Plage Noire vom 29. – 30.10.2021 am Weissenhäuser Strand

Willkommen zurück, willkommen zu Hause

Eventname: Plage Noire Festival 2021

Bands: VNV Nation, Schandmaul, Diary Of Dreams, Unzucht, Suicide Commando, She Past Away, Whispering Sons, Empathy Test, Adam Is A Girl, Any Second, Empathy Test, Front 242, L‘ame Immortelle, Peter Heppner, Letzte Instanz, Solar Fake, [:Stid:], Rabia Sorda, Stahlmann, Melotron, Vogelfrey, Sono, Rave The Reqviem, Vanguard, Seelennacht, Steril, Scarlet Dorn

Ort: Ferienpark Weissenhäuser Strand, Schleswig-Holstein

Datum: 29. – 30.10.2021

Kosten: 2-Tages-Ticket: 139 €

– Hotelkosten: 2 Übernachtungen inklusive Festivalticket 319 € bis 259 € pro Person, je nach Zimmerkategorie
– einmalige Buchungsgebühr von 25 € und Kurtaxe pro Person
* Kinder unter 6 Jahren: freier Eintritt zum Festivalgelände (kein Zutritt zu den Konzerten)

Genre: Dark Rock, Gothic Rock, Neue Deutsche Härte, Elektro Pop, Industrial Pop, Mittelalter Rock, Heavy Metal

Besucher: ca. 5000

Veranstalter: FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH

Links: http://www.plagenoire.de/
https://www.fkpscorpio.com/

Freitag, 29. Oktober 2021

Die Festival-Saison 2021 hatte ich für mich schon abgehakt, eigentlich …

Unerwartet bekam ich eine Woche vor Veranstaltungsbeginn des diesjährigen Plage Noires die Anfrage vom Magazin, ob ich für Kollegen Norbert C. einspringen kann, da er leider doch nicht hinfahren kann. Nach einer kurzen Bedenkzeit sage ich schließlich zu. Schade ist nur, dass dieses Mal keine Begleitperson mitkommen darf und ich alleine losziehen werde. 2019 war ich noch mit Kollegin Maren J. inmitten der schwarzen Seelen unterwegs. Bevor es losgeht, erkundige ich mich über das aktuelle Hygienekonzept, damit ich weiß, was in diesem Jahr wegen der Covid-Situation zu beachten ist.

Gegen 13 Uhr steige ich in mein Auto und mache ich mich auf den Weg zum Weissenhäuser Strand. Eine gute Stunde Autofahrt steht mit bevor. Um Punkt 14 Uhr lande ich dann auch auf dem größeren Parkplatz des Ferienparks. Schon hier ist erkennbar, dass diesmal einiges anders läuft. Im hinteren Bereich wurde eine Covid-Teststation aufgebaut, bei der ungeimpfte Besucher einen täglichen Test durchführen lassen müssen. Dies ist notwendig, da wegen der geltenden 3G-Regel ein negativer Covid-Nachweis (Attest für Genesene oder Impfnachweis) am separat aufgebauten Empfangszelt vor Zutritt des Festivalgeländes täglich erbracht werden muss. Die Bändchenausgabe läuft trotz des kleinen Mehraufwands sehr flüssig. Ich bekomme diesmal gleich zwei Bändchen (eins für den Festivalbesuch und das andere für den erfolgten Nachweis) und darf jetzt das Gelände betreten.

