Ancient Curse – The New Prophecy

Aller Neustart ist schwer

Artist: Ancient Curse

Herkunft: Bremen, Deutschland

Album: The New Prophecy

Spiellänge: 57:52 Minuten

Genre: Progressive Power Metal

Release: 29.05.2020

Label: Pure Steel Records, Soulfood

Links: https://ancientcurse.de/
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https://www.instagram.com/ancientcursehb/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Pepe Pierez
Gitarre – Gunnar Erxleben
Bassgitarre – Thorsten Penz
Schlagzeug – Matthias Schröder

Special Guest:
Henning Basse (Metalium, Sons Of Seasons)
Oliver Palotai (Kamelot)

Tracklist:

  1. We Follow The Signs
  2. Fire And Ice
  3. The Shadow
  4. Man Of The Storm
  5. Hypnotize
  6. One Moment Of Fortune
  7. Forever Young
  8. Mind Chaos
  9. Prophecy

Wieder einmal haben sich Musiker anlässlich ihrer Liebe zur Musik zusammengefunden und die Entscheidung getroffen, Altes wiederzubeleben und dabei Neues zu schaffen. Es handelt sich hierbei um die Bremer Ancient Curse. Um ganz ehrlich zu sein, bislang hatte ich von Ancient Curse noch nichts gehört. Dies liegt wohl zum einem daran, dass die Band seit dem letzten Studioalbum Thirsty Fields aus dem Jahre 1997 in der Versenkung verschwunden war. Insofern kann ich auf keinerlei früheren Input aus deren Diskografie zurückgreifen.

Ancient Curse gründeten sich bereits 1985. 1987 und 1991 erschienen zunächst zwei Demos und 1995 die EP Thirsty Fields. Im Jahre 1997 veröffentlichte man dann die ersten beiden Longplayer The Landing und Thirsty Fields.

Das Label Pure Steel Records ist ja bekannt dafür, sich u. a. solche Bands zu greifen und zu entwickeln. Nun erscheint mit The New Prophecy nach 23 Jahren Abstinenz das dritte Studioalbum von Ancient Curse.

Die Formation wird unter dem Genre Progressive Power Metal gehandelt, wenngleich sich die Band selbst weder dem Progressive Metal noch dem Power Metal vollständig zuordnen mag. Am Ende ist das wohl auch nicht kriegsentscheidend und soll demnach nur eine grobe Orientierung vorgeben. Was schlussendlich dann als Progressive Metal oder als Power Metal dabei herauskommt, hängt weniger von der Bezeichnung, sondern eher von der Qualität der Musik ab, womit wir dann schon mitten in der Rezension angekommen sind.

Der Opener We Follow The Signs eröffnet das Album auf Basis gezupfter Gitarren indes schon mal mit einer mystischen Einleitung und geht in ein druckvolles und recht zügiges Tempo über. Was mir in der Tat gefällt, ist der eigenwillige Gitarrensound, der auf heruntergestimmten Saiten ordentlich Dampf vermittelt. Die Soli sind Indiz für handwerkliches Geschick. Das Arrangement des Songs wirkt insgesamt etwas verspielt, vielleicht sogar etwas zerfahren, denn Ancient Curse brechen hier aus der eigentlich vermuteten Struktur des Öfteren aus und unterbrechen den Flow. Diese Tatsache verleiht dem Track etwas Einzigartiges. Es klingt flüssig und logisch, bis letztlich, beginnend mit der Bridge, dann in den recht ansprechenden Refrain übergeleitet wird. Die Vocals, die sich weitgehend in der mittleren Range bewähren, geben der Nummer vor allem im Refrain Nachhaltigkeit. Von Progressivität mag ich hier noch nicht sprechen, sicher aber von einer guten Portion Power.

