The Congregation Tour Part 2 – Leprous & Support am 06.04.2016 im Turock, Essen

Eventname: The Congregation Tour Part 2

Headliner: Leprous

Vorbands: Voyager, Earthside

Ort:
Turock, Essen

Datum: 06.04.2016

Kosten: 19,00€ VK, 23,00€ AK

Genre: Progressive Metal, Progressive Rock, Cinematic Rock

Veranstalter: IntroMental (http://www.intromental.com/) und InsideOut (http://www.insideoutmusic.com/)

Link: https://www.facebook.com/events/1625858234343928/

 

Setlisten:

  1. The Closest I’ve Come
  2. A Dream In Static
  3. Skyline
  4. Mob Mentality

  1. Momentary Relapse Of Pain
  2. Stare Into The Night
  3. Misery Is Only Company
  4. Broken
  5. Lost
  6. Hyperventilating
  7. The Morning Light
  8. Summer Always Comes Again
  9. Seasons Of Age
  10. The Meaning Of I
  11. I Am The reVolution

  1. The Flood
  2. Foe
  3. Third Law
  4. Chronic
  5. Rewind
  6. The Cloak
  7. Acquired Taste
  8. Red
  9. Slave
    Zugabenblock I
  10. The Price
  11. Moon
  12. Down
  13. The Valley
    Zugabenblock II
  14. Forced Entry

 

Congregation Tour Part 2 Poster 2016
Ein Konzert mitten in der Woche ist natürlich immer ein Wagnis für die Bands, denn wenn man im Line-Up nicht gerade mit ganz großen Namen aufwarten kann, kommen zu diesen Shows doch nur eingefleischte Fans und dementsprechend weniger Besucher, als am Wochenende. Für mich ist heute schon die Anreise mitten im Feierabendverkehr ein Wagnis, und es kommt, wie es kommen muss: für die Strecke von knapp 20 km brauche ich heute geschlagene 1,5 Stunden. Da ich aber in weiser Voraussicht noch pünktlicher losgefahren bin als sonst, komme ich trotzdem eine halbe Stunde vor Einlass an. Dieser beginnt mal wieder verhältnismäßig früh, nämlich um 19:00 Uhr, und so haben sich noch nicht allzu viele Fans vor dem Turock versammelt.

Das bekommen auch die vier Jungs der ersten Band des Abends, Earthside aus Amerika, zu spüren, die zu Beginn ihrer Show noch nicht in allzu viele Gesichter blicken können. Und ihr Auftritt, der gegen 19:30 Uhr startet, steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Earthside haben keinen eigenen Sänger sondern arbeiten für ihre Songs mit anderen Künstlern zusammen. Um dies visuell darzustellen, ist auf der linken Seite der Bühne eine große Leinwand aufgebaut, auf die die entsprechenden Videos projiziert werden. Das macht es mir zugegebenermaßen schwer, mich zu entscheiden, ob ich mir die Videos, die ich noch nicht kenne, zu Gemüte führen, oder doch den Jungs bei ihrer Arbeit auf die Finger schauen soll. Auf jeden Fall passt der Begriff „Cinematic Rock“, den die Band auf ihrer Facebook-Seite angibt, damit perfekt, denn ich komme mir tatsächlich vor, wie im Kino. Irgendetwas haut allerdings heute mit der Technik nicht hin, denn nach dem ersten Song müssen die Jungs den Auftritt erst einmal unterbrechen, während Keyboarder Frank Sacramone verzweifelt am Laptop hantiert, das dann schlussendlich neu gestartet werden muss. Laut Ansage von Gitarrist Jamie van Dyck sei es natürlich bedauerlich, dass dies ausgerechnet beim letzten Deutschland-Gig passiere. Als es dann endlich weiter gehen kann, honorieren die Anwesenden das mit erleichtertem Applaus. Aber auch beim dritten Song streikt anscheinend wieder die Technik, so dass die Band abbrechen und noch einmal starten muss, wobei ich es erstaunlich finde, dass man nicht von ganz vorn anfängt, sondern mehr oder weniger mitten im Song. Von all diesen Missgeschicken lassen sich die drei Männer am Bühnenrand und Ben Shanbrom am Schlagzeug aber nicht wirklich aus der Ruhe bringen und begeistern die Zuschauer mit ihrem virtuosen Spiel und den tollen Songs. Wer da zu spät kommt, hat wirklich was verpasst, und der Auftritt ist definitiv viel zu schnell vorbei. Nach der Show sehe ich dann die Mitglieder von Earthside in vielen Gesprächen mit den alten und neuen Fans, und das Debütalbum dürfte heute weggehen, wie warme Semmel. Ich schlage ausnahmsweise auch einmal zu, denn das Album durfte ich bislang noch nicht mein Eigen nennen.

