Anti-Flag – 20/20 European Tour am 28.01.2020 in der Hamburger Fabrik

Anti-Flag mit Anti Trump Flagge unterwegs

Eventname: Anti-Flag – 20/20 European Tour

Headliner: Anti-Flag

Vorband(s): The Creepshow, The Homeless Gospel Choir

Ort: Fabrik, Hamburg

Datum: 28.01.2018

Kosten: ab 27,50 € VVK, Sold out

Genre: Folk (Akustik), Psychobilly, Punk

Besucher: ca. 1200 Besucher

Veranstalter: x-why-z Konzertagentur GmbH & Co. KG (https://x-why-z.eu/)

Links: http://www.anti-flag.com/
https://de-de.facebook.com/anti.flag.official/
https://de-de.facebook.com/TheCreepshowOfficial/
https://www.thehomelessgospelchoir.com/
https://www.facebook.com/TheHomelessGospelChoir/
https://fabrik.de/veranstaltungen/veranstaltungen.php

Setliste Anti-Flag:

  1. Intro: Blitzkrieg Bop (Ramones Song)
  2. Christian Nationalist
  3. Turncoat
  4. Fabled World
  5. I´m Dead
  6. Trouble Follows Me
  7. Angry, Young and Poor
  8. 20/20 Vision
  9. The Press Corpse
  10. The Criminals
  11. Broken Bones
  12. The Smartest Bomb
  13. I Came. I Saw. I Believed.
  14. Fuck Police Brutality
  15. Unbreakable
  16. Hymn For The Dead
  17. 1 Trillion Dollar$
  18. Hate Conquers All
  19. This Is The End (For You My Friend)
  20. American Attraction

Zugabe:

  1. The Disease
  2. Cities Burn
  3. Brandenburg Gate
  4. Die For The Government

Am heutigen Dienstagabend gibt es das eigentlich schon fast jährliche Konzert der aus Pittsburgh stammenden politisch engagierten Punk Band Anti-Flag in Hamburg. Wie in den letzten Jahren fast immer, geht es heute in der Fabrik zur Sache. Das ist jetzt zwar nicht direkt auf dem Kiez, aber zu Fuß in kaum mehr als zehn Minuten vom Bahnhof Altona gut zu erreichen. Bereits im Vorfeld wurde Sold Out gemeldet: bedeutet 1.200 Zuschauer. Überrascht nicht wirklich – Anti-Flag sind in Hamburg ein sehr gern gesehener Gast. Von der S-Bahnstation Altona sind dann ca. eine Stunde vor Konzertbeginn auch etliche Menschen trotz wenig angenehmer Wetterbedingungen auf dem Weg zur Location.

Konzertbeginn ist allerdings erst um 20.30 Uhr und wird vom Club auch perfekt über die entsprechenden Kanäle kommuniziert. Für einen Abend unter der Woche schon recht spät. Das tut der allgemeinen Vorfreude auf die vier Herren aus Pennsylvania keinen Abbruch.

Pünktlich um 20.30 Uhr kommt ein Herr mit einer Akustik Gitarre auf die Bühne. Hinter The Homeless Gospel Choir verbirgt sich Derek Zanetti. Er unterhält sein Publikum mit Protestsongs, die sich in der Regel gegen die aktuelle Entwicklung in der Welt – aber natürlich mit großem Augenmerk auf die USA und Herrn Trump – richten. Das 2017er Album heißt Normal und daraus werden in ca. 30 Minuten verschiedene Tracks wie Crazy, Depression oder der Titelsong selbst präsentiert. Auffallend ist die ungehörige Dynamik von Derek. Da steht jemand voll hinter dem, was er tut. Wie Anti-Flag kommt auch Derek aus Pittsburgh – musikalisch passen Anti-Flag und Derek nur bedingt zueinander – aber natürlich inhaltlich. Wenn jemand als One-Man-Show mit Gitarre und Stimme auf der Bühne steht, dann habe ich da schon großen Respekt und Anerkennung für den Musiker. Als Opener absolut okay. Auch wenn akustischer Folk nicht unbedingt meine bevorzugte Richtung ist.

15 Minuten Umbaupause – dann kommen The Creepshow auf die Bühne. The Creepshow kommen aus Kanada (Burlington, Ontario) und haben keine Protestsongs im Gepäck, sondern thematisch Monster aus Horrorfilmen. Man könnte jetzt sarkastisch subsumieren, dass Anti- Flag ja auch über Monster singen – nur eben nicht aus Horrorfilmen, sondern aus dem realen Leben. Seit 2005 sind die vier Herren und Sängerin weltweit unterwegs und gelten als bedeutsame Psychobilly Band. Fünf Longplayer hat die Truppe bisher veröffentlicht, zuletzt 2017 Death At My Door. Konstant im Line-Up sind nur zwei Mitglieder: Am Kontrabass „SickboySean McNab sowie das Keyboard mit „The Reverend McGintyKristian Rowles. Alejandro Serritiello an den Drums kam erst vor einem Jahr zur Band, Gitarrist Chuck Coles 2013 und Sängerin & Gitarristin „KendaKendalyn Legaspi 2012. So werden halt Tracks wie Zombies Ate Her Brain, See You In Hell oder The Devil´s Son performt. Alles ganz nett und es sorgt auch für Stimmung im Publikum. Mich persönlich erreicht die Band nicht. Der Kontrabass und Keyboard orientierte Sound ist dann schon etwas gewöhnungsbedürftig. Das Hamburger Publikum feiert die Truppe ab und nach einer guten halben Stunde ist die Show auch vorbei und nun wartet man auf den Headliner des heutigen Abends.

