Metalacker Tennenbronn vom 30. – 31.08.2019 in Schramberg-Tennenbronn

Schwarzwaldacker stellt erneut Besucherrekord auf ...

Event: 8. Metalacker Tennenbronn

Bands: Aeonblack, Bläckwood, The Taste Of Chaos, Necrotted, Vex, Groovenom, Warkings, Cypecore, Parasite Inc., Eluveitie, Nothgard, Gloryhammer, Edelweiss Echo

Ort: Open Air Gelände Trombachhöhe, Trombach 140, 78144 Schramberg-Tennenbronn

Datum: 30. – 31.08.2019

Kosten:

2-Tages Festivalticket ab 16 Jahre 49 € VVK
2-Tages Festivalticket Jugendliche 12-15 Jahre 35,00 € VVK
Camping-Ticket pro Person 5 €
Kfz-Camping-Ticket pro Kfz 10 €

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Melodic Death Metal, Metalcore, Death Metal, Groovecore, True Metal, Cyberthrash, Folk Metal, Space Metal, …….., Stimmungsmusik, Schlager

Besucher: ca. 2.800

Veranstalter: R.o.S.T.-Event UG Schramberg https://metalacker.de/kontakt

Link: https://www.facebook.com/events/266928370866462/

Bereits zum achten Mal findet an diesem Wochenende vom 30. auf den 31.08.2019 mitten im Nirgendwo des Black Forest das Metalacker Tennenbronn statt. Das Nirgendwo ist wörtlich zu nehmen und ein gut funktionierendes Navigationsgerät ist Erstbesuchern dringend empfohlen. Das idyllische Schwarzwald Örtchen Schramberg-Tennenbronn ist dem Einzelnen vielleicht aus dem letzten Schwarzwaldurlaub noch ein Begriff, doch den Veranstaltungsort Trombachhöhe zu finden ist trotz Ausschilderung eine echte Herausforderung. Wenn die freundliche Stimme aus dem Navi sagt, „jetzt links abbiegen“, und ihr etwas verwundert seid, weil es mitten in den Wald hineingeht, so könnt ihr ganz beruhigt sein, die nette Stimme hat recht! Nach einer schier unendlichen Fahrt durch den Wald, vorbei an Äckern und Wiesen, kommen dann plötzlich und völlig unerwartet Menschen mit langen Haaren, Tätowierungen, langen Bärten und Kutten ins Blickfeld und man kann endlich sicher sein, das Ziel erreicht zu haben.

Bei mir gestaltet sich die Anfahrt recht problemlos, doch ich bin ja auch nicht zum ersten Mal hier und würde es mittlerweile auch blind finden. Allerdings meldet sich unterwegs der Wettergott mal wieder zu Wort, denn kaum bin ich aus dem Elztal heraus, wird es düster und schüttet wie aus Kübeln. Erinnerungen ans letzte Jahr werden wach, wo Petrus es gar nicht gut mit uns meinte, doch auch da konnten uns Regen und Kälte nicht das Wochenende vermiesen. Heute hört der Regen aber bald wieder auf und je weiter ich Richtung Schramberg komme, umso besser wird das Wetter und selbst die Sonne lässt sich mal sehen.

Trotz des frühen Freitagnachmittags ist schon gut was los und das Metalacker Camp-Areal ist schon gut gefüllt. Einige Hundert Headbanger haben tatsächlich schon den Weg ins Nirgendwo gefunden und machen sich mit Konservenmucke und Dosenbier warm. Noch bevor dann endgültig die Tore geöffnet werden, wird für das Camp „Sold Out“ vermeldet. Vor dem Eingangsbereich bilden sich schon früh lange Warteschlangen, bis sich dann um 17 Uhr endlich die Tore öffnen. Mit donnernden Kanonenschlägen wird offiziell das Festival eröffnet und die Besucher strömen auf das Gelände. Gleich stechen wieder die tollen Schwarzwald-Totenkopfschnitzereien ins Auge, die klar machen, hier sind echte Metalfans am Werk, die mit viel Liebe zum Detail arbeiten. Diesmal ist sogar ein weiterer Schädel für 2019 hinzugekommen und wird gleich von vielen als Fotomotiv in Beschlag genommen. Das Gelände ist eine abschüssige Wiese, auf der man von überall einen super Blick auf die unten stehende Bühne hat. Die allermeisten der frühen Besucher wenden sich jedoch zunächst einmal der Merchandise-Theke zu, sodass sich hier binnen weniger Minuten lange Warteschlangen quer über das Gelände bilden. Die beliebten Metalacker-Shirts sind der Grund dafür und es ist zu erwarten, dass sie, wie auch schon im letzten Jahr, innerhalb von zwei Stunden ausverkauft sein werden.

