Alpha Tiger – Alpha Tiger

“Der sächsische Tiger brüllt wieder!“

Artist: Alpha Tiger

Herkunft: Freiberg, Sachsen

Album: Alpha Tiger

Spiellänge: 53:54 Minuten

Genre: Heavy Metal, Hard Rock

Release: 25.08.2017

Label: SPV/Steamhammer

Link: http://www.alphatiger.de

Bandmitglieder:

Gesang – Benjamin Jaino
Gitarre – Alexander Backasch
Gitarre – Peter Langforth
Bassgitarre – Dirk Frei
Schlagzeug – David Schleif

Tracklist:

  1. Road To Vega
  2. Comatose
  3. Feather In The Wind
  4. Singularity
  5. Aurora
  6. To Wear A Crown
  7. Vice
  8. Welcome To Devils Town
  9. My Dear Old Friend
  10. If The Sun Refused To Shine
  11. The Last Encore

Viertes Album der Freiberger Alpha Tiger. Die seit 2011 unter diesem Namen bestehende Band liefert ihre erste Platte mit dem Sänger Benjamin Jaino ab. Der hat sich gut in die Band integriert, nachdem er seit 2015 den Platz von Stephan Dietrich übernommen hat. Die Sachsen haben sich in der Vergangenheit bereits einen Namen gemacht und blicken auf eine umfangreiche Touraktivität zurück. So traten sie bereits 2013 unter anderem beim Wacken Open Air, dem Rockharz und dem Bang Your Head auf. Auch waren sie als Supporter von Gamma Ray, Sepultura oder Majesty unterwegs und schafften es so sogar in den Wacken 3D Film, spielen dort Men Or Machine vom gleichnamigen Album. Musikalisch erwartet uns hier eine Mischung aus Speed, Power, Heavy oder auch New Way Of British Heavy Metal. Gelegentlich wurden sie auch schon mit Iron Maiden verglichen. Das müssen dann aber eher die Frühwerke gewesen sein. Da ich die Band bisher nicht kannte, gehe ich vollkommen befreit von Altlasten in das Review.

Das jetzt erschienene selbst betitelte Werk weist einen bemerkenswerten Orgeleinsatz auf, den ich hier nicht vermutet hätte. Dadurch wird der Sound in die Nähe des siebziger Hard Rock á la Deep Purple gebracht. Der Instrumental Opener Road To Vega fängt mit spacigen Tönen an, wird aber durch den Einsatz der Gitarren noch recht rockig. Fast nahtlos schließt sich Comatose an. Dieser Track wurde bereits im Vorfeld als digitale Singleversion ausgekoppelt. Auffällig hier, wie an vielen anderen Stellen, der Orgelsound, der den Song untermalt und ihn in die bereits erwähnte siebziger Jahre Hard Rock Richtung treibt. Diese Idee wurde bandseitig komponiert und mit Unterstützung von Johannes Walenta umgesetzt. Dazu kommen dann noch die achtziger Stilelemente. Das passt alles gut zusammen und lässt auf weitere ähnliche Songs hoffen. Feather In The Wind entpuppt sich als eine klasse halbe Ballade. Dabei kommt Benjamin Jainos Stimme gut zur Geltung. Sie passt hervorragend zu diesem Song, und wenn man genau hinhört, erkennt der wissende Zuhörer Ähnlichkeiten zu Joey Tempest von Europe. Auch die beiden Virtuosen auf den Gitarren, Peter Langforth und Alexander Bakasch wissen an dieser Stelle mit guten Soli zu überzeugen. Zunächst erschien mir der Song zu kitschig, aber das gibt sich schnell.

Singularity entwickelt sich schnell zu einem kernigen Stück Metal. Schnell und laut kommt es aus den Boxen und verzichtet auf den bis dato starken Keyboardeinsatz. Leider lässt der Sound an der einen oder anderen Stelle das Stück etwas unsauber wirken. Trotzdem ein gutes Lied, das bestimmt in einer Liveperformance überzeugen kann. Nächster Titel Aurora passt dann wieder. Die Mid-Tempo-Nummer überzeugt durch ein Solo eines der beiden Gitarristen. Leider kann ich nicht sagen, wer der Saitenhexer ist, zur Not sind es beide. Auch die Hammond darf sich hier beweisen und erinnert mich stellenweise an einen Ken Hensley von Uriah Heep. Der Benjamin Jaino bringt sich super in dieses fast epische Stück ein. To Wear A Crown startet mit verzerrter Gitarre und wird dann zu einem ordentlichen Rock Song. Er besticht durch den Schluss, der schon recht nah in sphärische Bereiche gehört.

