Winter’s Verge – The Ballad Of James Tig

Eine weitere Sage um Tiberon liefert reichlich Stoff für epischen Bombastsound

Artist: Winter’s Verge

Herkunft: Zypern

Album: The Ballad Of James Tig

Spiellänge: 48:58 Minuten

Genre: Power Metal, Melodic Symphonic Metal

Release: 11.09.2020

Label: Pride & Joy Music

Link: https://www.facebook.com/WintersVerge

Bandmitglieder:

Gesang – George Charalambous
Gitarre – Deniel Pavlovskiy
Gitarre – Savvas Parperi
Bassgitarre – Miguel Trapezaris
Keyboard – Stavry Michael
Schlagzeug – Daniel Georgiou

Tracklist:

  1. It Begins
  2. A Thousand Souls
  3. Dead Reckoning
  4. Timeless
  5. Killagorak
  6. I Accept
  7. Blood On The Foam
  8. The Sea
  9. The Ballad Of James Tig

Seit 2005 sind Vinter‘s Verge bereits unterwegs und haben sich in den vergangenen Jahren als Liveband einen Namen gemacht. Daraus entstanden in dieser Zeit eine Demo-EP sowie sechs Longplayer, angefangen von Another Life, Another End (2005) bis hin zum aktuellen Werk The Ballad Of James Tig, welches am 11. September 2020 an den Start geht. Die Aufnahmen dazu entstanden von Herbst 2018 bis Mitte 2019 in den Panasound Studios sowie im bandeigenen Studio. Sänger George Charalambous übernahm hierbei das Mixing und Musikerkollege George Eracleous (Oneirism) das Mastering. Das Artwork entstammt der Feder von George Vasiliou. Das neue Konzeptalbum widmet sich einer Geschichte um das sagenumwobene Land Tiberon, wie bereits sein Vorgänger Wolfes Of Tiberon (2017). Dieses Mal handelt die Story von James Tig, einem kleinen Jungen, der seine Familie an das Seemonster Killagorak verliert, basierend auf den Texten des zypriotischen Dramaturgen Frixos Mascura. Als erwachsener Mann zieht James Tig dann los, um sich an diesem Ungeheuer zu rächen.

Die Ursprünge von Vinter‘s Verge sind im Bereich des Power Metals angesiedelt, der sich im Laufe der Jahre immer mehr in Richtung Melodic Symphonic Metal entwickelt hat. In Sachen Line-Up hat sich in den vergangenen zwei Jahren etwas getan. 2018 verstärkte Deniel Pavlovskiy (Gitarre) die Band, Savvas Parperi (Gitarre) kam 2019 neu hinzu. Ebenfalls brandaktuell ist das Label, die Band entschied sich nach zwei selbst produzierten Studioalben einen Vertrag bei Pride & Joy Music zu unterschreiben. Mit The Ballad Of James Tig schlagen Vinter‘s Verge jetzt ein weiteres Kapitel zu den Mythen um Tiberon auf. Ergänzend wurde Teodora Stoyanova Freya (Magic Of The North) als Sängerin verpflichtet, die den weiblichen Gesangsteil übernimmt. Sie verkörpert die Rolle der Nina in dieser Geschichte. Ihre Parts sind in den Songs Timeless, I Accept und The Sea zu hören, bei denen sie mit George Charalambous im Duett singt.

Schon gleich zu Anfang beeindruckt der Opener It Begins mit Seefahrerromantik und Mittelaltercharme. Die heroische Schmachtballade sorgt durch Klaviereinlagen und Streicher für eine epische Atmosphäre. Wehmütige Leadriffs sowie der gefühlvolle Gesang von George Charalambous tun dann ihr Übriges – die Reise beginnt. A Thousand Souls nimmt sogleich weiter an Fahrt auf. Dieser Track hat glatt das Zeug zum Ohrwurm zu mutieren, der Refrain bleibt ganz sicher im Hirn kleben. Der Sound ist satt ausgesteuert, die Doublebasses treiben forsch voran. Das Glockenspiel-Intro von Dead Reckoning führt mich dann in die 90er-Jahre zurück, es erinnert mich stark an Axel Rudi Pells Meisterstück Swamp Castle Overture vom Album Magic (1997). Auch hier herrscht wieder heroisches Ambiente mit viel Dramatik. George Charalambous variable und glasklare Stimme fasziniert mich von Song zu Song mehr. Das erste dramatische Duett Timeless mit Teodora Stoyanova Freya ist mir eine Spur zu schnulzig geraten, wobei es stimmlich nichts zu bemängeln gibt. Das ist allerdings Geschmackssache, entweder man mag es oder eben nicht. Dramatische Streicher läuten Killagorak ein – ein Gänsehautmoment, der einem die Schauer nur so über den Rücken jagt. Die Anspannung steigt merklich. Leider ist der Epic-Thriller nach nur zwei Minuten schon wieder vorbei – schade, hier wäre mehr möglich gewesen. I Accept lässt den Spannungsbogen gleich wieder hochschnellen, schlägt dann allerdings den Weg in Richtung klassischen Power Metal ein. Im letzten Drittel ist die Sängerin der Band Magic Of The North mit einem weiteren Gastpart dabei. Blood On The Foam beginnt wieder mit reichlich Epic-Getöse, als stünde die Seeschlacht unmittelbar bevor. Die anschließende Melodie reißt mich eher weniger vom Hocker, dafür entschädigen die schneidigen Riffs. The Sea folgt als letztes Duett, mit Hingabe und Inbrunst gesungen. Es lässt einen Hauch Nightwish-Feeling aufkommen. Der letzte Song steht bevor, der erwartete Höhepunkt bleibt allerdings aus. Rausschmeißer The Ballad Of James Tig macht dann im wahrsten Sinne des Worts das Licht aus – gute Nacht! Vom Titel her hätte ich mir mehr versprochen. Dieser Song zündet einfach nicht, er bewegt mich eher die Stopptaste zu suchen, was ich etwas schade finde.

Wer auf Seefahrer- und Mittelalterromantik steht, kommt hier auf seine Kosten. Das Album hat zwar kleinere kompositorische Schwächen, ist aber vom Sound und der Instrumentalqualität gut gemacht.

Format: CD

Pre-Order: https://www.prideandjoy.de/shop/de/

Winter’s Verge – The Ballad Of James Tig
Fazit
The Ballad Of James Tig ist wie gemacht zum Entspannen nach einem harten Arbeitstag - einfach mal in eine andere Welt abtauchen und alles hinter sich lassen. Bei eingefleischten Bombast-Fans sollte diese Scheibe einfach ins Regal gehören. In vergangenen Reviews wurde die Qualität der Keyboardsounds sowie chaotisches Songwriting der zypriotischen Symphonic Metal-Formation bemängelt. Winter’s Verge haben ihre Chance genutzt, die ihnen entgegengebrachte Kritik umzusetzen und sich erheblich verbessert. Eine weitere Bereicherung für die Band sind die neuen Gitarristen Deniel Pavlovskiy und Savvas Parperi. Ihr Spiel fügt sich harmonisch in den Gesamtsound ein. Insgesamt kann man sagen, dass sich die Arbeit für das neue Album gelohnt hat. Die Zyprioten verdienen definitiv mehr Aufmerksamkeit. Von ihnen ist noch Einiges zu erwarten, sie haben eindeutig das Zeug zu mehr. Man sollte sie im Auge behalten.

Anspieltipps: It Begins, A Thousand Souls und Killergorak
Sandra R.
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