Den etwas undankbaren Job des Openers übernehmen in diesem Jahr die südbadischen Aeonblack. Nachdem man bereits 2014 den Schwarzwaldacker neben Größen wie Crematory, Freedom Call und Wisdom rockte, sind die Lörracher keine Unbekannten mehr und ziehen von Beginn an einige Feierwütige vor die Bühne. Die Combo um Frontmann Holger Berger, die im Jahr 2004 nach etlichen Besetzungswechseln aus der Band Groggy Elks hervorging, startet nach einem kurzen Intro mit Spector In Black. Die Band verspricht pure fucking Heavy Metal und genau diesen gibt es nun auf die Ohren. Die Power Metaller haben definitiv das Rad nicht neu erfunden, gezockt wird hier Melodic Metal mit US-Schlagseite, bei dem sich durchaus einige bekannte Vertreter des Genres erkennen lassen. So kommen hier Fans von Metal Church und Vicious Rumors genauso auf ihre Kosten wie Anhänger von Iron Maiden und Judas Priest. Das Tempo wird überwiegend hoch gehalten und knackige Riffs, kraftvolle Beats, tolle treibende Gitarrenharmonien und Soli beherrschen das Treiben auf der Bühne. Über allem thront die Stimme von Berger, der sich mit seinen spitzen Schreien und aggressiven Shouts nicht vor den Szene-Größen zu verstecken braucht. Ein bisschen müsste hier noch an den eingängigen Refrains gearbeitet werden, aber das ist schon wieder meckern auf hohem Niveau. Auch wenn viele noch am Merch anstehen, so zieht der Baden-Fünfer im Laufe des Auftritts doch immer mehr Leute vor die Bühne und Songs wie z. B. Metal Bound, Warriors Call und This Is werden abgefeiert und sorgen für erste Bewegung im Publikum. Auch wenn mich das Festival-Line-Up in diesem Jahr nicht komplett überzeugt, so konnte zumindest der Opener schon mal eine ordentliche Visitenkarte hinterlassen. Ich habe die Band schon ein paar Mal gesehen und wusste somit, was auf mich zukommt, doch viele haben Aeonblack hier zum ersten Mal live gesehen und von einigen bekomme ich hinterher zu hören, dass sie durchaus positiv überrascht waren. Gefehlt hat mir definitiv Metal Machine von der Aeonblack-EP, aber in 45 Minuten Spielzeit kann man eben nicht jedem gerecht werden. Direkt im Anschluss lassen sich die Südbadener natürlich am Merch sehen und stehen geduldig für Autogramme und Fotos zur Verfügung.

Setlist Aeonblack:

01. Intro
02. Spector In Black
03. Metal Bound
04. World Of Fools
05. New Reality
06. Warriors Call
07. Conquistadores
08. This Is
09. Dangerous
10. Trooper