Earthside
Earthside

Der Zeitplan heute ist mal wieder eng getaktet, und nach einer relativ kurzen Umbaupause, während der auch einige zusätzliche Schweinwerfer und Strahler auf der Bühne aktiviert werden, kommt dann schon die zweite Band des Abends auf die Bühne. Die vier Männer und ein Mädel von Voyager haben ebenfalls eine lange Anreise hinter sich, sie kommen nämlich aus Australien. Ich liebe diese Band bereits seit Jahren und freue mich, sie nun heute endlich mal live erleben zu können. Und Voyager enttäuschen natürlich nicht. Sänger Daniel Estrin, der im Übrigen seine Ansagen überwiegend in sehr flüssigem und fast akzentfreiem Deutsch hält, merkt man genau so wenig wie den übrigen Bandmitgliedern an, dass man vor Part 2 der Congregation Tour auch schon Part 1 begleitet hat, und dies einer der letzten Auftritte der gesamten Tour ist. Die Setlist bewegt sich überwiegend im letzten Album V, aber auch ältere Songs werden wieder ausgekramt. Voyager haben ja einen sehr eigenen Stil, und auch die Stimme von Sänger Daniel ist doch mehr oder weniger unverwechselbar, so dass man sich sofort wie zu Hause fühlen und bei den sehr eingängigen Songs mitsingen kann. Auch der Lichttechniker bekommt hier schon mehr zu tun und setzt die Band sehr gekonnt in Szene. Neben Mineralwasser gönnt sich Sänger Daniel aber auch was Härteres, die Ballade Summer Always Comes Again performt er mit einer Flasche Rum in der Hand. Nach einem Blick auf das Etikett verrät er uns dann, dass dieser aus Mexiko stammt, was ja irgendwie stimmig sei 🙂 Und wem bei dieser Darbietung dieser kurzen aber sehr eindringlichen Ballade keine Gänsehaut-Wellen über den Körper gelaufen sind, der sollte sich mal untersuchen lassen. Auch von Voyager trifft man einzelne Mitglieder bereits während der Show von Leprous im Publikum, bzw. nach der Show dann am Merchandise Stand, und ich denke, dass auch diese sympathische Truppe heute einige neue Fans dazugewinnen konnte.

Voyager
Voyager

In dieser letzten Umbaupause vor dem heutigen Headliner bleibe ich, wo ich bin, denn wer jetzt seinen Platz vorn an der Bühne verlässt, wird ihn bei seiner Rückkehr nicht mehr vorfinden. Die ganze Meute an Besuchern rückt auf, es passt kein Blatt mehr zwischen Bühnenrand und der ersten Reihe. Dadurch fällt allerdings auch auf, dass das Turock definitiv nicht ausverkauft ist. Für eine Show mitten in der Woche sind aber doch erstaunlich viele Besucher gekommen, was mich natürlich für die Bands freut.

