Annisokay – Aurora

Annisokay mit neuer Stimme

Artist: Annisokay

Herkunft: Halle, Deutschland

Album: Aurora

Spiellänge: 48:06 Minuten

Genre: Metalcore

Release: 29.01.2021

Label: Arising Empire

Link: www.annisokay.com

Bandmitglieder:

Gesang – Rudi Schwarzer
Gitarre und Backgroundgesang – Christoph Wieczorek
Bassgitarre – Norbert Kayo
Schlagzeug – Nico Vaeen

Tracklist:

  1. Like A Parasite
  2. STFU
  3. The Tragedy
  4. Face The Facts
  5. Overload
  6. Bonfire Of The Millenials
  7. The Cocaines Got Your Tongue
  8. Under Your Tattoo
  9. The Blame Game
  10. I Saw What You Did
  11. Standing Still
  12. Friend Or Enemy
  13. Terminal Velocity

Nach drei Jahren und dem Ausstieg von Sänger Dave Grunewald wurde mit neuem Wind hinterm Mikrofon das fünfte Studioalbum Aurora für Annisokay aufgenommen. Dass die Erwartungen hoch sind, ist keine Frage, das letzte Album Arms hatte bis dahin den höchsten Charteinstieg. Das soll mit Aurora natürlich getoppt werden – ob das möglich ist, schauen wir uns heute mal kurz an. Eins steht aber schon mal fest, wenn man in das Album reinhört, die neue Stimme klingt in keiner Art und Weise befremdlich, sondern schmiegt sich reibungslos an den Stil von Annisokay an und das ist auf jeden Fall schon mal ein Pluspunkt. Das müsste den meisten vermutlich aber auch schon bekannt sein, denn Ende 2019 tourte die Band mit Emil Bulls durchs Land, im Gepäck bereits den neuen Sänger Rudi Schwarzer, welcher von den Fans gleich akzeptiert und gefeiert wurde, was nicht die Regel ist bei Szenenwechsel – aber freut mich für die Band.

Also Aurora. Man könnte meinen, dass es typisch Annisokay ist, was auch irgendwo der Fall ist, dennoch spielen kleine neue Facetten in die Stimmung mit ein, die das gewisse Etwas aus den Songs herausholt. Die Band geht immer kleine Schritte in Richtung Veränderung, tut dies aber so unauffällig, dass man den Fortschritt der Band kaum bemerkt – was schön mit anzusehen ist. Die Rhythmen werden immer komplizierter und anspruchsvoller, woraufhin auch die Riffs und Melodieführung auf den Gitarren komplexer und virtuoser werden. Vergleiche zu den ersten Alben lassen sich problemlos ziehen, dennoch ist Aurora ein Album, welches sich nicht ganz in die Reihen von Annisokay stecken lässt. Prinzipiell bekommt man erst mal das, was man erwartet – auf das man sich freut. Fette Bässe und geschmeidige Gitarren, gesanglich harmonisch aggressiver Wechsel zwischen dem klaren Gesang von Christoph, der sich mit den beißenden Screams von Rudi abwechseln muss. Die kleinen neuen Facetten bieten sich in Form der Textgestaltung meiner Meinung nach deutlich dar, die Texte sind viel bekömmlicher gestaltet und man merkt deutlich, dass diese nicht aus dem Bauch heraus, sondern mit viel Verstand geschrieben wurden.

Dazu kommt der Drang, sich selbst zu verbessern, was absolut gelungen ist. Zwar gehen die Ideen schnell aus und die Lieder enden etwas abrupt, aber das ist später noch ein eigenes Thema. Dennoch muss man Annisokay den Fortschritt hoch anrechnen, dass sie sich nicht auf ihr Glück, Talent und auf die Fans verlassen, sondern immer wieder neue Herausforderungen sehen und diese nicht aus den Augen verlieren. Den Rhythmen und Fills, die am Schlagzeug performt werden, ist kaum zu folgen und an Gitarre und Bass laufen die Finger so federleicht über die Saiten, dass sich meine Finger beim reinen Zuhören verknoten. Auch soundtechnisch bekommt man hier wieder etwas mehr geboten. Fettere Bässe und prägnantere Höhen stechen wesentlich besser hervor und vermischen sich nicht in einem Klangbrei, wie es mir teilweise bei den letzten beiden Alben vorkam. Und obwohl das Album mit seinen dreizehn Tracks durchgehend gut ist und mir technisch kein noch so geringer Fehler auffällt, muss ich leider eins anmerken, denn einen kleinen Angriffspunkt bieten Annisokay dennoch und das ist meiner Meinung nach die Lied-, und Albumlänge. Mir gefallen Lieder über 15 Minuten und ich weiß, dass das im Metalcore absolut nicht machbar ist, dennoch hätte eine halbe Minute mehr die Songs etwas mehr ausdrücken lassen können. Ich finde die Länge des Albums mit 13 Liedern etwas kurz und ich habe auf jeden Fall mehr erwartet. Die Darstellung der erzählten Geschichten kommt etwas kurz, obwohl das Talent und Wissen vorhanden wäre, einen vierminütigen Track daraus zu machen. Theoretisch hätte man dann sogar Material für ein zweites Album, aber das stell ich jetzt mal nach hinten. Das Potenzial wird meiner Meinung nach nicht vollständig ausgenutzt und so bleiben wieder manche Aspekte auf der Strecke, die das Album abwerten könnten, dies aber absolut nicht sollten, das technisch und musikalisch hier komplett fehlerfrei bearbeitet wurde.

Annisokay – Aurora
Fazit
Das Album hätte mehr sein können. Die zu kurz geraten Lieder hinterlassen bei mir Fragezeichen, wieso es nicht weiterbearbeitet wurde - gehört das zur Geschichte? Man wird einfach stehengelassen und das macht den Charakter des Albums etwas kaputt. Es fühlt sich wie ein nicht zu Ende gedachtet Projekt an, in dem viel Potenzial verloren gegangen ist, was ich sehr schade finde.

Anspieltipps: Overload und Standing Still
Paul M.
7.4
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