Auf den ersten Blick sieht auf dem Festivalgelände alles unverändert aus, beim genaueren Hinsehen fallen mir dann doch einige Unterschiede auf. Vor der Galeria, dem Hauptgebäude, ist diesmal ein herbstliches Arrangement platziert, bestehend aus Blumendeko und Kürbissen, die auf einer Lage Stroh eingebettet sind. Schon jetzt herrscht am Merch-Stand im Eingangsbereich reges Treiben, sodass kaum ein Durchkommen zur Wandelhalle möglich ist. Bei diesem Engpass trage ich eine Maske, wie es vom Veranstalter ausdrücklich angeraten wird. Als ich dann in die „Heilige Halle“ eintrete, bemerke ich, dass es das Mini-Café nahe dem Eingang mit dem schwarzen Eis nicht mehr gibt, was ich sehr schade finde. Ebenfalls vermisse ich die Stände mit Bekleidung und Schmuck sowie Accessoires. Dies dürfte wohl dem aktuellen Hygienekonzept geschuldet sein. Als ich dann am Ende des Gebäudes ins Freie trete, lande ich auf dem Le Petit Marché Médiéval, einem Mittelaltermarkt, wo dann doch die vermissten Stände mit Schmuck, Lederwaren und sogar Fellen aufgebaut sind. Ein Schmied mit einem Schwerter- und Rüstungssortiment ist ebenfalls vor Ort. Hier kann man inmitten herbstlicher Deko zudem Leckereien und Getränke in gemütlicher Atmosphäre genießen. Fasziniert bleibe ich schließlich vor einem mittelalterlichen Thron stehen, der auf einer überdachten Erhöhung aufgebaut ist, von zwei düsteren Wächtern mit jeweils einer Fackel links und rechts umrahmt. Ich bin mehr als überrascht von dieser urigen Szenerie, die sich mir jetzt bietet. Als Nächstes steuere ich den sagenumwobenen Strand an, der sich alljährlich einmal im Jahr schwarz färben soll. Zum ersten Mal nehme ich die Seebrücke wahr, wo bereits einige schwarze Seelen verweilen. Mit einem kurzen Blick zur Uhr stelle ich fest, dass es Zeit wird, meinen kleinen Ausflug zu beenden. Mittlerweile ist es 16 Uhr und ich möchte noch in Ruhe etwas essen, bevor die Konzerte beginnen.

Jetzt ist es aber wirklich höchste Eisenbahn. Ich muss mich zwischen Whispering Sons und Unzucht entscheiden, die mit nur 15 Minuten Zeitunterschied ihre Show beginnen. Ich mache mich auf den Weg zum Chapiteau zu Unzucht und warte mit der Meute auf Einlass. Endlich lassen uns die Ordner dann hinein. Bevor die Lichter auf der Bühne angehen, ertönt zur Einstimmung der Soundtrack von John Carpenters Horrorklassiker Halloween. Sänger Daniel Schulz brüllt den Fans entgegen: „Es ist so geil, das wiederzusehen, das wieder erleben zu dürfen. Macht mal Krach!” Der markante Industrial-, Gothik-Sound donnert durch das sich zunehmend füllende große Festzelt. Die Dark Rock Band heizt dem Düstervolk mit druckvollen Nummern wie Unzucht oder Ich Bin Gott mächtig ein, sorgt als Kontrast dazu mit der Gothic-Ballade Der Letzte Tanz für stimmungsvolle Momente. Er fordert dabei dazu auf, die Hände im Takt mitzuwiegen, was sehr gerne angenommen wird. Danach gönne ich mir erst mal ein Getränk, um die trockene Kehle zu befeuchten, bevor es zum ersten Fashion Walk, der Tourniquet Costume Art, geht. Schnell habe ich ein paar Schnappschüsse gemacht, um mich dann eiligst den Stufen zum Salle de Fête empor zu begeben. Ursprünglich sollte hier um 18:45 Uhr das Elektro-Musikprojekt Das Ich auftreten, durch den Krankenhausaufenthalt von Sänger Stefan musste die Show leider abgesagt werden. Als Ersatz werden dafür Torul, eine slowenische Elektropop-, Darkwave Band, den kleinen Festsaal mir Re-Mixes wie Mad World zum Kochen bringen. Da als nächstes Diary Of Dream auf meinem Wunschzettel steht, enteile ich nach einer kurzen Visite wieder ins Chapiteau, um gerade noch rechtzeitig zu den anderen Fotografen in den Graben zu huschen. Sänger Adrian Hate begrüßt mit bester Laune das Publikum. Er und seine Mannen begeistern die Menge mit Synth-Hymen wie Traumtänzer, She And Her Darkness, Butterfly Dance und Ikarus. Eine gute halbe Stunde gebe ich mich dem düsterschönen Sound hin, danach genehmige ich mir eine Auszeit, um durch den Le Bazar zu schlendern. Wie schon 2019 gibt es hier wieder allerlei käuflich zu erwerben, was das samtschwarze Herz begehrt. Von edlen Handtaschen, eleganten Boots bis hin zu filigranem Schmuck sowie Kelchen, Figuren und modischen Accessoires etc. wird alles geboten. Im Salon de beauté, der am Ende der Räumlichkeiten seinen Platz hat, kann man sich mit professionellem Make-up und Hairstyling verwöhnen lassen. Es ist noch etwas Zeit bis zur nächsten Show und so langsam meldet sich doch der leere Magen. Also mache ich mich auf den Weg zur Galeria und hole mir dort eine leckere Handpizza.

