Metfest 2019 mit Feuerschwanz, The Moorings & Grailknights am 14.12.2019 in der Konzertfabrik Z7 in Pratteln

Met, Miezen, Folk Rock und kollektive Selbsttherapie

Event: Metfest – 15 Jahre Feuerschwanz – Die Jubiläumstour 2019

Headliner: Feuerschwanz

Support: The Moorings, Grailknights

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr. 7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 14.12.2019

Kosten: 38,60 € VVK

Besucher: ca. 1000

Genre: Folk Rock, Mittelalter Rock, Folk Comedy, Celtic Punk, Irish Folk Punk, Superhero Metal, Heavy Metal, Power Metal

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch Extratours Konzertbüro https://www.extratours-konzertbuero.de

Setlisten:

Grailknights:
01. Intro
02. Knightfall
03. Cthulhu
04. Morning Dew
05. Laser Raptor 3D
06. Grailrobic
07. Superhero Medley inkl. Bonnie Tyler`s Holding Out For A Hero
08. Pumping Iron Power
09. Grailquest Gladiators

The Moorings:
01. Intro + Yolo
02. United We Stand
03. Broken Hearted Man
04. Amsterdam
05. Ice Cold Jar Of Whiskey
06. Bro Hymn (Pennywise Cover)
07. The Dancy Cargo Hold`s Dance
08. Friendship
09. Auf Der Reeperbahn (Ralph Arthur Roberts Cover)

Feuerschwanz:
01. Intro
02. Metnotstand Im Märchenland
03. Hexenjagd
04. Die Hörner Hoch
05. Metfest
06. Schubsetanz
07. Ketzerei
08. Prinzessin
09. Auf Wiederseh`n
10. Kinder Im Geiste
11. Medley: Ringelpietz, Sex Is` Muss, Blöde Frage, Saufgelage
12. Wikingerblut
13. Operation Drachensturm
14. Krieger Des Mets
15. Methämmer (Zugabe)
16. Latte (Zugabe)
17. Am Feuer (Zugabe)
18. Liga Des Mets (Zugabe)

Obwohl ich gesundheitlich etwas angeschlagen bin, mache ich mich heute mal wieder auf den Weg über die schweizerische Grenze nach Pratteln, denn in der Konzertfabrik Z7 ist Met und Miezenparty mit Feuerschwanz angesagt. Das Metfest geht in die nächste Runde und wer weiß, Spaß als kollektive Selbsttherapie, vielleicht hilft das ja auch gegen Grippe. Als ich gegen 18:15 Uhr ankomme, ist der Einlass schon gelaufen, sodass ich an der Abendkasse nicht mehr anstehen muss, um meinen Pass in Empfang zu nehmen. Wie immer, wenn in der Konzertfabrik mittelalterliche Folkklänge angesagt sind, so kommen viele Schweizer in mittelalterlicher Gewandung. Heute jedoch treffen Gewandungen auf Metalkutten und die wenigen Gäste in Zivil haben zumindest ihr Methorn dabei. Nun ist Met zwar nicht so ganz mein Ding, aber egal, Bier aus dem Trinkhorn geht zur Not ja auch. Das Konzert ist nicht ausverkauft, aber nachdem im letzten Jahr nur etwa 400 – 500 Feierwütige den Weg nach Pratteln gefunden haben, ist die Location heute einigermaßen gut gefüllt und etwa 1000 Besucher machen sich über die Metvorräte der Konzertfabrik her.