Auch die Band Leprous, wegen der heute offensichtlich die meisten Zuschauer gekommen sind, arbeitet mit visuellen Effekten. Erst jetzt fallen mir die vier Bildschirme am hinteren Bühnenrand auf, auf denen allerdings keine Musikvideos wie bei Earthside laufen, sondern mehr oder weniger abstrakte Kunst die Wirkung der Songs begleitet, unterstreicht und teilweise auch verstärkt. Die Besuchermasse bricht in frenetischen Jubel aus, als die Mitglieder von Leprous nacheinander, alle in schwarze Klamotten gekleidet, die Bühne betreten. Viel Kommunikation darf man hier nicht erwarten, hochkonzentriert sind die fünf Männer aus dem im hohen Norden gelegenen Norwegen und legen mehr oder weniger wort- und grußlos mit ihrer Show los. Das Album, das der Tour den Namen gegeben hat, nämlich The Congregation, wird natürlich vornehmlich performt, und die Wirkung, die die Songs schon beim reinen Hören vor der heimischen Anlage entfaltet haben, wird hier noch um ein Vielfaches gesteigert. Dermaßen in den Bann gezogen, wie es Leprous hier schaffen, wurde ich bislang nur bei ganz wenigen Konzerten. Die visuelle Unterstützung durch die Videoinstallationen und die hervorragende Lichtshow setzen dem Ganzen natürlich noch das i-Tüpfelchen auf, aber allein der Gesang von Einar Solberg, der auch live überhaupt und gar nichts von seiner Wirkung einbüßt, ist grandios. Und wie alle anderen Bandmitglieder auch, performt er die Songs nicht nur, sondern lebt sie. Während die Saitenfraktion meistens keine Miene verzieht, dafür allerdings ständig in Bewegung ist, ist sein Gesicht ein großes Bilderbuch, in dem sich alle Gefühle, die er während der Songs durchlebt, widerspiegeln. Und das Publikum, das natürlich überwiegend textsicher ist, begleitet Sänger und Keyboarder Einar während dieser Achterbahnfahrt an Gefühlen von Anfang bis Ende. Da wird gehüpft, der Oberkörper wird im Takt gewiegt und Headbanging-Einlagen sind genauso zu sehen, wie in die Luft gereckte Hände. Jeder Song wird bereits während der ersten Takte mit begeistertem Applaus aufgenommen, und den dürften die Männer von Leprous genauso hören, wie die Mitsingchöre, die mir teilweise lauter ins Ohr gehen, als die Show von Leprous selbst. Definitiv ein sehr intensives Konzerterlebnis, das mit zwei Zugabenblöcken zu Ende geht. Der erste Block wird im Grunde nur als solcher angekündigt, nachdem Sänger Einar Solberg kurz die Bühne verlassen hat. Den zweiten Zugabenblock, der „nur“ aus dem überlangen Forced Entry besteht, trotzen wir den Männern von Leprous mit lautstarkem Applaus ab. Danach ist dann aber wirklich Schluss, und ich blicke nur in glückliche Gesichter. Meins dürfte ähnlich aussehen, denn das war wirklich ein toller Abend.

Leprous
Leprous

Ob die Männer von Leprous sich später auch noch unters Volk mischen, kann ich nicht sagen. Während der halben Stunde, die ich noch am Merchandise Stand und mit Gesprächen im Turock zubringe, kann ich sie jedenfalls nicht entdecken. Wahrscheinlich hätte ich sie aber auch gar nicht bemerkt, denn im Vergleich zur doch sehr auffälligen Frisur von Voyager-Sänger Daniel Estrin oder der Glatze von Earthside-Gitarrist Jamie van Dyck kommen die Männer von Leprous ja doch eher rüber, wie meine lieben Kollegen aus dem Nachbarbüro, mit denen ich morgen wieder in die Kantine gehe. Diesen Vergleich jetzt bitte einfach vollkommen wertfrei und neutral stehen lassen 😉

Die Heimfahrt mitten in der Nacht geht dann wesentlich zügiger vonstatten, und da ich zu den Glücklichen gehöre, die auch mal später ins Büro kommen können, muss ich mir auch um den Rest der Arbeitswoche keine Gedanken machen. Ansonsten wäre so ein Konzertbesuch mitten in der Woche allerdings wirklich etwas problematisch, und ich ziehe meinen Hut vor allen, die am nächsten Tag wieder früh raus müssen oder von weiter weg kommen. Einige der Besucher haben die Rückreise in die Niederlande vor sich, und ein junger Mann erzählt mir, dass er jetzt die Zeit überbrücken muss, bis der Zug um 2 Uhr morgens am Essener Hauptbahnhof abfährt und er dann nach ca. vier Stunden Zugfahrt zu Hause in Bayern ankommt. Es sind aber anscheinend alle wieder wohlbehalten zu Hause eingetroffen 🙂