Die nächste Band des Tages ist extra aus Dresden angereist und fordern auf ihrem Backdrop „Wir müssen reden! „. Obwohl man beim Bandnamen sofort an Conrad „Cronos“ Lant und seine Black Metal-Horde denken muss, haben Groovenom mit dieser Band so rein gar nichts gemeinsam. Die Dresdener haben mit Wir Müssen Reden vor einigen Monaten ihr drittes Album veröffentlicht und vollzogen damit einen Stilwechsel, weg vom elektronischen Core, hin zum düsteren Synth-Metal mit deutschen Texten. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass man mit Alter Freund, dem Opener des aktuellen Albums, in den Gig einsteigt. Obwohl kein Keyboarder auf der Bühne steht, bilden hier Keyboardklänge und harte Gitarren die Basis. Klargesang wechselt mit wütenden Screams im Refrain. Ein eher ruhiger, atmosphärischer Song, dem es aber leider an Durchschlagskraft fehlt. Der bunte Modern Death Pop-Mix aus Elektronik, Core, Trance, Techno, Pop und Metal vergangener Tage ist völlig ad acta gelegt, stattdessen lassen sich gewisse Neue Deutsche Härte und Industrial-Einflüsse nicht leugnen. Auch das Auftreten der Jungs um Frontmann Mr. Sanz unterstützt das düstere Image der neuen Songs, denn zu den klassisch in schwarz gehaltenen Klamotten bevorzugt man weiß geschminkte Gesichter mit schwarzen Dreckverzierungen. In den folgenden 60 Minuten gibt es das komplette Wir Müssen Reden-Album auf die Ohren und der Zeigefinger wird in so manche Wunde gesteckt. Friede, Freude, Eierkuchen dürfen die anderen Bands dann wieder zelebrieren, hier muss man sich mit dem Ernst der Lage auseinandersetzen. Ganz anders startet dagegen Medizin, denn gleich zu Beginn wird das Gaspedal durchgedrückt, was aber leider nur in die Kategorie tarnen, täuschen, ver … fällt, denn nach dem kraftvollen Start geht dem Song nach knapp einer halben Minute die Luft aus. Danach geht es deutlich ruhiger zur Sache und auch das Mitsingpotenzial ist nicht wirklich gegeben. Die Band präsentiert sich in den Lyriks größenwahnsinnig wie eh und je, nur rücken größere und wichtigere Probleme in den Vordergrund. Mir ist das bisher alles zu harmlos und gekünstelt und ein dauerhaft durchgedrücktes Gaspedal hätte den Songs gut zu Gesicht gestanden. Im obzönen Unter deiner Haut werden dann endlich die Bässe von der Leine gelassen und auch das Mitsingpotenzial ist gegeben, was sich sofort im Publikum bemerkbar macht. Nachdenklich werden zerstörerische Beziehungszustände auf`s Korn genommen und gleichzeitig geht man mit dem Kopf durch die Wand. Das steht der Band gut zu Gesicht und so darf es gerne weitergehen. Auch Faust kommt mit kratzenden Gitarren, kehligem Gesang und stetig steigendem Tempo gefällig daher, bevor Du Und Ich bisher ungeahnte musikalische Qualitäten erahnen lässt. Tiefgründig, schwer, ästhetisch, eine beeindruckende Rock-Melancholie mit einem stimmungsvollen Gitarrensolo. Mein Herz Ist Frei könnte vom Songtitel her auch von Helene Fischer stammen, allerdings zeigt man gleich zu Beginn, dass der Titel die einzige Parallele zur Schlagerwelt ist. Die Nummer geht ab und wird gefeiert, elektronisch, rythmisch und tanzbar zeigt man sich hier von einer völlig anderen Seite. Fast discomäßig geht es in Nimm Mich weiter, zumindest kurzzeitig, denn die Stimmung kippt schnell und man geht recht brachial zur Sache. Lyrisch will man mit dem Song offensichtlich provozieren, was man bei mir allerdings schon weit früher schafft, mit den 90er Jahre Techno-Anleihen. Geht gar nicht! Den Fans gefällt es trotzdem und die Stimmung vor der Bühne steigt stetig an und wird ausgelassener, auch wenn der Platz vor der Bühne zu der frühen Zeit natürlich noch nicht annähernd gefüllt ist. Ganz ähnlich rhythmisch und elektronisch anmutend geht es auch in Lass Mich Los weiter, bevor das balladeske Grau dann ein echter Stimmungskiller ist. Taub ist kurz und knapp und kommt ohne Gesang aus, bevor das offizielle Set dann mit dem schnellen Wir müssen Reden beendet wird. Hier wird noch mal das Gaspedal durchgetreten, was der Band am besten steht. Nachdem das komplette Album durch ist, werden im Zugabenblock noch die alten Brutal Party Massage und Hallo Welt nachgelegt und machen den Stilwechsel der Band noch einmal deutlich. Alles in allem kein Totalausfall, aber sicherlich auch kein Highlight des noch frühen Festivals.

