Ricky Warwick – When Life Was Hard And Fast

Danke, Alexa. Endlich mal eine Neuentdeckung, die Sinn ergibt. Zwischen Social Distortion und Thin Lizzy ist immer noch Platz für einen Warwick.

Artist: Ricky Warwick

Herkunft: Nordirland

Album: When Life Was Hard And Fast

Spiellänge: 35:20 Minuten

Genre: Rock ’n‘ Roll, Hard Rock

Release: 19.02.2021

Label: Nuclear Blast

Link: https://www.facebook.com/ricky.warwick

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Ricky Warwick
Gastmusiker – Andy Taylor (Ex-Duran Duran)
Gastmusiker – Joe Elliot (Def Leppard)
Gastmusiker – Luke Morley (Thunder)
Gastmusiker – Dizzy Reed (Guns n’ Roses)

Tracklist:

1. When Life Was Hard And Fast
2. You Don’t Love Me
3. I’d Rather Be Hit
4. Gunslinger
5. Never Corner A Rat
6. Time Don’t Seem To Matter
7. Fighting Heart
8. I Don’t Feel At Home
9. Still Alive
10. Clown Of Misery
11. You’re My Rock’n Roll

Kennt ihr das? Da sitzt man zu Hause relativ entspannt auf dem Sofa, blättert in einem Metalmagazin und hat nebenbei irgendeine Spotify-Playlist laufen.
Vieles kennt man, vieles aber auch nicht. Ab und zu freut man sich, dass man ein lange nicht mehr gehörtes Lied aufschnappt und mehr oder weniger gedankenverloren mitsingt. Best-Case-Szenario.

Dem entgegen steht dann der worst case: Irgendein bisher unbekannter Song wird abgespielt und man kann gar nicht schnell genug „Alexa, weiter!!! Verdammt noch mal!“ schreien.

Der ultimative Supergau: „Ich habe dich leider nicht verstanden“ als Antwort.

Wie oft habe ich mir gewünscht, dass Alexa ein Alexander wäre, damit ich ihm dann ohne schlechtes Gewissen irgendwas ans Gehäuse schmeißen kann. Und zwar mehrmals. Und wenn er dann fragt „wieso?„, gleich noch mal was hinterhergepfeffert. Egal was. Sämtliche Fernbedienungen, die Erdnusspackung oder gleich den ganzen Kacheltisch (den wir zum Glück NICHT im Wohnzimmer haben. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen…).

Tja, und dann wiederum gibt es noch den seltenen Fall, dass ein unbekanntes Lied dafür sorgt, dass sich die Musikberieselung in ein aktives Zuhören verwandelt. Wider Erwarten klingt da etwas richtig gut.

„Alexa, welches Lied ist das?“
„Du hörst When Life Was Hard And Fast von Ricky Warwick

Long story short: Genau so begab es sich und nun kennt ihr den Grund, wieso ich mich sehr auf das Review hier gefreut habe.

Ricky Warwick war mir bis zu diesem Zeitpunkt kein Begriff. Zwar schon oft über den Namen gestolpert (als Bassist kennt man die Marke Warwick), allerdings habe ich mit dem Namen bisher – warum auch immer – Blues oder Bluesrock in Verbindung gebracht. Also relativ uninteressant.

Das, was auch jetzt in diesem Moment aus dem Lautsprecher schallt, klingt aber gar nicht uninteressant.
Stattdessen weht hier ein Hauch von Social Distortion, frühen Gaslight Anthem und etwas Springsteen durch die kühle Märzluft.

Erdiger Rock ’n‘ Roll, der mit seiner Mischung aus dieser gewissen Mike Ness‘schen Coolness und den Thin Lizzy-mäßigen Twingitarren richtig Spaß macht.

Ricky Warwick ist seit Jahren Sänger bei den Iren Thin Lizzy (ah, deswegen…siehe oben) und Frontmann bei The Almighty und den nicht so bekannten Black Star Riders. Also schon eher so ein Hans Dampf-Typ.

You Don’t Love Me schlägt in eine ähnliche Kerbe wie der Opener. Wieder dieser lässige, stampfende, „coole“ Kick-Ass-Rock ’n‘ Roll, wie ihn eben das Original aus Orange County vor Jahrzehnten ins Leben gerufen hat.

I’d Rather Be Hit schließt sich an. An sich könnte die Nummer auch auf der 2006er People Like People Like People Like Us der Backyard Babies zu finden sein. Die Schweden hatten damals den Rotz-Anteil runtergefahren und etwas mehr die klassische Rockschiene für sich entdeckt.

Auf die Zwölf gibt es dann so richtig beim Punk ’n‘ Roll-Kracher Never Corner A Rat, der auch wieder skandinavisch anmutet und jeden The Bones/Babies/Hellacopters/Psychopunch-Anhänger zumindest ein respektzollendes Kopfnicken abringen sollte.

Time Don’t Seem To Matter, im Duett gesungen mit Warwicks Tochter, ist eine ruhige Ballade und wird ausschließlich mit einer Akustikgitarre, Streichern und einer minimal verzerrten Sologitarre dargeboten. Ich mag den Text. Würde den auch so direkt meinem leider viel zu weit weg wohnenden kleinen Sohn widmen. Ganz starker Song. Auch der langsame Akustikrocker I Don’t Feel At Home punktet mit einem tollen Text und einem leichten „Jon Bon Jovi zu Blaze Of Glory-Zeiten“-Charme.

Wo Licht ist, ist oft auch etwas Schatten. Auch auf diesem Album. Das etwas nervige Gunslinger und das uninspirierte Still Alive schaffe ich nicht, ohne weiter zu skippen.

You’re My Rock’n Roll entschädigt dann aber wieder mit Dicke-Eier-Rock (© by René Wolters) und lässt die Scheibe dann kurz und heftig ausklingen.

Coolster Song im wahrsten Sinne des Wortes ist für mich Fighting Heart. Wieder eine schöne Social D.-Reminiszenz; akustisch wie auch visuell im dazugehörenden Video:

Ricky Warwick – When Life Was Hard And Fast
Fazit
Ricky Warwick klingt als Ire amerikanischer als erwartet und hat seine musikalische Nische irgendwo zwischen ultracoolem Rock 'n' Roll Mike Ness'scher Prägung und dem Inselrock à la Thin Lizzy - bei denen er ja auch als Sänger tätig ist - gefunden.

Eine tolle Scheibe für den kommenden Frühling.

Anspieltipps: When Life Was Hard And Fast, Fighting Heart und Time Don't Seem To Matter.
Andreas B.
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