Artist: Suntrigger
Herkunft: Münster, Deutschland
Album: Liquid Time
Spiellänge: 43:09 Minuten
Genre: Cinematic Post Rock
Release: 27.11.2020
Label: Timezone Records
Link: https://de-de.facebook.com/suntriggermusic
Bandmitglieder:
Gitarre, Synthesizer, Orgel – Till Rauterberg
Bassgitarre, Mellotron, Synthesizer, Samples – Oliver Ortlinghaus
Schlagzeug, Percussion, Synthesizer, Samples – Marcel Bach
Tracklist:
- Beyond Interstellar
- Crossing The Horizon
- Voyager Golden Record
- Liquid Time
- Radiowaves
- Monolith
Nachdem ich Suntrigger beim Longsound Festival im Jahr 2015 kennengelernt habe und dann 2017 für das Vorgängeralbum Interstellar das Review schreiben durfte, habe ich mich natürlich sehr gefreut, als der Nachfolger für Interstellar angekündigt wurde. Das neue Album, das am 27.11. über Timezone Records veröffentlicht wurde, trägt den Titel Liquid Time und setzt da ein, wo Interstellar endete. Die Songs beschäftigen sich mit philosophischen Gedankenspielen, physikalischen Gesetzmäßigkeiten und psychologischen Überlegungen. Dass auf dem Cover nun gerade jetzt, wo der seltsame Metall-Monolith an verschiedenen Orten auf der Erde auftaucht, ein ähnlich aussehender Monolith abgebildet ist, dem auch der letzte Song des Albums gewidmet ist, kann man dabei fast schon als zufällige Koinzidenz bezeichnen. Aber kommen wir zur Musik.
Hatte ich in meinem Review zum neuen Album von pg.lost noch geschrieben, dass ich kaum Post Rock-Bands kenne, die so viele Synthesizerklänge in ihren Alben verarbeiten, kann ich jetzt eine weitere Band in diesen Kreis aufnehmen. Die ersten zwei Minuten von Beyond Interstellar erinnern mich dann auch tatsächlich zunächst mal an Jean-Michel Jarre, dessen Alben jeden Science-Fiction-Film begleiten könnten. Die sphärischen Klänge der Synthesizer, begleitet vom sehr zurückgenommenen Schlagzeugspiel, nehmen den Hörer mit auf die Reise immer weiter durch den interstellaren Raum, und erst in der zweiten Hälfte des Songs kommen dann auch die Saiteninstrumente zum Einsatz. Im sehr rockig daherkommenden Crossing The Horizon dürfen dann die Saiteninstrumente zumindest mal die zweite Hauptrolle übernehmen. Irgendwann verschwimmen die Grenzen zwischen Gitarre, Bass und Synthesizer – sehr cool, dieses sich gegenseitige Überlagern.
Beim Songtitel Voyager Golden Record klingelte erst einmal gar nichts bei mir, die Liner Notes halfen weiter. Es handelt sich hierbei um Datenplatten mit Bild- und Audioinformationen über uns Menschen, die bereits im Jahr 1977 an Bord der interstellaren Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 auf die Reise in den unendlichen Weltraum gegangen sind, um eventuell irgendwo lebenden Außerirdischen eine Nachricht von uns zukommen zu lassen. Hier treten die Synthesizer-Elemente in den Hintergrund und machen Platz für ein Stück Rockmusik, das zunächst mal sehr entspannt daherkommt, dann aber mächtig rockig wird. Auch hier schaffen es Suntrigger mal wieder, den Spannungsbogen fast schon unmerklich straffer zu ziehen und auf die Kulminationspunkte hinzuwirken.
Mit dem Titeltrack Liquid Time geht es eigentlich nahtlos im rockigen Uptempo weiter. Im Hintergrund sind streckenweise Auszüge aus verschiedenen politischen Reden zu hören, und wenn ich nicht ganz falsch liege, dürften Gandhi und George W. Bush auch zu Wort gekommen zu sein. Auch Radiowaves ist eigentlich weniger Post Rock, sondern eher mächtig vor sich hin groovender Southern Rock, das Gitarrenspiel hier ist großartig. Der letzte und längste Song des Albums, Monolith, wartet zu Beginn mit einem kleinen Ausflug in den Blues Rock auf, macht aber auch der Bezeichnung „Cinematic Post Rock“ alle Ehre, es gibt nämlich rockige und sehr mächtige Sound- und Klangcollagen fast schon passend zu Breitwandfilmen.