Setlist Groovenom:

01. Alter Freund
02. Medizin
03. Unter Deiner Haut
04. Faust
05. Du Und Ich
06. Mein Herz Ist Frei
07. Nimm Mich
08. Lass Mich Los
09. Grau
10. Taub / Wir Müssen Reden
11. Nach Hause
12. Intro / Brutal Party Massage
13. Hallo Welt

Im Anschluss wird es dann ein klein wenig heftiger, denn es ist an der Zeit für Nothgard und ihren Epic Melodic Death Metal. Ein orchestrales Intro gibt die Marschrichtung vor und die Deggendorfer legen dann erwartungsgemäß mit Malady X los, dem Titeltrack ihres aktuellen Albums. War das Publikum vor der Bühne bisher noch etwas dünn gesät, so füllt sich der Bereich nun zusehends. Offenbar sind die begehrten Metalacker-Shirts mittlerweile ausverkauft, denn die Schlange hat sich aufgelöst und die Metalheads strömen hinunter. Von Beginn an dröhnt der Melodic Death der Bayern äußerst druckvoll aus den Boxen und die Band ist auch perfekt aufeinander eingespielt. Leider ist das Licht aus blauen und grünen Lasern recht bescheiden und als dann noch Nebel hinzukommt, ist von der Band teilweise nicht allzu viel zu sehen. Schade eigentlich. Wenigstens Bandkopf Dom R. Crey hält sich viel am Bühnenrand vor dem Nebel auf und zeigt sich begeistert von den Reaktionen des Publikums. Vor allem mit seinen Soli kann der charismatische Frontmann begeistern, die er vorzugsweise beidhändig am Gitarrenhals spielt. Spätestens mit dem zweiten Song Epitaph, ebenfalls vom aktuellen Malady X-Album, bricht dann der Bann und es kommt richtig Bewegung in die ersten Reihen. Hier erinnern die Bayern durchaus etwas an das Göteborger Flaggschiff In Flames. Hier passt bis auf das Licht soweit alles und dennoch reißt mich die Show nicht mit, weil ich persönlich irgendwie gar nicht fit bin. Ich mache meine drei Songs im Graben und dann muss ich mich zunächst einmal um mich kümmern und zusehen, dass ich etwas Festes zwischen die Kiemen bekomme. Das gute am Acker ist aber, dass man von überall auf dem Gelände einen guten Blick zur Bühne hat, so das ich trotzdem noch die Show am Rande mitbekomme. Das Hauptaugenmerk liegt heute natürlich auf Malady X, doch auch ein paar ältere Nummern wie z. B. Warhorns Of Midgard werden noch auf`s Partyvolk abgefeuert.

Dann ist es auch schon an der Zeit für den Headliner des Freitags und nun ist der Bereich vor der Bühne endgültig brechendvoll und auch auf dem Hang haben es sich noch einige Hundert Leute bequem gemacht, um die Gloryhammer-Show zu verfolgen. Ich glaube, im letzten Jahr war nur der Samstag ausverkauft, diesmal ist es auch der Freitag, und so dürften sich etwa 2.500 Metalheads auf dem Gelände tümmeln. Unter lautem Jubel betreten die Fantasy-Power-Metaller, die mächtigen Krieger der Galaxis, das Schwarzwald-Schlachtfeld, während das Intro Into The Terrorvortex Of Kor-Virliath läuft. Die Fans sind bestens aufgeheizt und einige sind auch hier wieder mit den aufblasbaren Plastik-Schwertern bewaffnet und bereit für die Schlacht. Diese wird dann eröffnet mit The Siege Of Dunkeld, vom aktuellen Album Legends From Beyond The Galatic Terrorvortex, welches erst im Mai das Licht der Welt erblickte. Mit Gloryhammer wird gleich noch ein neuer Song nachgelegt, der aber zugleich auch das erste Highlight darstellt, denn die Nummer ist für die Bühne gemacht und wird sicherlich auf keinem Konzert der nächsten Jahre fehlen. Angus McFife XIII alias Thomas Laszlo Winkler schwingt natürlich nicht nur seinen übergroßen Hammer, sondern kann auch stimmlich und mit seiner Bühnenpräsentation voll überzeugen. Gloryhammer zelebrieren auf der Bühne den genetisch verankerten Kitsch des Power Metal so dermaßen, dass sie wohl nur noch von den Grailknights übertroffen werden. Die internationale Band vereint grandiose Melodien, völlig an den Haaren herbeigezogene Texte und eine berauschende Live-Performance wie kaum eine andere Genre-Band, weshalb es auch, seit der Gründung immer nur steil bergauf ging. Heute liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf den aktuellen Songs und so finden neben den genannten auch noch The Land Of Unicorns, Hootsforce und Masters Of The Galaxy den Weg auf die Bühne, was aber bei dem Charme, der neuen Tracks nicht tragisch ist. Mit Angus McFife, Legend Of The Astral Hammer, Questlords Of Inverness, Goblin King Of The Darkstorm Galaxy … werden immer wieder ältere Leckerchen eingestreut, sodass die Hit-Dichte kaum höher sein könnte. Das Publikum frisst den Sternenkriegern regelrecht aus der Hand und bei kaum einer anderen Band kann man beobachten, wie erwachsene, gestandene Kerle wieder zu kleinen Kindern werden. Dem Ganzen wird dann im Zugabenblock, der heute aus ganzen fünf Songs besteht, die Krone in Form von Universe Of Fire aufgesetzt. Die Band wird gnadenlos gefeiert und hat heute bewiesen, dass sie völlig zu Recht zu den momentan besten Bands des Genres zählt.

