahrenen Covers, welches zwar relativ klassisch für das Genre ist, mich aber jedes Mal begeistert.