Unearth – European Tour 2020 am 27.02.2020 im Pauli Bahnhof, Hamburg

Station mit Prong und Dust Bolt

Eventname: Unearth – European Tour 2020

Headliner: Unearth

Vorbands: Sinaro, Dust Bolt, Prong

Ort: Pauli Bahnhof, Hamburg

Datum: 27.02.2020

Kosten: ab 27,00 € VVK, 32 € AK

Genre: Heavy Metal, True Metal, Thrash Metal, Hardcore, Groove Metal, Metalcore, Melodic Metalcore

Besucher: ca. 200 Besucher

Veranstalter: Kingstar Music (https://www.kingstar-music.com/)

Links: https://de-de.facebook.com/BahnhofPauli/
https://de-de.facebook.com/sinaroband/
http://dustbolt.net/
https://www.facebook.com/dustbolt/
https://www.facebook.com/prongmusic/
https://de-de.facebook.com/unearthofficial/

Setlisten:

Break The Paradigm
The Sun Burns In Disbelief
Intro: Becoming Ashes
Ruins Of The Empire
The Darkest Of Skies
The Living Dead

Unconditional
For Dear Life
Freezer Burn
Disbelief
Beg To Differ
Lost And Found
End Of Sanity
Cut-Rate
Ultimate Authority
Rude Awakening
Another Worldly Device
Broken Peace
Whose Fist Is This Anyway?
Snap Your Fingers, Snap Your Neck
However It May End

This Lying World
Survivalist
Giles
Incinerate
Zombie Autopilot
Endless
Never Cease
Watch It Burn
Grave of Opportunity
Last Wish
Dust
The Great Dividers
Black Hearts Now Reign
My Will Be Done

Auf einen Donnerstag gibt es im Pauli Bahnhof (unweit des bekannteren Veranstaltungsorts Docks) am Spielbudenplatz ein interessantes Paket aus Core und Metal. Der Club selbst meldet 19 Uhr Einlass und 20 Uhr Beginn, sowie drei Bands. Bei den Clubs, die nicht primär im Metal aktiv sind, lohnt sich dann und wann ein Quercheck. So ist auf der Facebook Seite von Unearth von vier Bands die Rede. Dust Bolt meldet Showtime 20:15 Uhr. Spätestens da war dann alles klar für mich. So gegen ca. 19:15 Uhr erreiche ich den Spielbudenplatz und eine lange Schlange hatte sich gebildet. Okay, das konnte nur für das Docks sein. So ist es dann auch – hier spielt eine Lotte – habe ich noch nie gehört, scheint aber beliebt zu sein. Am Eingang zum Pauli Bahnhof ist so gut wie nichts los. Jacke abgeben und dann mal schauen. An der einen Tür stehen bereits Herren mit Gitarren in der Hand. Im Club selbst sind zu diesem Zeitpunkt keine zehn Zuschauer. Die Musik wird lauter und um 19:30 Uhr kommen Sinaro auf die Bühne. Ich verweise nochmals auf das Zitat von Wolfgang „Hasche“ Hagemann, mehr als 30 Jahre Mitbetreiber der Rockfabrik in Ludwigsburg und ehemaliger Drummer von Running Wild: „Ob die Bands Powermetal oder Speedmetal spielen, ob Band eins oder Band zwei anfängt – das ist alles egal. Aber die Öffnungszeit (Doors) und der Beginn der Show – das muss stimmen!“
Es kann doch nicht so schwierig sein alle Bands sowie die Öffnungszeiten und die Showtime auf der Facebook Seite korrekt zu hinterlegen. Das machen die Bands auf ihren Seiten besser als der Club. Sehr unglücklich für Sinaro – der Club füllt sich langsam während der Show.

Sinaro kommen aus New York und wurden vom in Brasilien geborenen Gitarristen Gus Sinaro (Gesang/Gitarre) ins Leben gerufen. Seit 2009 gibt es ab und wann Releases, die zuletzt aber nur als Software auf den bekannten Plattformen zu finden sind. So auch das neue Werk The Living Dead. Der Opener ist Break The Paradigm und man spielt einen True Metal mit Thrash Einflüssen. Primär werden Tracks des aktuellen Werks performt. Ruins Of Empire erhält dazu noch ein Intro vom Band mit Becoming Ashes. Für fünf Tracks reicht die Spielzeit von knapp einer halben Stunde, dann heißt es Platz machen für den nächsten Auftritt. Sinaro haben mir persönlich absolut gefallen. Dazu ist im Pauli Bahnhof der Sound für einen Opener ausgesprochen gut. Schade, dass nur wenige Metalheads die Band gesehen haben.

15 Minuten Umbau und Soundcheck. Dann stehen Dust Bolt auf der Bühne. Dust Bolt aus Landsberg am Lech existieren bereits seit 2006 und gewannen 2011 den Metal Battle auf dem Wacken Open Air. Fünf Full Length Records wurden bisher veröffentlicht (plus eine Demo). Das aktuelle Werk Trapped In Chaos erschien im letzten Jahr. Dazu gibt es einen aktuellen Wechsel im Line-Up. Moosi  (ex. Insanity Alert) aus Österreich rockt nun den Bass. Laut eigenen Angaben spielt man eine Mischung aus Metal, Hardcore, Punk und Rock. Ich sehe die Truppe deutlich mehr in die Old School Thrash Richtung. Pünktlich entern die vier Herren die Bühne und liefern eine ungemein energiegeladene Show ab, als würde es kein Morgen geben. Der neue Mann am Bass ist da vor allem ganz vorne mit dabei. Zwischendurch auch mal im Publikum – später reißt Moosi auch noch der Gitarrengurt – alles egal. Es wird weiter gerockt. Die ersten Moshpits bilden sich und die Stimmung springt sofort von der Bühne auf das Publikum über. Dead Inside ist der Opener und die vier Herren haben sich schon mal auf die erhöhten Temperaturen vorbereitet und spielen oberkörperfrei. Die Haare der Band fliegen nur so durch die Luft und eigentlich sind alle dauerhaft in Bewegung. Sound und Show – da gibt es überhaupt nix zu meckern, außer dass es nach 30 Minuten schon zu Ende ist. Aber gut, das, was die Truppe auf der Bühne abliefert, kann man keine Stunde machen. Kann mich nicht dran erinnern, dass ein Opener mit derartig großer Begeisterung von der Bühne verabschiedet wurde. Was für ein Abriss.