Setlist Gloryhammer:

01. Into The Terrorvortex Of Kor-Virliath
02. The Siege Of Dunkeld (In HootsWe Trust)
03. Gloryhammer
04. Angus McFife
05. Legend Of The Astral Hammer
06. Magic Dragon
07. The Land Of Unicorns
08. Questlords Of Inverness
09. The Hollywood Hootsman
10. Goblin King Of The Darkstorm Galaxy
11. Hootsforce
12. Masters Of The Galaxy
13. Heroes (Of Dundee)
14. Infernus Ad Astra
15. Rise Of The Chaos Wizards
16. Universe Of Fire
17. The Unicorn Invasion Of Dundee
18. The National Anthem Of Unst

Danach ist der Abend gelaufen. Zwar spielen im Anschluss noch Cypecore, doch da ich überhaupt nicht fit bin, gebe ich mir die Melodic Deather aus Mannheim nicht mehr und verabschiede mich für heute. Die Stimmung im Fotograben ist zudem noch auf dem Nullpunkt angelangt, da einem Kollegen eine offenbar recht teure Kamera geklaut wurde.

Am Samstagmorgen ist es schon früh mit der Nachtruhe vorbei, die ersten Pfandsammler ziehen lärmend über das Gelände und selbst die Dixies werden schon lautstark geleert und gereinigt. Nun gut, schlafen konnte ich eh nicht wirklich, brauche wohl ein bequemeres Auto. Das blöde Rothaus-Bier hat mir zudem noch einen dicken Schädel bereitet, der aber mit ein paar frühen Krombachern schnell wieder in Betriebsbereitschaft gebracht ist. Gesten war ich schon nicht fit und nach der Nacht bin ich nun so richtig im Arsch. Frühstück gibt es erst ab 9 Uhr, das dann aber mit Grillwurst, Fleischkäse im Weckle, oder Eiern mit Speck recht üppig ausfällt. Jabbadabbadoooo …, bereit für neue Schandtaten …

Ab 10 Uhr ist dann Frühschoppen mit Livemusik angesagt und es wird nun echt Hardcore. Nein, natürlich spielt hier zur frühen Morgenstunde keine Hardcore Band, aber das Edelweiss Echo aus dem Schwarzwald ist mindestens genauso Hardcore. Die Familienband aus Tennenbronn ist auf dem Acker schon Tradition und was auf dem Holy Ground mit den Wacken Fire Fighters funktioniert, das geht auch hier auf dem Schwarzwald Acker. Direkt neben der Frühstücksstation serviert uns die Familie zünftige Volksmusik und Schlager à la Helene Fischer, Udo Jürgens, De Randfichten oder auch die Kastelruther Spatzen. Anfangs ist das langhaarige, tätowierte Publikum noch etwas skeptisch, aber nach ein paar Bieren klappt es dann immer besser. Bei allerbestem Sommerwetter wird geschunkelt und die gute Helene wird sogar mitgegrölt. Rothaus macht es möglich und so finden sich sogar ein paar Kuttenträger, die vor der Bühne anfangen Walzer zu tanzen. Zur Not frisst der Teufel auch Fliegen und der Headbanger feiert mit den Wildecker Herzbuben. Im letzten Jahr fanden wenigstens noch einige Rock-Klassiker den Weg ins Repertoire, doch heute sind diese sehr rar gesät, stattdessen gibt es mehrfach die Schwarzwald Marie, auf die noch von gestern Abend tauben Ohren. Immer mehr Kuttenträger finden den Weg vor die Bühne und feiern das Edelweiss Echo, allen voran ein paar hartgesottene Dorfrocker im Edelweiss Echo Suporters-Shirt. Die vierköpfige Familienband kommt nicht von der Bühne herunter, denn eine Zugabe nach der anderen wird gefordert. Wer zum Teufel sind schon Gloryhammer, wenn man das Edelweiss Echo haben kann?! Nach gut drei Stunden ist dann trotzdem Schluss, damit auf der Hauptbühne der Soundcheck durchgeführt werden kann.