Als Nächstes stehen Sucide Commando als Ersatz für Assemblage 23 auf dem Plan, die leider kurzfristig absagen mussten. Flugs sprinte ich wieder in den Salle de Fête. Der belgische Electro-Industrial Musiker Johan Van Roy zelebriert mit seinem Schlagzeuger und Keyboarder Aggrotech-Nummern wie Hellraiser und Dein Herz, Meine Gier. Trotz Knieschiene rennt er wie ein Derwisch über die Bühne, es ist verdammt schwer, ihm mit der Kamera zu folgen. Er bringt diesen kleinen Saal in kürzester Zeit zum Kochen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich so langsam wieder in Richtung Chapiteau bewegen sollte, denn es bleiben noch gerade 15 Minuten, bis Schandmaul ihre Show beginnen. Im großen Festzelt ist es noch recht übersichtlich, doch es füllt sich langsam. Frontman Thomas Lindner versteht es, mit seiner lockeren und witzigen Art die Meute zu unterhalten. Bevor es mit dem Song Teufelsweib losgeht, plaudert er aus dem Nähkästchen, was es mit dem Stuhl auf der Bühne auf sich hat. Thomas ist vor ein paar Wochen mit dem Fahrrad gestürzt und kündigt mit einem Augenzwinkern an, dass er sich zwischendurch immer mal wieder altersgerecht hinsetzen wird, weil er noch nicht wieder ganz fit ist. Das boshafte Volk vor der Bühne kann sich eine gewisse Schadenfreude nicht ganz verkneifen, Gelächter schallt ihm entgegen. Doch dann geht es rund und für diesen Song stellt er den Stuhl wieder in die Ecke. Nun ist auch das Publikum gefragt, jetzt wird mitgesungen! Es werden zwei Gruppen unterteilt in Männlein und Weiblein, die wechselnd Oh hoho Oh mitgrölen sollen. Dank der witzigen Animation des Frontmanns klappt das auch hervorragend. Schandmaul haben noch einige Songs im Repertoire, wie Auf Und Davon, Bunt Und Nicht Braun. Selbstredend darf ein Sauflied heute natürlich nicht fehlen, also wird mit Der Teufel Hat Den Schnaps Gemacht die Stimmung noch ordentlich angeheizt. Danach gönne ich mir erst mal eine kurze Pause. Im Anschluss geht es weiter zum Fashion Walk von Instinct Berlin. Während der Vorführung mache ich ein paar Schnappschüsse. Die Ordner passen dabei sehr genau auf, dass die Models ausreichend Platz zum Flanieren haben und die Zuschauer ihre Masken tragen, denn es wird eng in der Galeria. Nach dieser Vorführung geht es für mich in den Salle de Fête zu She Past Away, einer Gothic-Rock-Band aus dem türkischen Bursa. Auch wenn ich die Combo nicht kenne, ahne ich schon, was mich gleich erwartet. Die Ähnlichkeit von Sänger Volkan Cane zu Robert Smith (The Cure) fällt mir sofort ins Auge. Ihre Songs lassen mehr als deutliche Einflüsse von The Cure erkennen. Das weckt Erinnerungen an die tiefsten 80er-Jahre. Allerdings schwächelt die Aussteuerung von Volkans Mikro etwas, sodass der Gesang sehr dünn rüberkommt. Der Sound groovt dennoch allemal. Als ich wieder in die Galeria zurückkehre, läuft hier ein futuristisches Kunstwesen durch die Halle, welches nach vielen Stunden in mühevoller Arbeit des Monstermachers entstanden ist. Das halte ich natürlich sofort im Bild fest! Der Abend neigt sich jetzt dem Ende zu, langsam macht sich doch etwas Müdigkeit bemerkbar nach dem langen Tag. VNV Nation will ich mir aber auf keinen Fall entgehen lassen. So mache ich mich noch einmal auf den Weg zum Chapiteau. Frontmann Ronan Harris der englisch-irischen Future-Pop-Band mischt das Partyvolk noch einmal so richtig auf. Er ist fit wie ein Turnschuh, ruft lauthals in die Menge: Warum seid ihr so leise? Seid ihr schon müde?” Dann brüllt er wieder aus voller Kehle: “Lauter!” Sein Wort ist Gesetz, es wird kräftig mitgesungen und abgegangen, was das Zeug hält, zu Hits wie Nova, Sentinel oder Homeward. Die Hütte ist jetzt brechend voll. Mein Durchhaltewille hat sich ausgezahlt. VNV Nation erweisen sich als Highlight des Abends. Die Performance ist wahrlich Extraklasse!

