Lost Sanctuary – Harbinger Of Chaos

Mit dem zweiten Album direkt auf die Überholspur

Artist: Lost Sanctuary

Herkunft: Bremen, Deutschland

Album: Harbinger Of Chaos

Spiellänge: 55:28 Minuten

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Thrash Metal

Release: 28.02.2025

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.lost-sanctuary.de/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Dan Baune
Gitarre – Oli Rossow
Bassgitarre – Jonathan Murphy
Schlagzeug – Sebastian Weiß

Tracklist:

  1. Calloused Heart
  2. Chasing The Dragon
  3. Lamia’s Call (Feat. Aliki Katriou)
  4. Ocean Grey (Memento Mori)
  5. Harbinger Of Chaos
  6. Cosmic Serenade
  7. Eye Of The Storm (Feat. Martin Kesici)
  8. Not Alone
  9. Unbeliever
  10. Rhapsody Of Death (Instrumental)
  11. Desolate Eternity (Bonustrack)
  12. Chasing The Dragon – Radio Edit (Exclusive Bandcamp-Bonus)

Die Band des ex-Monument Gitarristen-Dan Baune (Devil‘s Train) legt endlich nach. Während es sich beim Debütalbum über angesammelte Songs der vorangegangenen zehn Jahre handelte, entstand Harbinger Of Chaos in deutlich kürzerer Zeit. In den kreativen Prozess waren Dans „musikalische Komplizen“, wie es im Pressetext der Band heißt, viel mehr involviert. Angetrieben wird das Quartett von Sebastian Weiß am Schlagzeug. Das Tieftonfundament legt Jonathan Murphy und bildet eine solide Grundlage für die raffinierten Gitarrensounds von Oli Rossow sowie von Sänger und Gitarrist Dan Baune. Ergänzend kommen, wenn auch nicht so zahlreich wie beim ersten Album, wieder einige Gastmusiker zum Einsatz. Bereits Ende 2024 hatte ich die Gelegenheit, zwei der neuen Songs live zu hören. Die Songs haben mich total mitgerissen und so erwarte ich jetzt ein starkes und abwechslungsreiches Album.

Lost Sanctuary, Foto: Lennart Jabben & Katharina Schultz at Beatlight Photography

Über 55 Minuten Spielzeit verteilt auf elf Songs bringen Lost Sanctuary auf die CD. Die LP wird die Songs eins bis zehn enthalten, auf der Plattform Bandcamp wird es eine exklusive Radio-Edit-Version von Chasing The Dragon als zwölften Song on top geben. Die Zuordnung in eine Genre-Schublade fällt schwer. Melodisch ist die Musik durchgängig, dazu finden sich dann allerdings Elemente aus Thrash, Power, Doom, Death und sogar Black Metal. Der Gesang ist zumeist clean, sehr abwechslungsreich und nuanciert. Auch die Länge der Songs weist schon vor dem ersten Hören darauf hin, dass es abwechslungsreich zugehen wird. Von kurzen knackigen Songs, die nur knapp die Drei-Minuten-Marke knacken, bis zu epischen Hymnen, die auch mal sieben Minuten Länge überschreiten, bietet das Werk ein breites Spektrum.

Mit Vollgas startet der Opener und reißt mich direkt mit. Calloused Heart schiebt das Werk direkt mit den ersten Takten massiv an. Ein eingängiger Refrain und schnelle Riffs prägen den Song, der dann gefühlt viel zu schnell zu Ende ist. Den Schwung nehmen Lost Sanctuary aber in den folgenden Titel mit. Rasant wird die Verfolgung des Drachen aufgenommen. Externe Unterstützung gibt es in den Backing Vocals von Timo Behrens (Iron Priest), der auch später noch mal zu hören sein wird. Etwas ruhiger beginnt Lamia’s Call, doch der erste Eindruck ist trügerisch. Bereits nach wenigen Sekunden nimmt der Song an Fahrt auf. Dans Gesang wird durch die großartige Aliki Katriou (Desolate Plains) ergänzt. Wohl akzentuiert steuert Aliki von zartem engelsgleichem Gesäusel bis hin zu einigen Growls ihr breites Gesangsspektrum bei, was den Song um weitere Facetten bereichert. Verzerrte Gitarren leiten Ocean Grey ein. Es folgen verspielte Soli und Tempowechsel, im Einklang mit sehr variablem Gesang, der mit den Backing Vocals optimal harmoniert. Der titelgebende Song Harbinger Of Chaos mutet melancholisch bis dystopisch an und strahlt eine andere Art von Energie aus als die vorherigen Titel. Die Stimmung hellt sich mit Cosmic Serenade wieder auf. Der Gesang wird eindringlich gezogen und die Instrumente, vor allem das Gitarrenspiel, das streckenweise an Dragonforce erinnert, sind bemerkenswert. Weiter geht es auf der Überholspur mit Eye Of The Storm. Martin Kesici bereichert mit seiner Stimme diesen kurzen, aber prägnanten, Song. Die beiden Features fügen sich hervorragend in den Gesamteindruck ein und werten diesen auf, ohne dabei zu dominieren. Flo Gottsleben (Radiant) eröffnet mit markantem Pfeifen die einzige Ballade des Albums. Not Alone ist das Durchatmen vor dem Endspurt, dennoch weiß der längste Song der Scheibe den Hörer zu fesseln. Gedämpfte Stimmung, aber steigendes Tempo, Unbeliever schiebt wieder etwas an. Das Chaos wird durch Rhapsody Of Death instrumental entfesselt. Riffs, die unter die Haut gehen! Ein würdiger Höhepunkt dieses fantastischen Albums.

Lost Sanctuary live:
03.04.2025 – Péniche Antipode, Paris, Frankreich
04.04.2025 – Muziekcafé Elpee, Deinze, Belgien
06.04.2025 – Bambi Galore, Hamburg, Deutschland

Lost Sanctuary – Harbinger Of Chaos
Fazit
Harbinger Of Chaos ist ein absolut überzeugendes Metalalbum, das sich nicht in eine Genre-Schublade stecken lässt. Die Produktion ist fett und zuweilen aggressiv, aber nicht klinisch rein. Dadurch kommt der Sound „echt“ rüber und wird live reproduzierbar. Es resultiert ein wunderbar ausgewogenes, abwechslungsreiches und kraftvolles Werk, das zwar seine Wurzeln im Melodic Thrash hat, aber mit diversen Facetten anderer Metalgenres gekonnt Akzente setzt. Gerade die Vielseitigkeit ist eine Stärke dieses Albums. Auch wenn das in der heutigen schnelllebigen Welt an Bedeutung zu verlieren scheint, hier liegt ein Album vor, das ganz fantastisch als ein Gesamtwerk gehört werden kann, vielleicht sogar sollte.

Anspieltipps: Chasing The Dragon, Lamia’s Call und Eye Of The Storm
Lars T.
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