Metallisch wird es auf der Hauptbühne erst wieder ab 15:30 Uhr mit Bläckwood, einer noch sehr jungen Metalcore Band, die direkt hier aus Tennenbronn stammt. Auf dem Metalacker bekommen auch die jungen Wilden eine Chance und da man eben aus der direkten Nachbarschaft kommt, hat man auch gleich alle Fans mit auf den Acker gebracht. Das rot-weiße Bläckwood-Logo auf schwarzem Grund beherrscht heute Nachmittag tatsächlich das Bild. Die erst 2017 gegründete Band bestreitet heute erst ihren dritten Auftritt und steigt mit einem Song namens The World Is Ours in ihr Set ein. Schnell zeigt sich, dass die Bläckwood-Anhänger nicht nur zum Biertrinken auf die Trombachhöhe gekommen sind, denn vom ersten Ton an machen sie richtig Alarm vor der Bühne. Ich für meinen Teil brauche am frühen Nachmittag nun nicht gerade Metalcore auf die Ohren, aber ich muss zugeben, die Jungs machen ihre Sache nicht schlecht. Natürlich, man merkt, dass es erst ihr dritter Auftritt ist, aber die Routine kommt halt erst mit der Zeit. Zumindest schafft es der Schwarzwald-Fünfer, um diese frühe Zeit die ersten Wall of Deaths und Circle Pits des Tages in Gang zu bringen, was ich hier am frühen Nachmittag bisher noch bei keiner anderen Band erlebt habe. Aber auch musikalisch haben die Jungs ihre Hausaufgaben gemacht, die Metalcore-Songs bestechen durch krachende Riffs und mitreißende Soli, groovige Passagen, aber auch sanfte, melodische Parts. Sänger Lukas Förnbachers Stimme wechselt zwischen sanftem Gesang und aggressiven Growls und Screams. Potenzial ist hier definitiv vorhanden, ob die Jungs die nötige Ausdauer mitbringen, um sich auf Dauer zu behaupten, das wird die Zeit bringen.

Setlist Bläckwood:

01. The World Is Ours
02. Against The Current
03. Hopeless
04. The Beginning
05. Together Is One
06. In A Photograph

Auch mit der nächsten Band gibt es mächtig auf die Fresse, allerdings brauchen nach Bläckwood wohl einige dringend eine Pause. Auch die Bläckwood-Fans ziehen sich zurück, sodass es bei The Taste Of Chaos wieder wesentlich leerer vor der Bühne ist. An den Chaoten aus Ebersbach an der Fils liegt es aber mit Sicherheit nicht, denn die steigen mit Hyde in ihr Set ein und geben von Beginn an Vollgas. Nachdem es der Bläckwood-Performance noch an Routine fehlte, geht hier nun richtig die Post ab. Man merkt, dass es sich hier um Musiker handelt, die seit vielen Jahren in anderen Bands aktiv sind und viel Bühnenerfahrung mitbringen. Besonders Front-Brüllwürfel Simon Köder sticht aus allem heraus und turnt auf der Bühne herum, als hätte ihn die berühmte Tarantel gestochen. Auch wenn es vor der Bühne leerer geworden ist, so mischen sie die verbliebenen richtig auf und sorgen für Bewegung. Geboten wird Metalcore, oder Chaos-Core, wie die Band selbst ihren Stil nennt, der an vielen Ecken an Lamb Of God, Bleed From Within und Killswitch Engage erinnert. Leider macht mein Kopf das heute so gar nicht mit und so ziehe ich mich nach drei Songs im Graben erst einmal zurück. Wenn man angeschlagen ist, macht das geilste Festival keinen Spaß. Die Sonne gibt mir heute dann den Rest und ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken, hier jetzt einfach abzubrechen.