Ich bahne mir gegen 0:00 Uhr den Weg ins Freie und steuere den Parkplatz an. Vor mir liegt noch eine gute Stunde Heimweg und ein bisschen Schlaf für den Samstag muss ich mir schon gönnen, denn der wird noch länger. 

Samstag, 30. Oktober 2021

Heute beginnt der Tag mit dem legendären Fotoshooting am Strand und dem Vortrag von Schriftsteller Christian von Aster. Da ich beides zeitlich nicht schaffen werde, ist mein Ziel, die zweite Vorlesung von Fantasy-Autor Markus Heitz pünktlich zu erreichen. Ich plane die Anfahrt mit gut einer halben Stunde Pufferzeit ein und breche um 12:00 Uhr auf, wohlwissend um die Parksituation am Tag zwei des Plage Noires. Tatsächlich gestaltet sich die Parkplatzsuche wie erwartet schwierig und ich komme gerade so zeitig an, um noch entspannt die Cri de la Mouette, den Lesungssaal, zu erreichen.  

Der kleine Raum ist großzügig bestuhlt und bis fast auf den letzten Platz gefüllt. Ich sehe zu, dass ich fix ein paar Fotos mache, bevor Markus Heitz pünktlich um 13:45 Uhr sein Programm beginnt. Schon nach wenigen Worten erntet er Beifall. Amüsiert haut er einen lockeren Spruch raus, dass er noch gar nicht gearbeitet hat, aber schon Applaus bekommt. Heute liest er Passagen aus der sechsten Ausgabe seiner Fantasy-Reihe Die Zwerge. Seine später folgenden Remix-Verse kündigt er gleich zu Beginn mit einer guten Portion Wortwitz an. Gut gelaunt fährt er mit seinem heutigen Programm fort. Bevor ich mich auf den Weg zur Folk Metal-Band Vogelfrey ins Chapiteau aufmache, brauche ich erst mal eine kleine Stärkung, daher genehmige mir erst mal einen Kaffee und etwas Zuckerzeug. Schon beim Warten vor dem großen Festzelt dringt ein deutlicher Schalldruck des laufenden Soundchecks nach außen. Es wird laut heute, ohne Zweifel … Frontmann Jannik Schmidt eröffnet die heutige Sause mit einem typisch nordischen Einschlag: “Moin Moin, Plage Noire!” Er stellt seine Band kurz vor, die heute das erste Mal im Line-Up vertreten ist. Dann geht es auch schon mit Krachern wie Thunderstruck, Schüttel Dein Haupt und Heldentod zur Sache. Ich werde gleich zum ersten Fashion Walk des Tages wechseln und begebe mich in Richtung Ausgang. Auf dem Vorplatz lausche ich noch den Klängen ihres Abschlussknallers In Hamburg Sagt Man Tschüss (im Original von Heidi Kabel), mit der die Hamburger Mittelalterbarden ihr Konzert in urtümlicher Manier ausklingen lassen. Um 15 Uhr flanieren dann die Models von Nashimiron über den Laufsteg. Nach ein paar ergatterten Schnappschüssen eile ich sofort wieder zurück ins große Festzelt zu Stahlmann, der mittlerweile etablierten Neue Deutsche Härte Formation. Sie lassen es in mit Songs wie Adrenalin, Der Schmied oder auch Hass