Rockfabrik – 36 Jahre Musiktradition gehen zu Ende

Ein Zwischenruf zum Kulturverlust

Im Jahre 1983 gründeten drei Menschen einen „Rockladen“, welcher weit über die Grenzen Deutschlands einen großen Bekanntheitsgrad erreichte. Die Rockfabrik in Ludwigsburg war für viele Bands, die später zu Weltruhm gekommen sind, ein Anlaufpunkt. Ob Metallica und Slayer in den 80ern, Manowar, Motörhead oder Faith No More, Volbeat, Arch Enemy und Amon Amarth. Sie alle verbindet eins – sie spielten mal in der Rofa (Nick Name für die Rockfabrik). Die Rofa nutzte die Räumlichkeiten einer ehemaligen Kühlschrankfabrik für den Aufbau einer „Rock & Metal Location“ – die Infrastruktur und Einrichtungen wurden step by step verbessert. So findet man auf drei Ebenen Möglichkeiten für Party, Games & Lounge und natürlich für Live-Gigs. Je nach Anzahl der Zuschauer können Live-Gigs variabel im Obergeschoss (dort ist eine Bühne permanent vorhanden) oder im Erdgeschoss stattfinden. In mittleren Bereich ist eigentlich Raucherbereich oder halt auch Gaming. Je nach Bedarf. Die Rofa hat eine eigene Zeitung, Fanartikel und eine Crew, die in Deutschland ihresgleichen sucht.

Die Kündigung des Vermieters zwingt also die Rockfabrik diese Location zu verlassen. Wie es weitergeht oder ob es weitergeht, steht in den Sternen. Die Politik hilft mittlerweile bei der Suche nach einer Alternative. Aber das ist natürlich alles nicht ganz so einfach. Der Innenausbau passt ganz sicher nicht in jede Alternative. Wenn es einen Umzug geben sollte, wird die Rofa sich allerdings stark verändern. Gerade der untere Bereich – mit der großzügig angelegten Bar – wird kaum in eine alternative Location passen. Ob die Rofa dann „nur noch“ eine reine Live-Location sein wird oder wie es sich auch immer darstellen wird, muss man also abwarten. Fest steht, dass die Rofa zwischen 31.12.2019 und 30.06.2020 von dem jetzigen Standort verschwindet.

Einen möglichen Umzug nicht mitmachen wird Wolfgang „Hasche“ Hagemann. Hasche wechselte vom Sitz an den Drums bei Running Wild auf den Sitz einer „Rock Location“ in Ludwigsburg. Der gebürtige Münchener war in rund 30 Jahren entscheidend mitverantwortlich für die Entwicklung der Rofa. Der Mitbegründer der Hamburger Power Metal Band konnte seine Kontakte natürlich hervorragend einbringen, um auch entsprechende Livebands in die Rofa zu bekommen. Natürlich ist es auch ein Unterschied, ob ein Musiker eine Location für Musik betreut oder ein Event Manger. Dass seine ehemalige Band auch ab und wann in der Rofa auftauchte, versteht sich von selbst.

Hasche wird in 2020 nach Thailand auswandern. Dort beginnt für ihn ein neues Kapitel mit dem Namen Rock Factory in Pattaya. Hier wird es einen 24/7 Betrieb geben. Bar, Rock aus der Konserve oder Coverbands live. Einen Eindruck kann man aktuell nur über Facebook gewinnen. Richtig los geht es dann im Frühjahr 2020, wenn Wolfgang Hagemann komplett in Thailand ist. Man darf gespannt sein, welche Überraschungen es dort gibt. Wer also mal in Thailand ist und eine gute Rock & Metal Location sucht, dürfte hier sicher fündig werden. Wer weiß, evtl. sieht man dann Rock ’n‘ Rolf und Co. ggf. noch mal in Thailand in Gründungsbesetzung auftreten.

Man kann eigentlich jedem Musikfan empfehlen, die Rofa an dem jetzigen Standort noch mal zu besuchen. Tradition kann man hier quasi atmen und es ist mehr als traurig, dass so ein Standort nicht erhalten werden kann.

