Sovereign – Altered Realities

Technisch wütende Vertonung der veränderten Wirklichkeit

Artist: Sovereign

Herkunft: Norwegen

Album: Realities

Spiellänge: 41:34 Minuten

Genre: Death Metal, Thrash Metal

Release: 19.01.2024

Label: Dark Descent Records

Link: https://www.facebook.com/sovereignnorway/

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Gravskjender
Gitarre – Tommy Jacobsen
Gitarre – V. Fineideath
Schlagzeug – Cato Syversrud

Tracklist:

1. Altered Reality
2. Futile Dreams
3. Nebular Waves
4. Counter Tech
5. The Enigma Of Intelligence
6. Synthetic Life
7. Absence Of Unity

Die beiden Ex-Gitarristen von Nocturnal Breed, Tommy und Vidar, tümmeln sich seit dem Jahre 2018 auf einem neuen Spielfeld namens Sovereign herum und so zog man los, um neues Material auf die Menschheit loszulassen. Nach einem Demo, drei Singles und einer EP konnte dieses norwegische Quartett einen Deal mit Dark Descent Records ergattern und da stehen wir jetzt und halten das Debütalbum in unseren Händen. Und los geht es.

Die Norweger legen sich mit dem Opener Altered Reality gleich ordentlich ins Zeug. Ein sehr bedrohlicher Anfang. Es wird Spannung aufgebaut und mit Synthies eine düstere Atmosphäre erschaffen. Dieses Intro hätte auch aus einem Film stammen können. Dann setzen die Gitarren ein und man baut den Song langsam auf. Klingt nach Death. Und auch hier lässt man die Synthies ein wenig mitspielen, bis man dann nach einem Break loslegt, als gäbe es keinen Morgen mehr. Feine thrashige Riffs, die am Ende des Parts recht progressiv und ein wenig abgedreht klingen. Diese jazzigen Einschübe stehen aber im guten Gegensatz zum sonstigen Geschredder. Dann wird ein megageiler Groove herausgeholt. Der aggressive Gesang wird hervorragend in Szene gesetzt. Das technische Gitarrenspiel wird fortgesetzt und man liefert ein fettes Solo ab, welches teilweise sehr melodisch klingt. Ein Galopppart folgt und im Midtempo wird weitergedroschen, um dann wieder in einem recht atmosphärischen Part zu versumpfen, der sehr evil klingt. Hier kommt eines zum anderen, man haut wieder ein fettes Solo heraus und am Ende wird noch einmal geknüppelt – dann ist Feierabend. Sehr viel Action für einen Song, wie ich finde. Das Teil geht aber ja auch fast acht Minuten, da darf auch was passieren.

Ich bin ja ein Freund der direkteren Klänge, gar keine Frage, mag aber auch technische Elemente, wenn diese sich unterordnen bzw. so ins Songwriting mit eingebaut werden, dass der Metal im Vordergrund bleibt. Dieses ist bei Sovereign der Fall, wie zum Beispiel beim nachfolgenden Song Futile Dreams. Hier wird von der ersten Sekunde an der Aggressionslevel sehr hoch gehalten. Das Riffing ist wieder recht atmosphärisch und technisch anspruchsvoll, aber man ballert ohne Ende und lässt den Zuschauer spüren, dass man sehr viel Wut in sich trägt. Selbst der nachfolgende Midtempogroove drückt ohne Ende und presst einen an die Wand. Und dieser hasserfüllte Gesang kommt dann noch oben drauf. Ein geiles Riff leitet den nächsten Part ein, welcher dann auch mit so sphärischen Passagen begleitet wird, um dann wieder ein absolut wildes Solo auf die Menschheit loszulassen, welches vom Drummer eben weggeballert wird. Dieses Solo ist schon sehr krank, kommt aber komischerweise zum Punkt und leitet das Ende ein. Nun wird einfach mal das Tempo herausgenommen, ein melodisches Lead aus dem Hut gezaubert und im Midtempo auf Wiedersehen gesagt. Wieder ein Song, den man nicht so im Vorbeigehen hört, definitiv.

Ich bin irgendwie total von den Vocals angetan. Die sind echt eine Macht und ein Faktor, der die ganze Geschichte in ein sehr zerstörerisches Licht rückt. Passt irgendwie zum Gesamtbild.

Nebular Waves ist auch so ein Teil, welches nur Spaß macht und an Bands von früher erinnert, als der technische Moment Einfluss auf das Songwriting hatte und auch dieses extrem beeinflusste. Bands wie Atheist, Sadus, Voicvod und natürlich Death müssen da genannt werden und das zu Recht. Dieses old schoolige Songwriting mit technischem Spielvermögen haben Sovereign auch aufgesogen und demonstrieren nicht nur in diesem Song ihr Können. Doch, ich steh drauf. Der Song wird langsam und schleppend aufgebaut, sehr druckvoll und bangerfreundlich und nimmt dann irgendwann die Wendung, da man die Keule herausholt, diese kreisen lässt und immer wieder gnadenlos zuschlägt. Das haben sie echt drauf und diese Krux ist, glaube ich, nicht die einfachste Geschichte der Welt.

Natürlich übertreiben sie es auch an einigen Stellen mit den Spielereien und mir geht dann der direkte Zugang verloren, wie z.B. bei Conter Tech. Aber dieses ist dann immer nur eine Momentaufnahme, denn auch dieser Song hat sehr viele geile Ansätze und Ideen. Der cleane Part, das nachfolgende Geknüppel und das anschließende Solo zum Beispiel. Ja, das schockt schon. Die wissen, was sie wollen, absolut. Und dann der Brüllgesang am Ende – Counter, Counter Tech. Schon geil!

Dieses um den Thrash Metal aufgebaute Szenarium ist halt echt geil. Der cleane Anfang bei The Enigma Of Intelligience und dann der Beginn mit Stopp und Ballerpart. Herrlich. Auch wieder so ein Song, der voller Ideen steckt. Argh, welch ein Inferno wird hier dann losgetreten. Geht runter wie Öl. Geiles Brett.

Eine Band, die man unbedingt im Auge behalten sollte.

Sovereign – Altered Realities
Fazit
Dieser technische Thrash Metal, gepaart mit Ausflügen in den Death Metal und sogar ein wenig in doomige Gefilde, hat es echt in sich und erinnert an Zeiten, als diese Musikrichtung laufen lernte. Bands wie Atheist, Nocturnus, Sadus, Voivod und natürlich Death müssen hier genannt werden und hatten definitiv einen großen Einfluss auf das Songwriting der Norweger. Hinzu kommen gute eigene Ideen, sehr viel Wut und ein hasserfüllter Brüllgesang, der alles niederschreit. Eine auf alt getrimmte Produktion kommt hinzu, und fertig ist ein richtig geiles Album geworden.

Anspieltipps: Altered Reality und The Enigma Of Intelligience
Michael E.
8.7
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