Volbeat am 02.06.2022 auf dem Expo Plaza in Hannover

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Event: Servant Of The Road Tour

Band: Volbeat

Ort: Expo Plaza Hannover

Datum: 02.06.2022

Zuschauer: 20.000

Genre: Rock, Heavy Metal

Link: www.volbeat.dk

Setliste:

  1. The Devil’s Bleeding Crown
  2. Pelvis On Fire
  3. Temple Of Ekur
  4. Lola Montez
  5. Ring Of Fire
  6. Sad Man’s Tongue
  7. Fallen
  8. Say No More
  9. Last Day Under The Sun
  10. Wait A Minute My Girl
  11. Black Rose
  12. Shotgun Blues
  13. Seal The Deal
  14. The Devil Rages On
  15. Sorry Sack Of Bones
  16. Doc Holliday

Zugaben:

  1. The Sacred Stones
  2. Die To Live
  3. Still Counting

Donnerstag, der 02.06.2022 – irgendwie ein legendärer Tag. Der erste nach dem bösen C., an dem ich auf eine richtige Großveranstaltung gehen werde. Nach der Arbeit wird schnell das Nötigste in einer Tasche verstaut und ab geht es auf die Autobahn in Richtung Hannover. Heute geben sich Volbeat die Ehre auf der Expo Plaza und meine Vorfreude steigt mit jedem Kilometer. Ich mache noch einen Zwischenstopp, deponiere meine Klamotten am heutigen Schlafplatz und dann bin ich auch schon kurz vorm Ziel. Was soll ich sagen… Dank meines ortskundigen Helfers fahre ich am kompletten Stau auf dem Messeschnellweg vorbei, sause die Ausfahrt runter, lande direkt vorm Radison Blue und bin in Minutenschnelle im Parkhaus. Fürs Parken 6,00 Euro finde ich absolut okay und freue mich, wie grandios gut das hier alles funktioniert. Vom Parkhaus ins Hotel, Ticket abholen, durch die Hintertür wieder raus und schon stehe ich kurz vorm Eingang und kann mein Glück kaum fassen. Auch am Einlass geht alles zack zack und ich hab noch nicht ganz den Ort des Geschehens erfasst, da packt mich auch schon ein unbekannter Metalhead, schleift mich zum Bierstand und drückt mir ein kühles Blondes in die Hand. Ich würde sagen: Das kann nur ein gelungener Abend werden. Zufrieden schlürfe ich mein Bier, schaue mir etwas das Gelände an und bin einfach nur überwältigt, dass ich endlich wieder auf einem Open Air stehen kann. Ich treffe mich mit einer Freundin und wir machen uns gemeinsam auf den Weg Richtung Bühne, um uns die Vorgruppe anzusehen.

Um 19:30 Uhr schallen die ersten Töne von Mercyful Fate über die Menge. Die Heavy-Metal-Band, die ebenfalls aus Dänemark stammt, hat in den 80ern einiges in der Metalszene bewegt. Der Sound verspricht Gutes. Sänger King Diamond betritt die Bühne in einem aufwändigen Kostüm. Auch der Bühnenaufbau mit einer hohen Marmortreppe, einem überdimensionalen Kreuz, das verkehrt herum über der Bühne baumelt und einem riesigen Hintergrundbanner wirkt erst mal sehr pompös. Allerdings schlägt die Stimmung im Publikum mit Einsetzen des Gesangs rapide um. Verwirrte Blick ob der schrillen Töne, die da aus des Sängers Kehle krächzen. In den tiefen Lagen finde ich es noch ganz okay, aber die meiste Zeit besteht die Darbietung aus sehr hohen, sehr durchdringenden Gesangseinlagen. Die einstündige Spielzeit ist für dieses Publikum einfach zu lang. Viele sind genervt und warten, dass es endlich zu Ende geht. Ich finde es immer sehr schade für eine Vorgruppe, der Job ist meist undankbar, weil jeder auf den Hauptact wartet. Hier ist heute wirklich für die Jungs nichts zu holen. Die Zugabe wird nicht wirklich gefordert, das Publikum nimmt sie mehr oder weniger hin. Einige wenige Anhänger feiern fröhlich vor sich hin, aber die breite Masse geht hier nicht mit. Ich denke, dass diese Band sicher ihre Fans hat und auf Haupt-Act-Konzerten gut abräumt. Für die große Crowd am heutigen Abend ist es aber einfach zu speziell und es ist schade, da ja nun mal jede Band Herzblut in ihre Auftritte steckt.

