Uriah Heep, Living The Dream Tour 2018, in den Hamburger Docks am 12.11.2018

“Die Beach Boys des Hard Rock in Hamburg!“

Eventname: The Living The Dream Tour 2018

Headliner: Uriah Heep

Vorband: The Zombies

Ort: Docks, Hamburg

Datum: 12.11.2018

Kosten: € 53,00 VVK, € 55,00 AK

Genre: Hard Rock, Rock

Besucher: 1200

Link: http://www.uriah-heep.com/newa/index.php

http://www.docks-prinzenbar.de/

Setlisten:

  1. Road Runner (Bo Diddley Cover)
  2. I Want You Back Again
  3. I Love You
  4. Moving On
  5. Edge Of The Rainbow
  6. Care Of Cell 44
  7. This Will Be Our Year
  8. Time Of The Season
  9. Old And Wise (Alan Parsons Cover)
  10. Tell Her No
  11. Hold Your Head Up (Argent Cover)
  12. She’s Not There

  1. Grazed By Heaven
  2. Return To Fantasy
  3. Living The Dream
  4. Too Scared To Run
  5. Take Away My Soul
  6. Knocking At My Door
  7. Rainbow Demon
  8. Waters Flowin’
  9. Rocks In The Road
  10. Gypsy
  11. Look At Yourself
  12. July Morning
  13. Lady In Black

Zugabe:

  1. Sunrise
  2. Easy Livin’

Das Hamburger Docks ist nach langer Zeit mal wieder Anlaufstelle für ein Konzert. Direkt auf der Reeperbahn neben dem Schmidts Tivoli gelegen, bietet diese Location Platz für bis zu 1400 Gäste. So stehen am Spielbudenplatz kurz vor 19.00 Uhr bereits viele in der Schlange, die auf den Einlass wartet. Im Vorfeld wurde bereits über die sozialen Medien der Ablauf der Veranstaltung bekannt gegeben, sodass auf die Minute genau der geregelte Einlass beginnt. Leider ist bei der Akkreditierung ein Übermittlungsfehler gewesen, so stehe nur ich auf der Liste. Nach einigem Hin und Her kommen wir aber beide in den Saal. Der präsentiert sich in seiner ganzen Pracht und ich bin wieder erstaunt ob der Höhe und Größe dieser Location. Es sind bereits einige der guten Plätze belegt. Das mag an den im Vorfeld verkauften VIP Tickets liegen, die für vorzeitigen Einlass sowie einen Meet & Greet sorgen. Trotzdem haben wir einen Platz weit vorn, sodass auch dem Zutritt in den Fotograben nichts im Wege steht.

Um 20:00 Uhr geht das Licht aus und The Zombies betreten die Bühne. An den Keys sitzt Rod Argent und am Mikro steht Colin Blunstone. Am Bass Chris White und an den Drums sitzt Hugh Grundy. Bis auf den bereits verstorbenen Paul Atkinson sind so alle Gründungsmitglieder anwesend. Die Briten gründeten sich in den frühen Sechzigern und konnten da auch einige Hits aufweisen. Der Bekannteste dürfte wohl She’s Not There sein, der natürlich auch auf der Setlist steht. Die Reunion 2008 sorgte schon für einiges Aufsehen und so stehen hier heute viele, die sich in die alten Zeiten zurückversetzt fühlen. Das merkt man auch am Durchschnittsalter, das deutlich jenseits der Fünfzig liegt. Nach einigen Songs richtet Colin Blunstone das Wort an die Zuhörer und erntet dafür viel Beifall. Auch Rod Argent lässt es sich nicht nehmen und erzählt einiges aus der Geschichte. Auch deren im Nachgang erfolgreichstes Album Odessey And Oracle aus dem Jahre 1968 wird erwähnt und so stammen gleich drei Songs, hintereinander gespielt, von der Scheibe. Time For Seasos ist mir auch bekannt und das besticht durch ein ausgiebiges Keyboardsolo von Rod Argent. Nach der Trennung der Zombies im Jahre 68 hat eben dieser die Gruppe Argent gegründet. Auch einer deren größten Hits, Hold Your Head Up wird dargeboten und da darf das Publikum textsicher den Refrain Hold Your Head Up, Mother mitsingen. Das davor noch intonierte Alan Parsons Cover Old And Wise inklusive super Gitarrensolo von Tom Toomey gibt dem ansonsten doch leicht angestaubten 60er-Jahre Beat Glanz. Bei Hold Your Head Up darf die Band ohne den oftmals leicht deplatziert wirkendem Colin jammen. Das geht gut ab und dürfte das Highlight des Auftritts gewesen sein. Das abschließende She‘s Not There lässt dann noch mal nostalgische Momente aufleben. Drum und Bass liefern sich noch ein ausgiebiges Duell und das kommt zum Ende gut an. Der anhaltende Beifall zeigt, dass viele auch hierfür hergekommen sind.

