Lordi + Support am 23.11.2018 im Z7 in Pratteln

                                               „Eurovision Monster rocken das Z7“

Eventname: Sextourcism European Tour 2018

Headliner: Lordi

Vorbands: Follow The Cipher, Silver Dust

Ort: Z7, Kraftwerkstr.7, 4133 Pratteln, Switzerland

Datum: 23.11.2018

Kosten: 45,- CHF AK (incl. 5,- CHF für Ärzte ohne Grenzen)

Genre: Heavy Metal, Modern Metal, Power Metal, Rock, Dark Rock, Hardrock

Besucher: ca. 1000

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 https://www.facebook.com/z7pratteln/

Links: https://www.facebook.com/z7pratteln/
https://www.lordi.fi
https://www.facebook.com/followthecipher/
https://www.facebook.com/SilverDustOnline/

Setlisten:


01. Enter The Cipher
02. A Minds Escape
03. Winterfall
04. Play With Fire
05. Carolus Rex
06. I Revive
07. The Rising
08. Titans Call
09. Valkyria


01. Intro / God Of Thunder (Kiss)
02. Sexorcism
03. Would You Love A Monsterman ?
04. Missing Miss Charlene
05. Your Tongue`s Got The Cat
06. Heaven Sent Hell On Earth
07. Mr. Killjoy
08. Drum Solo
09. Rock The Hell Outta You
10. Blood Red Sandman
11. It Snows In Hell
12. Keyboard Solo
13. She`s A Demon
14. Slashion Model Girls
15. Naked In My Cellar
16. Rock Police
17. Bass Solo
18. Hug You Hardcore
19. Evilyn
20. The Riff
21. Guitar Solo
22. Nailed By The Hammer Of Frankenstein
23. Who`s Your Daddy
24. Amen`s Lament To Ra (Zugabe)
25. Devil Is A Loser (Zugabe)
26. Hard Rock Hallelujah (Zugabe)

Es gehört für nahezu jede Band auf Tour schon zum guten Ton, im Z7 in Pratteln haltzumachen. So machen auch die finnischen Hardrockmonster Lordi da keine Ausnahme und spielen heute zum wiederholten Male im Kanton Basel. Ich bin jetzt nicht der große Kirmesfan, doch heute steht auch für mich mal wieder ein Besuch in der Geisterbahn an.

Eigentlich habe ich im Vorfeld mit keinem besonders großen Ansturm gerechnet, da auf der letzten Tour vielleicht gerade einmal 200-250 Leute das Konzert in der Konzertfabrik besucht haben. Als ich aber an der Location ankomme, steht bereits eine lange Schlange an der Abendkasse und ich muss mich in Geduld üben. Glücklicherweise ist es heute nicht ganz so kalt. Die Ticketpreise sind mit 45,- CHF für deutsche Verhältnisse etwas überhöht, doch in der Schweiz ist das völlig normal. Im Ticketpreis sind aber auch noch 5,- CHF für Ärzte ohne Grenzen enthalten, die vom Z7 dauerhaft unterstützt werden.

Im Inneren der Konzertfabrik erfahre ich dann, dass heute für Silver Dust und Lordi eine Live-DVD mitgeschnitten wird und der Fotograben deshalb nicht genutzt werden kann. Fotos sind nur aus dem Publikumsbereich möglich – schade, aber nicht zu ändern.

