“Europe Tour 2017 – Telepathy und Support am 09.09.2017 im Sputnikcafé, Münster“
Eventname: Europe Tour 2017
Headliner: Telepathy
Vorbands: Suntrigger, Noir Reva
Ort: Sputnikcafé, Münster
Datum: 09.09.2017
Kosten: 10,00€ AK
Genre: Post Rock, Post Metal, Progressive Metal
Veranstalter: Tortuga Booking (https://www.facebook.com/TortugaBooking/)
Link: https://www.facebook.com/events/161224357763853/
Setlisten:
- Suntrigger
- Go Ahead
- Next World
- Deep Black Sea
- Interstellar
- Beyond Interstellar
- In Transit
- Agravic
- Coalesce
- Auriga
- Nuance
- Smoke From Distant Fires
- Celebration Of Decay
- Apparition
- Water Divides The Tide
- Echo Of Souls
- Hiraeth
- Metanoia
Eigentlich hätte die heutige Show gar nicht stattgefunden, denn angesetzt war ein Auftritt in der französischen Stadt Lille. Aber auf Facebook war ein Statement von Telepathy zu lesen, dass wohl der Veranstalter in Lille wegen vieler „Konkurrenzveranstaltungen“ – welch ein Wort! – die Show kurzfristig abgesagt hat. So war man also auf der Suche nach einem Ersatz, und da kommt dann Tortuga Booking ins Spiel. Wieder einmal hat David sich richtig entschieden und ein glückliches Händchen bewiesen. So kommen wir heute also in den Genuss dieser Show im Sputnikcafé. Als ich dort eintreffe, gibt es die große Begrüßungsrunde, denn David sitzt zu dem Zeitpunkt selbst an der Kasse, und die Männer von Suntrigger sind gerade mit ihren vollen Tellern auf dem Weg nach draußen. Da es noch weit vor Showbeginn und das Wetter angenehm ist, haben wir also genug Zeit für sehr nette Plaudereien vor dem Sputnikcafé.
Da David von Tortuga Booking auch immer gern mindestens eine lokale Supportband auswählt, dürfen heute also die Männer von Suntrigger als erste auf die Bühne. Ich habe gemeinsam mit den Dreien überlegt, das wievielte Mal wir uns heute treffen, es dürfte wohl das sechste Mal sein. Bei der letzten Show, die ich miterleben durfte, hatten Suntrigger zum ersten Mal auch eine Dia-/Videoinstallation zum Einsatz gebracht, auch heute wird ein Großteil der Songs visuell sehr eindrucksvoll untermalt. Die Suche nach diesen immer wieder wie für die Songs gemachten Bilder und kurzen Videos dürfte sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben, aber der Einsatz hat sich definitiv gelohnt. So geht es also los mit dem Song der so heißt, wie die Band nämlich Suntrigger. Der stand bei der Show im April dieses Jahres in der Baracke in Münster noch am Ende, aber das ist nicht die einzige Änderung in der Setlist, es soll ja schließlich nicht langweilig werden. Da braucht man aber bei Suntrigger sowieso keine Bange haben, wie immer vollkommen unaufgeregt spielen sich die Drei durch das Set und überzeugen dabei schlicht und ergreifend mit ihren Songs. Mehr braucht es nicht, um die Stagetime wie im Fluge vergehen zu lassen. Mit dem Titeltrack des Albums Interstellar und dem direkt daran anschließenden – neuen Song – Beyond Interstellar beenden die Männer dann ihre Show und genießen danach die Auftritte der folgenden Bands.
Die Jungs der Koblenzer Band Noir Reva machen es mir dann – zumindest fototechnisch gesehen – sehr schwer, denn zunächst bittet man erst einmal darum, die Deckenscheinwerfer zu löschen. So erhellen dann also nur einige Scheinwerfer im Hintergrund die Szenerie, was sicherlich an und für sich gesehen sehr schön zum Anschauen ist. Nur zum Fotografieren halt nicht. Aber hier geht es ja nicht nur um die Optik, sondern natürlich auch um die Musik der Jungs. Beides unterstützt sich heute gegenseitig, nichts lenkt ab von den perlenden Post Rock-Klängen, die jetzt durch das Sputnikcafé fließen und wohl nicht nur die Band, sondern auch uns Besucher abtauchen lassen in ganz eigene Welten. Dass Gitarrist Peter Bo erst seit kurzem dabei ist, merkt man heute überhaupt nicht, die vier Jungs bilden eine kompakte Einheit. Im April vergangenen Jahres wurde das Debütalbum Nuance veröffentlicht, das kriegen wir heute vom ersten bis zum letzten Ton auf die Ohren. Dabei sieht die Setlist mit nur fünf Songs schon ziemlich kurz aus, aber Post Rock-Songs sind ja doch eher „etwas“ länger, und so stehen Noir Reva dann doch etwas über eine halbe Stunde auf der Bühne, bevor sie Platz für den Headliner des heutigen Abends machen.
