Sonata Arctica und Support am 27.11.2019 in der Konzertfabrik Z7 in Pratteln

Nach der Acoustic-Tour im März ließ man es wieder krachen

Event: The Raven Still Flies Over Europe Tour 2019

Headliner: Sonata Arctica

Support: Edge Of Paradise, Temple Balls

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr.7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 27.11.2019

Kosten: 36,00 € VVK

Genre: Power Metal, Progressive Metal, Symphonic Metal, Heavy Metal Hardrock, Space Metal

Besucher: ca. 550

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/832837710488232/

Setlisten:

Temple Balls:
01. Infinity
02. Off The Grid
03. Distorted Emotions
04. Pauline
05. Ball And Chain
06. Hoist The Colors
07. Let`s Get It On
08. Kill The Voice
09. Hell And Feelin` Fine

Edge Of Paradise:
01. Intro
02. Universe
03. Fire
04. Stars
05. Electrify
06. Face Of Fear
07. Alone
08. D&D
09. Perfect Disaster
10. In A Dream

Sonata Arctica:
01. Intro
02. A Little Less Understanding
03. Closer To An Animal
04. Whirlwind
05. The Day
06. I Have A Right
07. Cold
08. Storm The Armada
09. X Marks The Spot
10. Who Failed The Most
11. Tallulah
12. Black Sheep
13. Fullmoon
14. Losing My Insanity
15. Life
16. Vodka
17. Outro

Die Finnen von Sonata Arctica beehren heute zum zweiten Mal in diesem Jahr die Konzertfabrik Z7 im schweizerischen Pratteln. Nachdem sie sich im März 2019 auf ihrer Acoustic Adventures Tour von ihrer ruhigen Seite präsentierten, sind sie nun mit ihrem zehnten Studioalbum Talviyö im Gepäck unterwegs und lassen es wieder richtig krachen. Nachdem sie im März mit Witherfall unterwegs waren, haben sie nun die Los Angeles Metaller Edge Of Paradise und die hardrockenden Landsmänner von Temple Balls im Schlepptau. Somit stehen heute zwei Bands auf dem Programm, die ich bisher noch nicht live gesehen habe und der Trip über die Grenzen zu den Nachbarn ist beschlossene Sache.

Los geht es um 19:10 Uhr mit leichter Verspätung und den finnischen Hardrockern von Temple Balls. Der Fünfer aus Oulu gastiert heute zum ersten Mal im legendären Z7 und steigen mit Infinity vom aktuellen Album Untamed gleich mächtig in sein Set ein. Vom ersten Moment an ist zu spüren, dass hier ein paar junge Wilde am Start sind, die noch richtig Bock haben und die Energie und Spielfreude, die an den Tag gelegt wird, überträgt sich auch prompt auf das Publikum. Zwar sind zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht ganz so viele Gäste vor der Bühne versammelt, aber in den ersten Reihen vor der Bühne steigt der Stimmungspegel zusehends. Arme werden hochgerissen und Haare wild geschüttelt, einzig das Mitsingen klappt noch nicht so ganz, aber dafür sind die Finnen in unseren Breitengraden offenbar noch zu unbekannt. Weiter geht es mit Off The Grid, dem Opener des Vorgängers Traded Dreams, und wer Spaß an ehrlichem, soliden Hardrock hat, der hat ganz sicher auch Spaß an dieser jungen Combo. Die Jungs um Frontmann Arde Teronen könnten durchaus als finnische Antwort auf Kissin` Dynamite durchgehen, vermischt mit ein paar an Van Halen erinnernden Riffs und Grooves, die Aerosmith alle Ehre machen würden. Auch die Rotzigkeit der frühen Guns n’ Roses macht sich an der einen oder anderen Ecke bemerkbar. Wer jetzt noch den Ohrwurmcharakter von Def Leppard und Kiss dazu addiert, der hat so in etwa eine Ahnung, was der Fünfer hier vom Stapel lässt. Distorted Emotions, Pauline, Ball And Chain und Hoist The Colors bieten dann wieder einen Einblick in die aktuellen Songs von Untamed, bevor es mit Let`s Get It On wieder zwei Jahre zurück zum Erstlingswerk geht. So oder so gilt, die melodischen Hardrocknummern treten in den Arsch und verbreiten allerbeste Feierlaune. Die Bühnenperformance bietet nun keine großen Überraschungen, jedoch, wer so viel Spielfreude versprüht, braucht keine große Show. Immerhin gelingt es den Finnen, während des Auftritts immer mehr Metalheads vor die Bühne zu ziehen, was durchaus nicht jeder Supportband im Z7 gelingt. Mit Kill The Voice und Hell And Feelin` Fine wird ein starkes Finale abgeliefert und mittlerweile gelingt es auch dem einen oder anderen, die Songs mitzusingen. Wegen mir hätte es noch eine Weile so weitergehen können, doch nach etwa 40 Minuten ist Schluss, denn hinter der Bühne stehen schon Edge Of Paradise in den Startlöchern.