Bevor die Metparty jedoch steigt, ist erst einmal Zeit für Superhelden. Nun erklärt sich auch, warum tatsächlich ein paar wenige Gäste in der eher düsteren Location mit Sonnenbrille erschienen sind, denn anders lassen sich die grellen Farben der Superhero-Kostüme der fünf Herren aus Grailham City Hannover nicht ertragen. Sorry Jungs, aber dieser Farbflash tut in den Augen weh, immer wieder aufs Neue. Die Superhelden-Ulknudeln spielen nach 2014 und 2016 bereits zum dritten Mal in der Konzertfabrik und sagen ihrem Erzfeind Dr. Skull erneut den Kampf an. Die Grailknights bestehen aktuell aus Sir Optimus Prime (Gesang, Gitarre, Akkordeon), Sovereign Storm (Gitarre, Gesang), Lord Drumcules (Schlagzeug, Gesang), Count Cranium (Gitarre Gesang) und Duncan MacLoud (Bass, Gesang) und bezeichnen ihren Stilmix kurzerhand als, wer hätte es gedacht, Superhero Metal. Relativ pünktlich um 19:30 Uhr betreten die selbst ernannten Superhelden zu einem kurzen Intro die Bühne und starten dann mit Knightfall, dem Rausschmeißer ihres gleichnamigen Albums aus 2018, in ihr Set. Schon beim Anblick der grellbunten Superhelden-Kostüme wird klar, das Ganze ist ein ziemlich buntes Spektakel und das Konzert wird mit nichts vergleichbar sein, was man bisher auf dem Sektor der Hartwurst-Konzerte erlebt hat. Für manche sind die Grailknights die Verfechter des True Metals, für andere sind sie eine spaßige Black Metal-Parodie. Natürlich ist auch dieses Konzert heute wieder eine Schlacht um den Heiligen Gral, der noch etwas im Hintergrund auf einem Podest thront. Gleich von Beginn an herrscht ordentlich Bewegung auf der Bühne und die Musiker posen für die Kameras und ziehen Grimassen. Ich muss gestehen, als ich die Jungs das erste Mal sah, fand ich sie mega-albern und einfach nur peinlich, doch je öfter ich sie sehe, desto mehr verfalle ich dem Superhelden-Virus und finde echt Spaß an dem Geschehen auf der Bühne. Auch Cthulhu stammt vom letzten Knightfall-Album, bevor dann der gefürchtete Erzfeind Dr. Skull auf der Bühne erscheint und den grellen Gestalten den Heiligen Gral entreißt. Das Gezeter ist natürlich groß und in all das Brimborium wird das Publikum natürlich immer wieder eingebunden. Mit Morning Dew geht es dann einige Jahre zurück und man wildert ungeniert in Pagan-Gefilden. Normalerweise erscheint nun ein ebenso buntes Pferd auf der Bühne und bringt Bier, um die Superhelden auf die große Schlacht vorzubereiten, doch heute verzichtet man erstaunlicherweise auf das Schlachtross mit dem flüssigen Zaubertrank, wahrscheinlich weil man heute nur auf einem kleinen abgetrennten Teil der Z7-Bühne spielen kann, denn im Hintergrund ist natürlich alles schon für die Met- und Miezen-Party von Feuerschwanz vorbereitet. Der entscheidende Schwertkampf findet dann natürlich nach einigen Muskelaufbauübungen in Grailrobic, in die auch das Publikum einbezogen wird, ein paar Songs später dennoch statt. Nach einem erbitterten Fight kann der Pott natürlich zurückgewonnen werden und die Superhelden können erneut gegen das Böse bestehen. Wie sollte es auch anders sein, die Superheroes haben schließlich alle Waffen zur Verfügung, die der gutsortierte Schwermetall-Einzelhandel hergibt. Selbst vor Bonnie Tylers Klassiker Holding Out For A Hero wird nicht Halt gemacht und so bekommt der Song eine ordentliche Todesbleilegierung. Natürlich ist die ganze Show maßlos übertrieben und auch die Musik ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber dennoch ist das ganze Spektakel so unterhaltsam und einzigartig, dass nahezu jeder im Publikum die Späße der Hannoveraner mitmacht. Ein Grailknights Konzert kann man nur schwer beschreiben, man muss es einfach erleben. Einmal im Leben sollte man sich die Jungs geben, auch, wenn man den Augenkrebs danach nie wieder los wird. Grandios!