Als Drittes steht eine echte Legende an. Tommy Victor und Prong. Tommy ist Gründer und Urgestein von Prong. Er war u.a. auch bei Ministry und Danzig aktiv. Seit 1986 existiert die Band rund um Tommy. Zunächst mit NYHC unterwegs, ändert sich der Sound mehr in Richtung Metal. Jason Christopher am Bass und Aaron Rossi an den Drums sind mit Tommy auf Tour. Elf Studioalben wurden in den Jahren auf den Markt gebracht, zuletzt 2017 Zero Days. Prong gelten als eine der Bands, welche maßgeblich den Nu-Metal mit beeinflusst hat. Wenn man z.B. in die Biografie von Korn schaut, fällt der Name Prong. Alben wie Cleansing oder Prove You Wrong gelten als sehr richtungsweisend. So hat sich der Club auch mittlerweile richtig gut gefüllt. Hamburg ist keine Metal Stadt, aber Hardcore und Punk – das läuft wie geschnitten Brot. So sind etliche Besucher eindeutig nur wegen Tommy Victor und Prong heute hier. Mit Unconditional (Prove You Wrong, 1991) erklingt sofort ein Klassiker als Opener. Weiter geht es mit For Dear Life (Beg To Differ, 1989), Freezer Burn (Force Fed, 1988) und Disbelief (EP Primitive Origins, 1987) aus der tiefen und langen Historie von Prong. Das Publikum ist sofort voll dabei. Wie schon bei Dust Bolt ist der Moshpit fix am Tanzen. Tommy, Jason und Aaron liefern ganze Arbeit auf der Bühne ab und sorgen für eine sehr gelungene Show und sauberen Sound. Der Laden explodiert bei Snap Your Fingers, Snap Your Neck (Cleansing, 1993) förmlich. Mit However It May End (Zero Days, 2017) endet die Show des Trios nach einer guten Stunde und 15 Tracks. Tommy und Co. werden vom Publikum vollkommen verdient abgefeiert. Geiler Gig. Kurze Zeit nach Konzertende erscheint Tommy am Merchandising und steht für Fotos und Autogramme zur Verfügung. So erhalten meine CDs aus den 90ern auch noch Tommys Signatur. Besten Dank dafür.

Nach Prong leert sich der Club doch merklich. Als Letztes stehen Unearth auf dem Programm. Seit 1998 kann man Unearth auf den Bühnen der Welt sehen. Die Band kommt aus Massachusetts (USA) und erreichte erstmalig mit dem 2004er Werk The Oncoming Storm größere Aufmerksamkeit. Sieben Longplayer wurden bisher released. Das aktuelle Werk heißt Extinction(s) und erschien 2018. Unearth spielen einen Metalcore, welcher zunächst eher von Melodic Death beeinflusst wurde. Beim 2018er Werk sind jedoch vermehrt Thrash Einflüsse zu vernehmen. Im September letzten Jahres war man bereits in Hamburg und spielte gemeinsam mit Chelsea Grin und Fit For A King in der Sporthalle. Im September war Unearth nur eine gute halbe Stunde Spielzeit vergönnt. Umso erfreulicher, dass das Quintett heute hier als Headliner fungieren darf. Der Umbau dauert nun etwas länger und es ist bereits 22.30 Uhr, als Unearth auf die Bühne kommen. Der Opener kommt dann auch gleich vom 2004er Werk The Oncoming Storm mit This Lying World. Sänger Trevor Philips haut dem Publikum gleich mal einige kräftige Shouts um die Ohren und mit Survivalist (Extinction(s) 2018) und Giles (III: In The Eyes Of Fire, 2006) geht´s mächtig zur Sache. Es ist deutlich mehr Platz als bei Prong vor der Bühne. So geht es vom Moshpit auch in den Circlepit und die verbliebenen Besucher feiern nun ein Metalcore Gig. Die Truppe performt ebenfalls gut und es gibt eine Zeitreise durch mehr als 15 Jahre Bandgeschichte. Herzstück ist dabei das 2004er Werk. Bei The Great Dividers ist Moosi von Dust Bolt mit auf der Bühne und macht den zweiten Shouter neben Trevor. Es folgen noch Black Hearts Now Reign und My Will Be Done (The March, 2008). Dann verlassen die Herren nach gut 70 Minuten die Bühne unter großen Applaus und Pommesgabeln. Auch von Unearth ein absolut gelungener Auftritt.

Fazit: Spät ist es geworden. Bis auf das Ärgernis, dass der Club und Veranstalter die Bands sowie die Showtime nicht sauber kommunizieren konnte, ein genialer Abend. Alle vier Bands lieferten voll und ganz ab. Der Pauli Bahnhof mit seinem Baustil sorgt für klasse Sound und Stimmung. Wenn hier mehr Metal laufen würde, wäre das Ding eine echte Konkurrenz für das Bambi Galore. Danke an die Bands für Show und Performance.