Die Band aus Los Angeles kommt dann während eines kurzen Intros auf die Bühne und zu Universe, dem Titeltrack des aktuellen Albums, betritt dann auch Frontfrau Margarita Monet in einem seidenen Kapuzenumhang die Bühne. Von der Band habe ich zwar schon hier und da etwas gehört, aber im Großen und Ganzen sind sie doch irgendwie an mir vorbeigegangen, wahrscheinlich weil das Gehörte mich nicht wirklich mitgerissen hat. Nachdem der Opener des Abends noch ein recht gutes Licht hatte, ist die Bühne nun ziemlich düster in blau und rot gehalten, was aber gut zu den düster angehauchten Songs passt. Musikalisch ist das Ganze wohl als eine Mischung aus Hardrock, Symphonic Metal und Industrial Rock einzustufen, weshalb die Band ihren Sound selbst als Space Metal bezeichnet. In das aktuelle Album habe ich heute Mittag noch kurz reingehört, doch gerade zeigt sich am lebenden Beispiel, das Album und live doch zwei Paar verschiedene Schuhe sind. Dem Album-Opener Fire, den ich zuvor als Highlight verbucht hatte, fehlt jetzt live jegliche Durchschlagskraft und auch die blutarme Stimme von Frontvamp Margarita überzeugt mich nicht annähernd. Zeitweise ist sie kaum zu hören. Da macht es auch keinen Unterschied, dass die Lady sich jetzt des Umhangs entledigt und ab sofort Sex sells in das Programm einfließt. Die Band spielt fast ausschließlich Songs des neuen Albums, doch der erste Eindruck zieht sich wie ein roter Faden durch das Set. Zwar kommt auch hier eine gewisse Spielfreude rüber, doch die überträgt sich irgendwie nicht auf das anwesende Publikum, obwohl durchaus einige Edge Of Paradise Shirts auszumachen sind. Zwar verfolgen recht viele den Gig, doch Konzertstimmung ist irgendwie anders. Warum die Amis als zweite Band des Abends nach den starken Temple Balls spielen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Dem Tourmanager wäre zu empfehlen, dieses zu ändern, damit bei den weiteren Gigs der Tour eine kontinuierliche Steigerung über den Abend möglich ist. Sorry, Totalausfall!

Ganz anders sieht es dann im Anschluss aus, denn schon als die Band um Frontmann Tony Kakko die Bühne betritt und nach dem kurzen Intro mit A Little Less Understanding vom aktuellen Album Talviyö einsteigt, brandet lauter Jubel auf. Obwohl sich die Location an diesem Mittwochabend nicht mehr wirklich gefüllt hat, es mögen so circa 550 Gäste anwesend sein, ist die Stimmung doch sehr gut. Die Finnen sind bekannt für ihre engagierten Liveshows und solch eine bekommen die Schweizer auch heute geboten. Spätestens mit Closer To An Animal aus ihrer 2016er-Veröffentlichung sind die Fans auf Betriebstemperatur und grölen die Nummer schon lautstark mit, was aber nicht besonders verwunderlich ist, denn live waren die Jungs schon immer weit überzeugender als mit ihren Tonkonserven. Zu sehr hat man sich in über 20 Jahren Bandgeschichte von den Klängen der Anfangszeit verabschiedet und für viele verwöhnte Ohren nur noch durchschnittliche Alben veröffentlicht, doch live ist die Band noch immer eine feste Bank, die man sich durchaus immer wieder geben kann. Was nun folgt, ist ein Stilmix aus neuen Songs und Bandklassikern, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf dem Talviyö Album und den Songs der jüngeren Vergangenheit liegt, mit denen man wieder einmal verdeutlicht, wie wandlungsfähig und experimentierfreudig man doch in all den Jahren gewesen ist. Kakko erweist sich dabei nicht nur als absolute Rampensau, sondern versteht es durchaus auch, seine bedeutungsschwangeren Texte sehr emotional und ausdrucksstark in Szene zu setzen. Von den neuen Songs wird vor allem Cold besonders gut aufgenommen und lautstark mitgesungen. Ganze zehn Songs lang tobt man sich in den letzten sieben Jahren aus, bevor es dann endlich mit Tallulah weit in der Bandgeschichte zurückgeht. Die Ballade erweist sich als Publikumsliebling und wird begeistert mitgesungen. So richtig erfreulich wird es aber erst, als im Anschluss direkt Black Sheep aus gleichem Album nachgelegt wird und man mit Fullmoon sogar noch zwei weitere Jahre in der eigenen Geschichte zurückblickt. Fullmoon ist natürlich der Fixpunkt auf der heutigen Setlist und auf genau diesen Moment hat das Publikum gewartet, denn nun ist gemeinsames Ausrasten angesagt und der Stimmungspegel ist definitiv auf seinem Höhepunkt angelangt. Mit Losing My Insanity geht es dann zwar wieder zurück zur Stones Grow Her Name Ära, doch wer will es den Nordfinnen verübeln. Der Backkatalog ist über all die Jahre einfach viel zu groß geworden, um es wirklich jedem Fan recht zu machen. Mit dem obligatorischen Vodka und dem albernen Singspielchen geht dann ein hervorragender Konzertabend zu Ende und das Publikum wird rundum zufrieden in die nasskalte Herbstnacht entlassen. Natürlich hätte ich mich persönlich auch noch über Nummern wie z.B. White Pearl, Black Oceans, Abandoned, Pleased, Brainwashed, Exploited oder auch The Power Of One gefreut, aber wer weiß, vielleicht gibt es ja mal wieder eine Tour, auf der nur solche Klassiker gespielt werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt!