Killfest 2019, am 17.03.2019 im Batschkapp, Frankfurt

Thrashgewitter in Frankfurts Gud Stubb

Eventname: Killfest 2019

Bands: Chronosphere, Flotsam & Jetsam, Destruction, Overkill

Location: Batschkapp, Frankfurt/Main

Datum: 17.03.2019

Kosten: 34,50 € VK

Zuschauer: ca. 1000

Was für eine Ankündigung: ein (Kill-)Fest mit Chronosphere, Flotsam & Jetsam, Destruction und Overkill. Da war schnell klar, da muss ich auf jeden Fall hin in Frankfurts Gud Stubb, in die neue Batschkapp, mit der ich allerdings auch über fünf Jahre nach ihrem Umzug aufgrund ihrer Bauweise (lang und schlank) und Anordnung der Theken, des Ein- und Ausgangs, sowie des Merchandisingbereichs weiterhin etwas fremdle und mich nicht so recht wohl fühle.

Aufgrund der Qualität der neuen Platte von Flotsam & Jetsam wurde die Vorfreude sogar noch verstärkt. Das in meinen Augen nicht ganz so gut wegkommende neue Album von Overkill hatte ob deren Livequalitäten hier keinen negativen Einfluss. Overkill liefern live ja bekanntlich! Zeit war es schließlich auch, endlich mal Destruction live zu sehen, deren Mad Butcher und dessen EP-Cover sich in früher Jugend in mein Hirn eingebrannt hatten. Die zunächst angekündigten, mir nicht bekannten Meshiaak mussten ihre Teilnahme absagen und wurden durch die mir ebenfalls unbekannten Chronosphere ersetzt.

Fazit vorweg: Schande über mich, dass ich sie noch nicht kannte. Die Band besteht bereits seit 2012 und hat ihr viertes Studioalbum All In für das laufende Jahr angekündigt. Getreu ihrem Motto Red’N’Roll zu spielen, betreten die vier Griechen dann zumindest farblich passend aber irgendwie befremdlich wirkend allesamt in roten Hosen die Bühne. Die Musik geht dann aber ins Billing passend grundsolide thrashend ab. Nach sechs eigenen Songs beendet man mit einem rotzigen Ace Of Spades-Cover die rund 30-minütige Spielzeit. Anschließend stehen die Bandmitglieder rund um das Merchandising den ganzen Abend für Fankontakte zur Verfügung. Insgesamt ein sehr sympathisches Auftreten, womit man heute sicherlich neue Fans dazu gewonnen hat.

Setlist Chronosphere

  1. Before It’s Gone
  2. Envirusment
  3. Warriors
  4. Picking Up My Pieces
  5. Genetically Determined
  6. Brutal Decay
  7. Ace Of Spades

Flotsam & Jetsam sind für meinen Geschmack viel zu früh dran. Die ersten beiden Alben der Thrasher aus Arizona sind nach wie vor Meilensteine des Genres und bieten im Grunde genug erstklassige Songs, um einen Headlinerspot zu füllen bzw. einzunehmen. Aber nach No Place For Disgrace 1988 konnte die Band dieses Niveau leider nicht aufrecht erhalten. Ferner sorgten zahlreiche Line-Up-, Label- und sogar Stil-Wechsel dafür, dass man lange Zeit ein Schattendasein unter „ferner liefen“ fristete. Mit der letzten Veröffentlichung The End Of Chaos hat man nun, wie eingangs erwähnt, endlich wieder an die Klassiker anknüpfen können. Die drei präsentierten Songs dieses Albums, Prisoner Of Time, Demolition Man und Recover, stellen dies heute unter Beweis und begeistern ebenso wie die jeweils zwei Songs von Doomsday For The Deceiver und No Place For Disgrace. Die beiden verbliebenen (oder auch wieder zurückgekehrten) Gründungsmitglieder Michael Gilbert und Eric A.K. geben den Ton an und brillieren an der Gitarre (Gilbert) bzw. scheinen stimmlich (A.K.) einen Jungbrunnen zu besitzen. Nach knapp 45 Minuten und damit ca. 45 bis 60 Minuten zu früh, hinterlassen sie eine begeisterte Kapp.

