The Chris Slade Timeline – European Tour 2018 im Le Grillen, Colmar, France am 13.05.2018

„The Chris Slade Timeline – European Tour 2018 im Le Grillen, Colmar, France am 13.05.2018“

Band: The Chris Slade Timeline

Vorband: Ohne

Ort: Le Grillen Colmar, 19 Rue des Jardins, 68000 Colmar, Frankreich

Datum: 13.05.2018

Kosten: 23,- €

Genre: Rock, Hardrock, Blues Rock, Classic Rock

Besucher: ca. 100

Veranstalter: Rock in Hell – Festival & Le Grillen Colmar https://www.facebook.com/legrillen/      https://www.facebook.com/rockinhellfestival/

Link: https://www.facebook.com/events/224923494712930/

Der AC/DC Drummer Chris Slade im benachbarten Elsass, Grund genug, das ich mich mal wieder über die Grenze nach Frankreich begebe. Als ich nach etwa 45 Min. Fahrzeit das Le Grillen in Colmar erreiche, ist es kurz nach 19:00 Uhr und der Einlass hat schon begonnen. Ich bin etwas überrascht, denn normalerweise sieht man hier nur sehr wenige Metalkutten und wenn überhaupt, dann haben die Franzosen meist nur eine Handvoll Patches drauf. Heute bietet sich ein etwas anderes Bild, jede Menge AC/DC-Shirts und auch teils vollgepackte AC/DC-Kutten. An der Kasse gibt es dann mal wieder Probleme, ich stehe nicht auf der Gästeliste und niemand weiß etwas von meiner Akkreditierung, doch die Franzosen sind wie immer locker drauf und so stehe ich nach ein paar Minuten vor der Bühne.

Wenn Angus Young, Gitarrist und Mastermind von AC/DC sagt; Chris Slade ist der beste Mann bei den Australiern, dann hat das durchaus Bedeutung. Wenn man sich den Lebenslauf dieses, in die Jahre gekommenen, Herren ansieht, so liest sich der wie das Who Is Who der rockmusikalischen Zeitgeschichte. 1963, im zarten Alter von 16 Jahren, begann er bei The Squires, der Band von Mr. Sexbomb Tom Jones, zu spielen. Weitere Stationen waren u.a. die Count Basie BandToomorrowManfred Mann`s Earth Band, Terra NovaFrankie MillerUriah Heep, Gary NumanDavid GilmourThe Firm und Gary Moore, bevor er sich 1990 erstmals an die Drums von AC/DC setzte. Es folgten Asia, Damage Control und die Michael Schenker Group. Seit 2015 ist er wieder der feste Mann hinter der Schießbude von AC/DC. Solange der Status seiner australischen Brötchengeber aber eher ungewiss ist, macht sich Slade, zusammen mit einigen Kumpels, auf, auf eine Zeitreise, die 2 Std. aus seinem Leben erzählt.

Als pünktlich um 20:00 Uhr das Licht ausgeht, haben sich so etwa hundert Besucher eingefunden. Nicht viel, für solch eine Rocklegende, aber es ist halt Sonntagabend und viele müssen morgen wieder früh raus. Anders ist das wohl nicht zu erklären. Leichter Nebel wabert über die Bühne und das legendäre, voluminöse DW Designer Drumset mit den blauen Blitzen nimmt über die Hälfte der Bühne ein. Paul Davis und Dirty Deeds Done Dirt Cheep läutet dann die eingangs erwähnte Zeitreise durch fünf Jahrzehnte musikalischen Schaffens von Chris Slade ein. Mit dabei, die Kumpels Paul DavisSteve GlasscockJames CornfordMichael J. Clark und Andy Crosby. Mit Paul Davis und Steve Glasscock hat man zwei Sänger an Bord, die sich je nach geforderten Vocals abwechseln. Für Davy`s On The Road Again von Manfred Mann`s Earth Band wechselt das Mikro dann zu Steve, dann für AC/DC`s High Voltage wieder zu PaulAC/DC funktioniert halt immer, so auch hier, die überwiegend französischen Gäste rocken das Le Grillen wie die Sau. Es geht im steten Wechsel, ruhigere Passagen wie Uriah Heep`s July Morning, dann wieder Vollgas mit AC/DC und Hells Bells. Ich habe eigentlich erwartet, dass heute Abend überwiegend älteres Publikum zum Gig erscheint, aber weit gefehlt, auffallend viele Teenager und gar Kinder stehen direkt in erster Reihe. Bei Gary Moore`s Parisienne Walkways werden die Feuerzeuge gezückt, zu Sin City die Fäuste gereckt. Es ist wie bei einem ausgiebig zelebrierten Sexspiel, Ruhephasen vermischen sich mit totaler Ekstase, bevor dann irgendwann der absolute Höhepunkt erreicht wird. Dass Ekstase für den mittlerweile 71 jährigen Chris Slade die Songs der australischen Drei-Akkorde-Schrubber sind, ist nicht zu übersehen. Die Ansagen sind leider nicht besonders gut zu verstehen, sie vermischen sich zu einem Kauderwelsch, da man es mit Englisch versucht, in das hier und da ein paar Brocken französisch einfließen. Während seines Drumsolos arbeitet der Glatzkopf wie ein Berserker und drischt fast sieben Minuten auf die Felle ein, als würde es kein Morgen geben. Anschließend geht es zurück an den Anfang, bei Tom Jones Deliah folgt die nächste Ruhephase, bevor man dann mit Gary MooreUriah HeepManfred MannAC/DC, Pink Floyd  … am Höhepunkt kratzt. Chris zeigt heute Abend, welch ein vielseitiger Schlagzeuger er ist, der in seiner langen Karriere wirklich einen Großteil der rockigen Musikgeschichte eingetrommelt hat. Einen solchen Mann, quasi wie bei einem Wohnzimmerkonzert, in solch einem kleinen Club zu erleben, ist schon etwas Besonderes. Sonst sieht man ihn ja meist nur auf den ganz großen Bühnen dieser Welt. Und das Ganze für 23 Euronen ist natürlich mehr als fair. Selbst das Merch ist teurer, für einen Patch sind 5,- € fällig, für einen signierten Drumstick werden 25,- € gefordert. Der musikalische Orgasmus folgt dann im Zugabenblock mit, wie sollte es auch anders sein, AC/DC`s Riff Raff und Highway To Hell. Nach gut zwei Stunden ist dann Schluss und alle begeben sich glücklich und ausgepowert auf den Heimweg.