Riverside – Eye Of The Soundscape

“Eine letzte Ehrung“

Artist: Riverside

Herkunft: Warschau, Polen

Album: Eye Of The Soundscape

Spiellänge: 102:29 Minuten

Genre: Electronic, Ambient

Release: 21.10.2016

Label: Inside Out Music

Link: https://www.facebook.com/Riversidepl/ und http://riversideband.pl/en/

Produktion: Serakos Studio, Warschau von Magda Srzednicka, Robert Srzednicki und Mariusz Duda

Bandmitglieder:

Gesang, Bassgitarre, Akustikgitarre – Mariusz Duda
Gitarre – Piotr Grudziński
Keyboard – Michał Łapaj
Schlagzeug – Piotr Kozieradzki

Tracklist:

CD 1:

  1. Where The River Flows
  2. Shine
  3. Rapid Eye Movement (2016 Mix)
  4. Night Session – Part One
  5. Night Session – Part Two

CD 2:

  1. Sleepwalkers
  2. Rainbow Trip (2016 Mix)
  3. Heavenland
  4. Return
  5. Aether
  6. Machines
  7. Promise
  8. Eye Of The Soundscpae

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In diesem Jahr kann die polnische Band Riverside ein Jubiläum feiern, denn es gibt sie jetzt seit 15 Jahren. Bislang wurden sechs Alben veröffentlicht, das letzte im Oktober 2015. Wenn man so lange zusammen spielt, auf Tourneen um die ganze Welt unterwegs ist, gemeinsame Zeit im Studio und in Hotelzimmern verbringt, ergeben sich natürlich ganz spezielle Bande. Man ist nicht nur Kollege, sondern es entwickeln sich Freundschaften, oder sogar so etwas wie ein familiäres Verhältnis. Dieses wurde jäh erschüttert, als im Februar 2016 der Gitarrist von Riverside, Piotr Grudziński, plötzlich und unvermittelt eines natürlichen Todes starb (R.I.P.). Die Band hat jetzt bekannt gegeben, dass man seine Position nicht neu besetzen und als Trio weitermachen wird. Aber auf dem am 21.10.2016 über Inside Out Music veröffentlichten Album Eye Of The Soundscape ist der Meister des wunderbaren Gitarrenspiels noch zu hören, und Mariusz Duda hat zu Eye Of The Soundscape folgendes gesagt:

„… For years, we have accumulated a lot of material, a part of which was released on bonus discs. I know that some of our listeners still haven’t heard those pieces and do not realise that Riverside, basically right from the start, have been experimenting with ambient and progressive electronic music. And that’s always been a part of our music DNA.

So I presented the idea to the rest of the band and the decision was unanimous. We decided to make a compilation of all our instrumental and ambient pieces, and release it this year as an independent album. Some of the songs would be re-mixed to make them sound better, but most of all, we’d add new compositions.

At the beginning of the year, we locked ourselves in the studio and we started to compose. We even published a picture on our facebook page, in which Grudzień is holding a small keyboard as a joke. That was that recording session. We were working with smiles on our faces, genuinely excited, knowing that this time it wasn’t just a bonus disc or an addition to something „bigger“ but a fully fledged, independent release with that kind of music, full of space, trance, melodies and electronics. The day before I got a text message from Grudzień, „I really can’t wait for this release, I have always had a dream for RIVERSIDE to release such an album.“

Sehr passend dazu ist dann auch der Post auf der Facebook-Seite der Band am Tag der Veröffentlichung, der durch das so schön gestaltete Cover noch einmal massiv in seiner Wirkung verstärkt wird: „This is our last journey together so we dedicate this album to you, Brother. In our hearts you will stay forever.“ – Riverside „Eye of the Soundscape“ Out today!

So sind auf diesem Album also 13 Songs versammelt, die vorher als Bonusmaterial auf den Alben Shrine Of New Generation Slaves aus 2013 und Love, Fear And The Time Machine aus 2015 vorhanden waren. Außerdem gibt es einen neuen Mix des Songs Rapid Eye Movement, den Song Rainbow Trip, der bislang nur in Polen veröffentlicht wurde, sowie vier neue Tracks.

Je länger der erste Song Where The River Flows im wahrsten Sinne des Wortes wie ein ruhiger Fluss dahinfließt, desto mehr muss ich an Jean-Michel Jarre denken, was jetzt nicht negativ gemeint ist, denn ich liebe die Werke, zumindest die frühen, des französischen Pioniers der elektronischen Musik. Auch die folgenden Songs erinnern mich sehr an ähnlich wunderbare Werke aus der frühen Schaffenszeit des Herrn Jarre. Passenderweise kommt in Night Session – Part Two dann auch noch ein Saxophon zum Einsatz, was ja auf Jarre’s Album Rendez-vous auch zu hören war. Was mich ein wenig in meinem Hörgenuss beeinträchtigt, ist das stellenweise sehr repetitive Spiel einzelner Instrumente, sei es nun Keyboard oder Gitarre. Aber das ist vernachlässigbar und kann auch dieses sich einstellende Gefühl „alles ist im Fluss“ nur verstärken.

Gleich mit Sleepwalkers, der erste Track der zweiten CD, schießt mir ein weiterer Name ins Hirn, nämlich Ultravox. Die waren ja auf ihren ersten Alben auch noch sehr experimentell und damit nicht gerade chartkompatibel. Mit den folgenden Tracks verschwindet aber dieser Name genauso schnell, wie er gekommen ist, denn es geht jetzt überaus sphärisch, entspannt und relaxt zu. Ich bin fast versucht, Kerzen anzuzünden, meine Klangschale herauszuholen und laut „Ommh“ zu sagen. Das soll jetzt nicht ironisch gemeint sein! Eine andere Stimmung kann bei diesen Tracks nicht aufkommen. Unterbrochen wird dieser sphärische Schwebezustand durch Machines, das fast schon im Deep House-Gewand daherkommt. Grandios! Nach dem vom Spiel auf der akustischen Gitarre lebenden Promise läuten die wieder einmal sehr sphärischen Klänge des Titeltracks Eye Of The Soundscape das Finale ein. Und so ungemein ruhig, wie (fast) die ganze zweite CD gehalten ist, klingt sie dann auch aus.

Zu einem meiner Anspieltipps, dem Song Shine, gibt es hier das Video:

Fazit: Wow, solch ein Album hätte ich von Riverside jetzt definitiv nicht erwartet! Der letzte Output der Band war ja nicht so wirklich meins, aber mit diesem haben mich die Männer wieder eingefangen. Auch wenn die Songs natürlich mit den gewohnten Klängen der polnischen Meister des Progressive Rock nicht viel zu tun haben, haben Riverside hier bewiesen, wie weit sie über Tellerränder, falls es die für sie überhaupt gibt, hinausblicken können. Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung Riverside in Zukunft gehen werden.

Anspieltipps: Where The River Flows, Shine, Rapid Eye Movement (2016 Mix), Sleepwalkers, Machines
Heike L.
9.5
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