New Damage – Cosmodrome

“Keine leichte Kost, aber es lohnt sich“

Artist: New Damage

Herkunft: Krefeld, Deutschland

Album: Cosmodrome

Spiellänge: 67:22 Minuten

Genre: Progressive Metal, Alternative Metal

Release: 28.04.2017

Label: Sunblast Records

Link: https://www.facebook.com/newdamageband/

Produktion: Ezy Sound Studios, Krefeld von Carsten Schmidt (Mastering)

Bandmitglieder:

Gesang – Ingo Bajonczak
Gitarre – Christian Surkamp
Bassgitarre – Peter Höttges
Schlagzeug – Thorsten Marach

Tracklist:

  1. Imperial Downfall
  2. These Empty Walls
  3. The Moon Is Dead
  4. An Island Desolated
  5. Ocean Of Time
  6. Elegy
  7. Failure
  8. Cross Your Fingers
  9. The Honourable Society
  10. Dreamweaver
  11. A Small Light

 

Tatsächlich bereits seit dem Jahr 2000 gibt es die Band New Damage aus Krefeld. Die erste Demo mit sechs Songs wurde genau im Gründungsjahr veröffentlicht, danach erschienen noch vier weitere CDs. Auf dem bislang letzten Album Ze’eb And Oreb aus dem Jahr 2009 stand zum ersten Mal Sänger Ingo Bajonczak am Mikro, das war aber wohl der einzige Besetzungswechsel in den ganzen Jahren. Zwischenzeitlich konnten die Männer auch einen Vertrag mit Sunblast Records unterschreiben, und vor etwa einem Monat, nämlich am 28.04. erschien mit Cosmodrome das fünfte Album von New Damage.

Für jemanden wie mich, der noch nie etwas von New Damage gehört hat, machen die Männer den Einstieg noch „relativ“ leicht, wobei ich das Wort „relativ“ auch bewusst in Anführungszeichen gesetzt habe. Zum einen ist der Track Imperial Downfall, mit dem das Album startet, mit etwas über acht Minuten nämlich gleich auch noch der längste Song des Albums, zum anderen zieht er mangels besonderer Momente so ein wenig an mir vorbei. Es gibt grandioses Riffing mit feinen Attacken vom Bass und solider Arbeit von Thorsten am Schlagzeug, auch der Gesang von Ingo ist schön variabel – erinnert mich streckenweise an Ray Alder (Redemption, Fates Warning) – aber viele Elemente werden immer wieder aufgegriffen und ziemlich extrem ausgewalzt.

Mit dem brachialen und ziemlich proggig daherkommenden These Empty Walls hatten New Damage mich gekriegt. Der Kontrast zwischen dem überwiegend sehr ruhig gehaltenen, fast schon entspannt klingenden Gesang und den oft aufbrausenden Instrumenten trägt sehr zum Spannungsbogen des Songs bei, der ungefähr zur Mitte des Songs seinen Höhepunkt erreicht. Auch The Moon Is Dead lebt von Kontrasten. Kann man in den Strophen noch headbangen, gerät man beim Chorus dann fast schon ins schunkeln. Da erwartet man nach den im Pre-Chorus eingesetzten Growls eigentlich was anderes, aber New Damage wissen zu überraschen. Bei An Island Desolated kann man fast schon von „Nomen Est Omen“ sprechen, denn dieser Song, der mit geilen Shouts und Growls aufwarten kann, hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Daran ändert auch der kleine eingeschobene, sehr jazzig klingende Zwischenpart nichts.

Danach ist dann erst mal Ruhe angesagt, Ocean Of Time markiert den Beginn der „kürzeren“ Songs. Man kann ihn durchaus als Ballade bezeichnen, und hier liefert Christian ein feines Gitarrensolo. Der sich kontinuierlich aufbauende Soundwall lässt mich ein wenig an While Heaven Wept denken. Auch Elegy kommt eigentlich relativ ruhig daher, wie es sich für ein Klagelied gehört. Dieser Eindruck wird allerdings durch das sehr präsente Spiel der Saitenfraktion, und hier besonders das von Peter, ad absurdum geführt. Muss man erst mal drauf kommen. Failure ist in meinen Ohren das vertonte Gefühlschaos, das wohl in jedem tobt, der einen Rückschlag – vielleicht sogar auf Grund seines eigenen Versagens – hinnehmen muss. Wut, Anklage, Verzweiflung, das ganze Programm halt.

Das Spiel mit wohlgesetzten Riffings und wechselnden Takten bzw. Rhythmen treiben New Damage bei Cross Your Fingers dann fast auf die Spitze. Ich persönlich erfreue mich auch wieder einmal am so variablen und akkuraten Spiel von Thorsten, für den die Saitenfraktion hier auch mal ein paar Schritte zurücktritt. Sehr ähnlich, wenn auch härter ausgerichtet, klingt dann The Honourable Society. Mag auch daran liegen, dass bis jetzt schon eine Masse an verschiedensten, sehr ausgefeilten Songstrukturen hinter mir liegt, und bei mir langsam die Konzentration schwindet. Aber auch die beiden letzten Songs wollen natürlich intensivst gehört werden. Bei der schönen Ballade Dreamweaver können sich meine Hirnwindungen dann wieder ein wenig entknoten, wobei natürlich auch hier auf Taktwechsel genauso wenig verzichtet wird, wie auf gelegentliche Growls, was die Eindringlichkeit des Songs enorm zu steigern vermag. Auch die Power-Ballade A Small Light, mit dem das Album dann schließt, spielt noch einmal mit dem, wofür New Damage im Jahr 2017 wohl stehen: eine sehr präsente Saitenfraktion, ein bestens getakteter Schlagzeuger und ein sehr variabler Sänger, der auch Shouts und Growls kann, und die alle zusammen lieber einen Taktwechsel mehr einbauen, als einen zu verpassen.

Wie schon geschrieben, haben New Damage mich mit These Empty Walls gekriegt, hier ist das Video zum Song:

Fazit: Radiofreundliche Songs sind das definitiv nicht, weder von der Länge noch von der Art her. Und manchmal ging mir der Gesang von Ingo dann doch ein wenig auf den Geist, aber als ob er dem einen Riegel vorschieben wollte, hat er mit den klasse Shouts und Growls für entsprechende Abwechslung gesorgt. Die Instrumentalfraktion ist auch richtig gut aufgestellt und umschifft jede Klippe, die sie sich selbst in ihre Songs reingeschrieben hat. Dass man hier wirklich nur mit einer Gitarre auskommt, ist für mich erstaunlich, funktioniert aber hervorragend. Mangelnde Kreativität kann man den Männern aus Krefeld nicht vorwerfen, aber das Album verlangt vom Hörer auch ein hohes Maß an Konzentration.

Anspieltipps: These Empty Walls, An Island Desolated, Cross Your Fingers und A Small Light
Heike L.
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