Poverty’s No Crime – A Secret To Hide

Kommen aus dem ewigen Nebel, um dorthin wieder nach kurzer Zeit zu verschwinden

Artist: Poverty’s No Crime

Herkunft: Twistringen, Deutschland

Album: A Secret To Hide

Spiellänge: 58:56 Minuten

Genre: Progressive Rock, Progressive Metal, Hard Rock

Release: 30.04.2021

Label: Metalville (Rough Trade)

Link: https://www.facebook.com/povertysnocrime

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Volker Walsemann
Gitarre – Marco Ahrens
Bassgitarre – Heiko Spaarmann
Keyboard – Jörg Springub
Schlagzeug – Andreas Tegeler

Tracklist:

  1. Supernatural
  2. Hollow Phrases
  3. Flesh And Bone
  4. Grey To Green
  5. Within The Veil
  6. The Great Escape
  7. Schizophrenic
  8. In The Shade

Das norddeutsche Städtchen Twistringen dürfte nicht vielen geläufig sein. Die Nachbargemeinde Sulingen um das Reload Festival ist da schon eher ein Begriff. Doch um das Festival geht es heute nicht, sondern um die Progressive Rock Band Poverty’s No Crime, die gerne zu härten Riffs greift und dadurch die Brücke zum Metal schlägt. Vor genau 30 Jahren wurde die Formation gegründet und hat in diesem Jahr somit einen nicht gerade unbeachtlichen Geburtstag zu feiern. Das achte Studioalbum A Secret To Hide löste nach gut fünf Jahren das letzte Langeisen Spiral Of Fear ab und zieht seit Ende April seine Kreise. Das Artwork wurde modern gestaltet und spiegelt eins zu eins die Handschrift der Protagonisten wider. Stürmisch, aber zu keiner Zeit wild gleiten sie durch die fast sechzig Minuten straken Wellen, die bestimmend gen Küste drängen.

Den Anfang machen Supernatural und Hollow Phrases. Das Quintett ist immer noch nicht müde geworden – nach der langen Pause von 2007 bis 2016 haben viele die Gruppe schon abgeschrieben, die dann mit Spiral Of Fear wie ein Phönix aus der Asche glitt. Ohne Druck und Stress bringt Volker Walsemann mit seiner Truppe nur Songs mit Überlänge auf den neusten Output. Unter sechs Minuten geht somit nichts und lässt genug Platz zur Entfaltung, wie es ein anständiger Progressive Rock Stiefel benötigt. Wenn sie ein Klischee erfüllen, dann das der langen Tracks, gepaart mit der entspannten Ader des Genres und eines harmonischen Einklangs, der emotional bis auf die tiefste Sackgasse der Seele dringt. Die Herren spielen weiter einen sehr besonnenen, melodischen Progressive Metal mit ordentlichen Hard Rock Säulen. Die Vergleiche zu Bands wie Dream Theater oder Threshold hinken da ebenso wenig und trotzdem machen Poverty’s No Crime ihr ganz eigenes Ding. Volker Walsemann lässt seine Vocals immer mehr mit elektronischen Hilfen erklingen, das soll gar nicht abwertend klingen, sondern nur die Tatsache auf den Tisch bringen, dass die heute moderne Technik für ein fett klingendes Album helfen darf. Falsch machen die Jungs aus der Kleinstadt bei Bremen rein gar nichts. Die Songs, wie schon der angesprochene Hollow Phrases zünden schnell und der düstere Flesh And Bone bildet mein persönliches Highlight. Weiter unten könnt ihr direkt einen Blick bzw. ein Ohr auf die Klänge werfen, die euch tief in den Wald führen und auf einem schaurigen Friedhof aussetzten. Knackig, zum Headbangen geeinigt, ziehen sie nicht nur die Prog Rock Handbremse, sondern schaffen Tiefe, die jeden Metalhead ansprechen kann, der Heavy Metal Berührungspunkte hat. Stets stimmig warten zum Ende hin weitere Brocken – Schizophrenic und In The Shade legt man ganz sicher auf keiner feuchtfröhlichen Hochzeit auf. In den schaurigen Deckmantel der menschlichen Abgründe gehüllt, bringen einen selbst die instrumentellen Passagen zum Grübeln. Der Schlussakt dauert dabei geschlagene zehn Minuten und lässt nur ganz langsam die rettende Hand aus euren gleiten. Im freien Fall auf den Aufschlag wartend, finden In The Shade und das achte Studioalbum das wohlverdiente Ende.

Poverty’s No Crime – A Secret To Hide
Fazit
Poverty's No Crime brauchen keinem mehr was beweisen, die Weltherrschaft ist nicht ihr Ziel und der einzige Wunsch, hochwertigen Progressive Metal zu spielen ihr Befehl, dem sie einmal mehr nachkommen. Ihre ersten beiden Alben wurden über das legendäre Label Noise Records eingespielt und wenn die Jungs damals gewollt hätten, wäre die Karriere sicherlich noch ganz anders ausgegangen. Seit The Chemical Chaos wurden immer wieder längere Pausen eingelegt, die der Musik sehr guttun, nur dem schnelllebigen Business nicht gerade optimal in die Karten spielen. Aus einer permanenten Präsenz Profit schlagen, ist eh nicht das Spiegelbild von Poverty's No Crime. Immer wieder tauchen die Deutschen aus dem Nichts auf, hauen einen raus und verschwinden langsam im Nebel, um nach ein paar Jahren diesen Prozess auf's Neue anzustoßen.

Anspieltipps: Flesh And Bone und The Great Escape
René W.:
8
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9.1
8
Punkte