Nightwish – European Tour 2022, am 12.12.2022 in der Hamburger Barclays Arena (verlegt von 2020)

Drei finnische Bands lassen die Kälte in Hamburg verfliegen

Event: Nightwish – European Tour 2022

Headliner: Nightwish

Support: Beast In Black, Turmion Kätilöt

Ort: Barclays Arena Hamburg

Datum: 12.12.2022

Kosten: 69,90 € Stehplatz, 74,50 € Sitzplatz  im VVK

Genre: Symphonic Metal, Heavy Metal, Industrial Metal

Besucher: ca. 6.000 Besucher

Veranstalter: Contra Promotion GmbH

Setlisten:

  1. Naitu
  2. Verta Ja Lihaa
  3. Sormenjälki
  4. Isä Meidän
  5. Grand Ball
  6. Sikiö

  1. Blade Runner
  2. From Hell With Love
  3. Beast In Black
  4. Sweet True Lies
  5. Die By The Blade
  6. Moonlight Rendezvouz
  7. One Night In Tokyo
  8. Blind And Frozen
  9. End Of The World

  1. Noise
  2. Storytime
  3. Tribal
  4. Élan
  5. 7 Days To The Wolves
  6. Dark Chest Of Wonders
  7. Harvest
  8. I Want My Tears Back
  9. Sahara
  10. Our Decades In The Sun
  11. Nemo
  12. Shoemaker
  13. Last Ride Of The Day
  14. Ghost Love Score
  15. The Greatest Show On Earth
  16. Outro: All The Works Of Nature Which Adorn The World:VIII. Ad Astra (live gesungen von Floor Jansen)

Finnischer Abend in der Barclays Arena in Hamburg. Manchmal kommt es anders als erwartet und durch einen nicht ganz glücklichen Umstand bin ich zu dem Event heute gekommen. Gute Besserung an Norbert C. von dieser Stelle aus. Zeitig bin ich in Hamburg, um das von 2020 auf heute verlegte Konzert der Symphonic Metal Band um Floor Jansen zu sehen. Wie immer trifft man liebgewonnene Kollegen, die hier für die unterschiedlichsten Magazine berichten sollen. Besonders freue ich mich über Björn alias Rainer Mohrdet, den ich schon so lange nicht mehr gesehen habe. Nun aber zum Konzert.

Turmion Kätilöt, Hamburg, 12.12.2022, Pic By Kay L.

Im Vorprogramm sind Turmion Kätilöt und Beast In Black. Bis auf die Tatsache, dass alle drei Bands aus Finnland stammen, haben sie genremäßig nicht wirklich viel miteinander zu tun, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Übrigens steht die ganze Woche unter finnischem Einfluss, denn am Samstag kommen auch noch Amorphis nach Hamburg. Nun aber zum heutigen Ereignis, das um 18:55 Uhr für uns musikalisch beginnt. Turmion Kätilöt spielen einen mit Techno Elementen gespickten Metal, der von den beiden Sängern Petja „MC Raaka Pee“ Turunen und Saku „Shaq-U“ Solin geschickt präsentiert wird. Dazu treten die Protagonisten auch noch verkleidet und geschminkt auf, das dem Ganzen auch noch eine lohnenswerte Bildersammlung liefert. Die Texte sind in Finnisch oder in Englisch und handeln von allgemeinen Themen. Die Truppe existiert bereits seit 2003 und hat es immerhin schon auf neun Alben gebracht.

In der Barclays Arena sind zu diesem Zeitpunkt noch viele Plätze leer, trotzdem liefern die „Hebammen des Verderbens“ (deutsche Übersetzung) ordentlich ab. Ihre Setlist umfasst heute nur sechs Songs, die werden aber mit vollem Elan präsentiert. Das Licht ist ok und so kommen einige gute Bilder zustande. Nach den obligatorischen drei Songs geht es zurück in den Wartebereich. Die Finnen machen ordentlich Druck und der kurze Eindruck lässt vermuten, dass die Songs gut ankommen und die Truppe als Anheizer funktioniert. Grand Ball und Sikiö gehen gut ab und das lässt die Betriebstemperatur bei den Gästen deutlich steigen. In der Zwischenzeit werden die ersten Bilder gesichtet und dann geht es auch schnell wieder in den Innenraum, um Beast In Black abzulichten.