Anti-Flag gibt es schon mehr als 25 Jahre (Gründung 1993). 1996 erschien mit Die For The Government der erste Longplayer. Der Titeltrack oder auch Fuck Police Brutality sind nach wie vor absolute Bandklassiker. Das Album selbst befasst sich mit der Punkbewegung in den USA sowie den Aktivitäten der Polizei. Anti-Flag organisierten u.a. mit Autor Michael Moore zu Beginn des Irak Krieges die bis dato größte Anti Kriegs Demo in den USA. Politik ist nicht erst seit Donald T. ein Thema. So wird u.a. die Non Profit Organisation Military Free Zone von Anti-Flag unterstützt. Military Free Zone kämpft gegen das Werben des Militärs an Schulen. Am 17.01.2020 erschien das neue Werk 20/20 Vision. Das Album ist quasi eine Art „Wunschzettel“ für die Zukunft und prangert vor allem die Entwicklung in den USA an. Das Cover zeigt den aktuellen amerikanischen Präsidenten, welcher mit mathematischen Zeichen „minus“ und „geteilt“ verziert wurde. Das Cover ist auch das heutige Transparent auf der Bühne. So haben Anti-Flag eine Anti Trump Flagge als Transparent und Botschaft zum heutigen Gig mitgebracht.

Drummer Pat Thetic (Patrick Bollinger) ist heute nicht am Start. Er wird durch Eric Pitluga vertreten. Pat ist bzgl. Familiennachwuchs zu Hause geblieben. Eric ist ein Contractor und hat Pat bereits vor vier Jahren vertreten. Für amerikanische Bands nicht so ungewöhnlich. Es gibt Contractor Musiker für so ziemlich jedes Instrument in den Staaten. Manchmal werden aus Contractor Musikern auch irgendwann permanente Bandmitglieder. Die weiteren Bandmitglieder sind Justin Sane (Justin Geever, Gesang, Gitarre), Chris Head (Gitarre, Hintergrundgesang) und Chris #2 (Chris Barker, Bass und Gesang).

Dann erklingt der Ramones Klassiker Blitzkrieg Bop und das Licht geht aus. Die Stimmung ist eigentlich von der ersten Sekunde hervorragend und der Moshpit tobt ab dem ersten Riff von Christian Nationalist (Vision 20/20). Justin und die beiden Chris drücken das Gaspedal sofort durch und legen mit Turncoat gleich einen Klassiker nach (The Terror State, 2003). Nun sind auch bereits die ersten Crowd Surfer unterwegs und die Fabrik ist auf „Betriebstemperatur“. Anschließend gibt es von Justin eine Begrüßung des Publikums und die Überleitung zu Fabled World (American Spring, 2015). Die Zeitreise durch die Bandgeschichte geht mit Trouble Follows Me (American Fall, 2017), Angry, Young And Poor (Underground Network, 2001) zu 20/20 Vision und dem Titeltrack des 2020er Werks. Der Moshpit tobt und die Stimmung ist bestens. Die Band performt ebenfalls sauber. Melodischer Hardcore / Punk halt – wobei hier gerade die alten Sachen hervorragend rüberkommen. So dreht das Publikum bei The Press Corpse, 1 Trillion Dollar oder Fuck Police Brutality kräftig am Rad. Nach Fuck Police Brutality antwortet die Crowd mit „ganz Hamburg hasst die Polizei“. Ob die Herren aus den USA deutsch verstehen, entzieht sich meiner Kenntnis. Den vorläufigen Siedepunkt erreicht die Show mit This Is The End (For You My Friend). Das Publikum singt den Refrain lautstark mit und der Spaßfaktor ist bei Band und Crowd entsprechend hoch. Es folgt mit American Attraction der letzte Song des Hauptteils der Show. Kurze Pause für Band und Publikum vor der Zugabe. Zwei absolute Klassiker fehlen ja noch.

The Disease (Vision 20/20) und Cities Burn (For Blood And Empire) stimmen auf Brandenburg Gate ein. Vom ersten Ton an haben die “Grabenschlampen” mehr als nur alle Hände voll zu tun. Derek (The Homeless Gospel Choir) kommt auch auf die Bühne und singt ebenfalls mit. Es dröhnt aus 1000 Kehlen “I will wait at the Brandenburg Gate, At the Brandenburg Gate I’ll wait”.

Aber ein Song fehlt ja irgendwie noch…

Dann intoniert Chris #2:
You’ve gotta die, gotta die, gotta die for your government?
Die for your country? That’s shit!

Kollektives Durchdrehen erfolgt in Publikum. Irgendwann stoppt die Band den Song und bittet das Publikum etwas Platz vor der Bühne zu schaffen. Eric samt Drums und Chris #2 machen nun im Publikum zwischen Crowd Surfern und Moshpit weiter. The Creepshow ist nun auch on Stage und übernimmt die freien Plätze. Irgendwann werden die Drums samt Eric und Chris #2 zurück auf die Bühne gebracht und der Refrain nochmals angestimmt. Dann ist gegen 23.45 Uhr das Konzert durch. 90 Minuten Abriss in der Fabrik. Mal wieder ein geiler Auftritt der vier Herren aus Pittsburgh.

Fazit: Auch wenn es recht spät ist für einen Dienstagabend. Anti-Flag sind live einfach top. Das ist halt kein Schrabbel Punk, sondern vernünftig komponierte Songs, die auch für Headbanger zugänglich sind. Das zeigt sich auch heute in der Fabrik. Da sind WOA Shirts oder andere eindeutig dem Metal zuzuordnen Utensilien neben den FCK NZS oder Dritte Wahl Aufschriften am Start. Danke an die Band für den geilen Gig heute und bis nächstes Jahr!