Artist: The Vintage Caravan
Herkunft: Álftanes, Island
Album: Monuments
Spiellänge: 60:28 Minuten
Genre: Classic Rock, Psychedelic Rock, Progressive Rock
Release: 16.04.2021
Label: Napalm Records
Link: http://www.beispiel-seite.de
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – Óskar Logi Ágústsson
Bass – Alexander Örn Númason
Schlagzeug – Stefán Ari
Tracklist:
- Whispers
- Crystallized
- Can’t Get You Off My Mind
- Dark Times
- This One’s For You
- Forgotten
- Sharp Teeth
- Hell
- Torn In Two
- Said & Done
- Clarity
Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich die Jungs von The Vintage Caravan seit Jahren mag. Live stark und auf Platte trotz ihres Alters eine brillante Classic Rock, Psychedelic Rock bzw. Progressive Rock Band. Ihr letztes Langeisen Gateways hat mir quasi den Boden unter den Füßen weggezogen, und eine volle Punktzahl bei einem Review ist dann doch was Besonderes, was man auf Jahre nicht vergisst. Leicht dürfte es Monuments daher nicht haben, auch wenn man eine Enttäuschung früh ausschließen möchte. Über ihre neue Napalm Records Familie bringt das Isländer Trio elf neue Stücke heraus, die in einer Stunde Genreelemente aus den 70ern mit der aktuellen Retrowelle verbinden. Was nochmals neugierig macht, ist die heute bestätigte Chartplatzierung in den deutschen Albumcharts auf Platz 21. Die Nachricht ist jedenfalls grandios und bestätigt, dass The Vintage Caravan erfolgreich viel investiert haben und nun endlich auch offizielle Früchte einfahren.
Der Opener Whispers baut auf die Ausrichtung von Gateways auf. Etwas weiter weg noch vom schroffen Arrival (von 2015) als die letzte Platte, gehen Óskar Logi Ágústsson, Alexander Örn Númason und Stefán Ari in den Powermodus, ohne übermotiviert zu wirken. Mit Crystallized ziehen sie sogar kurz den Stecker, gehen in groovende Abfolgen und lassen ihre Instrumente wortwörtlich sprechen. Die Melodien fetzen und locken noch jeden verkrampften Classic Rocker von der durchgesessenen Ledercouch. Aus der Pubertät längst heraus, wirken die Protagonisten gestanden, wie erwachsen, ohne an Spielwitz einbüßen zu müssen. Glatter als in der Vergangenheit wird zum Glück nicht die Poliermaschine herausgeholt. Frech, aber nicht mehr rotzig wissen die drei Musiker, wie man Atmosphären erzeugt und mit psychedelischen Höhensprüngen jegliche Farbe aus dem Auge drückt, bis nur noch das weiße im Augapfel überbleibt. Mit dem Blick nach vorne über das karge Wikingerland, hinunter auf das tobende Meer fließt der Rock scheinbar wie Blut in den Andern von The Vintage Caravan. Ohrwurmalarm! Can’t Get You Off My Mind – ja genau so muss das klingen. Die Gitarre läuft im Rhythmus des Basses und Boom, die kleine wie feine Explosion, die einen nach vorne bringt, ohne den verschlafenen Träumer aus dem Schaukelstuhl zu katapultieren. Die Jungs haben viel an den Instrumenten dazugelernt und lassen Soli geschickt in den Kompositionen wie kleine Setzlinge sprießen. Ein Abriss ist nicht zu spüren – gewohnt lässig agieren im Mittelpart Dark Times (einer meiner Favoriten) sowie This One’s For You und Forgotten. Step Beats schreiten voran. Sharp Teeth offenbart die gesangliche Reife von Óskar Logi Ágústsson, wenn man noch Stücke wie Monolith oder Babylon von Arrival im Kopf hat, die ich immer noch verehre.
Monuments passt wie die Faust aufs Auge. Mit dem ersten Takt geht das Spektakel in die Vollen und lässt bis zum Schlussakt mit Said & Done und Clarity nichts anbrennen – auch wenn dazwischen noch die heiße Hell wartet.