Mich, Lieb Mich und vielen weiteren Dampfwalzen in bester Rammstein-Manier krachen. Die Stimmung ist dennoch etwas verhalten, daher entscheide ich mich spontan bei der zeitgleich spielen Synth Pop Band Sono reinzuhören. Hier fröne ich eine Weile dem groovigen Elektrosound. Da mein Koffein- und Zuckerspiegel etwas down ist, hole ich mir eine kleine Leckerei und führe mir beides in der kleinen Lounge am Ende der Galeria zu Gemüte. Frisch gestärkt mache ich mich dann auf zu Scarlet Dorn in Richtung Rotonde, die ich bisher sträflich vernachlässigt habe. Die kleine Hütte ist aber schon brechend voll, sodass ich nach fünf Minuten Wartezeit umkehre, da keine Chance mehr besteht, noch hineingelassen zu werden. Einige Besucher haben sich vor dem außen angebrachten Monitor versammelt und verfolgen so das Geschehen der Minibühne. Dazu habe ich keine Lust und schaue bei Melotron rein, die jetzt im Salle de Fête im feinsten 80er-Jahre Synthie-Pop den kleinen Saal beschallen. Sänger Andy Krüger sieht der Depeche Mode-Ikone Dave Gahan nicht nur ähnlich, auch seine Moves auf der Bühne erinnern mehr als deutlich an den quirligen Engländer. Die lebendige Bühnen-Performance kommt richtig gut an beim Partyvolk! Als Nächstes steht die Letzte Instanz auf meinem Zettel. Ich begebe mich zielstrebig zum Bühnenrand an den Graben und warte darauf, dass es losgeht. Die Deutsch-Rock-Band bringt kurzerhand den Saal mit Songs wie Der Garten und Ehrenwort (der gleichnamige Song von neuem Album) in Feierlaune. Vor der Bühne wird munter drauflos getanzt und geklatscht. Benni Gerlach wirbelt barfuß mit seinem Cello über die Bühne. Hier geht es rund! Nun ja, da ich mich für Deutsch Rock nicht so wirklich begeistern kann, fällt die Entscheidung, zum nächsten Fashion Walk zu gehen. Danach will auch der mittlerweile wieder leere Magen befüllt werden, also ziehe ich wieder zur Galeria los. Nach meiner kleinen Kurzpause werde ich mir die mexikanische Industrial-, Electro-Combo Rabia Sordia anschauen. Eigentlich sollte stattdessen die Post-Electro-Formation Rotersand spielen. Leider mussten sie absagen, weil sich Frontmann Rascal eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Rabia Sorda erweisen sich als guter Griff, sie bringen mit ihren dynamischen Aggro-Tech Nummern ordentlich Schwung in den kleinen Saal. Die Jungs sind wirklich gut! Gegen 19 Uhr mache ich mich dann auf den Weg zum Chapiteau, denn in wenigen Minuten spielt dort Peter Heppner, den lasse ich mir natürlich nicht entgehen, zumal ich ihn noch nie live gesehen habe. Die aufwendige Bühnendeko wirkt schon beeindruckend auf mich und auch die Qualität der Beleuchtung hebt sich deutlich von den anderen Bands ab. Der