“20 Jahre Nightwish!“
Artist: Nightwish
Herkunft: Finnland, Kitee
Album: Decades
Spiellänge: 2:21:40 Minuten
Genre: Symphonic Metal
Release: 07.03.2018
Label: Nuclear Blast Records
Link: http://nightwish.com/de
Bandmitglieder:
Gesang – aktuell: Floor Jansen, früher: Anette Olzon, Tarja Turunen
Gitarre – Emppu Vuorinen
Flöten, Pfeifen– Troy Donockley
Bassgitarre, Backgroundgesang – Marco Hietala
Keyboard – Tuomas Holopainen
Schlagzeug – Jukka Nevalainen
Tracklist:
- The Greatest Show On Earth
- Élan
- My Walden
- Storytime
- I Want My Tears Back
- Amaranth
- The Poet And The Pendulum
- Nemo
- Wish I Had An Angel
- Ghost Love Score
- Slaying The Dreamer
- End Of All Hope
- 10th Man Down
- The Kingslayer
- Dead Boy´s Poem
- Gethsemane
- Devil & The Deep Dark Ocean
- Sacrament Of Wilderness
- Sleeping Sun
- Elvenpath
- Carpenter
- Nightwish (Demo)
20 Jahre Nightwish, das ging doch fix, kann ich mich doch noch an die ersten Gehversuche mit Angels Falls First und dem folgenden Oceanborn erinnern. Was sich geändert hat über diese zwanzig Jahre, sind sicherlich die Songwriterqualitäten von Kreativkopf Tuomas Holopainen und die Frontfrauen ohne Mitbestimmungsrecht. Wir erinnern uns nur an die mediale Schlammschlacht mit der Erstsängerin Tarja Turunen und der ungeliebten Lückenbüßerin Anette Olzon, die nach Bekanntgabe einer Familienplanung fallen gelassen wurde wie eine heiße Kartoffel. Danach kam Floor Jansen, die nach ersten Auftritten mit zwei Bands somit gleich bei ihren großen Vorbildern eingestiegen ist. Vielleicht sollte man dem Bandchef mal stecken, dass die erste Sängerin technisch die Beste gewesen ist und man diese talentierte Sängerin nicht hätte ziehen lassen sollen. Na ja, Schwamm drüber, das sind olle Kamellen.
Fakt ist, der cineastische Anspruch der Band hat sich noch immer nicht geändert. Ganz im Gegenteil, man plustert die Songs zu gigantischen Brocken von mittlerweile 24 Minuten auf (Endless Forms Most Beautiful) und sagt mit diesem Gesülze eigentlich weniger aus, als die Songs in kompakter Form doch könnten. Dass das Keyboard des Querkopfs Holopainen nach Aufmerksamkeit lechzt, ist nicht schon seit Oceanborn so, dummerweise versaut es meiner Meinung nach in gewohnter Regelmäßigkeit die Kompositionen der Band in extrem nerviger Weise. Warum er nicht das Keyboard gegen ein vernünftig klingendes Piano tauscht, entgeht meinem Verständnis, aber vielleicht möchte man dieses kitschige und kommerzielle Grundorgeln im Sound der Band haben, schließlich verkaufen sich die Alben in durchaus stattlicher Zahl.
Songs wie Elan, My Walden oder Storytime könnten im Prinzip eins zu eins im Fernsehgarten laufen, und stoßen so gar nicht auf meinen Geschmack. Zugutehalten muss man der Band, dass sie den Mut besessen hat, die Songs nicht alle neu von Floor Jansen einsingen zu lassen, was erneut den krassen gesanglichen Qualitätsabfall zeigt. Die klassisch ausgebildete Stimme von Tarja Turunen, dazu im Gegensatz das Popstimmchen von Anette Olzon und das Walkürenschreien von Floor Jansen. Warum nicht Bassist Marco Hietala mehr Gesangspart bekommt, weiß keiner, schließlich hat er doch in diesem ganzen Zirkus mit die meiste Erfahrung, die interessanteste Stimme und auch noch eine coole Band namens Tarot am Start, die jedoch zeitbedingt auf Eis liegt. Gefallen können Nightwish mir in Momenten wie I Want My Tears Back, in denen die spielerischen Qualitäten im Vordergrund stehen, gerne auch mal abseits des Tellerrands, denn hier liegt eine große Stärke der Band.
Nemo von Once und gleichzeitiger Schwanengesang von Tarja Turunen stellt sicher den Höhepunkt im Katalog dar, hier zeigt die Band eine tolle Kombination zwischen musikalischer Härte und symphonischer Tiefe, die danach nicht wieder erreicht wurde. Danach folgt als Höhepunkt des Once – Albums sicherlich noch das epische Ghost Love Score, das ebenfalls eine feste Größe im Nightwish Liveauftritt besitzt, bevor es zum Century Child Album geht und davon Slaying The Dreamer und End Of All Hope präsentiert werden. Gerade rückblickend wird deutlich, wie vordergründig die Gitarren einst im Klang der Band waren, was viele Fans der ersten Stunde sicherlich bedauern, da im heutigen Sound der Band eine Keyboardspur über die nächste gestülpt wurde. Fast schon witzig wirken die alten Songs ab The Kingslayer oder Sacrament Of Wilderness mit seinem schrecklichem Cemballo als Keyboardsound und fetten Gitarrenläufen, die uns als Hörer ebenfalls verdeutlichen, aus welcher DNA Nightwish sich entwickelt haben, sicherlich würde Gethsemane heute nicht mehr so klingen, Sleeping Sun hingegen kann man so wunderbar zeitlos lassen. Dazu erwähnenswert ist natürlich die phänomenale Gesangsleistung von Tarja Turunen, ohne deren Stimme die Band niemals auch nur dort stehen würde, wo sie heute steht. Umso trauriger ist der damalige Split gewesen, aber vielleicht ist ja irgendwann der Zeitpunkt für eine Reunion da, bei Iron Maiden und Judas Priest hat das doch auch geklappt, und diese Bands waren nur ein Abklatsch ihrer selbst nach dem Abgang ihrer Signature-Sänger.