Wacken Open Air 2022 – Tag 2 – Donnerstag, 04.08.2022

Im eigenen Saft gegarte Metalheads

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Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Nach einer nicht wirklich erholsamen Nacht – unser Nachbar scheint mit seiner Bluetooth-Box eingeschlafen zu sein, auf der das aktuelle Ghost-Release Impera in Endlosschleife lief – geht es relativ früh in die Boots. Wir sehen es trotzdem positiv, denn jetzt können wir zumindest Call Me Little Sunshine wortwörtlich im Schlaf mitsingen. Auch wenn unser Festivaltag erst mit der Band Hämatom (16:30 Uhr – 17:15 Uhr) beginnt, ist für uns natürlich ein wenig Arbeit für den Artikel gefragt. Also entscheiden wir uns noch vor zwölf Uhr in Richtung Festivalgelände zu schlendern. Jetzt heißt es erst mal die Lage zu sichten und zu schauen, was sich im Vergleich zum letzten Jahr getan hat und das scheint so einiges zu sein – ausführlich haben wir das im Leitartikel unter dem Punkt Infrastruktur – Das Festivalgelände (Link: hier) zusammengefasst.

Auf dem Gelände sind (endlich) normale Leute unterwegs. Denn trotz der gefühlten 34 °C (es sind wahrscheinlich eher 31 °C) ist sowohl auf der Camping Plaza, als auch auf dem Infield ordentlich viel los. Der Metaller von heute scheint also doch ein Frühaufsteher zu sein.

Wer aber nach drei Stunden in der Sonne noch auf den Beinen ist, der ist die Temperatur entweder gewöhnt oder hat an einer der Wasserstellen eine Trink-/Abkühlpause eingelegt. Irgendwie wünsche ich mir, dass wir doch als Tagesordnungspunkt einen Stopp im Wackener Freibad eingelegt hätten, denn heute wäre das perfekte Setting dafür. Also verstecken wir uns dann doch zwischendurch mal zur Abkühlung in eines der Pressezelte, denn die Chillout-Areas, die dieses Jahr wirklich großzügig auf dem Gelände verteilt sind, sind selbstverständlich mehr als gut besucht. Da wünscht man sich das Bullhead-City-Circus-Zelt zurück, in dem es selbstverständlich immer Schatten gegeben hätte. Doch wie heißt es so schön – Rain or Shine.

Doch aller Sonne zum Trotz stehen wir dann wie im eigenen Saft gegart pünktlich um 16:30 Uhr vor der Louder Stage, denn die Show der deutschen Band Hämatom wollen wir uns absolut nicht entgehen lassen. Doch als die Herren Nord, Ost, Süd und West im Berlin-Outfit die Bühne betreten, sind leider nicht alle vor der Bühne so verzückt wie ich. Da ich bereits in der wirklich guten Wacken-App gesehen hatte, dass es sich hier um eine Tanz Auf Dem Vulkan/Berlin-Show handelt, war klar, dass wir wohl kein Standard Hämatom-Programm bekommen werden. Dass ein paar der Gäste gleich beim zweiten Song den Bereich vor der Bühne verlassen, ist nicht verwunderlich, wenn auch echt schade. Denn der Sound vor der Bühne ist mal wieder exzellent und das, was Hämatom da feiern, ist ein absolut geniales Set, welches perfekt zusammenpasst. Aber musikalischer Geschmack ist ja ein persönliches Ding und wer Hämatom auf dem Wacken Open Air sehen mag, der bekommt noch ein paarmal die Chance dazu. Hierzu später dann aber mehr.

Von der Louder Stage geht es dann jedoch fix rüber direkt zur Harder Stage, denn hier haben sich Grave Digger angekündigt. Die aus Gladbeck stammenden Heavy Metal und Power Metal-Pioniere haben hier heute wirklich ihren neunten Auftritt auf dem Wacken Open Air – was man wirklich als routiniert bezeichnen kann. So gehören Grave Digger zur Geschichte des Festivals, wie Dudelsäcke und Sackpfeifen zur Band. Die besagten Sackpfeifen sind selbstverständlich auch wieder mit von der Partie und ergeben spätestens beim All-Time-Favorite-Track Rebellion mehr als Sinn. Schön finde ich, dass hier vor der Bühne irgendwas zwischen 30.000 und 50.000 Gäste die Heavy Metal-Band feiert.

Wacken Open Air 2022 – Impressionen – Fotos by Kai R.

Die bunten Hunde von den Grailknights und Overkill versorgen uns musikalisch (neben gefühlt dreißig anderen Bands, die man sich nicht alle anschauen kann) durch den Abend. Doch dankbar bin ich für den einen Stopp an der Wasteland Stage. Als hier um 21:30 Uhr bis 22:15 Uhr die Butcher Babies Vollgas geben, bin ich absolut geflashed. Die Flammenshow an der Stage selbst und rundum verteilt im Wasteland lässt etwaige Gasängste vergessen. So bekommt man in voller 5.1-Manier und passend zur Musik den Körper braungebrannt. So brennt gefühlt das ganze Wasteland, so sehr, dass man meinen könnte, dass hier der Pyrotechniker von Rammstein bei der Planung seine Finger im Spiel gehabt hatte. Doch weg von der Feuershow, liefern die Butcher Babies eine wirklich herausragende Liveshow, die absolut Spaß macht anzuschauen und die Besucher vor der Bühne zu mehr als nur zum Headbangen einlädt. Respekt – Butcher Babies – euch hatte ich so nicht gar nicht auf dem Schirm. Doch das ist ja das Feine an einem Festival, man lernt immer mal wieder etwas Neues kennen.

Selbstverständlich sind wir dann um 22:15 Uhr beim Headliner Judas Priest vor der Hauptbühne.

Nach dem Headliner ist beim Wacken bekanntlich nicht Schluss und so kann man noch mit Gwar unter gefühlt 1.000 Litern Kunstblut einen Kampf mit Russlands Staatsoberhaupt Vladimir Putin und Chinas Xi Jinpung ausfechten sehen. Die Theatershow ist, wie für Gwar typisch, ein wenig abgedreht und doch immer mit dem Finger in die Wunde. So laufen die beiden genannten Diktatoren mit skalpiert bzw. mit abgetrennten Gliedmaßen blutspritzend über die Bühne der Louder Stage. Jeder, der heute hier ohne Regenponcho vor der Bühne steht, der wird noch lange etwas vom Gig mit sich rumtragen.

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