Schon, bevor ich den Vorbericht für dieses Event geschrieben habe, habe ich mir das Album Tempest, das die britisch/polnische Band Telepathy im März dieses Jahres veröffentlicht hat, auf die Ohren gegeben. Darum wusste ich ansatzweise, was mich jetzt erwartet. Diese Erwartungen toppen die vier Männer aber lässig, denn eine dermaßen energiegeladene, mitreißende und gewaltige Show, die uns da jetzt von der Bühne entgegenschlägt, habe ich lange nicht erlebt. Wenn man im Post Rock bzw. Post Metal sehr oft von Soundwänden spricht, kann man Telepathy nur attestieren, dass sie nicht diejenigen sind, die diese Soundwände erschaffen, sondern Telepathy selbst ist die Soundwand. Die Setlist ist ausschließlich mit Songs vom letzten Album Tempest bestückt, und nicht nur mich tauchen Telepathy damit in ständige Wechselbäder, denn diese Songs leben genau davon. Da gibt es ruhigere, sich fast schon doomartig dahinschleppende und -wälzende Passagen, die einfach nur zum Abtauchen und Wegdriften einladen. Dann merkt man schon, wie Telepathy den Spannungsbogen langsam und unaufhörlich straffziehen – ich merke, wie in mir die Spannung steigt – bis sich alles – endlich! – in einem großen Ausbruch entlädt, bei dem kaum jemand im Sputnikcafé stillstehen kann. Bei den Blastbeats und wildesten „Schreddereien“, die jetzt von der Bühne geschleudert werden, wird geheadbangt oder sich irgendwie anders bewegt, um das innerliche Brodeln abzubauen. Ganz krass wird es dann beim Songs Echo Of Souls, wo James dann auch noch blackmetalartige Schreie ins Mikro schickt, die sicherlich nicht nur mir durch Mark und Bein gehen. Der wohlverdiente Beifall nach jedem Song ist dann auch dementsprechend laut, die Männer haben uns fest in ihren Bann gezogen. Wie auch schon von den beiden anderen Bands des Abends gibt es heute von Telepathys Bassist James mehrmals ein dickes Dankeschön an uns, die wir da gekommen sind, an David von Tortuga Booking und auch an die Crew vom Sputnikcafé. Dem kann ich mich nur anschließen, es war wieder mal eine tolle Show heute Abend in Münster.
Nach der Show treffe ich dann noch Bassist James und Drummer Albert vor dem Sputnikcafé. Beide wirken trotz dieser sicherlich sehr anstrengenden Show überhaupt nicht erschöpft, von Schweißtropfen auch keine Spur. Wie mir die beiden aber in einem sehr netten Gespräch erklären, liegt das daran, dass sie selbst heute gespürt hätten, wie sehr viel Energie vom Publikum zurückkam, was sie dann wiederum auf der Bühne angestachelt hätte, noch mehr zu geben, ohne sich zu verausgaben. Abgesehen davon sei das ja heute der erste Gig der Tour gewesen, wie Drummer Albert – für den es bereits die sechste Tour mit Telepathy ist – mit einem Augenzwinkern erklärt, um dann fortzufahren, dass das nach dem fünften Gig dann schon durchaus anders aussehen könnte. Da man aber zumindest versuchen würde, sich halbwegs gesund zu ernähren und auf Junk Food zu verzichten – von den Verlockungen der großen Kette mit dem gelben M und vom Alkohol reden wir jetzt mal nicht 😀 – könnte man den Tourstress schon ziemlich gut wegstecken. Bassist James betont dann auch gleich, dass nicht die Shows selbst anstrengend wären, sondern die Fahrten von einer location zur nächsten. Da die Jungs mit einem eigenen Van von Großbritannien aus angereist sind und sich die Fahrerei untereinander aufteilen, sind sie dann dementsprechend auch nicht nur vor Ort im Einsatz sondern im Grunde ständig. Dafür von mir auf jeden Fall ein dickes „Respekt“. Nachdem ich mich dann noch mit Merch eingedeckt habe, geht es auf die Heimreise, es ist mittlerweile fast Mitternacht, später als geplant. Aber für so eine tolle Show mit tollen Bands und sehr netten Menschen immer wieder gern 🙂