Für mich war es etwas verwunderlich, dass die Grailknights vor den The Moorings gespielt haben, doch das sollte einzig und allein darin begründet sein, dass der Celtic Folk Punk der Elsässer ein klein wenig besser zum mittelalterlich angehauchten Folk Comedy Rock von Feuerschwanz passt. Die Band aus dem französischen Sèlestat, die sich vor allem während der Konzerte im Vorprogramm von Fiddlers Green einen Namen als gute Liveband erspielen konnte, besteht aktuell aus DPhil Jelly (Gitarre, Gesang), Yves Beraud (Akkordeon), Nicky Sickboy (Gitarre), Quentin Geiss (Schlagzeug) und Matthieu Renaudet (Bass). Die Band steigt mit einem Song namens Yolo in ihr Set ein, jedoch bin ich mit dem Material des Fünfers überhaupt nicht vertraut. Der Stil der Franzosen erinnert gleich an einen Mix aus den Dubliners, The Pogues und den Dropkick Murphys – dreckiger Punkrock untermalt von Irish Folk-Melodien, der für gewöhnlich schnell ins Bein geht und für Feierlaune sorgt. Hier fällt heute das Stimmungsbarometer allerdings ein Stück weit ab, nachdem die Grailknights ihr Publikum gut im Griff hatten. Mit Songs wie United We Stand, Broken Hearted Man und Amsterdam präsentiert sich hier jedoch eine gut aufeinander eingespielte Truppe, die vor lauter Spielfreude nur so sprüht. Die Band in einem kleinen Irish Pub und eine entsprechende Abrissparty wäre garantiert, aber auch in der Konzertfabrik wird das Publikum nun so langsam warm und geht gut mit. Die sympathischen Franzosen lassen nichts unversucht und legen mit Ice Cold Jar Of Whiskey gleich ordentlich nach und spätestens mit dem Pennywise Cover Bro Hymn bricht das Eis und die Schweizer singen mit. Neben dem Schifferklavier fehlt mir hier noch eine Fiedel, um den Irish Folk-Anteil noch ein wenig mehr hervorzuheben, aber auch so können die energiegeladenen Franzosen ein feierwütiges Publikum aufmischen. Die nächsten zwei Songs kriege ich aufgrund einer längst überfälligen Zigarettenpause nicht mit, jedoch komme ich passend zum letzten Song des Sets vor die Bühne zurück und bekomme noch mit, wie DPhil Jelly mit dem Publikum rumdiskutiert, ob die Nummer nun auf französisch vorgetragen wird, oder ob er es doch lieber mit seinem holprigen Deutsch versuchen soll. Letztendlich bleibt es beim Deutsch und so wird eine herrlich rotzige Version des Ralph Arthur Roberts-Klassikers Auf Der Reeperbahn Nachts Um Halb Eins unter das Volk gehauen, eine Nummer, die wohl vor allem durch die Hans Albers-Version zu großer Bekanntheit kam. Nun kann die Band nicht nur ihre Deutschkenntnisse unter Beweis stellen, sondern auch den Gig zu einem fulminanten Ende bringen, denn das Publikum steht nun voll hinter der Truppe und grölt den St. Pauli-Hit lautstark mit.