Setlist Flotsam & Jetsam

  1. Prisoner Of Time
  2. Desecrator
  3. Iron Maiden
  4. Hammerhead
  5. Demolition Man
  6. Suffer The Masses
  7. Dreams Of Death
  8. Recover
  9. No Place For Disgrace

Auch wenn sie musikalisch meines Erachtens nicht hieran reichen, rechtfertigen anschließend Destruction ihren Co-Headlinerspot. Die baden-württembergischen Thrash-Urgesteine um Hüne, Bassist und Sänger Schmier haben sich kürzlich in der Person von Damir Eskic mit einem zweiten Gitarristen verstärkt, um einerseits live noch intensiver zu wirken, aber auch, um Songs wieder darbieten zu können, die zu dritt nicht möglich sind. Heute hat man dafür ca. 60 Minuten Zeit, die man nutzt, um quasi ein Best-Of mit zehn Songs von sieben verschiedenen Alben in die Meute zu hämmern. Und die zeigt sich wiederum begeistert: Die eh schon hohen Temperaturen in der Batschkapp steigen weiter und vor der Bühne geht es nochmals merklich enger und intensiver zu. Der Aufforderung zum Circle-Pit wird da gerne nachgekommen. Mad Butcher und The Butcher Strikes Again dürfen natürlich nicht fehlen, wobei bei Letzteren aber nicht ganz eindeutig ist, ob als Intro eine Kettensäge oder vielleicht nicht doch der Motor einer 50er-Jähzorn zum Zuge kommt…
Insgesamt eine Stunde feinster, teutonischer Thrash, der mich überzeugt!

Setlist Destruction

  1. Curse The Gods
  2. Release From Agony
  3. Nailed To The Cross
  4. Mad Butcher
  5. Dethroned
  6. Life Without Sense
  7. Total Desaster
  8. The Butcher Strikes Back
  9. Thrash Till Death
  10. Bestial Invasion

Können Overkill noch einen draufsetzen? Hat das Metalvolk noch genug im Tank für den Headliner?
Oh ja! Sie können! Und wie! Und sie sorgen dafür, dass die Tanks bis auf die letzten Tropfen trocken gefahren werden. Angetrieben von der Drummaschine Jason Bittner – vor seinem Wechsel an die Ostküste übrigens bei Flotsam & Jetsam tätig – umrandet von den stets grimassierenden (Dave Linsk) bzw. cool dreinblickenden (Derek Tailer) Gitarristen, dirigieren Sänger Bobby „Blitz“ Ellsworth und Bassist D.D. Verni als Frontmendoppel zwölf Songs lang sowohl mit neuen Songs, mit ganz neuen Songs, Klassikern und ganz alten Klassikern die Frankfurter Menge (inkl. des leicht alkoholädierten (?) Gerre von Tankard) zur Höchstform. Ob man nun Freund von Blitz‚ Stimme ist oder nicht und damit Overkill als Top oder Hopp erachtet, es gibt wohl (nach Dee Snider) neben ihm keinen zweiten Fronter in der Metalwelt, der so charismatisch unterhält, mit dem Publikum interagiert und dieses von Anfang bis Ende animiert und im Griff hat. Und als dann die zwölf Songs Geschichte, die Anwesenden restlos begeistert sind, die Ü50-Fraktion sich wünscht so nageln zu können wie Bittner schlagzeugt, die Damenwelt ein Kind von D.D. oder Fünflinge von der gesamten Band möchte, die Bartlosen einen Pornobalken à la Blitz herbeisehnt, ja dann erupiert das Killfest durch den Zugabenblock, bestehend aus dem Überthrasher Ironbound, dem The Subhumans-Cover Fuck You und der Hommage an New Jersey, die Heimat Overkills, Welcome To The Garden State.
Fett! Hammer! Wahnsinn! Unglaublich!

Setlist Overkill

  1. Last Man Standing
  2. Electric Rattlesnake
  3. Hello From The Gutter
  4. Elimination
  5. Deny The Cross
  6. Necroshine
  7. Head Of A Pin
  8. Under One
  9. Bastard Nation
  10. Mean, Green, Killing Machine
  11. Feel The Fire
  12. Rotten To The Core
  13. Ironbound
  14. Fuck You
  15. Welcome To The Garden State
  16. Fuck You (Reprise)

Fazit: Wer nicht da war, hat was verpasst!

Aber: Wer nicht da war, kann dies im September nachholen, wenn die Killfest Tour weitergeht. Hingehen und abschädeln!

Termine 
17.09.2019 GER Saarbrücken Garage
18.09.2019 GER Nürnberg Hirsch
19.09.2019 GER Oberhausen Turbinenhalle
20.09.2019 GER Hamburg Markthalle
22.09.2019 GER Herford Club X
23.09.2019 GER Wiesbaden Kulturzentrum Schlachthof