Webpage Rofa: https://www.rockfabrik-ludwigsburg.de/startseite/

Facebook Rock Factory, Pattaya https://www.facebook.com/Rockfactorypattaya/

Eins der wohl letzten Konzerte lest ihr direkt hier:

Konzert Rofa. Ludwigsburg – 16.10.2019

Bands: Omnium Gatherum, In Mourning, Heidra

Als erste Band gehen Heidra im Obergeschoss der Rofa auf die Bühne. Die fünf Dänen aus Kopenhagen haben bisher zwei Full Length Records veröffentlicht und sind der Opener für den heutigen Abend. Sechs Songs werden präsentiert, welche durchaus überzeugen können. Sänger Morten Bryld und Co. erinnern etwas an Månegarm vom Sound. Die Band selbst bezeichnet den Style als Mix aus Melodic Death, Power, Black mit einer guten Prise Folk. Das kann ich so unterschreiben. Für einen Lacher sorgt die Band bei der Aufforderung zum Headbanging. Im Gegensatz zum Publikum sind die Haare der Bandmitglieder sehr kurz gehalten (außer beim Drummer Dennis). Nach einer halben Stunde ist der Auftritt leider schon vorbei und man schaut in zufriedene Gesichter bei den anwesenden Zuschauern.

Die zweite Band an diesem Abend ist In Mourning aus Schweden – genauer gesagt aus Falun. Wenn man Falun hört, fällt einem der Name Sabaton ein. Dort findet ja das jährliche Sabaton Open Air statt. Im Gegensatz zu Sabaton kommen In Mourning nicht mit Power Metal, sondern einer Mischung aus Death und Prog. Mit großen Erwartungen schaut man auf die Bühne. Die Band wurde durchaus mit den früheren Werken von Opeth verglichen. Da muss ich allerdings sagen, dass dort noch viel Luft zwischen den Bands ist.

In Mourning spielen 2019 überhaupt erstmals in Deutschland, obwohl es die Band bereits seit 2000 gibt. Fünf Alben wurden bisher veröffentlicht. Das aktuelle Werk Garden Of Storms wurde am 11.10. veröffentlicht und ist also „brandneu“. Auch In Mourning präsentieren sechs Songs, die allerdings etwas länger sind, als die von Heidra. Black Storm vom neuen Album ist der Opener. Weiterhin wird noch Yields Of Sand vom neuen Album gespielt. Insgesamt können In Mourning die doch recht hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Der Prog Part kommt live leider nicht so gut rüber wie auf den Studioalben. Insgesamt kommt die Band in dem ca. 40minütigen Gig mehr als eine Death Metal Band an, welche ab und wann leichte Melodic Einflüsse hat.

Nun warteten alle auf den Headliner des Abend Omnium Gatherum. Das Line-Up heute: Markus Vanhala, Aapo Koivisto, Jukka Pelkonen, Erkki Silvennoinen, Tuomo Latvala, Jani Liimatainen (Livesupport)

Setlist:

Mit The Burning vom aktuellen Album The Burning Cold startet die Band. Nun ist auch das Publikum sofort voll dabei. Jukkas Growls und ein hervorragendes Gitarrenspiel begeistern das Publikum von der ersten Sekunde. Ein hervorragender Sound in der Rofa macht den Gig zu einem ganz starken Auftritt der Finnen. Über Gods Go First kommt mit Frontiers das erste ältere Stück von Album Grey Heavens. Das Zusammenspiel des neuen permanenten Mitglieds von Insomnium und ehemaliger Mitbegründer von Sonata Arctica Jani Liimatainen mit Markus Vanhala macht sich ganz hervorragend. Jani agiert als Livesupport auf der Tour von Omnium Gatherum. Hier können sich wohl jetzt schon alle Insomnium Fans freuen. Die beiden werden ja im November und Dezember bei der Heart Like A Grave Tour von Insomnium zu sehen und hören sein.

Insgesamt gibt es 16 Songs (darunter sechs Songs der aktuellen Scheibe) mit einer Spielzeit von ca. 100 Minuten zu bewundern und headbangen. Mit Luoto und New Dynamic vom Album Beyond, sowie Cold vom aktuellen Album verlässt die Band unter tosendem Beifall die Bühne. Kurze Zeit später sind Omnium Gatherum für einen kurzen Plausch, Fotos und Autogramme wieder unter dem Publikum zu finden. Fazit: Ganz großer Sport und großer Spaß für jeden Melodic Death Fan.