Waldgeflüster – Dahoam

Aus den tiefsten Wäldern Bayerns raschelt es

Artist: Waldgeflüster

Herkunft: München, Deutschland

Album: Dahoam

Spiellänge: 49:23 Minuten

Genre: Black Metal, Depressive Black Metal, Atmospheric Black Metal

Release: 24.09.2021

Label: AOP Records

Link: https://artofpropaganda.bandcamp.com&/album/dahoam

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Keyboard, Samples – Winterherz
Gitarre und Backgroundgesang – Dominik Frak
Gitarre – Markus Frey
Bassgitarre und Backgroundgesang – Arvagr
Schlagzeug – Thomas Birkmaier

Tracklist:

  1. A Taglachinger Morgen
  2. Im Ebersberger Forst (Gast: Benjamin König)
  3. Am Stoa
  4. Am Tatzlwurm (Gast: J.J.)
  5. In Da Fuizn (Gast: Nostarion)
  6. Mim Black Aufn Kaiser (Gast: Austin Lunn)
  7. Am Wendelstoa

Was mich am Anfang erst mal voll von den Socken gehauen hat, war A Taglachinger Morgen! Also, ich weiß zwar nicht, wer auf diese Idee gekommen ist, so ein Intro zu machen, aber dem gehört ein Kasten Bier ausgegeben! Ich war hin und weg und das schon in den ersten eineinhalb Minuten des Albums Dahoam! Eine ruhige Akustikgitarre, die mitten im Wald sitzt, umrundet von Vogelgezwitscher und einem leichten Wind. Dazu kommen Plätschern des Baches und melodische E-Gitarren-Klänge, bis die Vocals einsetzen und gemütlich vor sich hingleiten – phänomenal! Aber wer sind Waldgeflüster eigentlich? Die Band wurde 2005 gegründet und veröffentlichte ihre erste Demo Stimmen Im Wind im Jahr 2006. Der Hauptfokus lag schon immer auf Individualität und auf naturbezogenen Texten und Geschichten, welche in ein sehr melancholisches Licht gesetzt werden. Ebenfalls lag auch damals schon ein Augenmerk auf komplexen Texten, auf schwierigen Melodien und dem Drang, sich nicht verbessern zu müssen – von Anfang an perfekte Qualität abzuliefern. Ich kenne Waldgeflüster seit 2015, als sie das Album Mondscheinsonaten veröffentlicht haben und ich kann nur bestätigen, dass die Qualität bis zum heutigen Tage und auch damals überragend war. Ich gehe davon aus, dass es auch vor 2015 nicht anders war. Aber mit Dahoam wurde die Messlatte noch mal um einiges höher angesetzt und man merkt neuen Ideen und Gedanken, welche umgesetzt, mitverarbeitet wurden – zu meiner Freude wurde der Stil aber nicht verändert und man bekommt noch 100 Prozent Waldgeflüster. Das war auch der Grund, weshalb ich mich relativ spät für das Review entschieden habe – die Band begleitet mich schon sehr lange und ich verbinde unglaublich viel mit diesen Jungs, weshalb ich eigentlich nicht anfangen wollte, Kritik zu üben, aber das ist gar nicht nötig – das ist absolut schön!

Wer Waldgeflüster kennt, wird bestätigen können, dass die älteren Alben voller Emotionen waren und man die Naturverbundenheit gespürt hat. Das war deiner der Gründe, weshalb bei mir eine Waldgeflüster CD immer im Auto ist. Ich kannte das so vorher von noch keiner Band, dass die Liebe zur Natur so ausgespielt wird, und das hier bei einer Black Metal Band zu spüren, ist was ganz Besonderes. Keine der blutverschmierten Gestalten würde über die schönen, aber auch etwas grausamen Seiten der Natur so offen reden wie die Münchener Jungs. Die Texte sind dabei etwas liebevoll, grausam gehalten, man muss dem Black Metal ja irgendwo gerecht werden, das macht es aber auch aus. Über die Melodien braucht man, denke ich, gar nicht streiten, denn diese sind gut überlegt und nahezu perfekt. Vor allem dürfen wir auch diverse Gastmusiker auf der Platte willkommen heißen, welche dafür sorgen, dass die Platte den Extrahauch Faszination bekommt. Benjamin König spielt bei Im Ebersberger Forst zusätzlich das Keyboard, Nostarion unterstützt mit seinem Cello in In Da Fuizn, Austin Lunn singt mit Winterherz Mim Black Aufn Kaiser und nicht zu vergessen J.J. darf auch bei Am Tatzelwurm gesanglich unterstützen. Die Kombination der verschiedenen Musiker frischt das Album richtig auf, auf gesanglicher Ebene, aber auch die Melodieebene wird hier verfeinert. Selten hört man zum Beispiel ein Cello in einem Black Metal Stück seinen Platz einnehmen – aber ich kann sagen, dass das passt! Beim Gesang sorgt J.J. vor allem für eine bebende Atmosphäre, die man von Karg beispielsweise kennt und die den Stil von Waldgeflüster im Positiven beeinflusst. Die Gäste bekommen ihre Rolle und dürfen diese auch frei ausspielen, was man meines Erachtens merkt.

Wie ist das Album aber so generell? Naja, wie schon erwähnt, bekommt man, was man erwartet und ich bin darüber auch unglaublich froh. Melancholische Rhythmen und Melodien ziehen sich über das komplette Werk und man traut sich gar nicht wegzuhören – aus Angst, etwas zu verpassen. Zu keiner einzigen Minute wird einem langweilig, was bei längeren Liedern leider vorkommen kann, dem ist aber nicht so. Heißt, das Talent und das musikalische Wissen der Band werden benutzt und verarbeitet. So legt sich ein Album vor uns nieder, welches angebetet werden möchte – ein Album, welches nur ein Jahr nach dem letzten Album veröffentlicht wurde. Für mich ist das ein Punkt des Unmöglichen, denn wer ist denn bitte so verrückt und kann innerhalb von drei Jahren drei Alben veröffentlichen, welche perfekt abgeschliffen sind, welche nahezu perfekt sind, welche, die keine melodischen oder textmäßigen Parallelen haben? Es ist für Genießer geschaffen worden! Dem gibt es weiter nichts hinzuzufügen, man muss sich einfach selbst ein Bild davon machen und die Bilder wird man sicherlich nicht mehr aus dem Kopf bekommen, das garantiere ich!

Waldgeflüster – Dahoam
Fazit
Mit WOW! ist es nicht getan, für mich wurde hier Außernatürliches wieder geschaffen und das direkt ein Jahr nach der Veröffentlichung des letzten Albums – mach das mal einer nach! Überzeugt euch von der Schaurigkeit, welche Waldgeflüster ausstrahlen und die Liebe, welche sich insgeheim durch das Album zieht.

Anspieltipps: Am Tatzlwurn, A Taglachinger Morgen und Am Stoa
Paul M.
9.8
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