Synthetic – Clepsydra: Time Against Infinity

Gut ist noch nicht gut genug

Artist: Synthetic

Herkunft: Cambridge, England

Album: Clepsydra: Time Against Infinity

Spiellänge: 58:30 Minuten

Genre: Modern Melodic Metal

Release: 02.10.2020

Label: Rock Of Angels Records

Link: https://www.facebook.com/syntheticmetal

Bandmitglieder:

Gesang – Sterge B.
Gitarre – Simon Charkas
Gitarre – Faried Verheul
Bassgitarre – Chris Cassidy
Keyboard – Hal Smith
Schlagzeug – Argyris Thomoglou

Tracklist:

  1. Time Against Infinity
  2. Graceful Ignorance
  3. Slipwalk
  4. Shades Of Tomorrow
  5. Hostile Design
  6. Clepsydra
  7. Autumn Scars
  8. The Road To Salvation
  9. Crimson Farewell
  10. Into Oblivion
  11. Cage Of Hopes

Die noch junge Geschichte der aus Cambridge stammenden Synthetic startete im Jahre 2014, als Sänger Sterge B. und Gitarrist Simon Charkas die Band gegründet haben. Anfangs als reines Studioprojekt geplant, wuchs das Duo im Zuge der Aufnahmen zum 2016er Debütalbum Here Lies The Truth zu einer sechsköpfigen Gruppe an. Von der Presse vorab als neue Supergruppe betitelt, die das Genre des Modern Melodic (Death) Metal revolutionieren werde, erntete der Erstling eher durchschnittliche Rezensionen, da die hohen Erwartungen nicht in dem Maße erfüllt wurden, wie vorher prognostiziert. Vier Jahr später finden die Briten beim griechischen Label Rock Of Angels Records ein neues Zuhause und veröffentlichen nun den mit Spannung erwarteten zweiten Longplayer Clepsydra: Time Against Infinity. In der Presseinfo wird das Album folgendermaßen beschrieben: Clepsydra: Time Against Infinity zeigt die Band fokussierter, epischer, düsterer und zugleich progressiver. Das Album (…) ist ein Amalgam aus skandinavischen, US-amerikanischen und britischen Genreeinflüssen. Im Vordergrund stehen die emotionalen Melodien und die Power der Songs.“ Ob Synthetic nach diesen bedeutungsschwangeren Worten auch entsprechende Taten folgen lassen oder ob sie sich in den unterschiedlichsten Einflüssen verzetteln, werden die folgenden Zeilen klären.

Nach einem kurzen, düsteren Intro starten wir in den Opener Graceful Ignorance, der mit einer vom Keyboard untermalten, ausdrucksstarken Melodie beginnt. Hört sich klasse an, bis der Gesang einsetzt. Ich finde es generell positiv, wenn ein Sänger verschiedene Gesangsstile zum Einsatz bringt, um die Songs abwechslungsreich zu gestalten. Die dezent eingesetzten coreartigen Screams und Shouts bringt Sterge B. genretypisch gut rüber. Sein cleaner Gesang klingt zwar austauschbar, aber keineswegs unangenehm. Aber wenn er seine, nennen wir es mal „kräftige Männerstimme“ einsetzt, klingt er wie ein verkappter Hybrid aus Thorsten Kohlrausch (Dark At Dawn) und Taneli Jarva (alte Sentenced, The Black League). Sorry, aber bewerten wir die gesangliche Darbietung in diesem Fall einfach mal als Geschmackssache. Der Opener glänzt im weiteren Verlauf mit einem starken Refrain und einem abwechslungsreichen Solo – musikalisch ein absolut runder Einstieg, der in den eng gesteckten Genregrenzen eine gewisse Eigenständigkeit aufweist. Damit ist es allerdings beim nächsten Song wieder vorbei: Slipwalk klingt wie frisch aus der Soilwork Klonfabrik. Nicht schlecht, aber austauschbar. Das mit träumerischen Keyboardklängen eingeleitete und mit einer starken Hookline versehene Shades Of Tomorrow weiß wiederum auf ganzer Linie zu überzeugen. Generell muss man den von Hal Smith eingespielten Keyboards ein besonderes Lob aussprechen. Mal klingen sie verträumt, mal verspielt oder auch spacig, aber immer songdienlich arrangiert, ohne die einzelnen Stücke zuzukleistern.

Die angekündigte Progressivität hält zum ersten Mal beim sperrigen Hostile Design Einzug, während bei der Halbballade Clepsydra Freunde ruhigerer Klänge auf ihre Kosten kommen. Generell sind die Songs in der zweiten Albumhälfte komplexer und abwechslungsreicher konzipiert. Allerdings fehlt es hier und da an prägnanten Passagen, die sich im Gehörgang einfräsen, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Einzig das episch angelegte Crimson Farewell und das mit einem starken Refrain ausgestattete Into Oblivion können hier nochmals positive Akzente setzen.

Synthetic – Clepsydra: Time Against Infinity
Fazit
Synthetic ist auch mit Clepsydra: Time Against Infinity nicht der große Wurf gelungen. Das Album hat durchaus große Momente, bietet aber in seiner knappen Stunde Spielzeit auch viel mittelmäßiges Material. Die Briten sind bemüht, ihre Songs abwechslungsreich zu gestalten, was oftmals zuungunsten der Eingängigkeit geht. Viel Licht (u. a. die herausragende Keyboardarbeit) steht aber auch Schatten (u. a. der gewöhnungsbedürftige Gesang) gegenüber. Technisch über jeden Zweifel erhaben, schaffen es Synthetic (noch) nicht, den Modern Melodic Metal Himmel zu erklimmen. Trotz allem wird das Album seine Liebhaber finden, und Fans einschlägiger Bands wie Soilwork oder auch Evergrey können durchaus ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: Graceful Ignorance, Shades Of Tomorrow und Crimson Farewell
Christian K.
6.8
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