Spiritworld – Pagan Rhythms

Bitterböser Hardcore mit Thrash-Riffing: Ein paar mehr Ideen und die akustische Abreibung wäre gelungener.

Artist: Spiritworld

Herkunft: USA

Album: Pagan Rhythms

Spiellänge: 31:12 Minuten

Genre: Hardcore, Thrash Metal

Release: 05.11.2021

Label: Century Media

Links: www.instagram.com/spiritworldprophet/
https://spiritworldprophet.bandcamp.com/album/pagan-rhythms

Bandmitglieder:

Gesang – Stu Folsom
Schlagzeug – Thomas Pridgen
Gitarre – Matt Schrum
Bass – Justin Fornof

Tracklist (CD):

1. Pagan Rhythms
2. The Bringer Of Light
3. Unholy Passages
4. Night Terrors
5. The Demon Storm
6. Armageddon Honkytonk & Saloon
7. Godless
8. Comancheria
9. Ritual Human Sacrifice

Nicht nur wegen des Albumtitels könnte man denken, dass Spiritworld stilistisch im Pagan Metal zu verorten sind. Aber nö, klarer Fall von falscher Fährte. Dieses Debütalbum der Band aus Las Vegas, die mal als Soloprojekt von Stu Folsom begonnen hatte, hat zwar gelegentlich Elemente aus dem Death Metal, ist aber überwiegend im Hardcore beheimatet.

Konkret im sehr brutalen Hardcore (insbesondere durch Brüllwürfel Folsom) mit vielen Riffs aus dem Thrash Metal. Diese werden immer wieder sehr wirksam durch Tempowechsel und das grandiose, weil super derbe und variable Drumming von Thomas Pridgen (The Mars Volta, Thrash Talk) in Szene gesetzt. Gibt’s gleich alles bereits beim Opener, der noch abgesehen von ein paar Wutausbrüchen noch recht stampfig dahinpoltert. Bitterböse klingt das, als wenn Folsom hier ein ernstes Hühnchen zu rupfen hat. Mit einem Blick auf die Lyrics scheint das auch der Fall zu sein: Die Texte sind größtenteils satanischer Natur, beschäftigen sich mit indianischen Themen und wirken wie eine bittere Abrechnung mit dem Christentum. Tatsächlich soll dieses Album quasi als Soundtrack zu dem von Folsom veröffentlichten Death-Western-Roman (was auch immer das für ein Genre ist) Godlessness sein – steht so zumindest im Pressetext. Aber zurück zur Musik: The Bringer Of Light knüpft harmonisch an den Opener an. Sehr groovy, bitterböse und dann geht’s auf einmal ab mit einem genialen Tempowechsel und wieder zurück auf die Bremse – Headbanging-Alarm!

Krass, krass, krass! Unholy Passages nagelt den Hörer wild wie ein Presslufthammer an die Wand und schreddert dann alles, was noch steht, genüsslich mit groovenden Riffs zu Kleinholz. Der Höhepunkt des Albums. Bei Night Terrors wird ein Riff vom vorherigen Track übernommen, um dann abzuschwenken in wütendes Gestampfe. Das Geriffe und Drumming ist weiterhin erstklassig, allerdings fällt bei diesem vierten Song erstmals auf, dass Folsom auf Dauer nur wenig Varianz in sein Gebrülle einbaut. Nicht nur dadurch gibt einem der Song irgendwie nix. Nix Neues, zumindest nix, bei dem man aufhorcht. Das ist leider auch beim Midtempo-Track Demon Storm der Fall, bei dem am Ende zur Auflockerung eine altbekannte Country-Melodie eingespielt wird: Offenbar haben Spiritworld oder der Produzent Sam Pura selbst erkannt, dass das immer gleiche Rezept den Hörer ermüden kann.

Armageddon Honkeytonk & Saloon weicht von diesem Rezept mit stampfenden Riffs und Drums und wüst brüllendem Fronter nicht wirklich ab, setzt aber mittels Soundsamples und dem Hauptriff ein paar nette Akzente. Godless zieht erfreulicherweise das Tempo ab und zu wieder deutlich mehr an, was im Zusammenspiel mit den schleppenden Passagen mehr Dynamik reinbringt. Dadurch knallt das alles einfach mehr. Noch etwas besser wird’s dann noch mal mit Comancheria – doppelt wirkmächtig durch die indianische Abstammung von Folsom. Insbesondere der sehr rhythmische Drumgroove macht hier großen Spaß. Ritual Human Sacrifice knüpft riff-mäßig an und gibt mit einer Gitarrenauskopplung und Gospelchören zum Ausklang noch mal eine tiefgründige Note.

Spiritworld – Pagan Rhythms
Fazit
Nach etwas über einer halben Stunde ist das wüste Geriffe und Gedonner und Gebrülle der Amis auch schon wieder vorbei. Dabei muss man mitunter genau hinhören, um bei dem Debütalbum von Spiritworld Unterschiede herauszuhören: Die Thrash-Riffs und Songstrukturen sind ab dem vierten Track zu wenig variabel. Alleine der Song Comancheria reißt das Level noch mal gehörig nach oben. Mehr Variabilität beim Brüllen wäre eine gute Maßnahme, um den Mix aus brutalem Hardcore und Thrash Metal aufzuwerten. Dass sowohl Fronter Folsom als auch die Band mehr draufhaben, als sie auf diesem Album in Gänze zeigen, ist eindrucksvoll bei den ersten drei Songs zu hören. Hier kann man sich mit Dynamik erzeugenden Tempowechseln, fiesem Riffing und grandiosem Drumming akustisch heftig abreagieren und dem nervigen Nachbarn eine Abreibung verpassen, ungewaschen und knallig-schmutzig.

Anspieltipps: The Bringer Of Light, Unholy Passages und Comancheria
Tobias K.
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