Um 20:30 Uhr beginnt dann der Bühnenumbau und nimmt einige Zeit in Anspruch. Ich sortiere mich inzwischen schon mal in der dritten Reihe vor der Bühne ein und bin angenehm überrascht, wie entspannt man hier stehen kann. Von Gedrängel keine Spur. Um 21:12 Uhr springt die Videoleinwand an und Pool Of Booze, Booze, Booza ertönt aus den Boxen. Das Publikum ist sofort voll da und feiert seine Band, bevor auch nur ein Volbeat-Member die Bühne betreten hat. Und dann kommen sie raus und performen einen Knaller nach dem anderen. Die Spielfreude überträgt sich aufs Publikum. The Devil’s Bleeding Crown geht vom Ohr direkt in die Füße und ein Mega-Wohlgefühl breitet sich aus. Genau das haben wir in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst. Es ist wie ein Befreiungsschlag und ich versinke in der Musik. Sad Man’s Tongue beginnt, ich sehe die Lichter und die glücklichen Gesichter um mich herum und alles ist plötzlich wieder genau so, wie es gehört. Diese Freiheit, sich einfach abholen zu lassen von den Songs, die Bässe in den Füßen zu spüren und die Musik, die einen vorantreibt. Dann kommt der Klassiker Fallen und bei den Mädels neben mir fluten ganze Niagarafälle die Wangen. Ich bin also nicht die Einzige, die sich grad in einem Gefühlschaos befindet, auch wenn es sich bei mir nicht mit Tränen äußert. Irgendwann greift Poulsen zur Akustikgitarre und performt Ring On Fire von Johnny Cash und gefühlt jeder im Publikum singt mit. Als einige Zeit später Wait A Minute My Girl ertönt, ist es dann auch um den letzten Bewegungslegastheniker geschehen. Das Publikum feiert, singt und tanzt und Michael Poulsen und Rob Caggiano grinsen um die Wette. Black Rose, Lola Montez, The Devil Rages On und Shotgun Blues ballern uns um die Ohren und wir saugen sie ein und füllen endlich unsere Reserven wieder auf. In all dem Trubel fällt mir besonders positiv auf, wie toll die Band mit dem Publikum umgeht. Immer wieder nehmen sie Augenkontakt auf, winken den Kindern im Bühnengraben, sind uns irgendwie so nah. Auch Seal The Deal darf nicht fehlen und spornt das Publikum weiter an. Um 22:30 Uhr erreichen wir den Zugaben-Break und ein Klatsch- und Jubelkonzert beginnt und holt die Jungs zurück auf die Bühne. Ich liebe es, wenn das Publikum Still Counting singt und werde auch heute nicht enttäuscht. Zum Abschied noch ne schöne Gänsepelle und dann ist es um kurz vor 23 Uhr zu Ende. Nach dem verdienten Applaus werden noch Pleks, Armbänder und Drumfelle ins Publikum geworfen. Ich fühle mich rundum zufrieden und begebe mich mit dem Strom der Menschen in Richtung Auto. Was so unkompliziert begann, stellt sich nun als fataler Fehler heraus. Die Ausfahrt aus dem Parkhaus kostet mich eine komplette Stunde. Es geht einfach überhaupt nicht voran und ich bin müde und etwas genervt, bis irgendjemand die Musik auf volle Pulle dreht und die Leute einfach im Stau weiterfeiern. Also warte ich geduldig, bis ich mit dem Heimweg an der Reihe bin und falle dann nach einer weiteren halben Stunde Fahrtzeit und einer schnellen Dusche glücklich ins Bett. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich unbedingt eins der nächsten Konzerte oder Festivals anschauen. Volbeat ist eine Reise wert und das Gefühl, wieder Livemusik zu hören, erst recht.