Sound, der jetzt aus den Boxen vor der Bühne dröhnt, hat einen enormen Druck, was mich echt überrascht. Bei diesem Konzert ist die Stimmung sehr entspannt und eher ruhig, die Fans schwelgen zu Klassikern wie I Feel You und Alleine Sein. Sie genießen einfach die Performance dieser Legende. Ich bleibe noch eine ganze Weile hier, bis es Zeit wird, zum letzten Fashion Walk dieses Tages aufzubrechen. Ein letztes Mal flanieren in der Galeria weibliche wie männliche Models mit ausgefallenen Kostümen sowie Kreationen über den Laufsteg. Danach schlendere ich zum Le Bazar hinüber, weil ich mir noch ein kleines Mitbringsel gönnen möchte. So ganz ohne eine Kleinigkeit gekauft zu haben, möchte ich dann doch nicht nach Hause fahren. Es ist jetzt 21 Uhr, ich mache mich auf den Weg zum großen Festzelt, denn in 15 Minuten spielt das österreichische Elektro-Pop-Duo L’Âme Immortelle, die mit viel Hingabe ihr heutiges Set präsentieren. Von melancholischen Songs wie Unendlich, Monument bis hin zu flotten tanzbaren Nummern z. B. Catch My Fall, Ich Fang Dich Auf ist alles vertreten. Nach rund 20 Minuten bewege ich mich in Richtung Ausgang des Chapiteaus und lasse es für heute auch genug sein. In der Galeria werde ich zu guter Letzt von einem Pärchen angesprochen, das mich bittet, von ihnen ein Foto zu machen. Selbstverständlich komme ich diesem Wunsch nach, wenn man mich so höflich fragt. Wir tauschen noch schnell die Kontaktdaten aus, damit ich den beiden das bearbeitete Bild zuschicken kann. Gegen 22:15 Uhr trete ich endgültig den Heimweg an. Heute werde ich nicht bis zum Schluss bleiben, lasse den Abend an dieser Stelle entspannt ausklingen.

Die Atmosphäre inmitten dieser dunklen Seelen war wieder einmal faszinierend. Zwei spannende als auch gleichermaßen anstrengende Festivaltage in der Gothic-Szene liegen hinter mir. Die einzelnen Konzertbesuche musste ich zeitweise sehr kurz halten, um die Shows der nächsten Bands zu erreichen. Da ich mich dieses Mal alleine auf dem Plage Noire aufgehalten habe, ist so einiges an mir vorbeigegangen. Fotografieren und gleichzeitig das Geschehen auf den Bühnen mitverfolgen, ist gar nicht so leicht unter einen Hut zu bringen. Das Line-Up ist um einiges besser geworden als noch vor zwei Jahren. Die Organisation vor Ort wirkte sehr gut durchdacht und professionell. In Sachen Hygiene achtete die eingespielte Crew sehr sorgfältig auf die Einhaltung sowie Sicherheit der Besucher und auch der Künstler. Der Veranstalter hat hier sich sehr viel Mühe gemacht, für alle ein schönes Festival zu ermöglichen. Gerne komme ich wieder zum nächsten Treffen der schwarzen Seelen, wünsche mir dann allerdings, dass einer Begleitperson mit dabei sein kann.