Der Umbau um 21:00 Uhr verwirrt eine Dame hinter mir, die sonst eigentlich nur zu Klassik Konzerten geht. Da fast das gesamte Equipment von der Bühne geholt wird, denkt sie, es ist Schluss. Auch scheint ihr Uriah Heep nicht so ganz geläufig zu sein, aber sie und ihr Mann, wohl der Initiator des Besuches ist, bleiben tapfer stehen.

Sie sollen nicht enttäuscht werden. Das inzwischen volle Docks wird pünktlich um 21:30 Uhr abgedunkelt und das Intro beginnt. Im Hintergrund der Bühne sitzt Drummer Russell Gilbrook und neben ihm ist auch Keyboarder Phil Lanzon angesiedelt. Beide stehen leicht erhöht und so haben vorne auf der Bühne Mick Box, Bernie Shaw und Davey Rimmer am Bass genügend Platz. Grazed By Heaven, von der aktuellen CD The Living Dream, lässt den Abend beginnen. Der typische Sound von Mick Boxs Wah Wah Gitarre, untermalt mit den eingängigen Keyboardpassagen und dem kraftvollen Drumspiel, geht gleich voll ab. Bernie Shaw ist gut bei Stimme und Rechtsausleger Bassist Dave liefert Tieftönersalven vom Allerfeinsten. Next Track ist schon etwas älter aber immer ein Garant für Stimmung. Return To Fantasy tönt es aus den Boxen. Der Sound ist gut ausgesteuert. Nicht zu laut und gut verständlich kommen die Instrumente und der Gesang von der Bühne. Das Mitwippen und die Begeisterung in den Augen der älteren und jüngeren Fans lassen die Freude bei Bernie Shaw steigen. So begrüßt er die Menschen auch in recht gutem Deutsch und fragt, ob es ok ist, wenn sie neue und alte Songs spielen. Das wird selbstverständlich bejaht, wobei doch der Hang zu älteren Sachen höher sein dürfte. Aber das Motto der Tour heißt ja Living The Dream und so kommen auch vom aktuellen Album noch einige Songs. Die Setlist wurde etwas umgestellt, sodass der Block mit neuen Songs am Anfang steht und erst in der zweiten Hälfte altes Material zum Zuge kommt.