Fire And Ice zeigt sich noch spezieller. Auch hier sticht der Gitarrensound hervor. Ich würde dem Song gar eine kommerzielle Note verleihen wollen. Die Herangehensweise an das Songwriting geht jetzt tendenziell in die progressive Richtung. Die einzelnen Abschnitte sind an den Übergängen gekonnt verknüpft, und dennoch fühlt man sich immer wieder irgendwie aus der Rhythmik herausgerissen. Der Refrain besitzt Wiedererkennung, wird dann aber durch das hart akzentuierte Riffing in die Knie gezwungen. Die Harmonie, auf der der Refrain aufsetzt, ist gegenüber der rohen und groovigen Dynamik in den Strophen derart gegenläufig, dass es schon beinahe abstrakt, aber dennoch vielsagend wirkt.

Ancient Curse haben etwas für komplexes Songwriting übrig, The Shadow dürfte hier als sehr gutes Beispiel dienen. Eine prall gefüllte Inszenierung instrumenteller Opulenz und der ganz eigenen Art von gesanglicher Begleitung.

Man Of The Storm ist mit jeder Menge Mystik angereichert und wird gesanglich auch ansprechend eingefangen, verliert sich über die Dauer des Songs dann aber leider in teils uninspirierten und wenig herausfordernden Aspekten. Das ist dahingehend schade, da Man Of The Storm insgesamt eine gute Anlage besitzt, die der Zerfahrenheit dann leider zum Opfer fällt.

Bei Hypnotize glänzen vor allem die Gitarristen und der Mann am Bass. Das ist allerdings auch der einzige Glanzpunkt. Hypnotize wirkt noch nicht zu Ende gedacht und geht in den Wirren der Progressivität deswegen unter, weil der rote Faden meiner Meinung nach nicht aufzugreifen und ferner auch nicht zu halten ist. Vielleicht hätte diese Nummer noch etwas reifen dürfen.

Etwas mehr an Epic, Mystik und Anleihen an Doom fördert One Moment Of Fortune zutage. Das hört sich zwar sehr ernsthaft an, und die beinahe acht Minuten Spielzeit rechtfertigen dies auch, dennoch lebt diese Nummer einzig nur hiervon und dies reicht nicht gänzlich aus, um erneut auf die Playtaste zu drücken.

Wieder erfrischender geht Forever Young zu Werke. Das kommerzielle Gewand steht Ancient Curse gut zu Gesicht und dies sollten die Herren aus meiner Sicht auch weiterverfolgen. Das Arrangement ist rund und logisch, das Simple im Songwriting gereicht Forever Young sehr zum Vorteil. Das ist moderner Metal, der gut die Gehörgänge heruntergeht.

Mit wie viel Herzblut und Leidenschaft Ancient Curse an die Kompositionen herangehen, zeigt Mind Chaos. Ich würde diesen Song überwiegend als Ballade bezeichnen wollen. Aufbau und Dynamik sprechen hier eine eigene Sprache und ich denke, die Herren selbst gehen in dieser Komposition vollkommen auf. Getragen von sehr schönen Gitarrensoli und sanftmütigen Vocals, kann dieser Song im Bereich der Emotionalität durchaus überzeugen.

Der Titeltrack The New Prophecy besitzt wieder Tempo und Durchschlagskraft und gilt als weiteres Merkmal für das allgemeine Soundgerüst und die musikalische Grundausrichtung von Ancient Curse.

The New Prophecy ist als CD und limitiertes Doppelvinyl (500 Stück) hier erhältlich.

Ancient Curse – The New Prophecy
Fazit
Wie bereits erwähnt, ist nach 23 Jahren ein Neustart nicht immer einfach. Ancient Curse liefern hier ein Album ab, das Höhen aber auch Tiefen aufweist. Ich gehe allerdings davon aus, sollten die Musiker unbeirrt an sich und ihren Songs weiterarbeiten, dass sich über die Zeit hinweg mehr und mehr ein eigener unverkennbarer Stil herauskristallisiert. Die Grundlagen sind allemal vorhanden, letztlich braucht es jetzt wohl nur noch ein gedeihliches Umfeld, gute Ideen, Mut und Disziplin.

Anspieltipps: We Follow The Signs, Fire And Ice und Forever Young
Peter H.
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