Artist: Out Of Order
Herkunft: Hassmersheim, Deutschland
Album: Facing The Ruins
Spiellänge: 50:22 Minuten
Genre: Power Metal
Release: 14.06.2019
Label: Black Sunset, MDD Records
Link: www.out-of-order.de, https://www.facebook.com/outofordermetal/
Produktion: Vocal Recordings (Ralf Scheepers, Primal Fear), Guitar Recordings (Markus Ullrich, Lanfear, Septagon), Mix (Dirk Burke, Lakeside Studios)
Bandmitglieder:
Gesang – Thorsten Braun
Gitarre – Thomas Bauer
Gitarre – Sven Mittelstädt
Bassgitarre – Thomas Heinzmann
Schlagzeug – Michael Kapelle
Tracklist:
- Watching You
- Self Deception
- What For
- The Sniper
- Guilty
- Tears
- God Is Angry
- On The Rise
- Blood Vengeance
- Apocalypse
Gut Ding will Weile haben. So hat das dritte Album Facing The Ruins der Süddeutschen Out Of Order nun 17 Jahre gebraucht, um das Licht dieser Welt zu erblicken. Die Band gründete sich bereits 1991 und debütierte 1999 mit Powered By Aggression, dem folgte 2002 dann Back In Hell. Out Of Order sehen sich selbst im Power-, Speed- und Thrash Metal beheimatet und haben sich über die vergangenen fast drei Jahrzehnte weiterentwickelt, wurden musikalisch reifer und diverse Affinitäten haben sich weiter ernsthaft verfestigt.
Wichtig ist der Band selbst, dass sie keine aktuellen Trends bedienen, wenngleich man eben jene gerne auch nutzt, um sich darin musikalisch zu probieren und auszutoben. Am Ende allerdings müssen immer der Spaß und die Identifikation mit ihren Songs entstanden sein – Hauptsache es rockt! So lausche ich den insgesamt zehn Songs des Albums aufmerksam und werde abschließend sicher feststellen können, ob dies auch gelungen ist. Zwischenzeitlich bei Black Sunset / MDD Records angekommen, hat man sich für die Produktion der Scheibe noch namhafter Unterstützung bedient. Für die Vocal Recordings wurde die Erfahrung von Ralf Scheepers (Primal Fear) herangezogen. Für die Gitarrenaufnahmen stand Markus Ullrich (Lanfear, Septagon) zur Verfügung und über den Gesamtmix wachte Dirk Burke von den Lakeside Studios. So konnte unter Hinzuziehung jener drei Herren von durchaus guten Voraussetzungen ausgegangen werden. Letztlich aber zeigen sich die Bandmitglieder für die Kompositionen verantwortlich und darum soll es hier gehen.
Was von Beginn an sehr positiv hervorsticht, ist der sehr transparente Sound und homogene Mix, so sind alle Protagonisten sehr gleichberechtigt gemischt. Das ist nicht immer vorauszusetzen, vor allem dann nicht, da so kraftvolle und rifflastig-akzentuierte Musik nicht selten auch mal kaputt gemixt wird. Bereits mit Watching You wird sehr deutlich, wessen Geistes Kind sich hinter Out Of Order verbirgt. Ein sehr druckvoller Opener mit reichlich technischer Raffinesse. Powerthrash mit Logik und Konsequenz im Songwriting. Wären es nicht Out Of Order, die ich hier höre, so würde ich das locker als einen bislang unveröffentlichten Track von Metallica durchgehen lassen. Das erinnert mich sehr an die Zeiten von St. Anger und vor allem Death Magnetic. Letztlich nur die hohen Screams von Thorsten Braun machen hier den Unterschied. Also das muss auch gekonnt sein und beeindruckt auf seine ganz eigene Art und Weise.
Die Thrash Note wird mit Self Deception und What For konsequent weiterverfolgt. Bei What For gesellt sich zudem ein dezenter Hauch des Testament Flairs hinzu und so entwickelt sich dieses Album von Song zu Song zu einem sehr anspruchsvollen Hörerlebnis. Getoppt wird das mit dem für mich stärksten Track der Scheibe – The Sniper vereint alles, was der Thrash Metal in Reinkultur aufzubieten hat. Die Gitarrenarbeit, die Songstruktur, der stete Punch reißt mich wirklich mit. Auch George Bush darf irgendwie mitwirken und leitet Guilty ein. Hier entlädt sich neben brachialer Emotion vor allem eine gehörige Portion Provokation, der Track treibt vorzüglich und abermals fühle ich mich in die glorreichen Metallica Zeiten zurückversetzt. Die durch die Jungs leicht veränderte, aber nicht weniger legendäre Black Sabbath Textzeile von War Pigs „No more war pigs have the power, hand of god has struck the hour“, sowie „Glory! Glory! Hallelujah!“ lassen wenig Raum für trügerische Interpretationen, so weiß letztlich jeder Hörer, welche Botschaft hier übertragen werden soll. Coole und brettharte Nummer!
Tears dürfte für das stehen, was Out Of Order für sich in Anspruch nehmen, das zu spielen, was ihnen gefällt. Ein wenig Verspieltheit und die Lust an Experimenten stehen hier im Vordergrund. Stilistisch weicht man vom Bisherigen ein wenig ab, setzt mehr Melodie ein und wagt das abstraktere Moment für sich zu nutzen. Dennoch, auch hier lässt James Hetfield erneut grüßen. Das Progressive in diesem Song mag zunächst anstrengend wirken, letztlich aber steht am Ende doch ein rundes Arrangement.
Das bislang hohe Niveau des Albums fällt mit God Is Angry ein wenig ab, zu gefällig und ohne signifikante Inspiration schwebt der Song so vor sich hin. Was sich anfangs nach Symphonic Metal, gepaart mit zweiter choral anmutender weiblicher Stimme anlässt, entpuppt sich im Verlauf mehr und mehr als eine kompromisslos harte Sache. On The Rise wirkt deshalb in Teilen etwas zerfahren und muss öfter gehört werden. Der Speed steht diesem Song gut Gesicht, Thorsten Braun moduliert hier grandios und holt alles aus einer sehr breiten Range raus. Vengeance hingegen zeichnet sich primär durch die fulminanten Gitarrenläufe und die akzentuierte Rhythmik aus, das Staccato sucht hier seinesgleichen.
Das Album wird mit Apocalypse nochmals thrashig und mit reichlich Geschwindigkeit zum Ende gebracht, daran ändert der kurze akustische und somit ruhigere Part in positiver Hinsicht auch nichts. Leider bleibt mir hier aber zu wenig Farbe über.