So sind die nächsten Songs, nur einmal unterbrochen von Rainbow Demon, neu. Living The Dream, Too Scared To Run, Take Away My Soul, Knocking At My Door, das teilweise mit akustischer Gitarre gespielte Waters Flowin‘ und Rocks In The Road repräsentieren das neueste überaus gelungene Album (hier geht´s zum Review). Nun ergreift Mick Box das Wort. Immerhin ist er das letzte verbliebene Gründungsmitglied bei Uriah Heep und natürlich maßgeblich an den älteren Stücken beteiligt. Kein Wunder, dass er dann auch zu Gypsy vom Very Eavy, Very Umble die Ansage macht. Die Augen hinter der dunklen Sonnenbrille dürften funkeln ob der lauten Begeisterung der Anwesenden. So wird hier der härteren Seite von Uriah Heep gefrönt. Mick Box, sowieso ein Meister an der Gitarre, darf sich hier austoben und auch Drummer Russell gibt alles. Ebenfalls aus den frühen 70ern ist dann Look At Yourself von der gleichnamigen Platte aus dem Jahre 1971. Das war damals auch ein Hit und wird in einem Atemzug mit Paranoid von Black Sabbath, Rock’n‘ Roll von Led Zeppelin oder Fireball von Deep Purple genannt. Das bei vielen dünne Haupthaar wird geschüttelt und auch die Dame hinter mir scheint es zu kennen, auch wenn die Bewegungen eher verhaltenen sind. Aber es gefällt. Das eine oder andere schnelle Solo von Mick verzückt uns und sichtbar auch ihn selbst und Bernie grinst über das gesamte Gesicht. Oftmals verschwindet er hinter den Kulissen, während die Instrumentalfraktion sich austobt. Nach diesen schnellen Stücken stellt Bernie Shaw erst mal die Band vor. Dabei kommen immer wieder deutsche Worte zum Tragen, denn die Briten sind schon oft in Deutschland unterwegs, um ihre wohl treueste Fangemeinde zu beglücken. Dafür gibt’s immer wieder Szenenapplaus und das gefällt ihnen sichtlich. So ernten alle Protagonisten den ihnen gebührend Beifall, allen voran natürlich Mick Box.

Dann kommt die Ansage zu einem der längeren und in unterschiedliche Parts aufgeteilte Stücke von Uriah Heep. Schon das Orgelintro lässt die Herzen höherschlagen und so beginnt das schon fast epische July Morning von Look At Yourself. Auf der Platte noch knapp zehn Minuten lang, wird es hier in einer etwas kürzeren Version präsentiert, ohne an Intensität zu verlieren. Das ist es, was die Leute hören wollen. Bernie singt fast so einfühlsam wie damals David Byron. Phil Lanzon lässt die typischen Keyboard Tupfer, wie damals Ken Hensley erklingen, um dann im Verlaufe des Songs kraftvoller zu werden. Unvergessen die Bassläufe von Gary Thain, die aber von Davey Rimmer nicht minder schlecht beigesteuert werden. Das war bestimmt eins der absoluten Highlights und ein bewegender Moment. Was jetzt noch fehlt, kommt natürlich auch gleich im Anschluss. Die Dame in Schwarz, wohl der Uriah Heep Überhit schlechthin, wird angespielt. So endet der Ausflug in die wohl erfolgreichste Ära mit dem hauptsächlich auf der akustischen Gitarre gespielten Lady In Black. Der gesamte Saal kann den Refrain, der so auch lautstark mitgesungen wird. Und dann ist plötzlich Schluss.

Der Beifall reißt nicht ab und so kommen alle für zwei Zugaben zurück. Sunrise, und dann darf auch Easy Livin‘ nicht fehlen. Da wird sich im Vorfeld nochmals bedankt für das tolle Publikum, die immerhin an einem Montagabend so zahlreich erschienen sind. Auch die besondere Bedeutung von Hamburg in der Band Vita wird nochmals erwähnt und so passt dann auch die leicht abgewandelte Textzeile This Is A Place I’ve Been Before. Mit dem Versprechen zurück zukommen, gehen alle nach einer ordentlichen Verbeugung von der Bühne. Da es nicht zu erwarten ist, dass sich noch einer der Band sehen lässt, fahren wir nach diesem nostalgischen Rückblick in die sechziger und siebziger und guten neuzeitlichen Songs nach Haus.

Fazit: Schön war´s, zumindest der Hauptact. Über die Auswahl der Songs könnte gestritten werden, aber bei 26 Alben ist das schon schwierig. So war es gut.