Sabaton – The War To End All Wars (History Edition)

Die nächste historische Schlacht im Power Metal Gewand wird uns nahegebracht

Artist: Sabaton

Herkunft: Falun, Schweden

Album: The War To End All Wars (History Edition)

Spiellänge: 48:33 Minuten

Genre: Power Metal, Heavy Metal

Release: 04.03.2022

Label: Nuclear Blast

Link: https://www.sabaton.net/

Bandmitglieder:

Gesang und Keyboard – Joakim Brodén
Gitarre – Chris Rörland
Gitarre – Tommy Johansson
Bassgitarre – Pär Sundström
Schlagzeug – Hannes Van Dahl

Tracklist:

  1. Sarajevo
  2. Stormtroopers
  3. Dreadnought
  4. The Unkillable Soldier
  5. Soldier Of Heaven
  6. Hellfighters
  7. Race To The Sea
  8. Lady Of The Dark
  9. The Valley Of Death
  10. Christmas Truce
  11. Versailles

Wie die Zeit vergeht … 2008 habe ich die Jungs erstmals auf dem Wacken gesehen und kurz danach auf ihrer ersten Headlinertour, auf der sie Shows vor 200 Mann mit ihrem neusten Output The Art Of War gezockt haben. Nun stehen sie an der Spitze des Genres. Vor 14 Jahren wurde man noch belächelt, wenn man gesagt hat, die Schweden werden irgendwann große Headlinertouren über den Globus führen und die großen Open Airs als Mainact zerlegen. Im Jahr 2022 brauchen wir über den Status vom sympathischen Joakim Brodén gar nicht mehr sprechen, es ist alles eingetreten, was viele nicht vermutet hätten. Das kommende Album The War To End All Wars wirft seit Wochen seinen Schatten über den tristen europäischen Winter. Über Nuclear Blast gibt es gleich elf neue Tracks, die fast 50 Minuten lang den Raum mit historischen Lyrics und stampfenden Riffs füllen. Wir haben neben dem eigentlichen Album auch die Möglichkeit, in die History Edition hineinzuhören und lassen diese in unsere Kritik mit einfließen.
The Great War von vor drei Jahren war bereits bärenstark, können die fünf Männer aus Falun die Leistung nochmals bestätigen oder sogar noch mal verbessern? Enttäuscht wurde man als Fan von Sabaton jedenfalls noch nie. Negative Worte von außen wie Schlagermetal werden überhört. Wo der Erfolg liegt, kann auch der Neid aufflammen. Wer lässt auch gerne eine solche melodische Truppe mit eingängigen Texten und Melodien den Platz hinter den großen Legenden wie Iron Maiden oder Metallica?

Feuer frei. Seit The Art Of War ergreifen mich persönlich die History Editionen, die den Hörer mit Liebe zum Detail auf eine weitere Art und Weise fesseln. Das Intro Sarajevo bringt gleich den Puls auf 180. Der Stimmungsbogen wird bis zum Ende gespannt und mit zwei Schüssen ins europäische Herz abgefeuert. Die treibenden Drums von Hannes Van Dahl prasseln wie Artilleriefeuer auf den unschuldigen Hörer ein. Das Storytelling liegt den Skandinaviern, sie wissen es geschickt einzusetzen und haben eine Fanbase, von der viele andere Musiker nur träumen können. Aus dieser Handschrift werden nicht nur Sarajevo, sondern auch Stormtroopers und Dreadnought geboren. Joakim weiß, wie es funktioniert. Never Change A Winning System, und das von Sabaton hat anscheinend immer zwei Asse im Ärmel. Der Frontmann Joakim Brodén ist heiß, beflügelt im Soundgewand den Hörer, ohne einen neuen Weg einschlagen zu müssen. Wo bleibt die Entwicklung, wo muss man zwanghaft was experimentieren? Stimmt, wenn was läuft, muss man nur den Fluss am Laufen halten. Das wiederum gelingt bereits mit den ersten drei Nummern, die episch, wild, gar nostalgisch den Power Metal Recken ins frühe 19. Jahrhundert katapultieren, in dem der Kaiser noch was zu melden hatte und der einzelne Soldat noch mehr als nur Kanonenfutter wert war. Headbangend servieren Chris Rörland und Tommy Johansson bissige Gitarrenattacken. Die Refrains dürften, sobald es die Pandemie zulässt, vor den Bühnen aus Tausenden Kehlen dringen. Der nächste Schlag glückt Sabaton. Was wiederum weitere Kritiker auf den Plan rufen wird. Der erste Kracher bzw. Hit The Unkillable Soldier bringt jeden faulen Sack dazu, in der heimischen Wohnung den Partymodus einzuschalten. Noch ein Bier geht eben auch alleine, ohne dass Joakim es auf der Bühne hinunterspült und man als Beobachter keinen Tropfen abbekommt. Bombastisch, authentisch wirkt das Quartett alles andere als ausgebrannt. Vom Erfolg noch gepusht liefern sie, als wäre es selbstverständlich, wieder ab. Ein Weltkrieg hat mehrere Kriegsschauplätze. So auch The War To End All Wars, der nach The Unkillable Soldier den nächsten Tiefschlag mit Soldier Of Heaven landet. Locker, flockig läuft die Kette des Panzers durchs unwegsame Gelände. Was soll Sabaton noch stoppen, wenn sie noch nicht mal über den White Friday fallen? Hellfighters und Race To The Sea bilden den Mittelpart. Wütend stampft Hellfighters aufs Parkett, um dann wieder flacher zu werden. Von Backvocals getragen, setzt Herr Brodén passende Nadelstiche – das Niveau von The Great War, das kann man jetzt schon sagen, wird wieder bestätigt. Der etwas gelittene Partymodus bekommt mit Race To The Sea ein Facelift, ohne aus der Reihe zu tanzen. Schwierig wird es nur, wenn man die Höhepunkte von The War To End All Wars ausmachen soll. Das Grundgerüst ist ähnlich gut, kann bis zum letzten Track gehalten werden und spuckt hier und da besondere Momente wie ein schlummernder, dennoch tödlicher Vulkan aus. Lady Of The Dark braucht etwas, um zu zünden, als schwächste Komposition kann man sie trotzdem nach mehrfachem Hören nicht ausmachen, dafür beleben alleine die Soli das Geschäft zu gut. The Valley Of Death läutet bereits das kommende Ende ein. Keine Panik – Kriege, Schlachten und Scharmützel werden Sabaton auch in der Zukunft nicht ausgehen. The Valley Of Death ist ein richtiger Livetrack, der im eh schon starken Set noch weiter für Furore sorgen kann. Der nostalgische Spagat gelingt mit Christmas Truce. Pure Emotionen bringen Gänsehaut auf die Haut. Das Klavier polarisiert, Joakim dringt tief in die Haut ein. Die Nackenhaare stehen auf elektrisiert – die Kriegsballade Christmas Truce hat Charme und strahlt ein ganz besonderes Feeling aus. Over And Out, in Versailles ist für die Schweden vorerst Schluss. Der letzte Schuss gefallen, die letzte Kugel verschossen, der letzte Mann gestorben. Nur Sabaton sind immer noch hungrig nach mehr …

Sabaton – The War To End All Wars (History Edition)
Fazit
René W.:
Alleine die History Edition haut einen Sabaton-Fan beim ersten Durchlauf vom Hocker. Das nostalgische Ende, die bombastischen Wege dorthin, ein hervorragend aufgelegter Joakim in einer brillierenden Band lassen die Skandinavier weiter den Gipfel des Olymps erstürmen. Hier passt alles. Enttäuscht wird nur der, der mit Sabaton eh schon gebrochen hat, alle anderen werden das nächste Highlight der Karriere der Schweden rauf und runter hören.

Anspieltipps: Soldier Of Heaven, Race To The Sea und The Valley Of Death

Kay L.:
Auch auf der neunten Platte geben sich die Schweden kriegerisch. Große Melodien, mal tiefe, fast schon sakrale Chöre, mal wie wir es von ihnen kennen, einfach songdienliche, mehrstimmige Refrains, epische Momente und Texte, die als kriegsverherrlichend benannt werden könnte, wenn nicht in vielen Lyrics Wahrheiten stecken, wie sehr schön bei The Unkillable Soldier zu hören. Musikalisch bewegen sich Sabaton dazu auf einem schnellen Power Metal Trip, der mal wieder für Begeisterung in den Arenen sorgen dürfte. Es werden keine Experimente gemacht und so reiht sich The War To End All Wars nahtlos in die vorherigen Werke ein. Wer also viel Sabaton haben möchte, der ist hier richtig. Für mich gibt es neben vielen neuen Hymnen aber auch einige nicht ganz so zündende Songs. Trotzdem machen die einfach alles das, was sie sollen. Die Zeit vergeht bei ihren Tracks schnell und mit Masse machen die Songs einfach Spaß. Nun kommt ein kleines Aber. Es ist alles vorhersehbar und austauschbar. Aber ist das AC/DC nicht auch? Volle Punktzahl vergebe ich nicht, aus eben den genannten Gründen und wegen der nicht so eingängigen Tracks. Worauf ich gut verzichten kann, ist die History Edition, die mit erklärenden Worten aufwartet und so den Tracks zu viel History beschert.

Anspieltipps: Stormtroopers, The Unkillable Soldier und Valley Of Death
René W.
9
Kay L.
8.7
Leser Bewertung15 Bewertungen
6.8
8.9
Punkte