Setlist The Taste Of Chaos:

01. Hyde
02. Liar
03. Horrorpark
04. Purge
05. Utter Chaos
06. Reborn
07. Betrayal
08. What We Are
09. Serious
10. No Fear

Nach ein paar Pillen und `ner halben Stunde Ruhe im Auto bin ich passend zum Auftritt der Todesmetaller von Necrotted wieder zurück vor der Bühne. Auch jetzt ist es nicht wirklich gut gefüllt vor der Bühne, was aber der Stimmung nichts anhaben kann. Schon als die Jungs aus Abtsgmünd die Bühne betreten und mit Worldwide loslegen, geht vor der Bühne mächtig die Post ab. Das Rezept ist nicht neu, die Süddeutschen zocken handfesten, traditionsbewußten und abwechslungs- und facettenreichen Death Metal. Zwischenzeitlich wird sich auch mal im Black Metal bedient und gelegentlich fließen Core-Elemente ein. Das Hauptaugenmerk liegt heute erwartungsgemäß auf den Songs des immer noch aktuellen Worldwide Warfare-Albums, die begeistert aufgenommen werden. Die Todesschwadron strotzt nur so vor Energie, allen voran natürlich Fronter Fabian Fink. War das Energielevel zuvor bei The Taste Of Chaos schon recht hoch, hier liegt die Messlatte noch ein Stück höher. Auch Basser Koray Saglam wird nicht müde, seine Matte in Dauerrotation kreisen zu lassen. Die schnellen Doublebass-Salven und harten Gitarren-Riffs peitschen das Publikum immer mehr an, leider zeigt sich hier aber auch, das einige Leute das Bier lieber aus dem Schädel lassen sollten. Circle Pits und auch eine Wall of Death sind eine Sache, aber wenn einige Idioten wie ein paar Geisteskranke rücksichtslos durch das Publikum springen, dabei die Füße oft auf Kopfhöhe anderer Fans, und keinerlei Rücksicht auf Frauen, Kameras und die Bierbecher anderer Besucher nehmen, dann ist der Spassfaktor bald am Ende und Stress vorprogrammiert. So steht auch hier die Situation kurz vor der Eskalation. Obwohl mir fast der Schädel platzt, mische ich mich nach den obligatorischen drei Songs im Graben noch kurz unter Partyvolk, doch noch immer sind hier einige Spinner der Meinung, sie müssten der Mucke entsprechend brutal abgehen. Zudem ist ein Metalacker-Handlanger mit einer Wasserspritze unterwegs, der leider keinerlei Rücksicht auf Kameras nimmt und immer voll drauf hält. Somit trete ich erneut den Rückzug an und schone meinen Kopf noch etwas, damit ich wenigstens noch die nächste Band durchhalte.

Setlist Necrotted:

01. Worldwide
02. No War But Class War
03. Rebuild And Revive
04. Unity Front
05. Assimilation
06. Die For Something Worthwhile
07. Utopia (We Are The Light)
08. Bigotry Unmasked
09. Hunt Down The Crown
10. Vile Vermin
11. Confiscation Day
12. While We Sleep

Die Sonne zieht sich nun langsam zurück und so kommen viele Metalheads aus ihren Löchern gekrochen. Im Vorfeld des Warkings-Auftritt wird es dann auch schlagartig brechenvoll vor der Bühne und auch die abfallende Wiese ist wieder gut besetzt. Während des Intros betritt die Band verkleidet als römischer Tribun, als wilder nordischer Krieger, als entschlossener Kreuzritter und als tödlicher Spartaner die Bühne und zieht mit The Last Battle in ihren Metalacker-Krieg. Die erst 2018 gegründete Band besteht aus Mitgliedern anderer bekannter Metalbands und verbirgt ihre Identitäten hinter Totenkopfmasken …, doch gibt es wirklich noch jemanden, der nicht weiß, wer sich dahinter verbirgt? Niemand geringeres als Odin höchstpersönlich hat die Warkings aus Asgard zu uns Sterblichen entsandt – vier große Krieger aus verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte, die sich aufgrund ihrer Tapferkeit nicht nur einen Platz an seiner Tafel verdient haben, sondern dank ihrer fast schon übernatürlichen Hingabe zu des Göttervaters Lieblingsmusik auch die ehrwürdigen Hallen Valhallas rocken dürfen. Damit auch der Metalacker in den Genuss des Spektakels kommen kann, durften die Warkings nun die lange Reise nach Midgard antreten, um die wahren Geschichten ihrer Heldentaten unter die Menschheit zu bringen. Die Stimmung ist von Beginn an bestens und der Acker feiert die mutigen Krieger durch große Songs wie Never Surrender, Battle Cry und Fire Falling Down. Immer wieder wird das Publikum weiter aufgepusht und aufgefordert, mit ihnen den Kriegsruf „Aha-Huh“ auszustoßen. Zum härtesten Song der Band, Sparta, bekommt die Band dann noch stimmgewaltige Unterstützung durch die Queen of the Damned, die vielen natürlich als Melissa Bonny von Rage Of Light oder Evenmore bekannt ist. Während das Original durch Debaucherys The Butcher veredelt wurde, übernimmt nun Bonny die Rolle und unterstützt den Klargesang von Frontkrieger The Tribune, hinter dessen Maske sich natürlich niemand geringeres als Georg Neuhauser von Serenity versteckt, durch gekonnte Growls. Da einmal keinmal ist, übernimmt Bonny auch noch den Gesang in dem Amon Amarth-Cover The Pursuit Of Vikings und lässt sich im Anschluss von den Fans ordentlich feiern. Mit der Single Gladiator gibt es dann noch einmal alles auf die Ohren, was Power Metal-Fans wollen und lieben. Damit geht der Auftritt dann aber leider viel zu früh zu Ende …, doch mein Schädel wird es ihnen danken.