Vice wartet mit einem Sleaze Faktor auf, der so ganz locker aus der Hüfte daherkommt. Schön abwechslungsreich, da sich hier auf die wesentlichen Merkmale dieser Richtung konzentriert wird und deutlich die Wandlungsfähigkeit im Songwriting zeigt. Hauptverantwortlich zeichnet dafür Peter Langforth, der auch die guten Texte schreibt. Der Song selbst wartet aber mit keinem nennenswerten Höhepunkt auf. Nächster Titel Welcome To Devils Town hat eine schöne Gesangsmelodie mit einem tiefen Männerchor im Hintergrund. Ansonsten ein Stück, das gut auf die Platte passt, aber nicht der ganz große Song ist, bis zum Schluss. Dann wird hier noch mal einer rausgehauen. Der überraschende Einsatz der Akustischen bringt eine nicht erwartete Wendung. Anders My Dear Old Friend. Auch hier wird die Nähe zu Joey Tempest deutlich. Das ansonsten epische Stück lässt Jainos Stimme kernig melodisch wirken. Die Orgel kommt wieder voll zum Einsatz und dass macht den Song so spannend. Sehr gelungen. Das wird ein Lichtermeer in den Saal bringen.

The Sun Refused To Shine ist der vorletzte Titel auf der CD. Es wird wieder schneller und beginnt mal etwas anders. Die Gitarre wird fast wie eine Balalaika gespielt und klingt dadurch nicht so metallisch. Der Rest des Songs ist dann wieder gute Handwerksarbeit. Nicht unerwähnt sollen die beiden Recken der Rhythmusgruppe bleiben, die hier einen guten Job machen. Bassist Dirk Frei und Schlagzeuger David Schleif sind diese beiden, die für die Basis verantwortlich zeichnen. Nun schon das letzte Stück namens The Last Encore. Das ist mal ein würdiger Abschluss. Zunächst einmal passt der Titel The Last Encore – die letzte Zugabe. Der Sprechgesang zu Beginn geht über in eine schöne Weise. Eine ansprechende Melodie, gepaart mit schon fast symphonischer Instrumentalisierung. Das ist kein Metal mehr. Geht eher in eine progressive Richtung. Für mich das beste Stück dieser CD. Es hat betörende Klänge und im Mittelteil wird die Lautstärke fast auf null gefahren, um dann noch einmal mit aller Macht über einen hereinzubrechen. Klasse gemacht, das hätte glatt noch länger gehen können, aber nach etwas über vier Minuten ist Schluss.

Fazit: Erste reguläre Scheibe der Freiburger mit ihrem relativ neuen Sänger. Da ich die älteren Scheiben nicht kenne, vermisse ich auch den alten Sänger nicht. Beim erstmaligen Hören dachte ich noch so, naja, geht. Jetzt wird es von Mal zu Mal besser und es gibt immer Neues zu entdecken. Ich werde mir mal etwas Älteres anhören, um einen Vergleich zu haben. Die hier abgelieferte Leistung ist schon ansprechend. Von den 11 Songs sind drei überdurchschnittlich gut, der Rest ist gut gemachter Heavy Metal, mit einer gekonnten Mischung aus achtziger Jahre NWOBHM und siebziger Jahre Hard Rock. Der dürfte gern öfters eingesetzt werden, denn die Orgelpassagen passen einfach super in das Gefüge. Es lohnt sich auf jeden Fall, mal ein Ohr zu riskieren und dann das Ganze noch zweimal zu hören. Dann wird es eine runde Sache. Volle Punktzahl gibt es nicht, da der Mix an der einen oder anderen Stelle zu verwaschen und unsauber klingt. Sonst ein starkes Werk.

Anspieltipps: My Dear Old Friend, The Last Encore, Feather In The Wind, Road To Vega
kay l.
8
Leserbewertung3 Bewertungen
9.8
8