Lüneburger Kultursommer – Ein Open Air Gelände zu Corona-Zeiten

Ist das auch eine Variante für Rock und Metal?

Eventname: Lüneburger Kultursommer

Headliner: Konstantin Wecker

Ort: Sülzwiesen, Lüneburg

Datum: 03.07.2020

Kosten: ab 35,00 € VVK, keine AK

Genre: Akustik, Singer-Songwriter,

Besucher: ca. 350 Besucher

Veranstalter: Campus Lüneburg e. V., Campus Management GmbH, PROTONES GmbH & Co. KG und Campus Stiftung  (https://lueneburger-kultursommer.de/)

Link: https://wecker.de/

Um zunächst einmal jeder Befürchtung entgegenzutreten: Wir nehmen jetzt nicht Konstantin Wecker als Main Metal Act mit ins Programm auf. Der gute Mensch ist musikalisch sicher kein Rock & Roll, aber vom Lifestyle war er es lange Zeit – die Nase über 15 Jahre tief im Schnee und als 68er bei vielen Protesten vorne mit dabei. Dass Herr Wecker heute mit 73 Jahren auf der Bühne zu sehen war, ist mehr oder weniger Zufall, aber ich persönlich habe gehörigen Respekt vor seinem Lebenswerk. Dazu muss ich feststellen, dass er für 15 Jahre Schnee in der Nase noch recht fidel aussieht.

Vielmehr interessierte mich die Eventlocation. Ein Corona konformes Open Air Areal, wo nach den aktuellen Bestimmungen maximal 1.000 Menschen Platz finden dürfen, unter Einhaltung von Abstandsregeln, aber ohne dass man in einem PKW sitzt und man kann auch an einem Tisch Bier trinken oder einen veganen Burger mit schönen Grüßen an Herrn Tönnies verzehren. Grund genug, mich mit dem Chef der Firma Protones, Florian Buhr, zu treffen, um die Location mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Location ist eigentlich eine große Wiese (Sülzwiese), ca. 20 Gehminuten vom Bahnhof Lüneburg entfernt und damit im Hamburger Speckgürtel gelegen. Eigentlich finden hier Volksfeste (in der Hamburger Variante nennt man so was Dom) statt. So weit, so gut. Platz würden hier wohl weit mehr als 1000 Menschen finden, aber nach der aktuellen Corona-Verordnung nicht zulässig. Falls in Niedersachsen die Reglungen verändert werden, ergeben sich auf jeden Fall genügend Möglichkeiten, größere Menschenmengen auch mit Sitzplätzen auf der Wiese zu verteilen. Grundsätzlich gibt es aktuell vier verschiedene Bereiche, welche unterschiedlich bepreist werden und unterschiedliche Angebote enthalten.

Der vordere Bereich direkt vor der Bühne nennt sich Kulturgarten. Hier gibt es Plastikstühle, welche paarweise vor der Bühne stehen (ca. sechs Meter entfernt ist die erste Reihe). Die Stuhlreihen gehen quasi im Halbkreis von der Bühne nach hinten, bis zum zweiten Areal – das nennt sich Lüneburger – hier ist im Konzertticket auch ein Gastropaket mit drin, Klassiker wären zwei Bier und ein veganer Burger. Die beiden hinteren Bereiche sind einmal der Biergarten – auch hier gibt es ein Gastropaket im Ticket – beim Biergarten gibt es logischerweise Wasser ? zum Ticket. Der zweite Teil nennt sich Bike-In und richtet sich an die Fahrradfahrer. Es gibt einen Abstellplatz für das Fahrzeug und Sitzplätze für den Zuhörer. Für alle vier Bereiche gibt es natürlich auch noch Gastro, wo diverse Speisen und Getränke angeboten werden.

Hygiene: Wenn man nicht auf seinem Platz sitzt, muss ein Mundschutz angelegt werden. Also mit dem Bier am Hals torkelnd über den Platz schunkeln ist nicht. Auch den Burger kann man nur am Platz verzehren. Die Rückgabeplätze für Bier und andere Getränke sind zum Teil Dixi-Toiletten, aber auch eine fest installiere Toilette in der Mitte des Areals. Bei allen Toilettenstationen ist eine Desinfektionsstation direkt in bzw. vor der Toilette.

Für Menschen, die mit einem PKW anreisen, gibt es Parkplätze auf einem nicht genutzten Teil des Geländes, einen größeren festen Parkplatz, und einen Camper-Platz, für Menschen, denen das Festivalfeeling abhandengekommen ist. Ob es erlaubt ist, dort auch einen Grill anzuwerfen, weiß ich allerdings nicht. Aber die Palette Dosenbier darf auf jeden Fall geleert werden. Es gibt eine Einschränkung bezüglich der musikalischen Lautstärke (Anwohner) auf 82 bis 86 Dezibel und um 22 Uhr ist Schluss mit lustig.

Weiterhin werden hier auch Kinofilme gezeigt. Der Kunde hat hier zwei Optionen. Variante eins: Autokino – wer unbedingt im PKW Platz nehmen möchte, der darf das. Variante zwei: Open Air Kino. Hier erhält der Besucher im Rahmen des oben geschilderten Konzepts einen Sitzplatz und der Film wird auf eine Leinwand projiziert. Übrigens werden die Konzerte ebenfalls auf die Leinwand übertragen, Herr Wecker war aus jeder Ecke des Geländes gut zu erkennen und zu hören.

Die Frage, welche wir uns nun alle stellen, ist so ein Konzept auch etwas für Metal und Rock? Sitzplatz ist sicher nicht das Gelbe vom Ei. Aber mit so einem Ansatz kann ich mich in der kulturellen Not durchaus anfreunden. Es ist sicher nichts für Sodom oder Kreator, aber es gibt einiges an eher akustisch orientierten Bands, wie z.B. im Bereich Mittelalter Rock, dafür könnte der Ansatz eine Idee sein, um zumindest den Sommer nicht komplett konzertfrei zu verbringen zu müssen.

Das aktuelle Programm ist bisher nur bedingt etwas für den Freund härter Klänge. Allerdings gibt es noch einiges an freien Slots und die Organisatoren sind dabei, das Programm entsprechend zu entwickeln. Man muss bedenken, dass die Verordnung mit 1.000 Menschen für ein Open Air Event ja erst seit ein paar Tagen Gültigkeit hat. Time For Metal wird von der einen oder anderen Veranstaltung hoffentlich berichten können. Das aktuelle Programm ist unter dem Link https://lueneburger-kultursommer.de/ einzusehen und wird ständig erweitert.