Beast In Black, Hamburg, 12.12.2022, Pic By Kay L

Erwartungsgemäß sind die „Biester in Schwarz“ in Top-Laune und gleich mit Blade Runner und From Hell With Love wird klar, dass sie ihr Handwerk verstehen. Ich habe sie schon des Öfteren gesehen und weiß ob ihrer Livequalitäten und der Interaktion mit dem Publikum. Leider bin ich nicht vorbereitet und so verpasse ich den gewaltigen Sprung von Sänger Yannis Papadopoulos gleich zu Beginn. Egal. Trotzdem macht es Spaß, die Jungs zu sehen und zu hören. Gitarrist Kasperi Heikkinnen legt immer wieder gute Posen hin, dass es eine Freude ist, ihn abzulichten. Gründer, Gitarrist und der ruhigere Part Anton Kabanen ergänzt musikalisch und so wird hier ein Feuerwerk an Gute-Laune-Musik geboten, was die inzwischen gut gefüllte Halle mit lautem Applaus belohnt. Die Phalanx aus Gitarristen präsentiert sich auch gern mal im Dreiergespann, was für regen Zustrom in die Mitte des Fotograbens sorgt, um ein gutes Bild zu erhaschen. Drummer Atte Palonkangas erinnert oftmals an Das Tier bei den Muppets und verleiht den richtigen Wumms von hinten raus. Das ist eine Truppe, die den Schnee auf dem Hallendach zum Schmelzen bringen könnte, läge da welcher. Zwischenzeitlich vermutet man eine Gastsängerin, z. B. Floor, aber es immer wider der Yannis, der mit seinem Stimmumfang brilliert. Leider dürfen Beast In Black auch nur neun Songs spielen, aber mit Blind And Frozen, Die By The Sword und dem letzten Song End Of The World hat sich die Band neue Freunde gemacht und die alten eh behalten.

Nun dauert es etwas länger, bis wir wieder in den Graben geführt werden, da doch das eine oder andere umgebaut werden muss. Da Nightwish mit Pyros agieren, werden wir zur Vorsicht ermahnt und dürfen auch nicht bis an den Bühnenrand. Mit einem Knall geht es dann passend mit Noise los. Floor Jansen in Ledermieder und engen Leggins lässt die Mähne fliegen und nichts erinnert an ihre überstandene Krebserkrankung. Schongang scheint aus zu sein und so ist sie viel unterwegs. Als zweiter Song kommt Storytime und Floor bedankt sich in gutem Deutsch für das Hiersein und dass endlich wieder Livemusik gemacht werden kann. Das kommt gut an und die bereits gute Stimmung nimmt noch zu. Trotzdem geht alles gesittet zu. Im Hallen-Innenbereich wird gebangt, gesungen, getanzt, aber es ist genügend Platz und wenig zu tun für die gut aufgestellten Ordner. Immer wieder gibt es Flammen und Rauchsäulen und die erhellen die Ränge. Nach Élan müssen wir erst mal raus und die Kameras in der Garderobe deponieren. Danach geht es wieder in die Halle, um das restliche Konzert zu sehen. Floor Jansen wird gesanglich durch Troy Donockley unterstützt, der nebenbei noch mit Flöte, 8-saitiger Gitarre oder Dudelsack (mich düngt, es ist ein elektrischer), den Sound verstärkt. Dabei ist er erhöht im hinteren Bereich platziert, knapp neben Tuomas Holopainen, der mit seinen Keys wiederum recht dicht bei Drummer Kai Hatho steht. So haben Bassist Jukka Koskinen und Gitarrist Emppu Vuorinen neben Floor Jansen viel Platz auf der Bühne. Stimmungsvolles Licht, klarer Sound (auch schon bei den Vorbands) und routiniert auftretende Bands lassen den Konzertabend fast perfekt sein.

Nightwish, Hamburg, 12.12.2023, Pic By Kay L.

Es folgt Harvest, ein zunächst verhaltener Song, bei dem Troy übernimmt, während Floor auf der Treppe sitzt und ihm lauscht. Dann setzen Keyboards und Gitarre ein und im Finale steht die komplette Band auf dem Podest im Hintergrund. I Want My Tears Back und Sahara folgen und wieder ist es der geladene Symphonic Metal, der hier alle mitreißt. Es folgt mit Our Decades In The Sun eine Premiere – nur Gesang und akustische Gitarre hallen durch die Barclays Arena, während Tausende von Handylichtern zu sehen sind. Dieser emotionale Part sorgt bestimmt für einige Gänsehautmomente. Was natürlich nicht fehlen darf, ist Nemo, dem fast stehenden Fußes Shoemaker inklusive Mitsingteil folgt. Aufgefordert durch Gitarrist Emppu Vuoirinen, soll das Hamburger Publikum dem bisherigen Sieger (bis gestern München) im „wer singt am lautesten mit“-Battle Paroli bieten. Das klappt gut, aber ob es reicht? Dem scheint so zu sein, wenn man die Reaktion von Floor und Emppu richtig interpretiert … Mit dem letzten Ritt des Tages (Last Ride Of The Day) kommt ein weiterer Song, der einfach zu einem Nightwish Konzert gehört, den alle wollen und bekommen. Tja, dann ist auch fast schon Ende. Nach Ghost Love Score kommt noch das Meisterstück The Greatest Show On Earth, bei dem im Hintergrund Videos laufen (unter anderem ist auch Alexi Laiho dabei), die die Botschaft „We Were Here“ in die Welt tragen. Dazu gibt’s bombastische Lichteffekte und auch der Rest aus den Flammenkanonen kommt zum Einsatz. Das gesamte Pulver wird verschossen und dann – Schluss. Damit endet das Konzert noch um einiges vor 23:00 Uhr. Die Zuschauer verlassen die Halle in die Kälte und zehren von diesem ereignisreichen Konzertabend. Man kann Nightwish mögen oder nicht, aber ohne Zweifel sind sie die Königsklasse und haben hier wieder bewiesen, dass sie zu Recht die erfolgreichste Band dieses Genres sind.