Noch eine schnelle Zigarette, dann geht es gegen 19:30 Uhr auch schon mit den Schweden Follow The Cipher los. Die Band um Frontfrau Linda Toni Grahn ist seit diesem Jahr bei Nuclear Blast unter Vertrag und ich bin sehr gespannt, da ich die Combo bisher noch nie live gesehen habe. Damit stehe ich offenbar nicht alleine da, denn der Platz vor der Bühne ist schon ganz gut gefüllt, was hier bei einem Opener nicht unbedingt üblich ist. Ich weiß nicht, ob sich heute wirklich alle für den Opening Act interessieren, oder ob es nur daran liegt, dass es angefangen hat zu regnen und nur deshalb kaum jemand zum Rauchen draußen steht. Die Band startet mit Enter The Cipher vom aktuellen Album Follow The Cipher. Auffällig ist sofort, dass Linda Toni Grahn`s Stimme live wesentlich ausdrucksstärker als von Konserve rüberkommt. Auch optisch macht es etwas her, wie sich die Lady im schwarzen Kleid, mit Lederjacke und Armee-Käppi auf der Bühne präsentiert, sodass es immer mehr Zuschauer vor die Bühne zieht. Die Songs stammen alle vom bisher einzigen Album und sind ein Mix aus Power Metal, Melodic und Epic Metal und lassen sich wohl am ehesten in die Schublade Modern Metal stecken. Etwas befremdlich wirkt allerdings, dass die Power Metal lastigen Songs oftmals elektronisch aufgepimpt sind, was der Band aber höchstens auf kommerzieller Ebene einige Vorteile verschaffen dürfte. Die beiden Gitarristen Ken Kängström und Viktor Carlsson, sowie Bassist Jonas Asplind, leisten ganze Arbeit und verpassen den Songs die nötige Härte. Auch harmonieren sie beim Bühnenposing sehr gut mit Sängerin Linda Toni. Songs wie Play With Fire, The Rising oder Titans Call machen live durchaus Spaß, aber letztendlich werden die schwedischen Szeneneulinge wohl im Überangebot ähnlich gelagerter Bands untergehen. Live abrocken garantiert, aber bleibender Eindruck wohl eher Fehlanzeige.

Die Umbaupause reicht gerade für eine Zigarette im Regen und zum schnellen Nachtanken an der Theke, dann geht es auch schon weiter mit den Schweizern Silver Dust. Schon beim Intro wird klar, in Sachen Show hat sich hier jemand echt Gedanken gemacht. Auf einer kleinen LED-Wand, die als alter, fleckiger Spiegel getarnt ist, werden kurze Videosequenzen eingespielt, in denen uns eine ganze Reihe von Charakteren vorgestellt wird, die uns während der Show in den einzelnen Songs wieder begegnen werden. Schon diese Einspielungen erzeugen eine leichte Gruselatmosphäre, die natürlich perfekt auf die finnischen Monsterrocker Lordi einstimmt. Frontmann und Gitarrist Lord Campbell betritt die Bühne in Uniform und mit geschultertem Vorderlader und begrüßt das Publikum auf Französisch, was mich dann doch etwas ins Grübeln bringt. Handelt es sich bei Silver Dust doch nicht um Schweizer? Tante Google bringt schnell Klarheit, die Band kommt aus Pruntrut, einem Ort im Kanton Jura, dessen Einwohner überwiegend französisch sprechen. Die Songs, die allesamt irgendwo zwischen Dark Rock und Gothic Rock angesiedelt sind, und viktorianische Klänge tun ihr Übriges zur Gruselatmosphäre dazu. Der Zuschauer wird in eine komplett andere Welt entführt, in der alles sehr grotesk und skurril wirkt. Der Sound ist nicht ganz meine Baustelle und ich käme wohl nicht auf die Idee, mir die Musik auf Konserve zuzulegen, aber ich muss zugeben, live kann auch ich mich dem perfekt inszenierten Horrortheater kaum entziehen. Auch um mich herum wird es immer enger und einem Großteil des Publikums scheint es durchaus zu gefallen. Sehenswerte Show, aber musikalisch hat nur das sehr geil gemachte Kim Carnes Cover Bette Davis Eyes bleibenden Eindruck hinterlassen.

Der Umbau für Lordi dauert dann schon wesentlich länger, was erahnen lässt, dass da showmäßig wieder einiges auf uns zukommt. Ich bin heute zeitlos und kann gar nicht genau sagen, wie spät es ist, als endlich mit God Of Thunder von Kiss das Intro ertönt. Um flache Wortwitze waren die Finnen ja noch nie verlegen und so wird es auch gleich zu Beginn schlüpfrig, als die Musiker im Monsteroutfit zu Sexorcism auf die Bühne stürmen. Die Begeisterung im Publikum ist sofort groß und auch die Letzten drängen nun noch schnell in das mittlerweile gut gefüllte Z7. Die Monsterrocker sind ja eigentlich mehr eine gute Varietè Truppe, als eine ernst zu nehmende Metalband, doch seitdem die Truppe im Jahr 2006 den Eurovision Songcontest gewonnen hat, ist die Euphorie unter den Fans ungebrochen. Was einige aber gar nicht wissen: Lordi gibt es schon seit 1992 und wurde von Mr. Lordi als Soloprojekt gegründet. Wie dem auch sei, mit Would You Love A Monsterman kommt ziemlich früh im Set der erste große Monsterhit und lässt die Fäuste in die Höhe fliegen. Der Song war in Finnland No.1 und erhielt Goldstatus, aber auch hierzulande erfreut er sich größter Beliebtheit. Auch Missing Miss Charlene, das schon ewig nicht mehr live aufgeführt wurde, wird gut angenommen und gefeiert …, inklusive der fliegenden Charlene. Die Show lebt von kleinen, liebevollen Details, etwa lebendig werdenden Requisiten oder ähnlichen Geisterbahnspielzeugen. Mit Your Tongue`s Got The Cat folgt gleich der zweite neue Track, doch hier zeigt sich, dass das Publikum bei dem neuen Material nicht ganz so textsicher ist. Es wird ruhiger vor der Bühne, die meisten kennen die Band eben doch nur von ihrem spektakulären und völlig unerwarteten ESC-Sieg her. Spätestens bei Mr. Killjoy explodieren die Zuschauer dann aber wieder und für mich wird es schwierig, aus dem Publikum heraus zu fotografieren, da es vor der Bühne mächtig eng ist und es kaum noch ein Durchkommen gibt. Die Finnen spielen sich gut gelaunt durch ihre Karriere, Rock The Hell Outta You, Blood Red Sandman, She`s A Demon. Einzig die Soli erscheinen ein wenig zu lang und nehmen den Dampf der Show zu sehr heraus, obwohl die einzelnen Musiker sich dabei natürlich zu präsentieren wissen. Lieber einen Klassiker mehr anstatt der Soli, aber das ist halt Meckern auf hohem Niveau. Besonders gesprächig ist Mr. Lordi heute nicht, er konzentriert sich aufs Wesentliche, die Ansagen sind kurz und knapp, aber durchaus unterhaltsam. Die Show steht bei den Monstern halt im Mittelpunkt und wenn Bassist Ox nur mal eben aus Frust eine Nonne aufschlitzt. Finnischer Humor, der auch im Z7 bestens funktioniert. Dann wird Frontmonster Tomi Putaansuu plötzlich gesprächig und haut einen schlüpfrigen Witz nach dem anderen heraus, um dann direkt mit Naked In My Cellar einen weiteren aktuellen Song vom Sexorcism Album zu präsentieren. Da er im Publikum keine Dame gefunden hat, die bereit war sich auszuziehen, zaubert er kurzerhand eine ansehnliche Lady herbei, die während des Songs alle Hüllen fallen lässt und sich den Schweizern präsentiert. Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass es vor allem das männliche Publikum ist, das hier lauthals grölt. Im Anschluss wird eine Dämonin mit der überdimensionalen Flex zerlegt, bis das Kunstblut ins Publikum spritzt und man merkt, dass Mr. Lordi mit viel Herzblut bei der Sache ist. Mit Who`s Your Daddy geht der offizielle Teil zu Ende und die Band verabschiedet sich, doch es ist klar, das ohne den ESC-Song kein Lordi Konzert zu Ende gehen kann. Devil Is A Loser und das heiß ersehnte Hard Rock Hallelujah fordern dann noch einmal alles vom Publikum und mit Feuerfontänen geht der Abend viel zu früh zu Ende. Beschweren kann sich aber niemand, denn im Vorfeld wurde das Konzertende mit 23:00 Uhr angekündigt und mittlerweile ist es Mitternacht. Da wird es selbst für untote Horrormonster Zeit, sich zu verabschieden. Das Publikum darf gespannt sein, auf die heute mitgeschnittene DVD, die es in sich haben wird.