“Ansagen werden überbewertet“
Bands: Cartographer (NL) und Magma Waves (D)
Ort: Druckluft, Oberhausen
Datum: 20.01.2017
Kosten: 5,00 – 7,00€ (entscheidet jeder Besucher selbst)
Genre: Post Rock, Post Metal, Progressive Rock, Ambient
Link: https://www.facebook.com/events/379782499040148/
Gerade am 19.01. bin ich noch auf einer Double Headliner Show in Oberhausen gewesen, heute geht es gleich weiter, wobei die beiden Locations unterschiedlicher nicht sein könnten. Am 19.01. noch das Zentrum Altenberg, heute findet die Show im Druckluft statt. Da ich heute zum ersten Mal hier bin, finde ich den Eingang nicht sofort, man muss das Gebäude nämlich umrunden, um dann vom Innenhof aus in den gemütlichen Raum zu kommen. Es ist noch Zeit, also erst mal was zu trinken besorgen und sich auf einer der gemütlichen Ledercouches niederlassen. Die Jungs von Magma Waves und Cartographer haben natürlich auch einen kleinen Merchandisetisch aufgebaut, und hier findet man immer mindestens einen der heutigen Protagonisten und kann sich auf Fachsimpeleien oder auch einfach ein nettes Gespräch einlassen.
Dann geht es aber doch endlich los. Heute starten Magma Waves aus Duisburg die Show, und zwar in der für sie typischen Art wort- und grußlos. Die bereitstehenden Mikrofonständer stehen an der Seite, die werden hier definitiv nicht benötigt. Ein letztes Mal die natürlich bereits gestimmten Saiteninstrumente checken und ab in die instrumentalen Klangwelten, die sofort den Raum ausfüllen – an der Stelle gleich schon mal ein dickes Lob für den Mann am Tonpult. Auch wenn die Debüt-EP Mitsuki, Hida, 1579 bereits im Jahr 2013 veröffentlicht wurde, wird es doch niemals langweilig, den Songs zu lauschen, und wenn man das Ganze dann noch live erleben kann, ist das immer wieder großes Kino. Die Arbeiten am Full Length-Debütalbum gehen gut voran, und so können Magma Waves auch hier einige Kostproben auf unsere Ohren loslassen. Zwischendrin immer wieder der Blick nach unten zu den für mich nach wie vor mysteriösen Gerätschaften mit sehr vielen Lämpchen, mit Kistchen und Kästchen, Pedalen und Hebeln und der fast gleichzeitige Griff an die Schlüssel, um das Instrument im Spiel zu halten. Während einer dieser kurzen Pausen gibt es dann tatsächlich ein paar Sätze von Dennis, der aber auch nur erzählt, dass die Band Magma Waves heißt, aus Duisburg stammt, und man sich freue, dass wir heute alle hier versammelt sind. Einige der Besucher hatten, im Gegensatz zu mir, heute tatsächlich eine etwas längere Anreise, z. B. aus Münster. Leider ist der Auftritt von Magma Waves dann aber nach einer knappen dreiviertel Stunde auch schon wieder vorbei, und die Jungs räumen die Bühne für Cartographer.
Zu denjenigen, die heute eine etwas längere Anreise hatten, gehören auch die Jungs von Cartographer. Die Band stammt aus Tilburg in den Niederlanden, wurde im Jahr 2010 gegründet und kann immerhin schon eine EP (2012) und ein Album (2014) vorweisen. Bei der Länge der Songs kommt aber selbst die EP mit fünf Tracks schon auf eine Spielzeit von ungefähr 30 Minuten, das gilt in anderen Genres schon als Album. Die Mikrofonständer sind jetzt vor Milan, Marvin und Yoep aufgebaut, aber viele Worte machen auch die nicht. Nach zwei kurzen Sätzen beendet Marvin seine Ansage dann auch mit „That’s it“, worauf einer der Besucher nur kontert „Nuff said!“. Das gemeinschaftliche Kopfnicken der Jungs von Cartographer sorgt dann für einige Lacher. Die Mundwinkel können aber gleich in der Position bleiben, denn auch die Show von Cartographer sorgt für einige glücksselige Lächler und entrückte Gesichter. Cartographer selbst sehe ich jetzt zum dritten Mal, heute lerne ich dann auch das neue Bandmitglied kennen. Im Juli 2016 übernahm Yuma van Eekelen den Posten am Schlagzeug und ist seitdem augenscheinlich so etwas wie das Rückgrat der Band. Immer wieder drehen die Jungs sich zu ihm um, aber es ist natürlich ein wortloses Verstehen, das sich hier schon aufgebaut hat. Ich frage mich ja bei der Musik, wie Magma Waves und Cartographer sie spielen, sowieso immer, wie man sich diese komplexen Songstrukturen überhaupt merken kann, insofern verdient Yuma meinen absoluten Respekt, dass er sich in dieser Zeit schon alle Songs von Cartographer angeeignet hat. Mittlerweile fest zum Repertoire von Cartographer gehört der Titeltrack des Albums A Sea Of Sunshine, der da heißt A Sea Of Sunshine, But None For You. Da dies mein absoluter Lieblingssong von Cartographer ist, hat sich für mich allein dafür der Abend schon gelohnt. Allein dieser Song bringt 100%ig auf den Punkt, wofür Cartographer stehen, nämlich einerseits Klangwelten, die einfach nur zum Träumen und Innehalten einladen, und die dann so brachial und abrupt massive Klangwände aufbauen, die einen aus genau diesen Traumwelten reißen. Beim letzten Track der Show hält es Milan dann auch nicht mehr auf der Bühne, ich befürchte schon, dass er mich umreißt, aber er schafft es tatsächlich bei seinem Sprung vor die Bühne, dass niemand verletzt wird. So kann man dann auch mal einen etwas besseren Blick auf Bassist Desmond erhaschen, der sonst immer ziemlich eingeengt in der hinteren Ecke steht, jetzt aber auch mal nach vorn kommen kann. Dann ist aber leider auch dieser Auftritt zu Ende, und die Jungs von Cartographer haben sich genauso verausgabt, wie vorher schon die von Magma Waves. Dementsprechend fällt auch der Applaus aus, den sich beide Bands redlich verdient haben.
Schon während der Show war mir aufgefallen, dass heute noch Jemand mit einer Kamera bewaffnet ist. Und ich habe das Paar tatsächlich richtig zugeordnet, es sind nämlich die Eltern von Milan und Marvin, mit denen ich schon während des Longsound Festival in 2015 kurz sprechen konnte. Selbstverständlich sind sie mächtig stolz auf ihre Söhne und sind, wie es der Vater so kurz und bündig sagte „follower“. Ich seit 2015 auch 🙂