Nach etwa einer halben Stunde Umbauzeit ist es dann endlich an der Zeit für des Hauptmanns geilen Haufen. Alle Anwesenden haben sich zwischenzeitlich vor der Bühne versammelt, sodass das Z7 zwar nicht voll ist, aber zumindest gut gefüllt und im vorderen Teil ist es sogar schön kuschelig eng. Die Hörner hoch, lasset die Spiele beginnen! Zum Intro betritt, bzw. tanzt, zuerst die bandeigene Hauskatze die Bühne und den Fans weht ein Geruch von Weihrauch um die Nase. Ob es nun am Weihrauch liegt, oder doch eher am knappen Outfit der Mietze, das sei jetzt mal dahingestellt. Jedenfalls verfehlt der Auftritt seine Wirkung nicht, denn einige männliche Fans in der ersten Reihe stehen sabbernd begeistert da und kriegen den heruntergeklappten Unterkiefer gar nicht wieder hoch. Kurz darauf stürmen die Erlanger Recken und die edle Dame die Bühne und verkünden gleich zu Beginn den Metnotstand Im Märchenland, zu dem natürlich auch der übergroße Methammer geschwungen wird. Scheiß auf Märchenland, in der Konzertfabrik ist dieser ganz offensichtlich noch nicht ausgebrochen und der bei den Germanen beliebte Honigwein fließt in Strömen. Besonders stürmisch begrüßt werden natürlich der langhaarige Prinz R. Hodenherz III und der natürlich wieder in Teilrüstung angetretene Hauptmann Feuerschwanz. An der fränkischen Band scheiden sich seit der Bandgründung im Jahr 2004 die Geister, der hart rockende Metalfreak hasst sie, der feierwütige Pöbel liebt sie. Wenn man sich in der Location umsieht, ist nicht schwer zu erkennen, dass hier die Zeichen auf Feiern stehen. Ein Spaß für Alt und Jung ist danach auch die Hexenjagd, bevor es dann heißt Die Hörner Hoch, was man dem feierwütigen Pöbel im Z7 nicht zweimal sagen muss. Natürlich werden unzählige Hörner gereckt und nach dem Anfangsriff funktioniert der Mitsingchorus wie von selbst. Von Beginn an haben der Hauptmann und seine geile Truppe das Schweizer Publikum fest im Griff, doch wer die letzten Auftritte der Band hier in Pratteln erlebt hat, der hat auch für heute nichts anderes erwartet. Mit Metfest wird ein neuer Song präsentiert, wobei das Stimmungslevel kurz zurückgeht, doch schon mit dem anschließenden Schubsetanz ist alles wieder in grünem Bereich. Im Song machen sich die Spaß Mittelalter Rocker über die Mosh-Pit Kultur auf den unzähligen Metalfestivals lustig, mit der augenzwinkernden Empfehlung, Schubsetanz ist Rittersport, solche Pits nur in kompletter Ritterrüstung zu betreten. Mit Aussagen wie z.B. “ … wir sind auf Keilerei konditioniert, sind weder Tänzer noch Akrobaten, mehr Primaten im Kindergarten …“ wird man nicht unbedingt den Beifall verbiesterter Metaller heraufbeschwören, doch hier und heute nimmt das niemand so ernst und einige Kuttenträger beginnen mit der Schubserei vor der Bühne. Mit Ketzerei wird dann eine eher unauffällige Nummer vom Sex Is Muss-Album eingestreut, die Zeit zum Bierholen bietet. Zu dem anschließenden Prinzessin ist jedoch auch der Letzte wieder da, denn wenn auf humoristische Art und Weise Beziehungsfragen geklärt werden, muss man(n) ja gut aufpassen, oder liegt es doch eher daran, dass die Mietze wieder in aufregendem Outfit die Bühne betritt und mit einem Schild klarmacht, wer hier die Prinzessin ist? Warum dann mitten im Set Auf Wiederseh`n gesagt wird, erklärt sich mir nicht so ganz, denn davon ist man noch ein gutes Stück entfernt. Kinder Im Geiste und besonders das folgende Medley aus Ringelpietz, Sex Is` Muss und Blöde Frage, Saufgelage fachen das Feuer im Publikum dann wieder ordentlich an. Wikingerblut wird lauthals mitgebrüllt und auch der druckvolle Rocksong Operation Drachensturm kann begeistern. Zum Highlight wird es insofern, dass Violinistin Johanna von der Vögelweide plötzlich im Rücken der Zuschauer auf der Theke stehend auftaucht und ein Geigensolo spielt, bevor sie sich dann von den Fans quer durch die Location zurück zur Bühne tragen lässt. Da das Z7 nicht ausverkauft ist und man nicht dicht gedrängt steht, müssen zuvor ein paar Fans für diese tragende Rolle zusammengetrommelt werden, doch ein paar helfende Hände sind schnell gefunden. Krieger Des Mets beendet dann den offiziellen Part, genauso wie schon im letzten Jahr. Überhaupt ist die Setlist vom letzten Jahr nur wenig geändert worden, hauptsächlich wurden nur ein paar Nummern vom Anfang auf das Ende und umgekehrt hin und her geschoben. Auch der Zugabenblock bietet mit Methämmer, Latte, Am Feuer und abschließend Liga Des Mets nicht wirklich Überraschungen, doch der geile Haufen ist lange genug im Geschäft und weiß genau, was die Fans erwarten. Wirkliche Überraschungen bleiben heute aus, waren aber wohl auch nicht zu erwarten.

Fazit: Feuerschwanz sind live weder Rock, noch Metal, noch eindeutig Mittelalter, aber die Comedy Rocker sind ein Garant für gute Stimmung und wissen das Publikum in jeder Minute mitzureißen. Wer immer die Möglichkeit hat, sollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen!