Event: 40 Years Of Hits Tour 2022
Band: Simple Minds
Ort: Barclays Arena, Hamburg
Datum: 21.04.2022
Kosten: VVK 61,91 €, Soundcheck Package 144,19 €
Zuschauer: ca. 6.700
Genre: New Wave, Rock
Link: https://www.simpleminds.com/
Setliste:
Set 1:
1. Act Of Love
2. I Travel
3. Celebrate
4. Glittering Prize
5. Promised You A Miracle
6. Book Of Brilliant Things
7. Hunter And The Hunted
8. Love Song
9. Belfast Child
Set 2:
10. Theme For Great Cities
11. Banging On The Door / Dolphins
12. Waterfront
13. She´s A River
Drum Solo
14. Once Upon A Time
15. Someone, Somewhere In Summertime
16. See The Lights
17. All The Things She Sad
18. Don’t You (Forget About Me)
19. Let It All Come Down
20. New Gold Dream (81-82-83-84)
Zugabe:
21. Alive And Kicking
22. Sanctify Yourself
Was für ein Spektakel. Die Schotten von Simple Minds verfolgen mich bereits seit meinem Teenageralter. 1985 fesselte mich der Song Don’t You (Forget About Me) aus dem Film Der Frühstücksclub dermaßen, dass ich von dieser Band nicht mehr lassen konnte. Verwunderlicher, dass dies nach 2006 erst mein zweites Simple Minds Konzert ist, das ich besuche. Ihr einzigartiger New Wave Sound bereitete damals die Grundlage für meinen späteren Musikgeschmack mit.
Wer auf ein Konzert der in Glasgow gegründeten Band geht, weiß schon vorab, was er bekommt. Schon damals gingen die Konzerte nie unter zwei Stunden und es kamen im Laufe der Jahre immer mehr Hits dazu. Eigentlich hätte das Konzert bereits 2020 in der Hamburger Sporthalle stattfinden sollen. Manche kennen die Halle noch als Alsterdorfer Sporthalle. Diese ist derzeit allerdings wegen Baumaßnahmen gesperrt. Bei einem Eintrittspreis von 61,91 € gehört die Truppe noch zu den Midprice-Bands. Wer Superfan ist oder gerne mal etwas Besonderes haben möchte, gibt heute in der Barclays Arena 114,19 Euro für ein Soundcheck Package aus. Dieses beinhaltet neben einem normalen Ticket noch ein paar Goodies. Die Besitzer einer solchen Buchung nehmen am Pre-Show-Event mit einer Soundcheck-Performance von zwei Songs und einer Frage&Antwort-Runde mit Simple Minds teil, was für viele den erhöhten Preis schon wert ist. Zusätzlich bekommt man einen VIP-Tour-Pass mit einem passenden Schlüsselband, ein limitiertes showspezifisches Poster sowie ein exklusives VIP-Geschenk, in diesem Fall ein Tourbook, dazu. Schade, dass bei solchen Events die Presse nicht zugelassen ist. Diese Fragerunde hätte mich auch brennend interessiert.
Eine Supportband gibt es nicht. Die Bühne ist bereitet und pünktlich um 20 Uhr geht es los. Die derzeitige Band besteht aus den beiden Urgesteinen Jim Kerr am Mikro und Charlie Burchill an der Gitarre. Ergänzt haben die Band 2009 Sarah Brown als zweite Sängerin, 2010 Ged Grimes am Bass sowie 2017 Cherisse Osei am Schlagzeug und Gordy Goudie an der Rhythmusgitarre. 2018 kam dann noch Keyboarderin Berenice Scott dazu. Natürlich ist die Band in dieser Version für die Liveshows zusammengestellt. Das lassen sie die nicht ganz 7.000 Fans in der Halle auch sofort spüren.
Mit einem Mix aus neueren Songs und altbekanntem Liedgut starten sie in das erste Set. Als Belfast Child zum Abschluss des ersten Sets ertönt, steht die Halle komplett. 20 Minuten Pause lassen die trockenen Kehlen Nachschub bestellen, bevor das zweite Set genau so startet, wie das erste begonnen hatte. Nach She’s A River, dem vierten Song des Sets, legt Cherisse Osei ein Drumsolo der ersten Liga hin. In ihrem glitzernden Paillettenanzug lässt der Wuschelkopf, der an Tina Turner erinnert, offene Münder im Publikum entstehen. Ein Publikum übrigens, das nicht nur aus grauen Rockern besteht, sondern überraschend viele Frauen und Jugendliche beinhaltet. Generationsübergreifend wird bei Someone, Somewhere In Summertime angefangen, das restliche Konzert mitzusingen. Ausgerechnet bei Don’t You (Forget About Me) fällt der Ton aus. Die Band spiel unverdrossen weiter, die Halle singt unverdrossen mit und sorgt so für einen Gänsehautmoment. Wenige Momente später ist die, im übrigen sehr gut ausgesteuerte Beschallung wieder da. Leider ist nun im Hintergrund ein ständiges, gleichbleibendes Knacken zu hören. Beim letzten Song New Gold Dream (81-82-83-84) fällt der Ton noch ein weiteres Mal für wenige Sekunden aus.
Während ich die Halle verlasse, um meine Kamera wieder einzufangen, beginnt das Publikum, die Band wieder auf die Bühne zu bitten. Normalerweise spielen sie drei Songs als Zugabe, hier wird auf Speed Your Love to Me verzichtet. Am Publikum oder der Location liegt es nicht. Ist die verdammte Technik Schuld an der verkürzten Setliste? Sorry, ich kann es nicht mehr auflösen. Bei Alive And Kicking und Sanctify Yourself wackel ich schon zum Auto, um dem Massenandrang zu entgehen. In sechs Stunden klingelt wieder der Wecker und ich habe noch 100 Kilometer…
Fazit: Nahe zweieinhalb Stunden Zeitreise in die Achtziger und Neunziger Jahre, durch moderne Interpretationen verstehen sie es, die „alten Schinken“ in einem neuen und modernen Gewand zu präsentieren. Das Preis-Leistungs-Gefüge passt. Leider sind die Verzehrpreise in der Barclays Arena etwas abgehoben. Sechs Euro für ein Bier oder einen einfachen Cheeseburger sind de facto zu viel. Aber das gehört hier nur zweitrangig her. Das Wichtigste ist die Musik und die zaubert einen bis unter die Ohren grinsenden Eindruck in die Gesichter der Fans.