Setlist Warkings:

01. Intro
02. The Last Battle
03. Never Surrender
04. Hephaistos
05. Battle Cry
06. Holy Storm
07. Give `Em War
08. Fire Falling Down
09. Sparta
10. The Pursuit Of Vikings
11. Gladiator

Ich bin fertig und beschließe kurzerhand, auf die letzten drei Bands des Festivals zu verzichten. Parasite Inc. sind immer geil, doch ich habe sie erst auf dem Baden In Blut-Festival gesehen. Eluveitie muss ich nicht unbedingt sehen, aber Vex sind immer eine gute Maßnahme, aber meinem Schädel habe ich an diesem Wochenende schon viel zu viel zugemutet. Erstmals gebe ich auf einem Festival vorzeitig auf … Scheiße ich werde alt!

Nichtsdestotrotz, wie schon in den letzten Jahren konnte auch der Metalacker 2019 auf ganzer Linie überzeugen. Ein kleines, feines, familiäres und friedliches Festival, das kaum Wünsche offenlässt. Von dem Preis- / Leistungsverhältnis sollten sich viele andere Veranstalter mal eine Scheibe abschneiden. Klar, der Metalacker wird nur von ortsansässigen Vereinen auf ehrenamtlicher Basis organisiert und gestemmt, aber gerade deshalb ist es mehr als beachtlich, was hier auf die Beine gestellt wird. Klasse Location, freundliches, hilfsbereites Team, tolle Bands, super Service, perfekte Organisation, freundliche Security. Gute Verpflegung, auch wenn das Rothaus-Bier nicht allererste Wahl ist. Kein Stress, kein Ärger, einfach nur Metal und Party, von Fans für Fans. Vielleicht sollte man im nächsten Jahr darüber nachdenken, ob man am Samstag nicht etwas früher die Tore öffnet und etwas eher mit den Bands beginnt. Vielleicht kann man ja zwei oder drei kleinere Regio-Bands dazu holen, die den Samstag dann eröffnen und schon mittags beginnen. Der Samstagvormittag, der bis um 15 Uhr das Programm beginnt, zieht sich doch ganz ordentlich, vor allem, da man fernab der Zivilisation ist. Etwas mehr Metalacker-Merchandise wäre im nächsten Jahr auch nicht schlecht. Im letzten Jahr war früh alles weg und auch in diesem Jahr war schon am frühen Freitagabend nichts mehr zu kriegen. Auch ein Security-Mitarbeiter am Durchgang zum Pressezelt wäre nicht schlecht, damit sich der Vorfall von gestern Abend nicht wiederholt. Ansonsten aber alles top. Wer den Metalacker bisher nicht auf dem Schirm hatte, sollte den Schwarzwald im nächsten Jahr unbedingt in seine Festivalplanung mit aufnehmen, aber Achtung, im letzten Jahr war der Acker schon ausverkauft und in diesem Jahr konnte erneut ein Besucherrekord verbucht werden. Also früh genug um Tickets kümmern!