“Das Gesicht verändert weiter sein Antlitz!“
Artist: Anathema
Herkunft: Liverpool, UK
Album: The Optimist
Spiellänge: 58:21 Minuten
Genre: Alternative Rock, Instrumental, Jazz
Release: 09.06.2016
Label: Kscope
Link: www.anathema.ws
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – Vincent Cavanagh
Gitarre, Keyboard – Daniel „Danny“ Cavanagh
Gesang – Lee Douglas
Bassgitarre – Jamie Cavanagh
Keyboard, Perkussion – John Douglas
Schlagzeug, Keyboard – Daniel Cardoso
Tracklist:
- 132.63N 117.14W
- Leaving It Behind
- Endless Ways
- The Optimist
- San Francisco
- Springfield
- Ghosts
- Can’t Let Go
- Close Your Eyes
- Wildfires
- Back To The Start
Die Briten Anathema haben Anfang Juni ihr elftes Studioalbum mit dem Titel The Optimist veröffentlicht. Dass die anfänglichen Doom Death Metal bzw Gothic Metal Elemente längst Geschichte sind, dürfte allseits bekannt sein. Melodiösere Songs mit ausgeprägter melancholischer Grundstimmung dominieren das Bild, welches in die tiefen grauen Alternative Rock Schleier abtaucht und am Pop Gefilde vorbeischrammt. Komplexe Jazzstrukturen lassen instrumentale Passagen zu musikalischen Leckerbissen heranschwellen. Die elf Stücke kommen auf eine Stunde Spielzeit und tragen den Stempel vom Label Kscope.
Das Intro 132.63N 117.14W beschreibt die genauen Koordinaten des Strandes auf dem Cover, Silver Strand Beach in San Diego, Kalifornien und ebnet den Weg in ein düsteres Album, in dem man alles findet, nur kein Metal. Wer jetzt erwartet, dass meine Person gnadenlos den Rotstift ansetzt, den muss ich enttäuschen. Denn The Optimist ist eine absolut gelungene Platte, die einmal mehr die Klasse der Protagonisten aufzeigt. Leaving It Behind zieht den Hörer in einen Strudel voller Gedanken, gepaart von elektronischen Einspielungen und verzerrten Vocals, die alle clean gehalten werden. Wenn man den Bandnamen Anathema mal aus dem Kopf streicht, muss man einfach gestehen, dass The Optimist ein richtig fetter Output ist. Fans der ersten Stunde werden weiterhin der Vergangenheit nachtrauern müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Musiker aus Liverpool noch mal zu den Wurzeln zurückkehren, ist wohl unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto.
Endless Ways schwillt zu einem der Höhepunkte an. Der Titeltrack steht dem Hit um nichts nach, ist nur deutlich melancholischer und bedacht, mit der Ruhe Emotionen zu entfachen. Wahnsinn wie Anathema ihr Handwerk verfeinern. Kein Wunder, dass in Deutschland Platz 17 der Charts dabei herumkam. Passagen auslaufen lassen bleibt das Geheimnis, um dann stärker anzuwachsen als einst gestartet. Die gesanglosen Sequenzen strotzen nur so vor Energie und erzeugen beklemmende Gedanken. Bis Wildfires und den schlussendlichen Abschiedssong Back To The Start verlieren die sechs Künstler keinen Millimeter Boden. Keine leichte Kost, dafür ein sehr anständiges Album, welches man gerne öfter hört und das noch besser in den kommenden nasskalten Herbst passt.